Hier einfach mal ein paar Fakten mal aufgelistet, ohne irgendwelche User persönlich anzugreifen bzw konkret zu bestimmten Postings Stellung zu nehmen
1) Amalgam: Wir wären ja nicht in Deutschland, wenn es nicht für alles Richtlinien, Leitlinien und Regeln gäbe.
Fakt ist: Amalgam sollte nicht bei Kindern, Schwangeren, (je nach Quelle )Frauen im gebärfähigen Alter, stillenden Frauen sowie Patienten mit Nierenfunktionsstörungen und gewissen neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Bei jedem Entfernen, Legen, sowie Polieren von Amalgamfüllungen entsteht eine extra-orale Belastung für das Praxisteam, bei der kurzfristig auch Grenzwerte überschritten werden. Hier muss jeder Praxisinhaber für sich entscheiden, ob er diese Gesundheitsbelastung für sich und sein Team (oft junge Frauen im gebärfähigen Alter) in Kauf nehmen möchte. Ich kenne einige Kolleginnen, die während der eigenen Schwangerschaft bei Patienten keine Amalgamfüllungen entfernt und daher diese Patienten an einen Kollegen verwiesen haben. Selbständige Zahnärztinnen arbeiten in der Regel auch so lange wie möglich bis kurz vor der Geburt, wohingegen angestellte Zahnärztinnen und Zahnmedizinische Fachangestellte, direkt nach Bekanntwerden der Schwangerschaft, ein Beschäftigungsverbot erhalten! (Infektionsgefahr)
Der Zahnarzt bekommt das gleiche Geld für eine Amalgamfüllung wie für eine GIZ (Zement)-Füllung, Aufwand und Kosten sind hierbei praktisch identisch.
Solange das Amalgam in der Schublade beim Zahnarzt liegt oder beim Patient in den Mund eingebracht wird, handelt es sich um ein Medizinprodukt. Beim Rausbohren verwandelt es sich dann in Sondermüll, der mit größtem Aufwand entsorgt werden muss.
(Amalgamabscheider, Entsorgung über zertifizierte Betriebe, Genehmigung des Amalgamabscheider beim Amt für Wasserwirtschaft)
Großer Nachteil bei Amalgam ist das "cracked-tooth-syndrome" ( bei Interesse einfach mal googeln)
2) Studentenkurs: Bietet sich in der Regel an für Menschen an, die sehr viel Zeit und sehr viel Geduld haben, wie z.B. Rentner, Hausfrauen, Arbeitslose, Studenten. Eine Behandlung im Studentenkurs kann aufgrund der Wartezeiten, dass jeder Schritt von einer Aufsichtsperson abgenommen werden muss, 3-4 mal so lange dauern, wie beim niedergelassenen Zahnarzt.
Diese Arbeitsschritte werden in der Regel von einem Assistenzarzt abgenommen, der selbst erst 6 Monate zuvor Examen gemacht hat. Dafür ist die Behandlung natürlich unschlagbar günstig. Ab und zu dreht auch mal der Professor zum Small-Talk eine Runde durch den Behandlungssaal, einige Schritte werden auch vom Oberarzt abgenommen, so dass die Behandlung in der Regel schon in Ordnung ist.
Man kann aber auch nicht immer von einer perfekten Behandlung ausgehen, wenn ich mich an meine eigene Unizeit erinnere, als die Assistenzärzte über Student xy hergezogen sind, was dieser heute wieder für eine Scheiße produziert habe... Wie in allen Bereichen gibt es mehr oder weniger Begabte, man kann Glück oder auch Pech haben. Im Studentenkurs muss natürlich jeder an die Patienten ran. Von einigen meiner Mitstudenten würde ich mich nie im Leben behandeln lassen, auch wenn sie es mittlerweile vielleicht besser können als damals...
3) Kompositfüllung: Diese ist wesentlich weniger invasiv als eine Amalgamfüllung. Für eine Amalgamfüllungen muss aufgrund der rein mechanischen Verankerung deutlich mehr Zahnhartsubstanz geopfert werden, als für eine Kompositfüllung.
Mittlerweile sind die Kompositmaterialien so gut und so haltbar, dass damit bei richtiger Verarbeitung auch ähnliche Haltbarkeiten wie beim Amalgam erzielt werden können. Allerdings ist die Verarbeitung wesentlich technik-sensibler, dh fehleranfällig, als bei Amalgamfüllungen, wo es egal war, wie nass es Mund war.
Ich als Zahnarzt würde mir keine Amalgamfüllung machen lassen. Bei kleinen Defekten Komposit, bei größeren dann Keramik oder Gold.
4) Gesetzliche Krankenversicherung (GKV):
Man sollte nie vergessen, dass im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung die Leistung nur "ausreichend, notwendig und zweckmäßig" sein darf! Das heißt, der Patient hat keinen Anspruch auf eine sehr gute, gute oder befriedigende Leistung zu Lasten der GKV. Viele Leistungen können einfach nicht kostendeckend erbracht werden, wie z.B. die Extraktion eines Zahnes, Wurzelbehandlung, etc
Man muss sich einfach mal vor Augen halten, dass in einem hochtechnisierten Land wie Deutschland der Langzeiterfolg von Wurzelbehandlungen nur bei 50% liegt, während in anderen Ländern die Erfolgsquote bei 90% liegt....
Es stellt sich für jeden Praxis-Inhaber die Frage, wie er seine Praxis führen möchte, entweder macht er es über die Masse (30-50 Patienten am Tag, nahezu nur Kassenleistungen) oder er gibt sich Mühe, arbeitet nach dem aktuellen Wissensstand, was natürlich wesentlich zeitintensiver ist, hat dadurch weniger Patienten und muss daher entsprechenden Zuzahlungen verlangen.
5) Praxiskosten BRD: Ich bin mir zu 100% sicher, dass es keinem anderen Land eine derartige Regelwut gibt, wie in Deutschland.
Die Kosten und der Aufwand für Qualitätsmanagment, Hygiene etc sind immens.
Sobald es um das Thema Zahnarzt geht, wird immer unterschwellig unterstellt, dass Zahnärzte abzocken, abkassieren, usw. Es sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass eine durchschnittliche Zahnarztpraxis 400.000 Euro in der Anschaffung kostet und einen Stundensatz von 300 Euro je Stunde erwirtschaften muss.
Wenn im Bereich der GKV nur Stundensätze von max. 150 Euro möglich sind, dürfen sich im Umkehrschluss die Privatpatienten nicht wundern, wenn bei Ihnen die Stunde mit 400-500 Euro in Rechnung gestellt wird.
Klar, beim Zahnarzt denkt natürlich jeder an den Porsche fahrenden, ständig braungebrannten Vielflieger. Diese Zeiten sind leider lange vorbei.
Wer wissen will, was ein Zahnarzt in Deutschland verdient:
Zahnarzt in Zahlen: Mein Haus, mein Boot, mein Porsche?
Oder hier etwas ausführlicher (von 2006):
https://www.prognos.com/fileadmin/p...HOZ_2007-01-30 Endbericht HOZ Version 4.0.pdf