Iwate Tsunami Museum in Rikuzentakata
Jetzt etwas das mir sehr am Herzen liegt und jedes Mal wenn ich mir die Bilder anschaue, vergeht mir vieles. Ich kann jedem bei einem längeren oder einer wiederholten Reise nur empfehlen an die Sanriku-Küste zu fahren. Die große Erdebene von 2011 hat deutliche Spuren hinterlassen und wenn man die Straße entlang fährt überkommt einem ein ungutes Gefühl.
Das was einem als erstes beim Fahren auffällt sind die Schilder, die die Überflutungszonen markieren. In einigen Buchten sieht man noch nicht mal das Meer und es sind noch gute 20 Meter Höhenunterschied bevor man das Meeresniveau erreicht, da musste ich schon schlucken. Man hat es zwar schon gelesen und gehört, aber wenn man diese Dimensionen dann selber in echt sieht, ...
Im Herbst 2019 wurde in Rikuzentakata ein Museum, Raststation und ein Memorial Park eröffnet und das war auch einer der Gründe warum ich da hingefahren bin. Das Ziel von dem Museum ist, nicht zu vergessen welche Gefahr von so einem Tsunami ausgeht. Denn viele Leute haben ihn komplett unterschätz. Es gab zwar lange keinen großen Tsunami an der japanischen Küste, aber der Tsunami von 2004 im Indischen Ozean war noch nicht solange her.
Aber nun zu dem Museum und Park.
Zuerst ging es in den neu angelegten Park. Er war noch nicht sehr schön, zum einen durch die Jahreszeit und es noch sehr viel gebaut und Bäume gepflanzt wurden. Es war nur der Zentralebereich mit den Gedenkmöglichkeiten fertig.
Und der Blick zurück auf der rechten Seite ist das Iwate Tsunami Museum und links ist die neue Raststation.
Das Stadtgebiet wurde durch aufgeschüttete Erde um bis zu 10 Meter angehoben, darum wirkt es teilweise nicht mehr so auf den Bildern. Der rote Strich an dem Gebäude im 45° Winkel markiert in etwa die Höhe des Tsunamis mit fast 15 Meter und die Anlaufhöhe an den Bergen erreichte teilweise 17 Meter.
Das Gebäude war die alte Raststation und der Aussichtspunkt oben drauf zur Evakuierung bestimmt und es befanden sich auch auf den obersten Treppenstufen ein paar Menschen.
Und der Blick vor der Schutzmauer. Es wurde auch wieder neue Kiefern gepflanzt, das in einigen Jahrzehnten wieder der Schutzwald Takata Matsubara entsteht.
Die letzten Reste vom vorherigen Kiefernwald
Dann wäre da noch eines der Hoffnungssymbole für die Menschen nach der Katastrophe.
Kiseki no Ipponmatsu - Das Wunder der einen Kiefer
Direkt an der Küste befand sich ein großer Schutzwald aus über 70.000 Kiefern und einem schönen weißen Sandstrand. Doch durch den Tsunami wurde der komplette Wald und die Sandbank auf der er sich befand weggespült. Nur dieser einzige Baum hat den Tsunami überstanden und ist stehen geblieben.
Diese Standhaftigkeit haben die Bewohner als Vorbild und Wunder wahrgenommen. Doch da der Tsunami den Boden versalzte, ist auch dieser eine Baum nach einem guten Jahr abgestorben. Die Kiefer wurde gefällt, abtransportiert, ausgehöhlt, nachgebaut und wieder aufgestellt.
Und das ist die ehemalige Jugendherberge, die so gelassen wurde wie sie nach dem Tsunami war. Im Hintergrund sieht man das neue Fluttor für den Fluss.
Das Museum ist nicht sehr groß, aber fein. Es ist alles ins Englische übersetzt und die Videos untertitelt. Es gibt viel zu lesen und einige Videos, da hält man sich aber zurück.
Im Eingangsbereich wird generell etwas zu Erdbeben und Tsunamis erklärt und eine Visualisierung von dem Erdbeben wie sich die Platten bewegt haben.
Das demolierte Feuerwehrauto steht für zahlreichen freiwilligen Feuerwehrleute die gestorben sind. Das waren diejenigen die zu den Fluttoren gefahren sind und diese von Hand geschlossen haben. Auch zu dem Fluttor in Rikuzentakata sind sie gefahren, da es sich nicht automatisch geschlossen hat und als sie gerade dabei waren es zu schließen kam der Tsunami und hat das Fluttor überspült und die Feuerwehrleute mit sich gerissen.
In den Tagen danach ist es zusätzlich auch noch kalt geworden und es hat angefangen zu schneien. Es war auch nicht möglich sofort den Menschen zu helfen, weil die Straßen mit dem Geröll der zerstörten Städte blockiert waren. Dieser musste zuerst mit Schneepflügen, Baggern und Bulldozern beiseite geräumt werden.
Durch die Auswertung von Handydaten wurde eine Karte erstellt wer sich wie bewegt hat. Das erschreckende ist, viele Leute waren in einer sicheren Zone, aber fahren in das Überflutungsgebiet, um nach ihren Wohnungen, Geschäften, Familien, Tieren oder anderes zu schauen. Eltern wollten zu ihren Kinder fahren und diese mitnehmen, aber die wurden bereits von der Schule oder Kindergarten in höhere Gebiete evakuiert und haben überlebt, aber die Eltern sind bei der Suche gestorben. Viele haben auf den Flutschutz vertraut und in der ersten Warnung wurde vor einer Wellenhöhe von wenigen Metern berichtet und so haben nur wenige die Gefahr eines Tsunami ernst genommen. Wie es auch ein paar traurigen Berichten von Überlebenden bzw. Verstorbenen erzählt wird.
Auf mich hatte das Museum eine ähnliche Wirkung wie die Museen in Hiroshima und Nagasaki. Ich habe ein paar Freunde die damals in der Gegend gelebt haben und zwei davon sind so traumatisiert, dass sie bei jedem spürbaren Beben, in Panik geraten und Angst haben es wird wieder ein großes Erdbeben.