Langstrecke mit Schmalrumpfflugzeugen

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Volume

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01.06.2018
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Deshalb wird man wohl bei Wasserstofflugzeugen von der "in 90 Sekunden Evakuiert" Forderung zu einer "Rumnpf hät 30 Sekunden der Hitze stand" Philosophie wechseln müssen. Passagiere bleiben drin bis der Wasserstoff verbrannt ist.
Der eiskalte flüssige Wasserstoff in der Kabine ist dabei das größere Risiko als das Feuer.

Aber auch wenn die Entscheider und Leistungsträger BWL Clique uns etwas anderes weiss machen will, vieles wissen wir einfach heute noch nicht und müssen erst erforschen, wie man in der Praxis mit Wasserstoff umgeht. Vieles was wir heute diskutieren wird nie kommen, Vieles in das wir jetzt investieren wird sich als Sackgasse erweisen. Wasserstoff ist nicht der Heilsbringer, sondern nur eine mögliche Technologie mit Vor- aber auch extremen Nachteilen. Der flüssaige Wasserstoff vor allem beim Wirkungsgrad, das hohe Verdichten und kühlen (während Lagerung und Transport) kostet bereits den Löwenanteil der Energie, die später bei der Verbrennung in nutzbare Energie umgewandelt werden kann.
SAF dürfte sich für die Anwendung bei der man Wasserstoff sowieso verbrennt (im Gegensatz zur Brennstoffzelle) als die in jeder Hinsicht bessere Technologie herausstellen. Höherer Wirkungsgrad, vorhandene Infrastruktur, vorhandene Technologie. "Vorhanden" ist aber natürlich für Investoren eine Horrorvorstellung...
Um direkt Strom zu erzeugen ist die Wasserstoff-/Brennstoffzellentechnologie gut, deshalb nutzen wir sie ja auch seit über 50 Jahren (ohne wären wir nicht auf den Mond gekommen).
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Ich tippe auch drauf: Es gibt ein paar Jahre einen Riesenzirkus und dann zieht die Karawane weiter und wir fliegen mit SAF. Die Flughäfen der Erde werden sich nicht alle Tiefkühl-Tankanlagen bauen wollen. Und dann kommt die gleiche Einsparung aus einer ganz anderen Ecke, von besserer ATC oder so.
 
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Volume

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01.06.2018
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Und dann kommt die gleiche Einsparung aus einer ganz anderen Ecke, von besserer ATC oder so.
Welche Einsparung? Wasserstoff wird nichts sparen, jedenfalls global nicht solange wir noch irgendwo Strom aus fossilen Quellen erzeugen.
Statt Strom für die Elektrolyse, Verdichtung und Kühlung zu nutzen, sollten wir ihn jemandem liefern der aktuell noch ein Kohlekraftwerk betreibt, das würde CO2 einsparen.

Und sollten wir dereinst mal Ökostrom im Überfluss haben, können wir immer noch den Kohlenstoff für SAF aus der Atmosphäre gewinnen, aktuell würde man dafür besser Abfall als Kohlenstoffquelle verwenden, statt ihn einfach zu verbrennen...
 
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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
Emissionseinsparung durch weniger Treibstoffverbrauch fossiler Brennstoffe. So zwischen 15 und bis zu 30 Prozent weniger Kerosinverbrauch könnte man wohl aus besserer Flugsicherung rausholen, was aber auch nicht so einfach ist, wie es sich anhört.
 
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Volume

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01.06.2018
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Das ist aber auch eher ein alter Hut.
Es dürfte 15 Jahre her sein, dass ich das letzte mal eine Warteschleife geflogen habe. Flusicherung war mal sehr ineffizient, aber 15% halte ich heute für extrem optimistisch.
Und mit Luftraumbeschränkungen dank Krisen ist das ohnehin alles Makulatur.

Und wenn du mit Kohlekratwerken Strom zur Wasserstoffproduktion erzeugst, stößt du am Ende mehr CO2 aus, als wenn du gleich mit Kerosin fliegst.
Solange noch irgendwo auf der Welt ein Kohlekraftwerk zum Strommix beiträgt, ist jede kWh Strom mit der man Wasserstoff erzeugt statt das Kohlekraftwerk zu ersetzen kontraproduktiv. Ein "100% Ökotrom" Label ist reines Whitewashing, solange noch irgendwo auf diesem Planeten "schmutziger" Strom produziert wird.

Und da Wasserstoff etwa genausoschlecht zum Transport von Energie geeignet ist wie Strom, ist er nicht die Antwort darauf, das wir zwar problemlos den weltweiten Energiebedarf 100% aus regenerativen Quellen erzeugen könnten (sogar ein Vielfaches davon, was uns auch unwirtschaftliche aber praktische Energieformen erlaubt), aber eben nicht da wo er gebraucht wird. Und so wie sich gerade die internationale Landschaft verändert, glaube ich auch nicht mehr an langfristige Abkommen die uns Solarstrom aus der Sahara oder Windstrom von den Aleuten (praktisch unbesiedelt, Windstärke 8 im Jahresmittel, praktisch kein Tag unter Windfstärke 5) sichern. Irgendein Putin wird es immer irgendwo geben.
 

Volume

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01.06.2018
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Für die SAF-Herstellung muss man auch Energie aufwenden.
Aber eben signifikant weniger. Vor allem muss man ganz extrem weniger Energie für Lagerung und Transport aufwenden, Komprimierung und Kühlung entfallen komplett, das erhöht den Wirkungsgrad enorm. Dummerweise wird der (physikalische, nicht chemische) Energiegehalt eines idealen Gases ausschließlich durch dessen Temperatur bestimmt, verdichte ich ein Gas, wird es heiss, das ist komplett verlorene Abwärme die ich bestenfalls noch irgendwo als Heiz- oder Prozesswärme einsetzten kann, in der Praxis aber wohl in die Atmosphäre blase. Bei Wasserstoff kommt das in die ähnliche Größenordnung wie die chemische Energie, die ich später nutzen kann.

OK, zurück zum Thema, Wasserstoff wird aufgrund der zwangsweise großen Tanks wohl noch sehr lange kein Thema für Schmalrumpfflugzeuge werden.
 

Volume

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01.06.2018
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wie waren eigentlich die Ergebnisse der Testflugzeuge TU 155 und TU 156 mit Wasserstoff und Ergasantrieben? 🤔
Geht halt, ist aber unwirtschaftlich. Habe das Flugzeug damals auf der ILA noch besichtigt.
Airbus wird das wohl für Milliardenfördergelder auch nochmal rausfinden.

Der Wasserstofftank ist groß und raubt 50% des Kabinenplatzes, schwerpunktnah geht das eigentlich nur mit Hecktriebwerksdesigns (sonst bekommt man zwei vom Tank getrennte Kabinen). Ist aber dank der volumetrischen Energiedichte und notwendigen Tankisolierung unumgänglich, ein Wasserstofftank wird immer sehr groß sein, und nicht in den Flügen integrierbar.

Aber moderne BWLler werden dem Wasserstoff und den Isoliermaterialien schon noch erklären, dass sie sich aus ihrer mit 14 Milliarden Jahren völlig veralterten Komfortzone entfernen, und Veränderung als Chance erkennen müssen, dann werden die ihre physikalischen Eigenschaften schon verändern. Und wenn nicht, wissen wir wer schuld ist.
Mein Management hat mir bereits beigebracht, dass der Zug in Richtung Wasserstoff längst fährt, und nur die Frage ist ob wir noch aufspringen, oder am Bahnsteig zurückbleiben. Na, wenn das so einfach ist, dann los. Auf dem Niveau kann man technischen Fortschritt erreichen.
 

210597

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11.10.2017
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Geht halt, ist aber unwirtschaftlich. Habe das Flugzeug damals auf der ILA noch besichtigt.
Airbus wird das wohl für Milliardenfördergelder auch nochmal rausfinden.

Der Wasserstofftank ist groß und raubt 50% des Kabinenplatzes
Wir hatten doch da vor 85 Jahren schon ein deutsches Pilotprojekt, bei dem genau das nachgewiesen wurde :D
 

juliuscaesar

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12.06.2014
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„Eins ist klar: Wir brauchen die Max 10, um mit dem Airbus A321 mithalten zu können. Und ich gehe davon aus, dass Boeing seine Verpflichtungen erfüllt.“

 

Volume

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01.06.2018
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Nee, das war der falsche.
Die Graf Zeppelin hat die Motoren mit Wasserstoff betrieben, hatte Trag- und Kraftgaszellen. Die Hindenburg ist mit Diesel geflogen.
Der hat noch eine Stunde lang gebrannt, als der Wasserstoff längst weg war...

Ein A321neoXLR aus der Flugerprobung ist 13h „um“ Europa geflogen:
Noch nicht ETOPS ?
Aber schon beachtlich, was geht. Zeigt mal wieder schön die Feinheiten der Flugphysik, mit wie wenig Treibstoffeinsparung man wie viel Range/Endurance gewinnt, weil der Zusammenhanh hoch nichtlinear ist (der Sprit den man in der 13. Stunde nicht braucht, musste man auch nicht 12 Stunden mit sich rumschleppen, d.h. man hat auch vorher 12 Stunden lang nochmal weniger gebraucht).
 
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juliuscaesar

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12.06.2014
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Air Baltic umfliegt auf RIX-DXB (BT791) das Kriegsgebiet in der Ukraine und den russischen/weißrussischen Luftraum und kommt mit dem A220-300 trotzdem in ~ 6:30h gut hin:

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juliuscaesar

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12.06.2014
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Zwei schöne Beispiele vom amerikanischen Doppelkontinenten:

PTY-GRU in 7:18h mit B737max9 und Lie-Flat-C
BFB0C94B-050B-40B7-B2B6-664A13C1D4E1.jpeg
CUN-YVR in 6:40h mit B737-800 EAC89645-9C6F-454D-942B-1E9F841676B4.jpeg
 
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juliuscaesar

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12.06.2014
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2 neue TATL Strecken von SAS mit A321LR:
Aalborg - EWR 3/7 ab 27.4.23 und GOT - EWR 3/7 ab 28.4.23
https://www.sasgroup.net/newsroom/press-releases/2022/sas-opens-new-routes-to-the-us/
Mutig, mutig! Drücken wir den Skandinaviern die Daumen!
Beitrag automatisch zusammengeführt:

GOT-EWR ist 20% kürzer, als z.B. GOT-MUC-EWR, dauert min. 40% kürzer und braucht 50% weniger Kerosin, wenn MUC-EWR mit Widebody geflogen wird!

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(Danke an www.gcmap.com)