27.02.2012
Das Angebot der FRAPORT AG
oder
NUR OHNE VORFELDAUFSICHT
Uns klingen noch die Worte des Herrn Schulte aus der Pressekonferenz am Mittwoch in den Ohren: „Wir sind bereit, auf Basis unseres letzten Angebotes in der Schlichtung mit der GdF einen Abschluss zu erreichen“ Dieser Ankündigung, möglicherweise doch etwas voreilig formuliert, folgte nun eine ernüchternde Rolle rückwärts und Fraport legte ein Gesamtangebot vor, in dem die Kolleginnen und Kollegen der Vorfeldaufsicht gar nicht mehr vorkommen. Sie sollen nicht nur ohne Vergütungsanpassung bleiben, sondern wurden aus den Verträgen der GdF insgesamt schlicht getilgt, nahezu die Hälfte der in diesem Konflikt vertretenen Mitglieder bliebe also, folgte man dem Ansinnen der Fraport, komplett ohne Tarifvertrag.
Dies stellt in der Tariflandschaft Deutschlands einen einmaligen Vorfall dar.
Die Verhandelnden der GdF gingen flexibel in die Gespräche und waren in einzelnen Punkten bereit, unterhalb des Schlichterspruchs zu bleiben, um eine Einigung in diesem Tarifkonflikt zu erreichen. Für die Vorfeldkontrolle und die Verkehrszentrale wäre diese unserer Ansicht nach mit etwas gutem Willen beider Seiten möglich gewesen. Für den Vorstand der Fraport ging es jedoch, wie wir aus den jüngsten Entwicklungen schließen müssen, zu keinem Zeitpunkt tatsächlich um einen Abschluss - die ganze Sache war schlicht eine Luftnummer, um Zeit zu schinden und in der Öffentlichkeit vermeintlich gut da zu stehen.
In der Nachbetrachtung müssen wir feststellen, dass es der Fraport offensichtlich leicht fällt, nicht nur ihre Mitarbeiter, sondern auch ihre Verhandlungspartner, die Presse, Geschäftspartner, Passagiere, Airlines und die Politik zu belügen und zu betrügen.
Welches Gewicht kann man Aussagen von Vorständen beimessen, die in der Öffentlichkeit publizierte, dokumentierte Zusagen nach zwei Tagen widerrufen?
Über welche Kompetenz verfügt eine Unternehmensführung, die in die Gespräche vollkommen uninformiert mit Sachständen eintritt, die ungefähr dem Verhandlungsstand zum Zeitpunkt der Berufung von Herrn v. Beust, also VOR der Schlichtung, entsprechen?
Uns blieb keine Alternative, als die Gespräche zu beenden und Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Streiks zu initialisieren. Die Folgen für Passagiere und Airlines sind einzig und allein von der Fraport Führung zu verantworten, und Früchte einer destruktiven Grundhaltung. Wir rechnen selbstverständlich erneut mit unsauberen Methoden im Arbeitskampf. Der Einsatz von Streikbrechern anderer Flughäfen und die intensive Unterstützung seitens der Lufthansa, die so den Streik, den sie öffentlich harsch kritisiert, erst in die Länge zieht, wird uns nicht aufhalten. Wir sind bereit, alle Mittel einzusetzen, die uns zur Verfügung stehen, um den Ausverkauf von Arbeitnehmerinteressen aufzuhalten.
Wir rufen alle Mitglieder der GdF auf, sich mit den Kolleginnen und Kollegen des Flughafens Frankfurt zu solidarisieren und ihnen in ihrem Arbeitskampf beizustehen. Ihr habt es längt begriffen: Es geht hier schon lange nicht mehr um eine Vergütungsanpassung oder andere inhaltliche Regelungen, es handelt sich um einen gut organisierten und geplanten Angriff der Arbeitgeber auf das Grundrecht der Koalitionsfreiheit.
Dieses Grundrecht soll zur Diskussion gestellt und gekippt werden.
Die Interessen von Spezialistengruppen sollen wieder in die träge, für diese Interessen gänzlich unsensible und uninformierte Masse der Großgewerkschaften integriert werden, wo sie dann ins Leere laufen und keinen Schaden mehr anrichten können.
Der soziale Friede, der gern vollmundig auch seitens der Großgewerkschaften ins Feld geführt wird, ist in Wahrheit der Friede der Unternehmen, die weiterhin komfortabel Arbeitnehmerinteressen ignorieren und freie Hand bei der Gestaltung von Arbeitsumfeldern haben wollen, die Arbeitnehmern schaden und sie ausbeuten. Das geht natürlich viel leichter, wenn man als Verhandlungspartner nur eine große, träge Gewerkschaft hat, deren Führer mit erheblich weniger Aufwand kontrolliert und manipuliert werden können.
Dass Spezialisten- oder Spartengewerkschaften für alle Arbeitnehmer etwas Gutes sind, und endlich wieder für Bewegung zu Gunsten der Arbeitnehmer führen können, belegt „die große Gewerkschaft“ gerade eindrucksvoll selbst durch die Ankündigung, bei einem Abschluss der Fraport mit der GdF nachziehen und auch für die übrigen, durch sie vertretenen Arbeitnehmer angemessene Forderungen stellen zu wollen. Der geneigte Beobachter fragt sich angesichts dieser interessanten Ankündigung: Warum setzt besagte Gewerkschaft die nun angedrohte Macht nicht schon längst ein, um die Interessen der von ihr vertretenen Mitglieder am Frankfurter Flughafen mit Nachdruck zu vertreten und deren teils wirklich schlechte Arbeitskonditionen endlich auf ein akzeptables Maß anzuheben?
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