Es gibt eigentlich drei Wege, um von zu hohen Produktionskosten runterzukommen (wenn untragbar hoch; wenn nur ein bisschen zu hoch kann man auch so weiter wurschteln):
1) Aufbau einer auf dem Kostenniveau der Wettbewerber produzierenden separaten Airline, auf die dann (schrittweise) alle Flüge übertragen werden. Modell Wings.
2) Grounden und aus Insolvenzmasse mit wettbewerbsfähiger Kostenstruktur neu starten. Modell Swiss.
3) Mit sanftem oder unsanftem Druck die bestehende Airline hinreichend auf das Kostenniveau der Wettbewerber bringen. Modell BA.
Manche sagen hier, es wäre selbst mit höchsten Zugeständnissen der Gewerkschaften Modell 1 geworden. Das glaube ich nicht. Mit wirklich seriöser Bereitschaft wäre viel lieber Modell 3 umgesetzt worden.
Dein Post beschreibt zu Ende gedacht ja die Zwickmühle. Im Moment treibt Spohr ja 1) voran, anscheinend hat ihm 3) nicht gereicht. Jedenfalls ist 3) kein schnelles Konzept. Es klingt eher nacht Zitronenfranz. Aber: Wenn die 3) funktionieren soll, dann muss man das MIT den Mitarbeitern machen und nicht gegen sie. Will heißen 3) UND 1) zusammen wird in Deutschland nicht funktionieren.
2) lasse ich mal außen vor, den bei steigenden Gewinnen ist das eher unwahrscheinlich.
Nun ist Spohr aber mit seiner "Weltbesten Airline" in einer Zwickmühle: 1) kann er zwar weiter voran treiben, aber eben nicht unter der Marke Lufthansa. Damit ist Wings auf das Günstigsegment beschränkt. Im Premiumbereich für DE gibt es für ihn im Moment keine Alternative zur LH Mainline. Nun kann er aber auch nicht einfach die ertragreichen Routen weglassen und das Deutschlandgeschäft auf Wings beschränken, das heißt früher oder später muss Mainline auch wieder Piloten oder Flugbegleiter einstellen, sofern nicht ein Wunder geschieht. Er MUSS sich also früher oder später mit den Gewerkschaften einigen. DAS wissen aber auch die Gewerkschaften. Die wiederum haben die Nachwirkung der alten Tarifverträge im Rücken, brauchen also keineswegs eine schnelle Einigung, insbesondere bei Alters- und Übergangsversorgung. Somit ist 3) nicht wirklich effektiv durchführbar, da LH kein Druckmittel hat. Man kann natürlich (wie im Moment) versuchen die Gewerkschaften ausbluten zu lassen, aber das geht massiv zu Lasten der Kunden. Und ob LH sich der Aufsichtsrat das noch lange gefallen lässt, wage ich selbst bei LH zu bezweifeln.