Die Weltbank plant, ärmere Länder beim Bau von Atomkraftwerken zu unterstützen. Doch die deutsche Entwicklungshilfeministerin Reem Alabali Radovan (SPD) will das verhindern. Jetzt gibt es Widerspruch vom Koalitionspartner.
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Buahahahaha
1. Das ist hinsichtlich der WB keine Neuigkeit, das ist dort seit Juni Beschlusslage. Nur ohne jede reale Relevanz.
2. Die Weltbank hat heutzutage 0,0 Erfahrung mit der Finanzierung von KKW, die letzte Aktivität der WB in dieser Richtung war 1959, wo man sich mit 40 Mio USD an der Finanzierung des ersten italienischen Reaktors beteiligte. Danach genau nichts mehr - die Erklärung 2013, Nuklearanlagen nicht zu finanzieren war das eher Begleitrauschen ohne jede reale Relevanz. Das man das nun wieder aufhebt ebenso, da es den seit 1959 (!) bestehenden Zustand nicht wirklich ändert.
Nun möchte man ggf. lifetime extensions in Ländern finanzieren, die schon Reaktoren haben und SMRs und den Ausbau der Netze finanzieren. Wen wunderts, sind doch 17% der Weltbankanteile zur US-Regierung gehörig. Und jetzt darf man nochmal nachdenken, wo das Thema lifetime extensions überhaupt eine Rolle spielt und warum man ausgerechnet die WB dazu bräuchte. Klartext: man möchte amerikanische Mittel für amerikanische lifetime extensions nutzen - MAGA in Reinkultur.
3. Warum die Bundesregierung sich diesbezüglich streiten muss erschließt sich mir nicht bzw. ist eher eine unnötige Diskussion um der Diskussion willen. Es gibt bei den WB-Institutionen Gesellschafter und entsprechende Gremien, die Bundesrepublik hat daran je nach WB-Institution ca. 5% (Stimmrechte und Anteile sind leicht unterschiedlich). Rest ist eine Mehrheitsfrage. Meint: Man hat sich offenbar bei der WB mehrheitlich für Nuklearfinanzierung ausgesprochen, obwohl die Bundesrepublik dagegen gestimmt hat. Ob man die eigene Hanltung nun noch in pro-nuklear ändert oder nicht ändert genau nichts und erregt außerhalb dieser doch recht abgehobenen Diskussionsrunde nur die WELT.
Meint: Die müssen mal wieder an die frische Luft mit ein bisschen Lach-Yoga.
4. In armen Ländern Reaktoren zu bauen ist aktuell nur als Build&Lease&Operate denkbar, sonst müsste das nötige Knowhow zunächst aufgebaut werden - meint 4-5 Jahre Studium, 10 Jahre Training on the Job etc. Aber sowas passiert nicht unabhängig vom Betreiber (niemand verlässt sich darauf, dass die Leute nach Studienabschluss schon in einem nicht existenten Bereich arbeiten) - und dann bringt der GU (sowas wie Rosatom) neben dem Personal auch die Finanzierung mit… niemand braucht dafür wirklich die Weltbank.
Das methodische Problem ist in etwa dasselbe, als wenn ich in einem Land ohne Schiffbauindustrie die allererste Werft des Landes aufbauen möchte. Und ich weiß, wovon ich da spreche. Denn ich war Teil eines kleinen Teams, das sowas bereits durchgezogen hat (die Werft existiert und arbeitet seit 20 Jahren) und bei mir geistert seit knapp 20 Jahren noch eine weitere Feasibility Study / Concept Study für so ein Projekt in einer völlig anderen Ecke der Welt rum. Das Ganze hat schon Probleme mit den Eingangsqualifikationen, beginnt z.B. mit einem Sprachkurs, den nicht alle schaffen, einer Berufsausbildung im Ausland, einem weitergehenden Studium oder einer Meisterausbildung im Ausland, das auch nicht alle schaffen. Und in der Zwischenzeit klärt man rechtliche Fragen, Beschaffungs- und Zollfragen und baut irgendwann auch noch die Anlage und hofft dann darauf, dass die ausgebildeten Leute noch auf den Job gewartet haben für den sie irgendwann mal mit viel Aufwand ausgebildet wurden - was ohne einen integrierten Ansatz völlig unrealistisch ist.
D.h. - wer auch immer jetzt dort in Richtung Nukleartechnik im Ausland studiert - dort wird so schnell kein Job existieren, der dieses Wissen im operativen Einsatz erfordert.
Wie unrealistisch die Annahmen am Beispiel Ruanda als Entwicklungsland mit Nuklear-Ambitionen sind:
Dort wachsen die zu bauenden KKW-Kapazitäten geradezu in den Himmel, je nach Quelle 2GW, 8,4GW oder gar 24GW. Dort wo der Dienstleistungssektor (50% der Wirtschaft) der Wachstumstreiber ist und der Hauptanteil des benötigten Stroms (51%, dazu 4% solar, Rest Gas aus internationalen Quellen obwohl eigene Gasvorkommen) bei rund 220 MW installierter Kapazität verlässlich aus Wasserkraft kommt. 1/3 der Haushalte hat nichtmal eine Glühlampe, aber man möchte immerhin bis 2025 1000 Dörfer elektrifizieren. Der nächste 5-Jahr-Plan (
https://www.minecofin.gov.rw/index....oken=0d37e3b2e0b33ca65ec4fcc88d0c86132b3e6056) möchte die Clean Energy-Anteile - durchaus bei Steigerung der Energiemenge - auf 60% steigern, d.h. da kommen vielleicht 100 MW (8% jährliches Wirtschaftswachstum unterstellt) installierte Kapazität hinzu.
Bei aller denkbaren „Industrialisierung“, aber mein Optimismus hält sich da sehr in Grenzen - es passt schlicht um Größenordnungen nicht.
Übrigens passen auch die 16 Mrd USD Invest allein in nur 1,5 GW Solar (das wären 10.000 USD/kwP bzw. mehr als das 10fache der realen Kosten) dort nicht wirklich, aber das meint immerhin bis 2050 gesamt - auf einer Basis von 220 MW gesamt aktuell.
Wenn man da auch nur 2 GW bei der derzeitigen Netzstruktur/Abnahme baut verteuern sich die Stromkosten erstmal schlicht auf Faktor 5-10 und es gibt eine handfeste Wirtschaftskrise und dann bleibt erstmal nur Gorilla Trekking als Einnahme.
Alle balgen sich: Chinesen, Russen, Amerikaner, Koreaner - und auf alle Fälle hat dort jemand einen Heidenspaß an diesem Unfug.
Was ist eigentlich aus dem deutsch-kanadischen Dual Fluid-Reaktor geworden, der 2026 dort für eine Testphase bis 2028 in Betrieb gehen soll (die WELT berichtete 2023?). Müsste ja nun mittlerweile wenigstens eine Baustelle geben… Nein! Doch! Ohh!
Und wann kommt der 15 MW Nano Nuclear ZEUS-Reaktor in Ruanda (das nächste Ding mit irgendeiner wilden Absichtserklärung irgendwann aus 2024)? Sind das nicht die Dinger, die man auf einen Truck installieren wollte - auch zur Versorgung der US-Armee?
Nicht das mich jemand falsch versteht: Die Größenordnung ist für Ruanda schon passender als große 1+GW-Kraftwerksblöcke.Aber man muss dann an die Vorhaltung der gesamte Kette denken - von Ersatzteilen, Kernbrennstoff bis Entsorgung. Ob sich das in diesen Größenordnungen lohnt, da habe ich erhebliche Zweifel. Auch das Thema Sicherheitskultur ist ein solches…