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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
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Dienstag., 01.10.2019

Nach einem Frühstück mit fettigen Spiegeleiern und kaltem, labbrigen Bacon, verließen wir gegen 09:30 das Hotel, bestiegen unseren ‚Panzer’,


um den Tagesausflug zu beginnen.


Der neue Jesus, Greta Thunberg, würde uns zwar die Leviten lesen, dass wir zu zweit mit einem Auto in der Größe eines Eigenheimes durch die Gegend fahren – das ist mir aber aus Sicherheitsgründen bei den Straßen und dem Fahrstil der Armenier völlig egal.

Okay, die Straßen in Yerewan sind plötzlich ziemlich schmal – aber wir schafften es problemlos aus der Stadt hinaus, auf die Autobahn in Richtung Nord-Osten.

Trotz der 405 PS hatte der Panzer an den Steigungen ordentlich zu arbeiten, aber so läuft man wenigstens nicht Gefahr von den unglaublich vielen Starenkästen aufgenommen zu werden.

Erste Anlaufstelle des Tages war Hrazdan, eine Stadt, die wahrscheinlich nicht auf der To-Do-List eines normalen Touristen steht.

Hrazdan, mit heute noch 40'000 Einwohnern (ehemals mehr als 50'000) war eines der größten Industriezentren der Armenischen SSR, wurde als sowjetische Idealstadt Anfang der 60er geplant und in den späten 60er und 70er Jahren auf der grünen Wiese errichtet.

Heute sind von den ehemaligen Betrieben nur noch die Zementfabrik in Betrieb, die Menschen arbeiten dort oder in Yerewan – oder sind gleich ganz weggezogen. Dies konnten wir sehr deutlich erkennen, als wir die ehemalige Prachtallee entlangfuhren, an deren Ende das damalige ‚Haus des Sowjets’ steht.


Das eigentliche Highlight, welches auch in einigen Nachschlagwerken über den Sozialistischen Modernismus aufgeführt ist, ist jedoch das Gebäude des ehemaligen Kiosks (erbaut 1978 als ‚Intershop’) am Busbahnhof.


Wir merkten schnell, dass sich dieses nicht gerade viele Leute anschauen – denn, während wir das Gebäude betrachteten, wurden wir von Anwohnern verwundert beobachtet.

Weiter ging es zum Sewan-See.

Der auf ca. 1'900 Meter gelegene Sewansee ist mit 78 km Länge, maximal 56 Kilometer Breite und (Stand 2010) knapp 80 Metern Tiefe der größte Süßwassersee des gesamten Kaukasus. (ca. die doppelte Größe des Bodensees).

Der See hat 28 Zuflüsse und nur einen Abfluss.

Trotzdem, wegen der extensiven Nutzung zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Nutzflächen sowie der Nutzung des Sewanabflusses zur Stromerzeugung mittels dort errichteter Wasserkraftwerkskaskaden, sank der Wasserstand des Sees bis 1988 um 22 Meter, das Ökosystem drohte aus dem Gleichgewicht zu geraten.

Um dem entgegenzuwirken wurde von 1961 bis 1981 (Inbetriebnahme erst 1988) ein fast 50 Kilometer langer unterirdischer Tunnel gebaut, welcher dem See Wasser dem Ketschut-Stausee zuführt.
Da diese Zuleitung zwar half den Pegelstand zu stabilisieren, nicht jedoch um den Wasserstand wieder auf ein normales Niveau anzuheben, wurde ab 1981 ein weiterer über 20 Kilometer langer Tunnel gebaut, der Wasser aus einem noch südlicheren Stausee zuerst dem Ketschut-Stausee und dann dem Sewansee zuzuleiten.

Wegen des Nagorny Karabach-Konflikts und Finanzierungsproblemen wurde der Bau Anfang der 90er Jahre nach Fertigstellung von 18 Kilometern gestoppt, Ende der 90er wieder aufgenommen und im Jahre 2004 in Betrieb genommen. Seitdem stieg der Wasserspiegel jährlich um knapp 40 cm.

Die meisten Touristen fahren zum Sewan-See wegen des Klosters Sewanawank (ca. 9. Jahrhundert), welches ursprünglich auf einer unbewohnten Insel im Sewansee lag. Durch das Absinken des Wasserspiegels mutierte diese allerdings zur Halbinsel und ist heute über eine Straße zu erreichen.

Wegen der Lage besaß das Kloster, im Gegensatz zu allen anderen armenischen Klöstern, keine Wehrmauern. Trotzdem sind von der gesamten Klosteranlage mit ehemals 3 Kirchen nur zwei erhalten.


Das Leben im Kloster war karg, ohne jeglichen Luxus, da es für Mönche bestimmt war, welche gesündigt hatten, sowie Adelige, welche in Ungnade gefallen waren.

Als überzeugter Atheist sind die Klöster jedoch nur von architektonischer Bedeutung – und irgendwie sehen alle armenischen Kirchen & Klöster irgendwie gleich aus, innen vor allem ‚dunkel’.

So sparten wir uns die genaue Betrachtung, bewunderten den Sewan-See von der erhöhten Lage.




Das für mich wichtigste Gebäude der Halbinsel, und der Grund diese zu besuchen, liegt an dessen Südufer und ist die Lounge des Gästehaus der Armenischen Autorenvereinigung, international bekannt als ‚Writer’s House’, 1969 im Stil des Sowjetischen Modernismus errichtet. Erst vor wenigen Jahren erkannte die Getty Foundation das Bauwerk als herausragend an stellte Mittel zur Renovierung zur Verfügung.


Das Ostende der Halbinsel ist mit einem Zaun abgesperrt, ein Wachposten achtet darauf, dass man diesem auch nicht zu nahe kommt.

Entweder handelt es sich um ein Gästehaus des Armenischen Staates oder irgendein Oligarch hat sich hier seine Sommerresidenz hingestellt.

(Quelle: Google Maps)

Weiter fuhren wir nach Norden, das Gelände wurde immer bergiger, durch einen langen, unbelüfteten Tunnel, im Anschluss unzählige Serpentinen hinunter, nach Dilijan auf 1'500 Metern Höhe, inmitten waldbedeckter Berge auf 20 Kilometern dem Fluss Akstafa entlangschlängelt.

Ab dem Mittelalter kamen die Armenischen Könige und Fürsten zum Jagen, nach der Oktoberrevolution die Partei- und Politikführung der UDSSR zur Erholung. Erst unter russischer Herrschaft entwickelte sich der Ort, es wurden Schulen und auch eine Bibliothek errichtet, Dilijan wurde zu einem anerkannten Kurort.

Wie es zu einem sowjetischen Kurort gehört, gibt es auch in Dilijan eine große Zahl von Sanatorien


und Mineralquellen, welchen heilende Wirkung nachgesagt wird.

Am Hauptplatz ein Foto geschossen,


ein typisches Monument am Berghang entdeckt,


und schon waren wir aus dieser in der Realität nichtssagenden Stadt heraus.

Die Straße wurde ziemlich schlecht, zuerst Schlaglöcher ohne Ende und dann gar ganz ohne die Asphaltdeckschicht. Aber dem Panzer mit seinen Ballonreifen und Gewicht von knapp 3 Tonnen war das völlig egal. Einfach Augen zu und durch.

Nach 40 Kilometern auf dieser Straße erreichten wir Wanadsor, eine Industriestadt (Chemie und Maschinenbau) mit über 85'000 Einwohnern (1979 waren es noch knapp 150'000), die drittgrößte Stadt des Landes.

Nach einer Zerstörung der frühen Stadt durch die Perser, entschloss das Russische Kaiserreich 1828 die Stadt als Außenposten für Truppen im Russisch-Persischen Krieg aufzubauen. Auch im WWI spielte die Stadt eine wichtige Rolle, da in der Nähe der Vormarsch der Türkischen Armee gestoppt wurde.

Lebten 1820 in der ‚Stadt’ ganze 600 Personen, kam es an 1899 durch die Eisenbahnverbindung mit Tbilisi zu einem ersten Bevölkerungsschub.

Zu eigentlicher Größe und seinem heutigen Aussehen kam Wanadsor jedoch erst nach 1939 in der Stalinära, wovon noch heute - mit viel Fantasie - der Hauptplatz und viele Bauten zeugen.

Denn Vorstellungsgabe braucht man wirklich – irgendwie ist alles trotz der monumentalen Bauten, recht trist. Hier möchte man nicht wohnen und ist froh wenn man, etwas deprimiert, diesen Ort mit seinen altertümlichen Transportmitteln wieder verlässt.


Nun ging es zurück in Richtung Yerewan – allerdings hatten wir Hunger.

Ca. 10 Kilometer hinter Wanadsor erblickten wir ein kleines Kaffee am Straßenrand, wo ein paar Männer Fleisch grillten.

Den Panzer angestellt und im Schatten neben der Feuerstelle Platz genommen.


Die Auswahl war nicht groß, Ljulja-Kebab oder Shashlik in Lavash, dazu Gemüse und Airan – fertig.


So einfach der Laden auch war, dies war bisher unser bestes Mittagessen, die Chili schön scharf.

Umgerechnet US$ 7.50 bezahlt und weiter die Straße entlang, durch eine typische Ortschaft


und ab in die Berge, der Panzer kämpfte wieder mit seinem Gewicht.

Die Landschaft war atemberaubend, irgendwo zischen Neuseeland und den Voralpen.


Nach knapp über 7 Stunden erreichten wir nach einem eindrucksvollen Tagesausflug (hat uns besser gefallen als der Gestrige) wieder Yerewan, Valentyna ging Besorgungen machen und Geld tauschen, ich machte mich aufs ins – genau – Gym.

Da einmal pro Tag 'Shashlik' völlig ausreichend ist, wir keine Experimente eingehen wollten und das gestrige Thai-Abendessen extrem lecker war, entschieden wir uns wieder dort unser Abendessen einzunehmen.

Heute gab es Rotes Curry, Thai 'Drunken Noodles', Tom Yam Gong und den leckeren Thai-Rindfleischsalat.


Wir wurden nicht enttäuscht - das Essen war so gut wie gestern und kostete auf den Dram genau dasselbe.

Wieder zurück ins Hotel, den Abend ausklingen lassen.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Was ist im römischen Tempel in Garni drinnen? Gibt's da eine Ausstellung (wie etwa in Nimes in Frankreich), ist es eine christliche Kirche, oder ist der Tempel nur von außen zu bewundern?
Innen ist er völlig unspektakulär.

Zudem dient er als Schrein irgendeiner Sekte. Da ich mit Religion nichts am Hut habe, habe ich mich damit ehrlich gesagt nicht beschäftigt.

Aber hier der Wiki-Link zur Beschreibung der Sekte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Armenian_Native_Faith
 

AndreasCH

Erfahrenes Mitglied
06.02.2012
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Danke, Armenien liegt auch auf unserer Wunschliste, Schaschlik kann es nicht genug geben. Das essen wir immer im Sommer bei einen der zahlreichen Armenier in Litauen.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Mittwoch, 02.10.2019; Teil 1

Da heute eine ordentliche Strecke vor uns lag, hatten wir die Koffer schon am Vorabend gepackt, frühstückten bereits kurz nach 8 Uhr (heute mal mit freundlichem Service – der unfreundliche Herr hatte seinen freien Tag) und waren um kurz nach 9 auf der Straße.


Es zog sich etwas bis wir unseren Panzer nach Süden aus der Stadt hatten, kamen dann jedoch auf eine sehr gut ausgebaute mehrspurige Autobahn mit einem Tempolimit von 100 km/h.

Mittlerweile war ich aber schlauer geworden, hatte die Navigation von Google Maps auf Yandex Maps umgestellt – denn die dortige Dame kennt alle stationären Blitzer und weist einen freundlich darauf hin, inklusive geltendem Tempolimit.

Wir kamen wieder am an der Autobahnausfahrt zum Kloster Chor Virap vorbei, legten unser erstes Raucherpäuschen ein.

Die Landschaft war heute noch schöner anzuschauen, der Ararat war in seiner ganzen Pracht zu sehen, ohne Wolken oder Nebel.


Interessant ist die Tatsache, dass man im Vordergrund Armenien sieht, rechts die Türkei und links den Iran – denn, was mir erst später aufgefallen ist, das Kloster Chor Virap liegt lediglich 10 Kilometer nördlich der Iranischen Grenze.

Auch mit der Armenisch-Türkischen Grenze lag ich vorgestern nicht ganz richtig: der Grenzstreifen, welchen man im Hintergrund sah, war keineswegs die eigentliche Grenze, sondern der Zaun zum von Russischen Truppen bis noch 2044 (nach einem von Lenin geschlossenen Vertrag) bewachten und gesicherten Armenisch-Türkischen Grenzgebiet.

1992, im Zuge des Bergkarabach-Konfliktes, hatte die Türkei schon einmal Truppen an der Grenze zusammengezogen, um, falls Armenien in Aserbaidschan, vor allem der westlichen Exklave, einmarschieren sollte, nach Armenien einzurücken. Russland stellte sich damals (wie heute) auf die Seite Armenien und sprach eine heftige Warnung an die Türkei aus, wonach diese ihre Truppen zurückzog.

Wir fuhren die Autobahn weiter nach Südosten, bis wir in einem Kreisverkehr im Ort Jerasch nach links abbiegen mussten. Denn in sichtbarer Entfernung, ca. 1 Kilometer, stand eine riesige Mauer über die geradeausführende Straße.

Diese Mauer ist die Grenze zwischen Armenien und der Autonomen Republik Nachitschewan, welche zu Aserbaidschan gehört. Hierzu muss man wissen, dass der Süden Armeniens sowohl westlich wie auch östlich von Aserbaidschan begrenzt ist, im Süden vom Iran. Der westlich Armeniens liegende Teil Aserbaidschans, Nachitschewan, ist eine Exklave, also nicht mit dem Mutterland verbunden, jeglicher Transport erfolgt mit Umweg über den Iran im Süden (selbst er Flug Baku – Naxcivan fliegt nicht den direkten Weg über Armenien, sondern nimmt den Iranischen Luftraum).

Weiter auf der Straße Richtung Osten, bis wir das erste mal auf unserer Reise in völkerrechtlich gesehen Aserbaidschanischen Gebiet ankamen.


Der völkerrechtliche Name der Stadt ‚Tigranaschen’ ist nämlich ‚Kərki’, und ist eine vollständig von Armenien umgebene aserbaidschanische Exklave von Nachitschewan. 1992 wurde diese jedoch von Armenien besetzt, die Menschen umgesiedelt und die Stadt umbenannt.

Weiter führte die Straße, die einzige Verbindung zwischen Nord- und Südarmenien, direkt in Sichtweite der armenisch-aserbaidschanischen Grenze entlang, die Aserbaidschaner haben gut sichtbar auf den hohen Bergkämmen Stellungen errichtet, um die Straße im Notfall beschießen und damit den Weg nach Süden blockieren zu können.

Die Landschaft ist trotz der negativ belasteten Historie wunderschön, eine Bergwelt wie im Bilderbuch.

Irgendwann bogen wir von der Hauptstraße rechts ab, fuhren über eine enge Straße durch eine enge Schlucht


bis das Kloster Norawank in Sicht kam.




Die engen Serpentinen nach oben zum Parkplatz gefahren, die üblichen 200 Dram fürs Parken entrichtet und hinein in die Klosteranlage.




Beim Kloster Norawank aus dem Anfang des 13. Jahrhundert handelt es sich um eine fürstliche Beerdigungsstätte, und so ist der von den Fürsten gestiftete und 1339 vollendete Sakralbau auch deren Mausoleum.

Während andere Klosterkomplexe meist auf Bergen oder Hügeln errichtet wurden, liegt dieses Kloster in einer recht engen und schroffen Schlucht.

Nach starken Erdbeben (1841 und 1931) wurde der Komplex mehrfach renoviert, trotzdem sieht man heute noch die ‚Neue Täuferkirche’, Ruinen der ‚Alten Täuferkirche’ und die ‚Kirche der Mutter Gottes’.

Wir liefen etwas umher, Valentyna zündete wieder eine Kerze für ihre Tante an (ihr erinnert Euch, damit sie endlich einen Mann findet),


und ich turnte etwas auf dem Gemäuer herum.


Nach einem kurzen Aufenthalt ging es zurück zur Hauptstraße, die zwar den Namen ‚Highway’ trägt, jedoch in schlechterem Zustand ist als jede Landstraße in Deutschland. Ich war echt froh über meine 255/75 Reifen, denn ich konnte jedes Schlagloch frontal nehmen, musste nicht, wie andere, drumherumfahren.

Das Tempolimit war wegen der Blitzeransage zwar kein Problem mehr, nur brachte mir das bei den sich durch die Berge schlängelnden Straßen wenig. So ein Panzer ist kein Sportwagen, Kurven nimmt er sehr ungerne, und die Wellen in der Straße, der dauernde Verlust der Haftung, machten das Ganze noch schlimmer. Also musste ich es gemächlich angehen lassen – auch weil die Bremsen die 3 Tonnen Masse nicht gerade brachialisch verzögern.

Trotzdem erreichten wir irgendwann den höchsten Punkt des Vorotan Passes auf 2'344 Metern Höhe.


Uns fielen nun die vielen entgegenkommenden uralten US-Tanklaster der Marke MACK auf – bis wir an den Nummernschildern erkannten, dass es sich hier um Fahrzeuge aus dem Iran handelten, welche wohl Benzin oder Öl nach Armenien transportieren.

Als wir den Pass wieder hinunterfuhren, kam der Spandaryan Stausee (7 km lang, 2.5 – 3 km breit und 73 Meter tief) in Sicht,


der Startpunkt der Vorotan Kaskaden, einem 178 Kilometer langen System aus 5 Stauseen und 3 Wasserkafttwerken, welche den Großteil des armenischen Stromverbrauches decken.

Die Idee dieses Systems entstand bereits 1951, während die eigentliche Planung 1954 begann. Der Bau der Stauseen und Wasserkraftwerke erfolgte in den Jahren 1961 bis 1989. Als erstes Kraftwerk ging das südlichste (untere) Kraftwerk in Tatev in betrieb (1970) , als letztes das am oberen Spandaryan Stausee (1989).

Die Straße wurde nun wieder besser, es gab weniger Kurven – doch dafür versperrten nun oftmals Viehtriebe den ‚Highway’.




Langsam und mit viel Gehupe bahnten wir uns unseren Weg durch die Herden.
 

oschkosch

Erfahrenes Mitglied
14.08.2016
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Bestimmt findet sich im Vorum ein geeigneter Insasse für die Tante! Dann wäre man ja Schwippschwager von Plus Eins V richtig?
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Mittwoch, 02.10.2019; Teil 2

Unser nächstes Ziel war das Kloster Tatev.

Um zu diesem zu gelangen, musste man früher die ca. 2,7 km breite und über 500 Meter tiefe Vorotan-Schlucht durchqueren, auf einer kurvenreichen, engen Straße in schlechtem Zustand.

Seit 2010 gibt es jedoch eine Seilbahn ‚Wings over Tatev’ (gestiftet von einem Armenischen Millionär, gebaut von Doppelmayr), welche Halidsor (auf 1'546 m) mit dem Kloster (auf 1'537 m) auf einer Strecke von 5,75 Kilometern in 11 Minuten verbindet. Die Seilbahn hat eine Förderkapazität beträgt 120 Personen/h und trägt die Titel ‚Längste in einer Sektion mit durchgehendem Tragseil ausgeführte Pendelbahn der Welt’ und ‚Längste Doppelseilbahn der Welt’).

Wir stellten gegen 13:45 unseren Panzer auf den Parkplatz, liefen zur Talstation mit Restaurant und reservierten uns zwei Plätze in der Gondel für 15:00, zu umgerechnet US$ 15/Person.


Nun hatten wir Zeit und Hunger, betrachteten das Angebot im Seilbahnrestaurant mit Terrasse und wunderschönem Ausblick über das Tal


– und entschieden lieber woanders zu essen.

Ca. 1 ½ Kilometer vor dem Parkplatz hatten wir ein kleines Café am Straßenrand gesehen, vor welchem ein Armeelastwagen stand. Die Jungs müssen doch wissen wo es was schmackhaftes zu futtern gibt. So fuhren wir dort hin,


Nahmen im Außenbereich Platz, bestellten den üblichen Tomaten-Gurken-Salat und hausgemachten Schafskäse,


zwei Portionen Kebab in Lavash


Einen Krug Airan sowie eine armenische Nusslimonade (Wal- und Haselnuss).

Okay, so gut wie am Vortag bei Wanadsor war es nicht, aber sicher besser als das was einem im Seilbahnrestaurant vorgesetzt wird.

US$ 10.50 entrichtet, um zur Seilbahn zu fahren,


uns pünktlich in die Schlange einzureihen.

Die Wartezeit wurde mit dem Lesen der Tafeln zur Information der Bahn überbrückt.




Und so ging es um 15 Uhr los,


über das Tal

zur Station in unmittelbarer Nähe des Klosters.

Das im Jahre 895 gegründete Kloster Tatev ist eines der bedeutendsten Sakralbauten Armeniens, welches in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch als Universität fungierte.

Schon auf dem Weg kam dieses in Sicht,


wir gingen durch die hohen Schutzmauern ins Innere (wieder kein Eintritt) und betrachteten die Bauten,




darunter die Kirche ‚Peter und Paul’, errichtet zwischen 895 und 906.


Waren die Bauwerke keine Highlights, so war wenigstens der Ausblick umwerfend.


Valentyna erstand für unsere Nanny eine Ikone, und wir machten uns auf zurück zur Seilbahn, so dass wir die 15:45 Gondel erwischten.

Auf dem Rückweg war sowohl die Teufelsbrücke (ein Tunnel, welchen sich der Votan-Fluss selbst gegraben hatte, über welchen heute die Stra0e führt) als auch die Straße durch das Tal zum Kloster gut erkennen.


Yandex Maps führte uns nicht über die Hauptstraße zu unserem heutigen Endziel, der Stadt Goris, sondern über eine kürzere Nebenstrecke – mit unserem Panzer kein Problem.

So kamen wir auch am stillgelegten Flughafen der Stadt Goris vorbei,


welcher bis zum Bergkarabachkonflikt 1992 Linienflüge nach Yerewan bot.

Am Wegrand, hoch über Goris (ca. 23'000 Einwohner), welches einst ein regionales Industriezentrum war, jedoch nach dem Nargorny-Karabach-Konflikt einen wirtschaftlicher Niedergang erlebt/e, sahen wir einen hübsch gemachten Aussichtspunkt, wieder typisch sowjetisch.


Von hier war es noch ein Katzensprung – über viele Serpentinen und durch zahllose Schlaglöcher – bis zu unserer Unterkunft, dem funkelnagelneuen ‚Hotel Montebello’, in booking.com mit 9.8/10 bewertet.


Wir wurden von der älteren Besitzerin freundlich begrüßt, die Küche/Lobby


und auf unser Zimmer für die Nacht geführt.


Einfach aber sauber.

Nachdem wir uns etwas ausgeruht, Valentyna sich sowjetische Zeichentrickfilme im Fernsehen angeschaut hatte, fuhren wir mit dem ‚Panzer’ in die Innenstadt, fanden zu unserer Verwunderung einen gut sortierten Supermarkt, in welchem wir uns mit unseren Lieblingssüßigkeiten, teils in Armenien nach Sowjetischer Rezeptur hergestellt, größtenteils aus Russland, eindeckten.


Auch die Fleischtheke hatte eine Besonderheit: sie war mit einem Mangal ausgestattet, auf welchem auf Wunsch die in der Kühltheke befindlichen Fleischspieße gegrillt wurden.


Tripadvisor zeigte für Goris als #2 das Restaurant ‚Deluxe Lounge’ an, in einem Park in der Innenstadt gelegen. So liefen wir durch den ‚Park’, der einstmals bestimmt recht hübsch war, mit kleinen Kanälen, Springbrunnen und Wasserbecken. Heute würde man ihn eher als einen Schauplatz für einen Horrorfilm verwenden, total runtergekommen, die Wege in Auslösung.

Das Restaurant machte auch einen so katastrophalen Eindruck, dass wir gleich wieder zum Auto gingen, zum Restaurant Takarik weiterfuhren, mit armenischer Küche.

Es war gut besucht und so nahmen wir Platz.

Uns war schon vorher aufgefallen, dass wir mit Yerewan endgültig ‚Europa’ verlassen hatten. Hier in Goris fühlt man sich eher im arabischen Raum angekommen. Kaum jemand spricht noch Russisch, die Musik hat arabische Anklänge und auch das Essen war mit türkischem Einfluss (z.B. Lahmacun oder ‚Türkische Pizza’) durchsetzt. Auch die Menschen sind hier, man verzeihe mir den Ausdruck, irgendwie ‚dunkler’ als im Norden Armeniens. Nun gut, wir sind auch nur noch ca. 60 Kilometer Luftlinie vom Iran entfernt.

Wir bestellten ‚Koreanische Karotten’, Lahmacun, sowie eine Forelle


und Kartoffeln vom Mangal, als Getränk ‚Tan’ = Airan.

Die Kartoffeln und Karotten waren gut, der Fisch einfach nur schrecklich, total trocken.

So aßen wir das Genießbare, zahlten US$ 15 und machten uns mit dem Fisch im Gepäck auf den Weg zum Hotel – denn wir hatten dort eine Katze entdeckt. Dieser überreichten wir den Fisch und machten uns mit unserem Sack Süßigkeiten auf ins Bett.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
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Wusste gar nicht, dass Armenien soviel Strom aus Wasserkraft produziert. Ich dachte, dass der überwiegende Teil aus Kernkraft kommt.

Bin gespannt auf Nagorny-Karabach.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Donnerstag., 03.10.2019; Teil 1

Um kurz vor 6 wachte ich bereits mit feinster Migräne auf, Mist. Aber das kenne ich schon: günstiges Hotel = billige Kopfkissen = Nackenschmerzen = Migräne. Also schnell zwei Tabletten eingeworfen und bis 07:30 weitergeschlafen.

Die Dusche war auch eine Fehlkonstruktion... einfach das ganze Badezimmer durchgefliest und einen Siphon in den Boden eingelassen. Ergebnis: nach dem Duschen stand das ganze Badezimmer unter Wasser, dazu einen dieser ekelhaften Duschvorhänge, welcher einem permanent am Körper klebt. Ich darf mir gar nicht vorstellen wo dieser vorher schon überall drangeklebt hat.

Aber man überlebt alles. So ging es zum in Tripadvisor hochgelobten Frühstück:


Mit Instantkaffee, Milch nur auf Nachfrage, seltsamen Würsten, Schafskäse und Butter, die schmeckte als würde man einer Kuh auf den Arsch küssen. Brrrr !!! So hielt ich mich an Brot, hartgekochte Eier und die hausgemachte Quittenmarmelade, welche allerdings den Vergleich zum Quittengelee meiner Großmutter nicht standhalten konnte.

Koffer gepackt, hinunter zum Panzer geschleppt – und los ging es. Ich wollte mir den Park, durch welchen wir bei Nacht gestolpert waren, bei Tageslicht betrachten.

So kamen wir zum Siegesplatz mit Administrationsbauten und Statue (wahrscheinlich hat auf dem Sockel früher Lenin gestanden)


und weiter zum Park. Hier war die Zeit echt stehengeblieben, selbst die Bänke unrenoviert aus Sowjetzeiten – früher bestimmt mal ein netter Treffpunkt für die Bewohner der Stadt.

An der nächsten Tankstelle 108 Liter Super-Plus nachgetankt (macht 19.3l./100 km), an einer Zapfsäule, welche das letzte mal 2007 in Deutschland geeicht wurde.


Nun war es Zeit Goris zu verlassen, wir fuhren nach Osten, unser erstes Ziel war Khndsoresk. Im hübschen Tal unterhalb des Dorfes befinden sich eindrucksvolle Felsformationen und Höhlen, welche noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts bewohnt waren, sowie weitere Gebäuderuinen und – natürlich – eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert.

Mich reizte jedoch mehr die Hängebrücke über die Schlucht, über welche man das alte Dorf erreicht.

So fuhren wir über eine Schotterstraße zum Ausgangspunkt des Weges, stellten das Auto ab und blickten ins Tal.


Als Valentyna begriff, wie weit sie nach unten (und später wieder hinaus) laufen muss, um zum Ausgangspunkt der Hängebrücke zu gelangen, entschloss sie sich am Auto zu warten.

Ich nahm die 426 Stufen hinunter, lief in die Mitte der Brücke und genoss den frischen Wind und die Aussicht.



Als ich gerade die 426 Treppenstufen nach oben laufen wollte, erspähte ich einen Parkplatz mit 2 Fahrzeugen, beides Taxis, welche gegen Entgeld die Touristen nach oben fahren, und fasste einen Entschluss.

Oben angekommen setzte ich mich ins Auto, verließ den Parkplatz und nahm die nächste Abbiegung nach unten – und hatte genau den richtigen Weg zur Brücke gefunden.

Valentyna fand die Fahrt nicht ganz so lustig, es war einfach ein ausgewaschener, ziemlich steiler Feldweg, der auch noch enge Serpentinen aufwies. Für einen Lada Niva sind diese bestimmt einfacher zu nehmen als für ein 5.20 Meter langes und 2 Meter breites Schlachtschiff.

Trotzdem kamen wir wohlbehalten am Parkplatz an, wir liefen beide auf die Brücke, schossen ein paar Fotos mit den Höhlen im Hintergrund.


Zurück zum Auto, das Allradprogramm 4L eingelegt, ASC ausgeschaltet und schon ging es problemlos nach oben.

Nun ging es weiter nach Osten, die Landschaft unsagbar schön, wie in Österreich – nur ohne Menschen und Verkehr.


Nach 30 Minuten Fahrt die Berge hinauf und hinunter kamen wir zu diesem Schild,


suchten unsere Pässe und Fahrzeugdokumente heraus, fuhren zur Grenzstation zwischen Armenien und Nagorny Karabach (oder Republik Artsakh, auf Deutsch ‚Bergkarabach’).
________________________________________________

Hier eine gekürzte und vereinfachte Erläuterung zum De-Facto-Staat Nagorny Karabach (Republik Artsakh), was soviel wie ‚Schwarzer Garten’ bedeutet:

Das zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittene, auch international wird das Land nicht anerkannt; das Gebiet gehört offiziell zu Aserbaidschan, welches aber keinerlei Kontrolle ausüben kann.

Angeblich wurde das Gebiet seit dem frühen Mittelalter von christlichen Armeniern besiedelt, war aber aufgrund seiner zentralen Lage lange Zeit unter muslimischer Oberkontrolle. Erst 1805 kam das Gebiet unter russische Kontrolle und wurde 1813 gänzlich an das Russische Kaiserreich abgegeben.

Nach der Oktoberrevolution im Jahre 1917 kam es zu starken kriegerischen Auseinandersetzungen der beiden nun unabhängigen Länder Armenien und Aserbaidschan um das Gebiet, er gab viele Gräueltaten, z.B. das ‚ Shusha-Massaker’, in welchem aserbaidschanische-, gemeinsam mit türkischen Truppen, die gesamte armenische Bevölkerung von Shushi (ca. 2'100) töteten, deren Viertel zerstörten.

Kurz darauf wurden beide Staaten von der Sowjetunion annektiert, das Gebiet Nagorny Karabach wurde als Autonomes Gebiet an die Aserbaidschanische SSR angegliedert. Außer vereinzelten Unruhen in den 60er Jahren (die Armenier waren besorgt, da ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung zurückging) herrschte eine relative Ruhe bis zum Ende der 80er Jahre. Schon vor dem Ende der Sowjetunion kam es zu bürgerkriegsähnlichen Handlungen mit Toten, in einem Referendum votierte der Sowjet mit überwältigender Mehrheit für einen Anschluss an die Armenische SSR.

Ab 1992 verstärkte sich der Konflikt, Armenier verübten Massaker an Aserbaidschanern, Aserbaidschaner an Armeniern. 1993 beteiligten sich Armenische Truppen (wiederum mit russischer Unterstützung) an der Seite der Truppen der Republik Artsakh, das Kräfteverhältnis verschob sich zu Ungunsten Aserbaidschans (welches Unterstützung aus Tschetschenien und Afganistan erhielt), was dazu führte, dass beim Waffenstillstand von 1994 sich das Gebiet Nagorny Karabachs plus angrenzender Pufferzone nicht mehr unter aserbaidschanischer Kontrolle befand.

__________________________________________________ _________

Armenien hat hier keinen Kontrollpunkt, so dass wir vom freundlichen Grenzer der Republik Artsakh gebeten wurden das Auto abzustellen (links die Flagge Armeniens, rechts die von Nagorny Karabach)


und auszusteigen, ihm in einen Warteraum zu folgen.

Dort händigte er uns Visaantrag (auch auf Englisch) und Stift aus, bat uns diesen auszufüllen und anzugeben welche Gebiete wir besuchen wollen.

Nachdem dies erledigt war, händigte er mir das Visa (kostenlos) aus


– ich könne es in den Reisepass kleben, oder nicht. Valentyna bekam kein Visum, denn Staatsbürger der ehemaligen UDSSR kommen visafrei ins Land.

Der ganze Akt dauerte keine 10 Minuten, und wir konnten die Weiterfahrt antreten.

Wieder ging es steil die Berge hinauf, die Straße war anfangs sehr gut, die Gebäude des Grenzdorfes alle niegelnagelneu.

Okay, die Straße wurde später schlechter, mit ziemlich vielen und tiefen Schlaglöchern – kein Wunder bei den ganzen Serpentinen, welche die LKW’s anbremsen müssen. Viel los war nicht, Autos kamen einem sehr selten entgegen – wir wunderten uns wie die ganzen Waren ins Land kommen, schließlich ist dies die einzige passierbare Straßenverbindung ins Land (die nördliche Route vom Sewansee soll in sehr schlechtem Zustand sein).

Landschaftlich weiterhin ein Traum:
 
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Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.825
6.342
Odessa/ODS/UA
Donnerstag., 03.10.2019; Teil 2

Gegen 12 Uhr erreichten wir Shusha (oder Shushi).

Shusha war für lange Zeit das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Gebietes, besaß Ende des 19. Jahrhunderts über 25'000 Einwohner, multiethnisch, jedoch mehrheitlich armenischer Abstammung.

Nach dem Shusha-Massaker 1920 veränderte sich das Kräfteverhältnis, Armenier waren in der Stadt nicht mehr zu finden, die Stadt erholte sich nie wieder, selbst 1959 wurden nur ca. 6'000 Einwohner gezählt, mit nur einigen hundert Armeniern in 1989 – Shusha war zu einer aserbaidschanischen Stadt geworden.

Und so war Shusha im Konflikt um Nagorny Karabach für Aserbaidschan, auch wegen seiner Lage in den Bergen, zu einem wichtigen Stützpunkt geworden, von wo aus man bequem in die Hauptstadt Stepanakert hinunterschießen konnte.

Schlussendlich wurde die Stadt jedoch trotzdem von den Truppen der Republik Artsakh eingenommen, der tschetschenische Kommandant floh angeblich als letztes.

Was nun kam dürfte jedem klar sein: die aserbaidschanische Bevölkerung wurde vertrieben, es wurden armenische Flüchtlinge aus Aserbaidschan angesiedelt. Heute leben knapp über 5'000 Einwohner in der Stadt, viele Armeeangehörige.

Wir fuhren in die Stadt um kamen zuerst zur neu erbauten Kirche,


entschieden uns dann, nach dem minimalistischen Frühstück, zuerst etwas zu essen.

An einer Straßenkreuzung fanden wir einen kleinen Imbiss,


bestellten dort Shashlik, Kebab,


die übliche Tomaten-Gurken-Kombination, Kartoffeln vom Mangal und Tan, warteten am einzigen Stehtisch am Straßenrand.

Was uns dann serviert wurde war sehr, sehr lecker – wenn auch (oder weil) ziemlich fettig.


Wer in Armenien Shashlik der Kebab essen will, der sollte dies nicht in einem Restaurant tun – auf der Straße schmeckt es viel, viel besser.

Wir betrachteten die Umgegend,


waren ziemlich überrascht. Es gibt sehr viele Neubauten, sowohl zum Wohnen wie auch zum Repräsentieren, die Straßen und Gehwege waren größtenteils neu gemacht, alles war sehr sauber.




Natürlich mag dies auch daran liegen, dass 1992 die Stadt nach den heftigen Kämpfen in Trümmern lag, was man beim herumfahren in der Stadt klar erkennen konnte.










Nachdem wir uns die Stadt ausgiebig angeschaut hatten, fuhren wir zurück zur Hauptverkehrsader, sahen von dort das alte Fort, von welchem im Krieg die Aserbaidschaner das tiefergelegene Stepanakert beschossen hatten.


An der Hauptstraße nach Stepanakert, kurz nach Shusha, steht auch das Siegesmonument, ein von den Aserbaidschanern erbeuteter Panzer.


Wir parkten am Monument, liefen kurz zum Panzer,


fuhren weiter ins Tal, mit erstem Ausblick auf die Hauptstadt Nagorny Karabachs.

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Stepanakert mit seinen ca. 50'000 Einwohnern, ist eine relativ junge Hauptstadt, welche dies der Zerstörung (1920) der ehemals bedeutendsten Stadt der Region, Shusha, zu verdanken hat.

Statt Shusha wiederaufzubauen, wurde von der Sowjetunion entschieden, einen neue Hauptstadt an der Stelle des Dorfes ‚Khankendi’ zu gründen, welche 1923 den Namen Stapanakert (nach einem armenischen Politiker) erhielt.

Stepanakert wurde im Nagorny Karabach-Konflikt stark zerstört, da, wie oben bereits erwähnt, die aserbaidschanische Armee aus dem höhergelegenen Shusha mit Grad-Raketen befeuerte.
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Als wir in Stepanakert ankamen waren wir schon verwundert, eine breite Einfallstraße in gutem Zustand, wieder alles blitzblank. Am Siegespark (des WWII) vorbei


in die Innenstadt, wo sich unser Hotel befindet – angeblich das beste des Landes, das VALLEX Garden Hotel, gebucht per Email, das Standardzimmer inklusive Frühstück zu US$ 95/Nacht.


Hinein in die Lobby


und erfahren, dass unser Zimmer noch nicht bezugsfertig sei.

Wie schon in Yerewan wurde uns auch hier, trotz angeblicher 5*, mit unseren Koffern und Taschen nicht geholfen – obwohl drei Hotelangestellte in der Ecke standen und sich unterhielten. ‚Service’ ist bisher in Armenien ein Fremdwort. Auch in Restaurants sind freundliche Bedienungen eine echte Seltenheit.

So stellten wir unsere Koffer in einer Ecke ab und liefen etwas durch die Stadt.

Teilweise waren wir doch sehr verwundert – waren wir in Nagorny Karabach angekommen, oder in der Schweiz ? Wo wir im Zentrum auch hinkamen, alles sauber, gepflegt, viele neue Wohnhäuser und Repäsentativbauten, zudem vieles im Bau.


Selbst ein jedem zugängliches Freiluftgym fanden wir in Hotelnähe.


Im Zentrum befindet sich ein hübscher Park,


von welchem die Hauptstraße abgeht,


wir setzten uns in ein Café und genossen den Ausblick.


Noch etwas herumgelaufen, den Bau des Parks unterhalb des Parlaments betrachtet (rechts unser Hotel),


und zurück zum Hotel, wo unser Zimmer nun bereit war,




wir hatten Schlimmeres in Nagorny Karabach erwartet.

Valentyna ruhte sich aus, ich ging... genau!

Und hier war ich nun wirklich überrascht – ein solches Hotel-Gym sieht man selten:


Ist aber wohl auch das Beste des Landes – denn später kamen noch zwei Herren mit ihren Bodyguards zum Trainieren.

Am Abend, nachdem wir noch einen Blick auf die Innenstadt mit Parlament von unserem Balkon genommen hatten,


stellte sich der kleine Hunger ein. Für nicht-armenische Küche gibt es aktuell nur wenige Optionen, wir entschieden uns für das Hotel-Restaurant ‚National’,


unweit unserer Unterkunft, welches Armenische, Europäische und – Achtung ! – Japanische Küche bietet.


Schon bei unsere Ankunft zeigte das Restaurantpersonal das übliche maximale Desinteresse, wortlos gab es die Speisekarte.

Wir wählten Tee und Wasser, zwei kleine asiatische Nudelgerichte sowie 3 Sushi-Rollen.

Die Nudeln erschienen nach 30 Minuten – so lange hatten die Nudeln wohl auch gekocht. Der Hunger trieb es rein.


Als aber 80 Minuten nach der Bestellung die Rollen noch immer nicht auf dem Tisch standen, verlangten wir nach der Rechnung, bezahlten Getränke und Nudeln, verließen dieses Lokal zurück in Richtung Hotel.
 

HON/UA

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28.02.2011
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Freitag, 04.10.2019

Wir hatten beide gut geschlafen, diese Nacht hatten wir nicht, wie in der Nacht zuvor, jede Feder in der Matratze gespürt und zudem hatte jeder zwei ordentliche Kopfkissen – so wie es sein muss.

Wir ließen uns etwas Zeit, schliefen bis 08:30 und gingen eine Stunde später zum Frühstück – ohne große Erwartungen, wie uns Armenien bereits gelehrt hatte.

Und so war es auch, lokaler Aufschnitt und Käse, Tomaten & Gurken, seltsam flüssige ‚Marmelade’, gebratene Blinis (Pfannkuchen mit Quark- & Fleischfüllung), Brötchen (Soft-Rolls) und ein paar schon lange warmgehaltene Eierspeisen.


Speziell das ‚Omelette mit Fleisch’ fanden wir lustig,


eher Kochschinken mit etwas Ei. Auch die Alternative, hartgekochte Eier war nicht meins – und so fragte ich nach Spiegeleiern. Die Antwort kam typisch armenisch: ‚Eier gibt es auf dem Buffet !!!’.

Auch wenn ihr denkt, dass wir gefragt wurden was wir trinken möchten, Kaffee oder Tee... Fehlanzeige. Auf Nachfrage kam die Antwort: ‚Kaffee ist aus !!! Instantkaffee steht auf dem Buffet !!!’.

Mir platzte dann langsam der Kragen, alles so was von unfreundlich und unprofessionell – ich ging zur Rezeption und verlangte nach dem Manager. Nun lief alles besser, wir bekamen Spiegeleier und ‚Armenischen Kaffee’ (= Türkischer Kaffee).

Da es uns beiden heute wegen des Wetterwechsels nicht besonders gut ging, nahmen wir je eine Kopfschmerztablette und legten uns nochmal eine Stunde hin.

Nachdem es uns besser ging, fuhr Valentyna den Panzer vor – sie wirkte etwas verloren in dem Auto.


Innerhalb von weniger als 5 Minuten waren wir hinaus aus der Hauptstadt Nagorny Karabachs – wahrscheinlich einer der kleinsten Hauptstädte überhaupt.

Erster Punkt unseres Tagesausfluges war das ‚We Are Our Mountains’-Monument, auch ‚Tatik-Papik’ (dt.: Oma & Opa), ein großes Tuffsteinmonument, welches 1967 errichtet wurde, und die Verbundenheit der Bevölkerung Nagorny Karabachs mit den Bergen verdeutlichen soll.


Weiter ging es zum Internationalen Flughafen Stepanakerts, Heimatflughafen der zukünftigen Fluggesellschaft ‚Artsakh Air’, welche seit 2016 drei CRJ 200 besitzt.


Vom 1974 erbauten Flughafen wurden Flüge nach Yerewan und Baku durchgeführt. Seit dem Bergkarabachkonflikt fanden jedoch keine Flüge mehr statt, da die Gefahr besteht, dass Aserbaidschan, wie angedroht, die Flugzeuge abschießen würde.

Ab 2009 wurde der im Krieg zerstörte Flughafen renoviert, die Piste instand gesetzt und das oben gezeigte neue Terminal gebaut. Seit 2011 kündigt man immer wieder die Aufnahme des Flugbetriebs nach Yerewan an – was dann aber aus Sicherheitsgründen nicht erfolgt. Die drei CRJ haben wir jedenfalls nirgends entdeckt.

Weiter fuhren wir auf dem renovierten, 169 Kilometer langen, ‚Nord-Süd-Highway’, der Lebensader Nagorny Karabachs, nach Norden, die Landschaft hügelig bis bergig, im Gegensatz zu Armenien alles sehr grün.


Immer wieder standen am Straßenrad diese seltsamen Messstationen, bestimmt 20 an der Zahl.


Nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichten wir das Dorf Vank.

Dieses Dorf ist skurril, denn es erhielt von einem Russisch-Armenischen Millionär, welcher in Vank geboren wurde, Zuwendungen zur Renovierung einiger Häuser, der Schule und des Kindergartens. Bis hierhin hört sich dies toll an – allerdings lebte dieser Millionär seine kitschigen Träume in der Stadt aus, stellte ein furchtbares Hotel in Form der Titanic ins Stadtzentrum.


Auch eine Wand mit Nummernschildern ist eine Sehenswürdigkeit,


denn diese ist zugepflastert mit Autokennzeichen – und zwar Aserbaidschanischen. Als die Aserbaidschaner nach dem verlorenen Krieg Hals über Kopf das Land verlassen mussten, ließen sie auch ihre Autos zurück. Diesen wurden dann die Kennzeichen abgenommen und an verschiedenen Mauern in Vank als Zeitzeuge des gewonnenen Krieges angebracht.

Übrigens, Moscheen sieht man, außer der zerfallenen in Shusha, nirgends mehr – auch diese sind ‚verschwunden’.

Überhaupt, wir kommen aus dem Wundern nicht mehr raus. Dieses Land hat keine Eisenbahnverbindung zu Armenien oder dem Iran, der einzige Transportweg ins Ausland ist die von uns genommene Straße. Hier müsste also die Hölle los sein, LKW’s mit Lebensmitteln, Getränken, Baumaterial, Benzin, Elektronik ohne Ende. Aber die Straßen sind wie leergefegt. Woher kommen die ganzen Dinge, die man in Stepanakert kaufen kann ? Fallen die vom Himmel ?

Auch sind die Straßen in ordentlichen Zustand, es wir Gebaut ohne Ende, selbst in den Dörfern sieht man viele neue Häuschen. Bei einem BIP von knapp US$ 4’000/Person und 140'000 Einwohnern und somit einer Wirtschaftsleistung von nur knapp 600 Millionen US$/Jahr, ist dies aus eigener Kraft kaum möglich. Hier muss sehr heftiges ‚Sponsoring’ aus dem Ausland erfolgen.

Vom Dorf Vank ging es hinauf auf den Berg, auf dem Weg sahen wir schon unser nächstes Ziel, das Kloster Gandsassar (dt.: Schatzberg),


1216 gegründet.

Wir stellten auf dem großen Parkplatz unseren Panzer ab, gingen in den von hohen Mauern geschützten, Klosterkomplex. Hier befindet sich die Kirche Johannes des Täufers, welche bis 1238 erbaut wurde und heute Sitz des Erzbischofs von Artsakh ist.


Noch kurz hinein,


die Aussicht vom Berg genossen


und auf dem Parkplatz bei einer älteren Dame einen Kräutertee direkt aus dem Samowar erworben. Schön, dass dieser mal nicht im Pappbecher serviert wurde, sondern in einer gläsernen Tasse, so dass man sich noch zum Entspannen und Teetrinken auf eine Bank setzten musste, bevor es weiterging.

Wieder unten angekommen noch ein Blick aufs Kloster


und schon bogen wir in Vank in ein kleines Tal ab, in welchem sich wieder der Russisch-Armenische Millionär verewigt hatte.

(vorne ein GAZ 69, in der Mitte zwei Wolga ‚Pobeda’ (dt.: Sieg), hinten ein Rolls Royce)

Hier gab es das kitschige Restaurant ‚Sea Stone’ (außer Betrieb), eine Fregatte am Bergbach


und eine ‚Löwenhöhle’.


Auch einen See zum Angeln hatte er angelegt – Wasser befindet sich aber nicht mehr im See, auch die Stege verfallen.

Nun übernahm ich das Steuer, wir wollten eine andere Straße zurück nach Stepanakert nehmen, weiter östlich, wo wir einen Blick auf die verlassene und verfallene Stadt Agdam mit ehemals 20'000 Einwohnern werfen wollten.

Aber schon an der ersten Kreuzung wurden wir von einem Polizisten angehalten, welcher uns sehr freundlich klarmachte, dass wir dieses Unterfangen besser unterlassen sollten, erst gestern hätte es wieder Schüsse von aserbaidschanischer Seite in Richtung dieser Straße gegeben.

Somit kehrten wir enttäuscht um, fuhren dieselbe Straße wieder zurück.

Nun hatten wir Zeit Stepanakert zu erkunden, kreuzten durch die Stadt und fanden den Markt. Dies ließen wir uns natürlich nicht entgehen, zudem hatten wir nach dem minimalistischen Frühstück Hunger.

Neben geräuchertem Fisch


wurde auch das traditionelle ‚Brot’ der Gegend angeboten: hauchdünn ausgerollter Brotteig wird mit in Sonnenblumenöl marinierten Kräutern gefüllt, eingeschlagen und auf einer heißen Platte gebraten.


Ziemlich lecker – aber auch fettig.

Dazu noch mit Fleisch gefüllte und frittierte Teigtaschen (Tscheburek),


und der erste Hunger war gestillt.

Weiter durch die ‚Stadt’, im Zentrum Modern, alles neu – aber 500 Meter außerhalb des Zentrum eher an ein ärmeres Dorf erinnernd, mit vielen einfachen Häusern, teilweise in gutem, teilweise in schlechtem Zustand – dafür aber meist mit sehr guten oder gar gänzlich neu gemachten Straßen.

Auf dem Berg oberhalb Stepanakerts wird gerade monumental gebaut,


keiner konnte uns sagen was das mal werden wird.

Auch eine neue Kirche gab es – natürlich.


Nachdem wir noch zwei Portionen Kebab in Lawash besorgt hatten (bei weitem nicht so gut wie am Vortag), ging es zurück ins Hotel – wo um 16 Uhr unser Zimmer noch immer nicht gemacht war. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass das Housekeeping noch keine Zeit dazu gehabt hätte.

Wie üblich, Valentyna ruhte sich aus, ich ging ins Gym.

Nach etwas Erholung stand das Abendessen an, wir hatten die Qual der Wahl, Aremenisch, Italienisch oder ‚Europäisch’. Wir entschieden uns für letzteres, fuhren die 700 Meter zum Restaurant ‚The Roots’, bei unserem Eintreffen gegen kurz nach 8 noch leer, was sich allerdings schnell ändern sollte.

Zu unserer Verwunderung war das Restaurant sehr stylisch aufgemacht,


der junge Kellner freundlich und fix.

Wir bestellten Croque Madame


und eine Pizza mit Basturma (stark gewürztes Rinder-Dörrfleisch) aus dem Holzfeuerofen,


dazu eiskalte Coke Zero und eine große Kanne mit Schwarzem Tee.

Der Croque Madame war ordentlich, die Pizza wegen der Barstuma ein sehr gutes Geschmackserlebnis – kein Vergleich zu dem Müll vom Vorabend.

So bestellten wir auch noch Nachspeise, Apple-Crumble und Chocolate-Brownie, beides sehrviert mit dem wohl populärsten Eis der ehemaligen Sowjetunion, ‚Plombir’.


Selbst die Desserts waren lecker, dazu ein freundlicher Service – wir waren sehr angenehm überrascht.

Wir zahlten umgerechnet US$ 17 und fuhren in Richtung Innenstadt, wir wollten den von unserem Hotelbalkon sichtbaren beleuchteten Springbrunnen aus der Nähe betrachten.

Wieder stellten wir das Auto auf einem neuen, großzügigen Parkplatz vor einem Park ab, fragten uns beim Betreten desselben ob wir wirklich in Nagorny Karabach waren.


So liefen wir durch den Park hinauf zum Springbrunnen,


rechts das Gebäude der Volksversammlung, geradeaus das Haus des Präsidenten mit hellerleuchtetem Staatswappen, links der Römische Tempel = unser Hotel.

Nachdem wir lange genug gestaunt hatten, fuhren wir wieder zurück ins Hotel.

Noch ein Fun-Fact zu Nagorny Karabach:
Die Armee hat eine Truppenstärke (Wehrpflichtige und Zeitsoldaten) von 20'000 bis 23'000 Mann (okay, Frauen in Uniform haben wir auch gesehen) – und das bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 140'000 Personen. Sagen wir 50% sind Frauen, macht 70'000 Männer, davon 50% zwischen 18 und 50 Jahre alt (im armeefähigen Alter) = 35'000.
 
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Hene

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Schöner Eindruck von Nagorny-Karabach! Würde da auch gern mal hin, ist mir aber zu abgelegen. In den Flieger würde ich mich bei einer möglichen Aufnahme einer Flugverbindung nach Jerewan aber wohl auch nicht setzen. Die Gefahr, vom Himmel geschossen zu werden, ist recht gross.

Das mit der Truppenstärke ist tatsächlich frappierend, aber andererseits auch ein Garant, dass die Region nicht von Aserbaidschan, das in den letzten Jahren massiv aufgerüstet hat, überrannt wird. Die armenische Armee allein wäre angesichts der ungünstigen Verkehrssituation da sehr schnell unterlegen.
 
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cockpitvisit

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Danke für einen super interessanten Bericht!

Sieht Stepanakert außerhalb des Stadtzentrums wie eine typische sowjetische Stadt aus, mit identischen sowjetischen Plattenbauten, oder wurde die ganze Stadt neu aufgebaut? Gibt's überhaupt noch erhaltene Gebäude (keine Ruinen ohne Fenster) aus der Sowjetzeit?

100401hskz2.jpg

Was sind das für dunkle Getränke in Saftspendern(?) hinten links?

Steht dieses "Luxushotel" auf einem eingezäunten Gelände mit bewaffneten Wachleuten, schweren Toren etc., oder darf man da einfach von der Straße auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen?
 
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Das mit der Truppenstärke ist tatsächlich frappierend, aber andererseits auch ein Garant, dass die Region nicht von Aserbaidschan, das in den letzten Jahren massiv aufgerüstet hat, überrannt wird. Die armenische Armee allein wäre angesichts der ungünstigen Verkehrssituation da sehr schnell unterlegen.
Es ist schon ein etwas seltsames Gefühl hierzusein, denn man weis, wenn die einzige Straße nach Armenien blockiert ist - dann ist man hier gefangen. Das Land ist irgendwie wie eine Sackgasse.

Aber die Aserbaidschaner werden schon wissen, dass sie sich mit dem großen Bruder Armeniens anlegen, würden sie in Nagorny Karabach einmarschieren. Schließlich soll die Russische Armee im Land vertreten sein, russische Freiwillige in der lokalen Armee dienen. Sicher, wir haben Armeestützpunkte gesehen, aber nur einen einzigen Panzertransport, und das war auch noch ein T-72 aus Sowjetzeiten.
 
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Sieht Stepanakert außerhalb des Stadtzentrums wie eine typische sowjetische Stadt aus, mit identischen sowjetischen Plattenbauten, oder wurde die ganze Stadt neu aufgebaut? Gibt's überhaupt noch erhaltene Gebäude (keine Ruinen ohne Fenster) aus der Sowjetzeit?
Erstmal ist die ganze Stadt ja kleiner als das Zentrum Odessas. Ja, man sieht außerhalb des Zentrums noch umrenovierte Plattenbauten von schlechter Qualität, am Rande der Stadt meist kleine Einfamilienhäuser, ebenfalls aus der Sowjetzeit - irgendwie erinnert es außerhalb des Zentrums eher an ein russisches Dorf oder Kleinstadt.

Zerstörte Gebäude gibt es nur eines an der Hauptstraße, ein ehemaliges Regierungsgebäude. Wieso man das inmitten der neuen Prachtbauten so stehen ließ, ich weis es nicht.

Mein Eindruck ist, dass man die Stadt aus der Mitte heraus erneuert, sozusagen Straßenzug um Straßenzug. So gibt es einige Quartale, die wurden gerade abgerissen, um für Neubauten Platz zu machen.

So wie in Shusha, dass zerbombte Gebäude rumstehen, sieht es hier nicht aus.

Was sind das für dunkle Getränke in Saftspendern(?) hinten links?
Keine Ahnung. Man war, wie bei den meisten Sachen, zu faul es zu beschriften.

Steht dieses "Luxushotel" auf einem eingezäunten Gelände mit bewaffneten Wachleuten, schweren Toren etc., oder darf man da einfach von der Straße auf eine Tasse Kaffee vorbeikommen?
Hier ist nichts abgesperrt. Kinder laufen durch die Anlage, spielen auch mal Fußball auf dem riesigen Hotelparkplatz. Überhaupt, man hat hier das Gefühl die Haustüre nicht abschließen zu müssen.
 
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Hene

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Wobei Russland auch recht gute Beziehungen zu Aserbaidschan unterhält. Die russische Rolle ist hier weniger durchsichtig bzw. eindeutig als z.B. in den anderen Sezessionskonflikten im Kaukasus. Eine tragfähige diplomatische Lösung wäre sicherlich am besten, leider wird der Konflikt auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragen und es gibt Scharfmacher, die die Stimmung immer wieder anheizen, auf beiden Seiten. Als ich so um den Jahrtausendwechsel in Baku war, habe ich öfter gehört, dass Leute ihre vertriebenen armenischen Nachbarn vermissen. Das wäre heute kaum noch vorstellbar.

Trauriges Thema, euch eine gute Reise weiterhin!
 
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Hauptmann Fuchs

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06.04.2011
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Was sind das für dunkle Getränke in Saftspendern(?) hinten links?

Es gibt in dieser Ecke oft auch Granatapfelsaft und Kirschsaft, Hagebutte und Rosenblätter (und Melangen von diesen vier) sieht man auch noch.

Die Frühstücke sehen übrigens besonders schlecht aus, ich habe das Frühstück im HGI in Jerewan als ganz normal in Erinnerung, und Extrawünsche (z.B. frischgemachte Capuccino und Omelette) wurden ganz normal erfüllt, inklusive netten und freundlichen Plausch wenn man wollte, sowie weitere Beihilfe. Gut, dafür gab's dann auch überdürschnittlich Trinkgeld und gegenüber andere Gäste waren wir vielleicht pflegeleichter (manche Leute haben mehr stehen lassen als aufgegessen), aber trotzdem...

Gibt es in Jerewan immer noch die Unsitte dass der Yandexfahrer sofort anruft um den Tour zu bestätigen? Ich habe das Problem gehabt, dass ich kein Armenisch spreche, die meine Brocken Russisch nicht verstanden haben (oder wollten) und ich dann immer keinen Taxi bekam.
 
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