Willkommen in der Welt des Yield-Managements, das machen die Airlines und - achtung - auch die Fernbusse nicht anders. In unserer Welt ist es leider so dass Nachfrage nicht statisch ist sondern über Zeiten variiert.
Willkommen in der Welt des aktuell angesagten Yield-Managements. Ich habe schon so viele verschiedene Management- und Marketingphilosophien kommen und gehen sehen, auch diese wird vorbeigehen und dann rückblickend einhellig von allen Experten als völlig unsinnig tituliert werden (so wie heute die von vor 20 Jahren).
Und nein, bei weitem
nicht die ganze Welt macht es so. Du findest international massenweise Unternehmen die es
nicht machen. Die Preise an Kosten orientieren, und nicht an erwarteten Nachfragen.
Und nein, bei Flixbus ist es auch längst nicht so stark (und so systematisch) verschieden wie bei der DB. Wenn ich jetzt den nächsten Flixbus nach Stuttgart nehmen würdem kostet er exakt das selbe, wie zu 3 Uhrzeiten in 2 Wochen. Bei der Bahn gibt es ihn in zwei Wochen für ein Drittel. Und es ist wohlgemerkt immer noch die selbe Freitagnachmittagfahrt mit hoher Nachfrage. Wenn der Abfahrtszeitpunkt nahe ist (wenn der Sitzplatz droht leerzubleiben...) verlangt die Bahn erheblichen Strafzuschlag. Bei anderen gibt es auch kurzfristig noch normale Preise, wenn noch Sitzplätze frei sind.
Das Yield-Management geht doch gearde von der These aus, das Kunden
nicht auf Preise reagieren, sonst würden sie nämlich immer nur dann nachfragen wenn es gerade sehr billig ist, und die teuren Tickets verchmähen. Was ich zum Beispiel konsequent mache, Airlines verlieren an mir sehr viel Geld, mein Reisebudget wäre viel höher als dass was ich tatsächlich verbrauche, sie könnten bei mir sehr viel mehr Geld abschöpfen, aber aus unerfindlichen Gründen bieten sie mir manchmal Flüge viel zu billig an (da sage ich doch Danke), oder viel zu teuer (da sage ich zwangsweise nein). Und so werden viele ursprünglich teuer angebotene Sitzplätze am Ende doch noch verramscht. Ich weiss ja aus eigener Erfahrung, zu welchen Preisen... (wenn ich zufällig mal zweiwöchige Meetings mache, und in exakt den selben hoch nachgefragten Flügen sitze, aber billig)
Genau deshalb verknüpft man ja viele Elemente eben nicht mit der Nachfrage, sondern der (mit schlauen Algorithmen vermuteten) Zahlungsbereitschaft. Und liegt oft genug voll daneben. Preise an Aufenthaltsdauer zu knüpfen hat überhaupt gar nichts mit Nachfrage zu tun. Du kannst superbillig an zwei 3 Wochen auserinanderliegenden Hauptreisetagen in der Rush-Hourt fliegen, oder sauteuer an zwei aufeinanderfolgenden Saure-Gurke-Tagen zu den nachfrageärmsten Zeiten. Du kannst an einem Mittwoch in halbvollen Flugzeugen FRA-TLS-FRA für >€1000 fliegen, oder an zwei Samstagen in 100% vollen Flugzeugen FRA-EWR und zurück für <€300. Hat mit Nachfrage absolut gar nichts zu tun.
Das aktuelle Yield-Management geht davon aus, das Kunden Volidioten sind, die nicht in der Lage sind darauf zu reagieren. Und nicht lernfähig. Und das einige reisen müssen, koste es was es wolle. Die Zeit wird zeigen, ob das dauerhaft so ist. (aber wenn nicht, wird zum Glück Corona schuld sein, und nicht die Yield-Management Philosophie, ohne Corona wäre sie noch 3000 Jahre der Standard geblieben)
Gibt es die "Geiz ist Geil" Werbung noch? Sind geizige Kunden vielleicht für die Anbieter doch nicht so geil? Kauft wer einmal ein Produkt billig hatte, und weiss wie preiswert es sein kann, es vielleicht nie wieder teuer?
Gerade für eher hochpreisige Firmen wie LH und DB ist es sicher nicht hilfreich, die Kunden an echte Schnäppchenpreise zu gewöhnen...
Ich habe mich oben bei dem Japan-Deutschland Vergleich schon gefragt wo Du die 84 € für die Strecke herbekommen hast. Der
Full-Flex Tarif an einem Freitag (morgen) auf der Strecke liegt bei 63,40 EUR. Die Reisezeiten liegen irgendwo zwischen 00:39 und 00:55h. Und es ist jetzt nicht so dass die Strecke nur alle 5 Stunden bedient wird.
Die €84 sind die €79.90 für die Strecke Köln-FRA die ich als teuerste Option bei einer schnellen Stichprobe gesehen habe und die €4 für die Strecke Siegburg/Bonn-Köln, wie schon gesagt, die DB lässt sich die Umwegfahrten die sie verursacht auch noch bezahlen.
Gerade zu den Hauptreizezeiten wird seit einiger Zeit ein neuer ICE4 eingesetzt, der Halt in Siegbug/Bonn entfällt dann. Das war bei meinen letzten 5 AirRail/ExpressRail Legs so. Zweimal davon umplanmäßig, da kurzfristig auf einen ICE4 Ersatzzug umgestellt wurde. Dann hast du reine Reisezeit 1:40, plus Umsteigezeit in Köln plus sicherheitshalber einen S-Bahn Takt Reserve (auf dem Hinweg), dann bist du bei 2 Stunden.
Da war früher der alte D-Zug via Bonn HBf durchs Rheintal nicht langsamer... Aber billiger und landschaftlich reizvoller.
Die gut 2 Stunden habe ich allerdings die letzten Male oft nicht hinbekommen (rund um Köln wird aktuell viel gebaut...).
Deshalb habe ich mich zwischenzeitlich von QKL-FRA-XXX auf CGN-MUC-XXX umgestellt. Das ist inzwischen die schnellere und bequemere Variante, auch wenn das Greta wohl nicht passen wird.
Es ist schon zutiefst frustrierend, wenn du aus der "dritten Welt" aus einem chinesischen Industriegebiet südlich von Shanghai via PVG und Hanoi mit Bus, U-Bahn, Transrapid, Flug nach 20 Stunden minutengenau in FRA landest, und dann auf den letzten 150km Rail&Fly doch noch 3 Stunden Verspätung "in der zivilisierten Welt" zusammenbekommst (nachdem du pünktlich unplanmäßig durch deinen Zielbahnhof durchgefahren bist). Am Ende 3 Züge und ein Bus statt 0:39 ICE nonstop...
(Das sind dann die selben 3 Stunden, die der Flug mit Vietnam länger als der mit LH war, aber bei > €5000 Preisdifferentz ist das ein echt satter Stundenlohn!)
Bisweilen kann man sich immerhin damit trösten, dass bei der Airline Rail&Fly kostenlos war, und Umwegfahrten abdeckt.
Und ja, ich hatte auch schon perfekte AiRail/EpressRail oder Rail&Fly Zubringer, sogar kostenlos oder mit satt vierstellig negativem Preis. Aber es ist eben leider nicht verlässlich.
Und ich bin auch bereit einen fairen Preis dafür zu bezahlen, wenn es denn verlässlich wäre und mich tatsächlich von A nach B bringt. Wenn ein Produkt gut ist, braucht man es mir nicht zu schenken.