Seine ganze Theorie basiert darauf, dass die Triebwerke schon vorher kaputt waren und der Cutoff eine Reaktion darauf war.
Da hast du 3 Bildschirmseiten voll Fakten sehr gekonnt zusammengefasst. Sowas kann sonst nur die KI...
Mal abgesehen davon, dass ich auch finde Simon lehnt sich hier sehr weit aus dem Fenster und nutzt Formulierungen die der Sache nicht dienen, sind die derzeit verfügbaren Fakten in der Tat noch hier und da widersprüchlich.
Wie ich ja auch schon gesagt habe, ist laut den sehr dünnen Informationem im vorläufigen Report (no offense, deshalb ist er ja auch vorläufig) die RAT erstaunlich schnell draussen und arbeitet. Da passen viele Informationen aus verschiedenen offiziellen Quellen (Report, Photos, Boeing Handbücher, Boeing Schulungsunterlagen) nicht zusammen.
Fragen zu stellen und Zweifel anzumelden, bzw. aufgrund der ganz offensichtlich noch nicht klaren Informationslage auf Vorverurteilungen zu verzichten ist sicher absolut angebracht. Aufgrund der selben unklaren Informationslage bereits so ein detailliertes Szenario zu zeichnen, ist genausowenig seriös.
Nichtdestrotrotz sind viele der aufgeführten Details wichtig zu bedenken, es sind immerhin neben Theorien und Vermutungen auch eine ganze Liste harter, unbestreitbarer Fakten mit dabei. Und eine Diskussion um SOPs, Memory Items und Handbücher ist spätestens seit MCAS immer eine gute Sache. Besser man findet da unglückliche Details schon vor dem nächsten Unfall, dann kann am Ende selbst ein erweiterter Suizid noch eine positive Auswirkung auf die zukünftige Flusicherheit haben, dann kann man aus dem was man jetzt lernt weitere Spin-offs sinnvoll nutzen.
Selbst wenn wir es nie klären können werden was im Kopf eines Menschen vorgeht, ist natürlich immer denkbar, dass eben keine böse Absicht, sondern eine Fehleinschätzung der Situation mit anschließender Anwendung einer nicht sinnvollen Standardprozedur passiert ist. Gerade wenn das gleichzeitige cyclen der Cutoff Switches mit Wartezeit tatsächlich eine offizielle Prozedur "prompt action regardless of altitude or airspeed" ist. Zumindest sollte im Detail geklärt werden, welche Information und Indikatoren zu der Zeit im Cockpit vorhanden waren, die eventuell zu einer fatalen Entscheidung geführt haben können. Denn das wären menschliche Reaktionen wie wir zukünftig mit verbesserter Technik/Dokumentation/Training vermeien könnten, und darum sollte es bei Unfällen doch immer gehen: Eine Widerholung oder ähnliche zukünftige Fälle vermeiden.
Seitdem er sich aber eigene Analyse und Kommentierungen anmaßt, wird es abenteuerlich.
Man muss natürlich auch sehen, dass viele Reports der letzten Jahren Fragen offengelassen haben, oder in ihrer Wirkung hinterher nicht gerade zielführend waren.
Gerade bei den Fällen, in denen zwar die Primärursache menschlich war, aber eine lange Liste von Schwachstellen in Design und Dokumentation aufgezeigt wurden, die folgenlos blieben und nicht hinterher aufgearbeitet wurden.
In einer Welt in der alles schnell zu den Akten gelegt wird (vor allem wenn man einen Schuldigen benennen kann), tut einer der tiefer gräbt und nicht locker lässt schon gut. Die Grenze zur Verschwörungstheorie oder Besessenheit dabei nicht zu überschreiten ist schwer.