Boeing-Krise - Selbstheilung führt in den Tod

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Siwusa

Erfahrenes Mitglied
24.11.2010
4.884
-22
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Interessant, sich mal diesen Artikel zu Boeing CEO David Calhoun und auch einige der Leserkommentare durchzulesen: https://www.nytimes.com/2020/03/05/...tion=click&module=Top Stories&pgtype=Homepage
Boeing CEO David Calhoun beschuldigt seinen Vorgänger DM nun, hohe "Ingenieur-Risiken" bei der MAX eingegangen zu sein und der Boeing Vorstand inkl. Calhoun wurden von DM "fachlich in die Irre geführt".

Warum zieht David Calhoun plötzlich über seinen Vorgänger her und "stößt ihn vor den Bus", wenn die rettende Rezertifizierung doch nahezu fertig bevorstehen soll ?
Sucht David Calhoun bereits öffentlich nach Schuldigen als u.a. sich selbst für ein Scheitern ?

Es scheint, als würde diese „Boeingvorstands-Nichtschuldig-Inszenierung“ einige anderer Leute Geduld sehr strapazieren und diesem andauernden Debakel samt steigernder finanzieller Kreditaufnahmen ein Ende bereiten wollen.

Naja, er muss jetzt liefern und sucht sich so halt etwas mehr Zeit... die Schuld liegt bei allen nur nicht ihm.
 

airwalker

Aktives Mitglied
13.03.2019
240
0
Naja, er muss jetzt liefern und sucht sich so halt etwas mehr Zeit... die Schuld liegt bei allen nur nicht ihm.
Irgendwie könnte diese Show schon bald beendet werden.
Vor dem Hintergrund ist auch eine Bemerkung von Steve Dickson (FAA) vermutlich so zu verstehen, dass Boeing ein RTS für Sommer 2020 konservativ recht spät angekündigt hat, es könne für die FAA auch gerne schneller gehen. FAA wartet immerhin schon lange auf „Vorlage zur MAX-Abnahme“.
Die FAA möchte nicht Mitschuld sein für andauernde Verzögerungen, zumal Boeing sich mit Krediten fortan bereits schwerst notbeatmen lassen muß.
 

suraso

Erfahrenes Mitglied
05.01.2016
1.100
339
Dass unter Muilenberg die Ingenieure zum schellen Ausliefern der MAX angewiesen wurden, auch wenn es Sicherheit kostet, ist ja nicht mehr zu verbergen! Da finde ich den Ansatz von Calhoun, das auch so auszusprechen, einen guten Schritt, um der Öffentlichkeit gegenüber eine Wandlung zum Besseren zu manifestieren. Aber sicher macht er das auch zum Selbstschutz. [emoji6]
 

airwalker

Aktives Mitglied
13.03.2019
240
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Dass unter Muilenberg die Ingenieure zum schellen Ausliefern der MAX angewiesen wurden, auch wenn es Sicherheit kostet, ist ja nicht mehr zu verbergen! Da finde ich den Ansatz von Calhoun, das auch so auszusprechen, einen guten Schritt, um der Öffentlichkeit gegenüber eine Wandlung zum Besseren zu manifestieren. Aber sicher macht er das auch zum Selbstschutz. [emoji6]
Denke, im Hintergrund wird es sogar der Vorstand-Bohnenmitzähler Calhoun selbst gewesen sein, die MAX-Outputrate steigen sehen zu wollen. Muilenberg vom Vorstand mit einem supergoldenem Fallschirm bereits zurück auf seine Farm entlassen, kann es egal sein, was Calhoun da nun von sich gibt. Sicherlich hatte der Boeingvorstand intern allwissend schon immer alle Szenarien durchgespielt, um nach dem Grounding den unvermeidbaren MAXtod längstmöglich zu verschleiern.

Es war/ist Teil der Vertuschungsstrategie, um „auf unschuldig zu plädieren“. Jahre zuvor wußte Boeing, dass es ein riskanter Poker würde. Aber einmal verirrt, gab es kein Zurück mehr und Calhoun war seit 2009 absolut mit von der Partie, vermutlich sogar der größte Treiber.

Da just vorgestern vom “House Transportation Committee“ vorläufige Untersuchungsergebnisse herauskamen (* Ein Zitat: "Grundlegend fehlerhaft und unsicher"), ist unverkennbar, dass Boeing mit der MAX getäuscht hat.

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(*) March 06, 2020: Boeing 737 MAX Investigation “House Transportation Committee Issues Preliminary Investigative Findings”: https://transportation.house.gov/committee-activity/boeing-737-max-investigation
The Committee’s preliminary findings, titled “The Boeing 737 MAX Aircraft: Costs, Consequences, and Lessons from its Design, Development, and Certification,” outlines technical design failures on the aircraft and Boeing’s lack of transparency with aviation regulators and its customers as well as Boeing’s efforts to obfuscate information about the operation of the aircraft.
 

airwalker

Aktives Mitglied
13.03.2019
240
0
Da gibt es verblüffend schnell gleich wieder Neuigkeiten: https://www.aero.de/news-34368/Boei...on-737-Max-gegen-Vorschriften-verstossen.html
Nun sollen die MAX-Kabel wohl „aufwändig“ doch neu verlegt werden (müssen) und zum ohnehin zwischenzeitlich neuvereinbarten MAX-Flugsimulatortraining, läßt sich demnächst sicherlich noch viel mehr auf die „todo-list“ addieren, dass nach späterer Vollendung die Weltöffentlichkeit einer MAX-Wiedergeburt meistgeprüft ganz sicher beruhigt entgegensehen kann.

Also keinesfalls wird sich die FAA einer Rezertifizierungsprüfung entgegenstellen, nur wird Boeing der sicherheitsgeneigten (FAA-)Welt alsbald den wirtschaftlichen MAXtod erklären (müssen). Die folglichen Konsequenzen für die Öffentlichkeit werden ein anderes Kapitel.
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
Die Boeing Aktie hat heute die MAX gemacht, Geier Sturzflug :eek:

https://www.finanzen.net/aktien/boeing-aktie

196,x US-$ (n)

Im Februar noch bei 320, vor einem halben Jahr bei 350, Hälfte weg.

War irgendwie zu erwarten mit den ganzen Dilettanten, die da am Werk sind, natürlich plus Covid-19 Effekt.

P.s.: War wohl auch wegen sofort voll abgerufener 14 Mrd. $ Kreditlinie, da bekommen einige Leute grad kalte Füße.
 
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ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0
Da kann man jetzt wohl nach der jüngsten Willkür-Aktion des Worst-POTUS-ever den Deckel drauf machen. Kein Airline-Kunde außerhalb der USA, der noch halbwegs bei Verstand ist, wird Boeing noch als erste Wahl präferieren.

Nicht nur wegen der internen Probleme, mit denen sie bei der MAX größte Unzuverlässigkeit demonstriert haben, sondern weil jetzt auch klar ist, dass die USA insgesamt mit diesem Worst-POTUS-ever ein, nunja, eben unzuverlässiger Staat sind.

Die Airbus Aktie fällt auch deutlich (logisch, Luftfahrtindustrie insgesamt), hat aber stabile Ankeraktionäre.
Boeing könnte voll auf die Nase fallen.
 
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Daoane

Erfahrenes Mitglied
17.10.2011
1.121
49
MUC
Da kann man jetzt wohl nach der jüngsten Willkür-Aktion des Worst-POTUS-ever den Deckel drauf machen. Kein Airline-Kunde außerhalb der USA, der noch halbwegs bei Verstand ist, wird Boeing noch als erste Wahl präferieren.

Doch, MOL wird eine Großbestellung an MAX aufgeben. Das sichert ihm mal wieder fantastische Preise und wird die Basis für das weitere Wachstum von FR in den 2020ern legen. Auch dieser Krise geht sowohl für Boeing als auch für Ryanair vorbei. Erstere sind too big to fail, letztere haben durch ihre solide Bilanz mehr Luft zum atmen als alle anderen europäischen Carrier.
 

The Wanderer

Aktives Mitglied
02.01.2014
145
3
QFB
Nicht ganz so schlimm, aber geht auch stark abwärts. Ich würde auch mal abwarten, was nach der Corona-Krise los ist. Im Moment hat ja Calhoun noch Welpenschutz, das gilt vor allem bei den institutionellen Anlegern. Und das sind fast alles US-Amerikaner.

Boeing Aktie

Man achte ganz unten in der Bilanzübersicht auf die Kernwerte, vor allem Entwicklung Verbindlichkeiten und Eigenkapital!
 

airwalker

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13.03.2019
240
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Ja, sowohl Aktien von Boeing als auch Airbusaktein haben seit rd Mitte Febr deutliche Einbußen, wenn auch Boeing bisher rd 10% mehr in den Keller ging und könnte durchaus als verstandenes Problemsignal der vollen Kreditinanspruchnahme (14 Milliarden) gewertet werden. Zudem werden auch deutliche MAX-Stornierungen von Airlines an der Börse sicherlich nicht positiv gesehen.

Meine oftmals gepostete Auffassung ist ja, dass Boeing das wirtschaftliche MAX-AUS dem technsichen AUS unbedingt bevorzugen würde, insofern könnte Corona durchaus noch ein willkommener Gehilfe werden. Boeing wird sagen: „wir haben alles getan, waren auch fast fertig und plötzlich wendet sich nun unvorhergesehen der Nachfragemarkt aufgrund von Corona“. Gunst der Stunde für den Vorstand, sich „aus der Max-Verantwortung zu stehlen versuchen“, auch wenn es Boeing mit weiterhin enormen Geldbedarf von selbst nicht heilen wird.
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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56
Nordpfalz
Habe gerade einen vernichtenden Beitrag zu Boeing und der dortigen Kultur in der FT gelesen. (Wer's suchen mag: "Boeing shows the danger of ignoring fearful staff" - so der Titel in der heutigen gedruckten Ausgabe.)

Senior Manager der 737-Fertigungslinie (sorry, falls das in den diversen Threads hier schon mal gepostet wurde ;-)

Am I safe? Are my family, friends and colleagues safe? He asked exactly those questions - and received an unsatisfactory answer. Er schrieb dem Programmchef über "...a factory in chaos. For the first time in my life I'm sorry to say that I'm hesitant about putting my family on a Boeing aeroplane." Kurz vorm zweiten Absturz wies er noch auf eine große Zahl von gefährlichen Sicherheitsvorfällen in der Fertigung hin.

P.S. Haben nun ihre Kreditlinie voll ausgeschöpft.
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Boeing benötigt 60 Milliarden USD "um Zulieferer zu bezahlen und die Gesundheit der Lieferkette zu gewährleisten" und wünscht einen Mix aus Kreditbürgschaften und staatlicher Unterstützung. (ft.com)

Die US-Amerikaner sind ja durchaus pragmatisch - wie bei den Banken zu Zeiten der (letzten ;-) Finanzkrise könnte ich mir eine Verstaatlichung vorstellen.
 
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freddie.frobisher

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23.04.2016
6.508
6.377
Boeing benötigt 60 Milliarden USD "um Zulieferer zu bezahlen und die Gesundheit der Lieferkette zu gewährleisten" und wünscht einen Mix aus Kreditbürgschaften und staatlicher Unterstützung. (ft.com)

Die US-Amerikaner sind ja durchaus pragmatisch - wie bei den Banken zu Zeiten der (letzten ;-) Finanzkrise könnte ich mir eine Verstaatlichung vorstellen.
Laut Airliners.de sind die 60 Milliarden für die gesamte Branche, nicht für Boeing alleine gedacht:
https://www.airliners.de/boeing-staatshilfen-us-luftfahrtbranche/54315
Im Grunde könnte Corona Boeing sogar helfen. Staatshilfen aufgrund des MAX-Debakels hätten vor 6 Monaten noch zu Strafzöllen und einem Wettbewerbsnachteil geführt. Außerdem hätte man das eigene Versagen eingestehen müssen. Jetzt leidet die gesamte Branche unter Corona, damit lässt sich alles viel leichter argumentieren.
 

SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
56
Nordpfalz
Laut Airliners.de sind die 60 Milliarden für die gesamte Branche, nicht für Boeing alleine gedacht:
https://www.airliners.de/boeing-staatshilfen-us-luftfahrtbranche/54315
Im Grunde könnte Corona Boeing sogar helfen. Staatshilfen aufgrund des MAX-Debakels hätten vor 6 Monaten noch zu Strafzöllen und einem Wettbewerbsnachteil geführt. Außerdem hätte man das eigene Versagen eingestehen müssen. Jetzt leidet die gesamte Branche unter Corona, damit lässt sich alles viel leichter argumentieren.

Der Ursprung der Meldung liegt hier,und da hat die FT - nicht zu fassen - doppeldeutig formuliert ("Boeing said the $60bn was needed to pay suppliers and maintain the health of its supply chain."):

https://boeing.mediaroom.com/news-releases-statements?item=130642

Boeing supports a minimum of $60 billion in access to public and private liquidity, including loan guarantees, for the aerospace manufacturing industry. This will be one of the most important ways for airlines, airports, suppliers and manufacturers to bridge to recovery. Funds would support the health of the broader aviation industry, because much of any liquidity support to Boeing will be used for payments to suppliers to maintain the health of the supply chain.
 

airwalker

Aktives Mitglied
13.03.2019
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Die US-Amerikaner sind ja durchaus pragmatisch - wie bei den Banken zu Zeiten der (letzten ;-) Finanzkrise könnte ich mir eine Verstaatlichung vorstellen.
Es gäbe auch die Möglichkeit einer „Teilverstaatlichung“ durch Ausgabe neuer Anteilsscheine an den US-Staat (=Kapitalerhöhung) und dabei die Altaktionäre beizubehalten.

Die Altaktionäre hätten dann zwei Möglichkeiten, die Kapitalerhöhung zu akzeptieren und verlieren massiv an Stimmrecht oder verlieren ihr gesamtes Kapital bei Verweigerung.
Das bisher miserable Boeing-Managment bliebe erhalten, sämtliche Forderungen/Ansprüche gegen Boeing auch. Die Frage wäre, wieviel frisches Geld käme rein und wäre Boeing fortan „durchweg wieder ausreichend produktakzeptiert" ?
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
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Ich denke, es wird auf einen staatlichen Eingriff hinauslaufen, die Altaktionäre werden womöglich viel Geld verlieren (darum laufen sie gerade davon).

Bezüglich der Produkte ist das die Chance, den Schrott korrekt eben zu verschrotten und mit etwas Besserem rauszukommen. Zeit dafür hat es eh, keine Airline wird gerade scharf darauf sein, irgendwelche 737MAX abzunehmen, und wenn sich die Branche erholt, kann das auch erstmal über Airbus abgewickelt werden. So könnten sie wieder konkurrenzfähig werden. Das Aktionärsgeld ist natürlich dann weg (womöglich noch nicht mal in anderen Taschen, Thema Geldschöpfung).
 
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bivinco

Erfahrenes Mitglied
03.08.2014
2.402
133
BSL
Aktuell BA 26% im Minus (heute) und steht bei rund 91,50USD. Zumindest ist bald der Boden erreicht.
 

airwalker

Aktives Mitglied
13.03.2019
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Aktuell erweckt es den Anschein, als steht Boeing schon bald vor einer Quasi-Verstaatlichung, indem Boeing nahezu unbegrenzt mit Geld versorgt werden kann, wie auch einst AIG (US-Versicherungsgigant) vor gut 10J. aufgrund von massiven Staatsrettungshilfen zu 80% in Staatsbesitz fiel. Rd 5J später hatte der Staat seine AIG-Anteile dem Markt jedoch profitabel zurücküberlassen und kam sogar mit einem Gewinn von rd 23 Milliarden aus der Misere raus.
Diese staatliche AIG-Rettungsaktion hatte seinerzeit jedoch zur Folge, dass das gesamte AIG-Management entlassen wurde und der US-Staat ein Vetorecht über alle wichtigen Entscheidungen, einschließlich des Verkaufs von Vermögenswerten und der Zahlung von Dividenden hatte.

Auch Boeing wird sich in seiner Krise finanziell nicht selbstheilen können, weil Boeing am Markt u.a. an Reputation sehr stark eingebüßt hat. Neukredite würden für Boeing fortan auch äußerst schwierig, denn just wurde die Boeing-Bonität bei Standard & Poor's auf nur zwei Schritte über dem „Junk-Bond-Status“ gesenkt, der niedrigsten Bonität seit fast 40 Jahren.

Gerade hat nun „Nikki Haley“ den Boeing-Aufsichtsrat verlassen, um vermutlich einer zu befürchtenden kompletten Management-Entlassung zuvorzukommen (wie einst auch bei AIG erzwungen), denn Nikki Haley sprach sich gegen Boeing-Staatshilfen aus. Sicherlich sind diese neusten Ereignisse auch den Coronavirus-Auswirkungen mitgeschuldet, aber strenggenommen nur eine Scheinwerferablenkung von einem Grab der nichtwiederbelebbaren MAX-Desaster-Fehlkostruktion.

Quellen dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=8liOYMcsAs8
https://de.wikipedia.org/wiki/American_International_Group
https://edition.cnn.com/2020/03/17/business/boeing-bailout-trump/index.html
https://www.thebalance.com/aig-bailout-cost-timeline-bonuses-causes-effects-3305693
 
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