09.02.16: Schweres Zugunglück in Bayern mit mehreren Toten und 100 Verletzten

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reisefan

Erfahrenes Mitglied
09.05.2009
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Muc
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Ich wohne 1 km weg von dem schrecklichen Zugunglück und habe am Dienstag noch den Knall gehört, als ich in die Arbeit gefahen bin...
Was danach hier los war, einfach unbeschreiblich - unzählige Krankenwagen, Feuerwehren, Hubschrauber etc waren innerhalb weniger Minuten am Unfallort.
Mein Vater fährt jeden morgen mit dem Meridian von Ro nach Muc, eigentlich nicht über Holzkirchen - so oft wie mit den Zügen was ist, kam das aber natürlich auch schon vor. Lieber über Holzkirchen, als gar nicht nach München kommen. Er hatte am Dienstag frei...
Mein Bruder war mit der Feuerwehr über 8 Stunden im Einsatz, an vorderster Front. Einige Details die er mir über die Toten und schwer Verletzten erzählt hat, erspare ich mir hier.
Was aber wirklich unglaublich war, waren die Presseleute! Je näher an den Toten, umso besser, wie immer... Als dann ein Sanitäter den Spieß umgedreht hat und die Pressemeute mit seinem Handy fotografiert hat, wurde ein regelrechter Shitstorm draus, da im Internet verbreitet wurden, dass er ein Selfie mit den zusammengekrachten Zügen im Hintergrund gemacht hat. Es musste dann sogar eine Gegendarstellung veröffentlich werden.

Ich bin gespannt, ob und wie die Öffentlichkeit die genauen Umstände erfährt... Mir kommt da einiges etwas seltsam vor.

Mein tiefes Beileid an alle Angehörigen der Opfer (die ja gestern namentlich in der B... Zeitung standen), baldige Genesung der Verletzten und ein riesengroßes Lob an die hunderten Helfer!!!
 
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rorschi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
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ZRH / MUC
Ich bin gespannt, ob und wie die Öffentlichkeit die genauen Umstände erfährt... Mir kommt da einiges etwas seltsam vor.

Die Eisenbahn-Revue und einige ihrer Mitarbeiter (persönlich) kennend, habe ich aus dieser Hinsicht keinerlei Zweifel.
An dem Thema hängt zuviel über die Sicherheit bei der DB AG.
 
N

Namenloser

Guest
Oder hat gar der eine Lokführer bewusst die PZB ignoriert (sprich: Nach der automatischen Schnellbremsung wieder losgefahren)?

Theoretisch(!!) wäre noch ein Ausschalten der Indusi durch den Lokführer möglich. Rein theoretisch, ohne etwas zu unterstellen.
 

MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Der früher einmal vorgesehene zweigleisige Ausbau ist defintiv NICHT an irgendwelchen Naturschützern gescheitert, sondern einfach von der DB, der bayrischen Staatsregierung und den Bundesministern nicht energisch betrieben worden.

Letztendlich ist es immer am fehlenden Geld gescheitert dass man nicht für eine Strecke aufbringen wollte die halt doch nur eine Nebenbahn ist. Es gibt glaube eine Kanalbrücke zwischen Bruckmühl und Westerham die zwar für eine zweigleisige Strecke bereits ausgelegt wurde, aber das war wohl eher sehr optimistisch gedacht.
Der Aufwand die Strecke im Mangfalltal (nähe Waypoint MANAL/MANgfalltAL ;) ) von Westerham nach Kreuzstraße zweigleisig auszubauen wäre wegen der schwierigen Geographie allein schon nicht bezahlbar.

Dass die Verwaltungsprozesse in der Region auch ewig dauern sieht man wie lange einige Haltestellen (Hinrichssegen, Aibling-Kurpark) schon in Planung waren (Jahrzehnte!) bis sie endlich umgesetzt wurden. Haltestellen wie Feldolling sind ebensolange schon in Planung aber nach wie vor nicht umgesetzt. Die Umgehungsstraße von Aibling hat auch ca. 50 Jahre gedauert bis sie endlich da war...

Mit Naturschützern hat das nichts zu tun dass die Strecke nicht zweigleisig ist.


Was aber wirklich unglaublich war, waren die Presseleute! Je näher an den Toten, umso besser, wie immer... Als dann ein Sanitäter den Spieß umgedreht hat und die Pressemeute mit seinem Handy fotografiert hat, wurde ein regelrechter Shitstorm draus, da im Internet verbreitet wurden, dass er ein Selfie mit den zusammengekrachten Zügen im Hintergrund gemacht hat. Es musste dann sogar eine Gegendarstellung veröffentlich werden.

Wenn man dieses Foto gesehen hat muss man aber auch sagen dass es sehr unglücklich wirkt wenn es kein Selfie war...

Letztendlich muss sich auch jeder selber an die Nase fassen und fragen ob er das konsumiert was die wilde Pressemeute uns anbietet. Gibt ja auch Menschen die unbedingt ihr verwackeltes Handyvideo nach Unfall aus dem Zug gleich zu Youtube hochladen müssen. Gibt auch genügend die es angeschaut haben... der Markt giert nach solchen Sensationsfilmchen. Je größer die Katastrophe desto mehr Klicks...
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
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Dahoam
Theoretisch(!!) wäre noch ein Ausschalten der Indusi durch den Lokführer möglich. Rein theoretisch, ohne etwas zu unterstellen.

Ist ja nicht nur theoretisch so. Ist einer der beiden Lokführer mit Ersatzsignal gefahren (was notwendig ist wenn die Technik funktioniert hat) hat er die Zwangsbremsung weggedrückt (wie es bei Ersatzsignal gemacht wird). Dass in solch einem Fall sämtliche Sicherheitssysteme umgangen werden ist halt das Gefährliche daran.
 
N

Namenloser

Guest
Ist ja nicht nur theoretisch so. Ist einer der beiden Lokführer mit Ersatzsignal gefahren (was notwendig ist wenn die Technik funktioniert hat) hat er die Zwangsbremsung weggedrückt (wie es bei Ersatzsignal gemacht wird). Dass in solch einem Fall sämtliche Sicherheitssysteme umgangen werden ist halt das Gefährliche daran.

Mit maximal 40km/h kann der 2000-er Magnet bei gedrückter Befehlstaste überfahren und danach kann wieder beschleunigt werden.

Was ich meinte, wäre ein komplettes Abschalten der Indusi, welches die komplette Unwirksamkeit der PZB zur Folge hätte. Dies wäre dann allerdings vorsätzliches Handeln.
 

MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Mit maximal 40km/h kann der 2000-er Magnet bei gedrückter Befehlstaste überfahren und danach kann wieder beschleunigt werden.

Was ich meinte, wäre ein komplettes Abschalten der Indusi, welches die komplette Unwirksamkeit der PZB zur Folge hätte. Dies wäre dann allerdings vorsätzliches Handeln.

Warum soll man das System außer Betrieb setzen wenn man es ohne großen Aufwand ja übergehen kann?
 

rorschi

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09.03.2009
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Mr. Tequilla

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03.04.2014
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Was ich meinte, wäre ein komplettes Abschalten der Indusi, welches die komplette Unwirksamkeit der PZB zur Folge hätte. Dies wäre dann allerdings vorsätzliches Handeln.
nein, das wäre de jure kein vorsätzliches Handeln.
Ich denke zu glauben zu verstehen wie du das meinst, aber Vorsatz bedeutet de jure tatsächlich dem Fahrdienstleiter Absicht nachweisen zu müssen und zu können, dass er vorsätzlich vor hatte, die beiden Züge zur Kollision zu bringen ... nur das wäre juristisch Vorsatz

das wollte er aber mit einiger Sicherheit wohl nicht, sein eigentliches Motiv war ja ein anderes, weswegen das Überbrücken sämtlicher technischer Sicherheitsvorkehrungen dann "nur" eine grobe Fahrlässigkeit sein wird ...
 
N

Namenloser

Guest
nein, das wäre de jure kein vorsätzliches Handeln.
Ich denke zu glauben zu verstehen wie du das meinst, aber Vorsatz bedeutet de jure tatsächlich dem Fahrdienstleiter Absicht nachweisen zu müssen und zu können, dass er vorsätzlich vor hatte, die beiden Züge zur Kollision zu bringen ... nur das wäre juristisch Vorsatz

das wollte er aber mit einiger Sicherheit wohl nicht, sein eigentliches Motiv war ja ein anderes, weswegen das Überbrücken sämtlicher technischer Sicherheitsvorkehrungen dann "nur" eine grobe Fahrlässigkeit sein wird ...

Es ging um den Lokführer.

BTW: Absicht, d.h dolus directus 1. Grades ist nicht erforderlich. Dolus eventualis - bedingter Vorsatz wäre ausreichend; d.h. der Täter hat den Taterfolg für möglich halten müssen bzw. ihn billigend in Kauf nehmen müssen. Das beziehe ich jetzt nicht auf den Fall, sondern auf die allgemeine juristische Abgrenzung.

Wenn ich beispielsweise einem anderen eine Eisenstange über den Kopf ziehe und dabei erschlage, muß es mir auf den tatbestandlichen Erfolg (Tötung) nicht ankommen. Es reicht aus, wenn ich es für möglich gehalten habe, daß dadurch der andere stirbt, was nach allgemeiner Lebensauffassung bei Wahl einer Eisenstange zu bejahen ist. Totschlag wäre damit gegeben.
 
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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Auch wenn keine Details mitgeteilt wurden ist es nun klar, der Fahrdienstleiter trägt die Verantwortung für den folgenschweren Unfall.

Bad Aibling: Live Ticker Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft nach Zug-Unglück | Zugunglück bei Bad Aibling

"Wir haben uns bereits letzten Dienstag auf den Fahrdienstleiter fokussiert. Hätte sich der Fahrdienstleiter an seine Regeln gehalten, wäre es nicht zu dem Zusammenstoß gekommen! Es sind keinerlei Hinweise auf technische Fehler zu erkennen. Es war menschliches Versagen!"

Arme Sau... mehr fällt mir zu dem gerade nicht ein. Frage bleibt warum er das getan hat. Ob das normale Alltagspraxis bei der Bahn ist/war oder eine Kurzschlußhandlung werden wohl die weiteren Ermittlungen ergeben.

Noch eine Ergänzung, die bestätigt dass auf Ersatzsignal gefahren wurde:
"Es wurde ein Sondersignal gegeben, das nicht gegeben hätte werden dürfen", heißt es auf Nachfrage zum genauen Fehler. Man hoffe, bald den Unfall rekonstruieren zu können.

Zu zwei Notrufen, die abgesetzt worden sein sollen: "Der Fahrdienstleiter hat, nachdem er seinen Fehler bemerkt hat, noch einen Notruf abgesetzt", so die Staatsanwaltschaft.

Was aus meiner Sicht notwendig wäre in diesem System wäre ein "Notaus"-System für einen Streckenabschnitt der sofort alles was darauf unterwegs ist stoppt. Ähnlich wie die Notschalter bei der U-Bahn in den Bahnhöfen die das gesamte Gleis abschalten. Zumindest bei elektrischen Strecken könnte man das vergleichsweise einfach umsetzen. Der Notruf kostet einfach zuviel Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mr. Tequilla

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03.04.2014
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Nun also offiziell, was sowieso schon am Plausibelsten war.
Der Fahrdienstleiter.

Interessant was es dann für fahrlässige Tötung geben wird.
Als Vergleich zu all den 'Hönessfetischisten'
 

Mr. Tequilla

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03.04.2014
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Unsinnig darüber zu diskutieren, ein Menschenleben lässt sich nicht mit einem Wert beziffern.
Für mich keineswegs uninteressant.
Immerhin haben bei Höneß nicht wenige aufgeschrien, obwohl es 'nur' um Geld ging und er seinen Schaden übergutgemacht hat.

Dagegen nun 11-fache fahrlässige Tötung.
Für mich interessant.
 

CarstenS

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08.09.2012
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Für mich keineswegs uninteressant.
Immerhin haben bei Höneß nicht wenige aufgeschrien, obwohl es 'nur' um Geld ging und er seinen Schaden übergutgemacht hat.

Dagegen nun 11-fache fahrlässige Tötung.
Für mich interessant.

Ich verstehe jetzt absolut nicht, was der Herr Höneß mit diesem Unfall und dem nun folgenden Verfahren zu tun hat.

Betrachtet man vergleichbare Fälle solcher Unfälle, wird der FdL vrsl. eine Haftstrafe von beträchtlicher Höhe bekommen.
 

tmmd

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24.07.2014
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www.euroreiseblog.de
Was aus meiner Sicht notwendig wäre in diesem System wäre ein "Notaus"-System für einen Streckenabschnitt der sofort alles was darauf unterwegs ist stoppt. Ähnlich wie die Notschalter bei der U-Bahn in den Bahnhöfen die das gesamte Gleis abschalten. Zumindest bei elektrischen Strecken könnte man das vergleichsweise einfach umsetzen. Der Notruf kostet einfach zuviel Zeit.

Dir ist klar, daß selbst bei Abschaltung der Oberleitung kein Zug sofort stehen würde?
Stromlose Oberleitungsabschnitte gibt es bei der Bahn mehr als genug, als Fahrgast bekommst du es aber nicht mit wenn dein Zug (auch ein ICE) nur stromlos rollt.
 

Mr. Tequilla

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03.04.2014
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7
Laut Staatsanwalt eben in der PK wohl maximal fünf Jahre.
hätte ich jetzt auch mal aus dem Bauch raus getippt.
5 Jahre mit Chance auf Freigang und Halbstrafenerlass gegen 3 1/2 Jahre, ebenfalls mit Freigang und Halbstrafenerlass.

bewerten mag das jeder für sich selber
 

rorschi

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09.03.2009
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ZRH / MUC
hätte ich jetzt auch mal aus dem Bauch raus getippt.
5 Jahre mit Chance auf Freigang und Halbstrafenerlass gegen 3 1/2 Jahre, ebenfalls mit Freigang und Halbstrafenerlass.

bewerten mag das jeder für sich selber

Die Frage ist, wieso das System dies zuliess. Was er alles für Fehler gemacht hat.
Und wie das "CRM" bei DB Netz ist, ist auch zu hinterfragen.
"Ach, die Sicherung im Keller habe ich mit einem Kupferdraht überbrückt".

Es sollte eigentlich mehr darum gehen, ein solches Unglück in Zukunft zu verhindern. Den FdL wegzusperren macht die Welt nicht sicherer.
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
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Dahoam
Dir ist klar, daß selbst bei Abschaltung der Oberleitung kein Zug sofort stehen würde?
Stromlose Oberleitungsabschnitte gibt es bei der Bahn mehr als genug, als Fahrgast bekommst du es aber nicht mit wenn dein Zug (auch ein ICE) nur stromlos rollt.

Natürlich ist mir das klar, aber es wäre wohl die einfachste Ansteuerung dass ein Stromausfall jeden Zug sofort zu einer Notbremse zwingt. Damit hätte man ferngesteuert die Möglichkeit jeden elektrisch angesteuerten Zug zu stoppen.
Alles andere würde ziemlichen technischen Aufwand bedeuten. Trotzdem wäre ein Notaus für alle Züge auf einem Streckenabschnitt eine große Hilfe. Ein Unfall wie in Warngau und in Aibling könnten damit verhindert werden.



hätte ich jetzt auch mal aus dem Bauch raus getippt.
5 Jahre mit Chance auf Freigang und Halbstrafenerlass gegen 3 1/2 Jahre, ebenfalls mit Freigang und Halbstrafenerlass.

bewerten mag das jeder für sich selber

Was hilft's wenn er sein Leben lang hinter Gitter verbringen würde. Eine Gefahr für die Öffentlichkeit ist er nicht und der ist für das Leben gestraft genug. Strafe muss sein, allein aus Abschreckungsgründen, aber alles über ein halbes Jahr ist abschreckend genug.
Es mag für Juristen sicher eine tolle Sache sein wie man was auslegen kann, aber als Nichtjurist finde ich solche Diskussionen ziemlich geschmacklos und auch uninteressant.

Wichtiger wäre es Wege zu finden wie sich solche Katastrophen zukünftig verhindern lassen, das Strafmaß trägt hier keinesfalls dazu bei.
 

Mr. Tequilla

Erfahrenes Mitglied
03.04.2014
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Genau. Ich bspw. finde, sofern der Sachverhalt so ist wie es sich jetzt darstellt, dass eine Strafe über der von Hoeneß (um bei deinem Beispiel zu bleiben) keineswegs gerechtfertigt wäre.
ja, so kam ich mir neulich beim Zoll am MUC auch vor.

um im Brodersprech zu bleiben:
wehe du hast beim Zoll einen EURO zuviel Bargeld in der Tasche, die lassen dich sämtliches Gepäck auspacken, bis zur letzten Unterhose ... aber Gewaltdelikte ... null Problemo
 

Mr. Tequilla

Erfahrenes Mitglied
03.04.2014
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7
Wichtiger wäre es Wege zu finden wie sich solche Katastrophen zukünftig verhindern lassen, das Strafmaß trägt hier keinesfalls dazu bei.
immer dieser künstliche Aufschrei nach einem Unglück.

erstens ist das Leben lebensgefährlich und zweitens sind es genau dieselben Leute in Oberbayern, die Infrastrukturinvestitionen per Bürgerentscheid ständig verhindern, die nun ein ganzes Stück weit diese Krokodilstränen heulen.
ja, so manche Infrastrukturinvestition würde das Leben und den Verkehr sicherer machen, sie kriegen aber ständig ein "Njet" vom Bürger, eben jenem Bürger!