Bevor die Deutschen Bahnen mit Billigtickets aufwarten und Deutschland eine Verkehrswende einleiten möchte, müssen oben genannte Basics wieder korrigiert worden sein. Vorher wird das nichts.
Das stimmt schon. Der Fisch stinkt im Allgemeinen vom Kopfe her. Es gibt in Deutschland eine extrem einseitige Verkehrs-Lobby-Politik, für die vor allem die Großstädte den Preis schon bezahlen und in den kommenden Jahren durch massive Dauerstaus im Berufsverkehr noch weiter zahlen werden.
Jetzt ist die Ruhe vor dem Sturm. Das Thema wird in der Nach-Corona-Zeit noch massiver hochkochen, weil dann wieder mehr gependelt wird. Das Stad-Land Gefälle bei den Mieten dürfte sich verschärfen wegen der Geldflut ("Beton-Gold"), die Skepsis gegenüber der Bahn dürfte länger anhalten als Corona. Das wird noch knirschen. Wenn der morgentliche Dauerstau zu lang wird, sind die Stickoxid Werte irgendwann so hoch, daß da wieder die Gerichte tätig werden müssen.
Letztendlich kommt man in Ballungsgebieten nicht umhin, den öffentlichen Nahverkehr zu priorisieren. Je länger man damit wartet, umso schmerzhafter wird es dann, wenn es erzwungen wird durch die Umstände. Nimmst Du einer ohnehin schon verstauten Strecke noch eine Spur weg (eine dazu bauen geht meist nicht) für den ÖPNV, geht da mit dem Auto dann gar nix mehr morgens.
Ähnlich kuriose Situation bei den Anwohnerparkplätzen. Der Ausweis ist in Deutschland spottbillig, nur in gewissen Gegenden suchst Du dich halt tot nach nem Parkplatz. Neue dazubauen geht nicht. Viel mehr werden durch notwendige Radspuren sogar welche wegfallen. Es gibt jetzt schon Gegenden in Großstädten, wo Abends nach 21 Uhr wild in 2. Reihe über Nacht geparkt wird von Leuten, die dann morgens früh wieder weg fahren. Das geht so lange, bis die Verkehsbehinderung durch Wildparker zu viel wird.
Und die Lösung ist letzendlich einfach aber schmerzhaft: aktuell ist der Anwohnerparkausweis billig und die städtische Netzkarte Nahverkehr teuer. Dreht das einfach um, indem der Anwohnerparkausweis nur noch inkl. Netzkarte verkauft wird. Dann wird die Netzkarte Stadt billig durch die quasi Quersubvention und es gibt auch für Autobesitzer in der Stadt einen Anreiz Offi zu fahren, weil "quasi kostenlos". Geld für die Infrastruktur steigt auch mit der Anzahl der Abonenten. Hoffentlich (?) auch die Frequenz und Qualität der Anbindung. Beides muß offenkundig passieren, bevor sich da was ändert.
Aber vielleicht wartet man auch auf die selbstfahrenden Taxis. Wenn die denn mal kommen. Nur, daß die eher die Lösung für die Verkehrsprobleme auf dem Land sind (Stichwort: Bushaltestellen-Attrappen), wo die Autos 98% der Zeit rumstehen. Was eine Verschwendung an Resourcen. In der Stadt wird nur der ÖPNV die Staus verringern können.