Die olde Heimat, die nicht mehr wie Heimat tasted (frei nach LH)

ANZEIGE

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.825
6.341
Odessa/ODS/UA
ANZEIGE
21.12.2021, 4. Reisetag

Wir hatten wieder wunderbar geschlafen als wir um 9 erwachten.

MOXY ist genau was man braucht, alleine oder zu zweit, für einen Städtetrip. Ich bin begeistert wie durchdacht alles auf kleinstem Raum untergebracht ist, ohne dass man etwas vermisst. Alleine für das Baddesign bekommt der Architekt von mir eine Auszeichnung: dieses ist höchstens 2.5 Quadratmeter groß und hat alles was man braucht, ohne sich eingeengt zu fühlen.

Zudem ist die Matratze wunderbar, das Bett hat eine Bettdecke, ohne Unter- und Überdecke, Steckdosen sind ausreichend und gut platziert vorhanden, die Verdunkelung einwandfrei. Falls man etwas arbeiten oder essen möchte kann man einen zusammengeklappten Tisch von der Wand hinter der Eingangstüre nehmen, diesen im Vorraum oder an der Sitzgelegenheit neben dem Bett aufstellen. Auch einen Schrank vermisst man nicht wirklich, kann seine Kleidung an den Haken und auf dem Fensterbrett problemlos unterbringen. Ich würde noch den Fernseher einsparen – wer schaut denn heute noch TV auf einem Fernsehgerät ?

Eine fantastische Idee ist das Ambientelicht unter dem Bett, welches sich automatisch einschaltet, wenn man z.B. nachts ins Bad muss, sich nach dem Hinlegen wieder automatisch ausschaltet. Bei meinen nächsten Renovierungen werde ich diese Idee sicher aufnehmen.

Um 10 verließen wir das Hotel, liefen durch ‚myZeil‘ und Zeil zur Kleinmarkthalle, wo wir einen mit Marmelade gefüllten Kreppel in Kombination mit doppeltem Espresso einnahmen.


Der Grund für den wiederholten Besuch der Kleinmarkthalle war der Kauf von Käse für zuhause, denn diesen wollte ich nicht eine Nacht im Zimmer bei uns haben.

Wir kaufen Epoise, Vacherin und gereiften Ziegenkäse mit viel Schimmel, gingen zurück ins Hotel, packten unseren Koffer.

Weiter ging es in Richtung Norden, in den Grüneburgweg – denn ein kulinarisches Highlight stand noch aus: Currywurst ! Ja, ich weis, ‚Berlin‘ – aber die Berliner, schlagt mich tot, servieren diese fade Wurst ohne Pelle, welche mich mehr an Tofu als an Fleisch erinnert. Auch die Sauce dort – naja, mir zu flüssig. Habe in Berlin einige probiert und keine kam auch nur annähernd an die heran, welche ich seit meiner Schulzeit aß.


Damals gab es jedoch keine ‚Best Worscht in Town‘, sondern den von Karl-Heinz Leber (der übrigens fließend Latein sprach) und seiner Frau geführten ‚Snack Point‘. Damals keine verschiedenen Curry-Saucen, keine Schärfegrade – nur ‚Rindswurst oder Bratwurst‘, die Pommes entweder ‚Porno‘ (ohne alles), rot oder ‚Schranke‘ (also mit Ketchup & Mayo). Schon vor 35 Jahren war die Schlange zur Mittagszeit lang, 30 Minuten der Vorfreude waren nicht selten.

Erst der Enkel hat aus dem ehemaligen Grillwohnwagen, in welchen Karl-Heinz wegen seiner Fülle kaum passte, zur Marke gemacht und in ‚Best Worscht in Town‘ umbenannt.

Als wir um kurz vor 12 eintrafen war die Menschenmenge noch sehr überschaubar, ich bestellte eine Monster-Combo (doppelte Currywurst, Brot, Pommes normal und ein Getränk) zu EUR 12, in Ausführung ‚6 B+‘,


mit Pommes Mayo-Ketchup und dem absoluten MUSS, Malzbier und natürlich Rindswurst mit knackiger Haut.

B+ ist als Schärfegrad noch sehr human, C dann schon eher herausfordernd.

Obwohl heute eine Marke, schmeckte die Currywurst am Originalstandort (alles andere sind Lizenznehmer, die die Produkte gestellt bekommen) noch zu 95% wie früher – ich fand nur die Schärfe etwas zu human. Klar besser als früher waren die Pommes, richtig knackig !


Wer als Berliner nach Frankfurt kommt sollte hier zwingend einen Stopp einlegen, die Rindscurry probieren.

Das Brot war ebenfalls gut, speziell wenn man damit die Currysauce auftunkte.

Ich war begeistert – Maryna weniger, das Matjesbrötchen am Vortag fand sie erheblich besser. Nur das Malzbier, das sie an ‚Kvas‘ erinnerte, fand sie richtig gut.

Weiter zum ‚Flirt-REWE‘ (so wurde der REWE-Markt auf der Grüneburgweg früher genannt, da hier nach 18 Uhr die Singles aus dem Viertel einkaufen gingen, so manche Beziehung ihren Anfang nahm), wo wir und noch mit Dingen eindeckten, welche zur zuhause nicht bekommen.

Es war kalt, eisig kalt, weshalb wir uns wieder zurück ins Hotelzimmer begaben, welches schon ordentlich den Duft des Käses aufgezogen hatte.

Es zog uns nach Hause, weshalb wir bereits sehr früh das Hotel verließen, die Tasche voll mit Ritter-Sport Schokolade von der Theke an der MOXY-Rezeption, mit welcher wir unsere verbleibenden EUR 21 Credit verbrannten.

Diesmal bestand ich auf die Taxifahrt durch Sachsenhausen statt über die Autobahn, was uns eine schönere Umgebung und Ersparnis i.H.v. EUR 10 einbrachte.

Terminal 1A, Check-In am menschenleeren LH FIRST-Class/Senator-Schalter, wo unser Impfzertifikat genauestens überprüft wurde.

Mit den Bordpässen in der Hand hinauf zur Passkontrolle der Z-Gates, auch hier kein Mensch unterwegs.

Nach wenigen Minuten ließen wir unsere Ausfuhrbescheinigungen abstempeln, keine Schlange von Japanern und Chinesen. Das muss hart für den deutschen Einzelhandel sein.

Weiter in die Lounge, deren Zugang ich mir nun für die nächsten Jahre gesichert habe.


Auch hier, alles kein Vergleich zu Vor-Covid-Zeiten, ein Wunschplatz am Fenster sofort verfügbar, wo ich Maryna Magenbrot und eine Coke Zero vorsetzte.


Was ich wiederum nicht verstehe sind diese Bayrischen Brezeln überall, bei denen unten alles fast so dick ist wie oben. Die Schwäbischen, bei welchen der untere Teil viel dünner und damit kross gebacken ist, sind doch viel leckerer.


Es gab Semmelknödel mit Schweinsbäckchen. Die Semmelknödel hätten eigentlich die Sicherheitskontrolle nicht passieren dürfen, waren steinharte Wurfgeschosse.


Maryna kaufte noch Parfüm, Eierlikör und Schokolade für die Brüder, ich wollte mir bei Wempe eine neue ROLEX zulegen. Aber Pustekuchen, Geld gespart, keine einzige verkäuflich, alles nur Auslageobjekte. Die Wirtschaft muss sauschlecht laufen )))))

Um 16:30 liefen wir die paar Meter von der Lounge zu Gate Z50, ließen die Dokumente kontrollieren, warteten aufs Boarding, welches sehr frühzeitig begann, heute sogar durch 2 Brücken in den A321 (weder CEO noch NEO).


Die 3 ½ Reihen C waren mit 5 Personen besetzt, in der Y wieder Full-House.

Trotzdem waren um 17 Uhr die Türen zu, zur geplanten Zeit um 17:10 legten wir den Rückwärtsgang ein, fuhren los, kamen ohne Verzögerung in den Himmel, mit traumhaftem, wolkenlosem Blick aufs das beleuchtete Frankfurt.


Wie ich schon in meinem letzten TR schrieb: aus der Ferne ist meine alte Heimat am schönsten.

Auf Reiseflughöhe angekommen wurde die Speisekarte verteilt. Überraschung !!! Gänsebraten…


Laut Speisekarte hätte es Forellentartar geben sollen, es kam aber ein ordentlicher Fleischsalat von ‚Tasting Heimat‘ München. Ich fischte die Gans aus dem Schälchen und machte mich über Knödel und Blaukraut her.


Den Rest des Fluges verschliefen wir beide, wurden wach als wir bereits kurz vor der Landung standen, unter uns die komplett weiße Umgebung von Kiev. Brrrrr.

Pünktlich landeten wir am KBP, gingen zur Passkontrolle (am KBP war mehr los als am FRA), erhielten unser Gepäck und fuhren staufrei mit einem UBER nach Hause, wo wir sehnsüchtig von unserer +0.5 begrüßt wurden, die letzte Reise für 2021 endete.

Geplant ist die nächste Reise für Mitte Januar – aber ob diese stattfindet weis aktuell nur Omikron.
 

Petz

Erfahrenes Mitglied
08.11.2009
5.115
4.084
Erinnert mich an die vielen Stops bei Best Worscht wenn ich in FRA war. Die Blicke der Leute um mich herum als ich Kombi 6E bestellt hatte, wenn ich Lust auf mehr Wumms hatte: unbezahlbar. :LOL:
 

Rungisalf

Erfahrenes Mitglied
06.07.2012
480
184
Sehr schoen. Danke fuer die Eindrücke.
Best Woscht ist immer ein Stop auf meinen Dienstreisen gen Frankfurt wert ;)
oder mal einen Abstecher zu Gref Völsings Rindswurst in der Hanauer Landstraße
ist eine alte Frankfurter Institution.
Die "Hanauer" hat sich in den letzten 20/30 Jahren zu einem angesagten Viertel entwickelt.
Früher war das der "Polen-Strich" und wo heute die EZB ist war die Großmarkthalle.
 
  • Like
Reaktionen: abundzu und on_tour

on_tour

Erfahrenes Mitglied
01.08.2010
8.588
1.217
oder mal einen Abstecher zu Gref Völsings Rindswurst in der Hanauer Landstraße
ist eine alte Frankfurter Institution.
Die "Hanauer" hat sich in den letzten 20/30 Jahren zu einem angesagten Viertel entwickelt.
Früher war das der "Polen-Strich" und wo heute die EZB ist war die Großmarkthalle.
davor und während des Studiums mit 'nem LKW dort rein und in den Keller, Wahnsinn!
 

Rungisalf

Erfahrenes Mitglied
06.07.2012
480
184
Die sind doch auch in der Kleinmarkthalle vertreten.
Ja, aber an der Hanauer schmeckts besser, eben uriger am Original
Beitrag automatisch zusammengeführt:

davor und während des Studiums mit 'nem LKW dort rein und in den Keller, Wahnsinn!
Ja, war alles ein unterirdisches verzweigtes riesengroßes Labyrinth. Wenn man sich nicht ausgekannt hatte, konnte man den Ausgang nicht mehr finden.
Der Keller hat aber auch eine negative historische Vergangenheit von den die meisten nichts wussten.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.770
7.284
irdisch
Was ist denn nun mit dem Keller? Wäre sehr freundlich, hier mal kurz zu sagen, worum es geht? Das fände ich schön.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.143
3.123
Meine Heimatstadt Mülheim an der Ruhr auch auf dem absteigenden Ast, alles nur billig-Läden und Schnellbäcker-Shops, die U-Bahn sieht aus, als ob der 2. Weltkrieg gerade vorbei wäre, alles versifft und mit Grafitti beschmiert. Parks überhaupt nicht mehr für den eigentlichen Zweck nutzbar, da man sich um seine Sicherheit fürchten muss. Wenn man "ordentlich" (sprich "normal"-) gekleidet rumläuft, fühlt man sich gleich overdressed, nur noch Jogginganzugträger unterwegs.
Einzig das Saarner Dorf (für alle die es kennen) ist noch der letzte ordentliche "deutsche" Mikrokosmos.
Ich muss als Speldorfer darüber echt lachen. Die Stadt ist den Bach runter gegangen, weil man zwischen Essen und Duisburg und vielleicht sogar Düsseldorf als Wohnstadt verkommt. Ich war au den Gründen seit Jahren nicht mehr freiwillig in der Mülheimer Innenstadt obschon mich die 102 da in wenigen Minuten hingebracht hätte. Selbst Duisburg, wo man Jahre drauf heruntergeschaut hat, ist das besser drauf. Es gibt aber glaube ich noch einen Grund. Geh mal in die Innenstadt von Leipzig, Potsdam oder Magdeburg. Dort sieht es anders aus. Wir haben im Westen jetzt Jahrzehnte den Osten gefördert, dafür gibt es marode Brücken, Schlaglochpisten und verkommene Innenstädte. Das Gefühl von Aleppo und Bagdad gibts im Osten auch weniger - da wollen die Damen und Herren nämlich nicht hin.
 

Timberwolf

Erfahrenes Mitglied
08.06.2009
2.445
125
AMS/RTM
Sehr off-topic schon und HON/UA, vielen Dank für deine Reisebericht, lese diese wirklich sehr gerne.
Aber in dem Kommentaren liest sich das manchmal hier echt wie die wöchentliche Boomer-Versammlung im örtlichen Kleingartenverein...
"Früher alles besser...", "die Jugend von heute...", "die Zugewanderten..." - da kann ich mir gleich die Facebook-Kommentare der deutschen Tageszeitungen durchlesen.
 

somkiat

Erfahrenes Mitglied
30.05.2013
5.653
3.937
Gummersbach
Die Müllproblematik kann ich unterschreiben. Leider reagiert die FES (Stadtreinigung) aber auch nicht mehr auf Hinweise. Wilder Sperrmüll an vielen Ecken, den ich vor einem halben Jahr gemeldet habe, wächst und gedeiht immer noch prächtig.

Oh Juser .

Bedauerlicherweise erstreckt sich das städtische Vergammelungsproblem auf das gesamte Reichsgebiet und die betroffenen Rechtdenkenden seufzen , meckern , hoffen auf den Heiligen Geist und manchmal noch auf die Öffentliche Verwaltung . Bringt wenig oder nix , das Licht aus der Finsternis ist auch hier wieder der liebe Vorumsbruder Somkiat .

Bei Erstanlandung urlaubshalber auf den Sandbänken vor Fuzeta ( Republica Portuguesa ) streune ich zum Beispiel mit einem Plastiksack umher und sammele den Müll auf . Die Überlegung ist die , daß einmal ärgern weniger aufregt als 28 Mal . Derzeit bin ich lokal mit großem Erfolg auf dem Sektor der Graffitiübermalung tätig , für Bruchstein empfehle ich eine Mixtur aus Sockelfarbe grau und anthrazit , für Elektrokästen Lichtgrau RAL 7035 Seidenglanz . Nächtlich tätige Kreativkräfte mit dem Bestreben nach Erneuerung ihrer Werke müssen mit abermaliger Vernichtung innerhalb 24 Stunden rechnen . Hinweis : Für das komplette Überstreichen einer Telefon/Elektrokiste sind max 2 Minuten ausreichend .



1640601110166.png Wäre das mein Laden im Hintergrund , gäbe es da weder Kissen noch sonstwas . Schwör´ isch auf mein Augenlischt .
 

Reyhan

Erfahrenes Mitglied
30.09.2017
621
594
FMO
Glückwunsch !

Bei Erstanlandung urlaubshalber auf den Sandbänken vor Fuzeta ( Republica Portuguesa ) streune ich zum Beispiel mit einem Plastiksack umher und sammele den Müll auf .

Du warst sehr erfolgreich wie ich vor wenigen Wochen (auf den Spuren von Leander) sehen konnte;)
 
  • Haha
Reaktionen: YankeeZulu1

somkiat

Erfahrenes Mitglied
30.05.2013
5.653
3.937
Gummersbach
Glückwunsch !

Bei Erstanlandung urlaubshalber auf den Sandbänken vor Fuzeta ( Republica Portuguesa ) streune ich zum Beispiel mit einem Plastiksack umher und sammele den Müll auf .

Du warst sehr erfolgreich wie ich vor wenigen Wochen (auf den Spuren von Leander) sehen konnte;)
Wer ist Leander ?
 

Isoly33

Aktives Mitglied
10.03.2018
157
34
Hallo Christian !

Ist zwar hier Off Topic.
Trotzdem möchte ich Dich fragen, ob Du uns einen Bericht über die Situation in der Ukraine geben könntest.
Man liest hier in Europa so viel divergierende News, sodass ein authentischer Bericht von jemandem vor Ort
wirklich hifreich wäre, um die Situation zu verstehen.
Bericht vielleicht hier als Antwort oder im EUROPA Thread ?

Vielen Dank