Österreich macht uns vor, wie man ÖPNV fördert....

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freddie.frobisher

Erfahrenes Mitglied
23.04.2016
6.505
6.369
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Es gibt tatsächlich einen gewaltigen Unterschied zwischen DE und AT/CH in dieser Hinsicht: Der Ausschreibungswahn.
Der Ausschreibungswahn zieht sich in Deutschland leider durch sehr viele Branchen. Eine Ausschreibung gewinnt der Günstigste, mit anderen Worten derjenige der die schlechteste noch vertretbare Qualität mit den geringsten Lohnkosten produziert. Das beschleunigt die Abwärtsspirale im Lohngefüge, Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen werden sich nur geringe Qualität leisten können. Die wenigen Gewinne, die auf Kosten der Steuerzahler übrig bleiben, werden privatisiert. Wird eine Ausschreibung dann verloren, verlieren auch alle Beschäftigten ihre Jobs, die Kosten hierfür werden erstmal der Allgemeinheit umgehängt. Selbiges gilt für den Fall, dass ein Ausschreibungsverlierer in finanzielle Schieflage gerät und andere Unternehmen mit in den Abgrund reißt.

Am perversesten ist die Situation vermutlich im Rettungsdienst. Die Landkreise schreiben diesen aus, sie tragen die Kosten der Ausschreibung und alle juristischen Scherereien, von der Ersparnis profitieren aber einzig nur die Krankenkassen. Zum Dank hat der Landkreis den Billigstbieter mit der schlechtesten Qualität, und die Kaufkraft der vor Ort Beschäftigten sinkt. Mehr privat, weniger Staat, am Ende verlieren leider alle.
 

honk20

Erfahrenes Mitglied
19.05.2011
5.357
13
Halbe Wahrheit. Ist die Spezifikationen auf Qualität ausgelegt? Um so genauer spezifiziert auch mit Details bestimmter Herstellern?

Oder nur " muss 4 Räder haben und 1 Motor"?
 
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Farscape

Erfahrenes Mitglied
24.09.2010
6.973
6
Wien
Österreich hat, wie die Schweiz auch, eine Bundesbahn. Die Bundesbahn hat die Aufgabe, Menschen zu befördern, auch z.B. in Randgebieten.

In Deutschland hingegen wurde die Bundesbahn privatisiert und arbeitet gewinnorientiert. Da werden unrentable Strecken ganz schnell mal eingestellt. Warum sollte also ein privates Unternehmen Tickets für ein paar Euro anbieten, wenn es nicht rentabel ist?

Ist jetzt natürlich keine vollständige Erklärung, logo. Wollte damit auch nur sagen, dass man hier Äpfel nicht mit Äpfeln vergleichen kann. Aussderdem ist D zehnmal grösser als Österreich.

Die ÖBB hat auch viele Strecken abgegeben und auch einiges an Strecken eingestellt. Das Land Niederösterreich war durchzogen von sehr vielen Nebenbahnen die nicht wirtschaftlich betrieben werden konnten.
Ganz wenige Strecken wurden dann nur mehr als Museumsbahnen erhalten, die dann am Wochenende mit nostalgischem Wagenmaterial bedient werden.
Die eingestellten Strecken wurden dann mit Postbussen bedient.
 

OneMoreTime

Erfahrenes Mitglied
23.04.2019
3.388
5
Es gibt tatsächlich einen gewaltigen Unterschied zwischen DE und AT/CH in dieser Hinsicht: Der Ausschreibungswahn.

Der Fernverkehr muss in DE und CH selbsttragend sein (in AT meines Wissens nicht) und ist mal aussen vor.

Der Eigentümer könnte den Fernverkehr ja subventionieren.

Der Ausschreibungswahn zieht sich in Deutschland leider durch sehr viele Branchen. Eine Ausschreibung gewinnt der Günstigste, mit anderen Worten derjenige der die schlechteste noch vertretbare Qualität mit den geringsten Lohnkosten produziert. Das beschleunigt die Abwärtsspirale im Lohngefüge,

Leider richtig - aber auch hier, man könnte soziale Mindeststandards definieren - aber es ist ja derart pervers das in Berlin z.B. bei Ausschreibungen ein Berlin eigener (höherer) Mindestlohn erwartet wird, während das Land Berlin tatsächlich (zum Teil) für die gearbeitete Stunde weniger bezahlt als den offiziellen Mindestlohn.

Hat dann zur Folge das man z.B. aktuell in Berlin ca. 8 - 10 Wochen für einen Termin bei der KFZ Zulassung warten muss. Wenn es der Händler macht sind es noch 6 Wochen.
 
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Tiversin

Erfahrenes Mitglied
06.07.2016
1.819
3.995
DUS
Und recht abgelegene Gebiete kriegst Du mit der Bahn nie effizient erschlossen.

Die waren alle schon erschlossen... bsp. Raubach/Westerwald. Hirsau/Schwarzwald.

Nicht effizient... deshalb sind sie zu. Aber, und das ist mein persönliches Empfinden: an manchen Punkten darf der Staat nicht effizient sein.


Erschreckend ist, wie die Bahn es selbst in Ballungsräumen verspielt. Da könnte man ein besseres Preis/Leistungsverhältnis bieten. Zu oft tut man es nicht.

Richtig. Die gesamte Nahverkehrskombination in deutschen Ballungsräumen ist eine Katastrophe

Bsp.
Recklinghausen hat sich den den 70gern der U-Bahn verweigert. Mit dem Ergebniss, dass seit über 20 Jahren (mittlerweile ab Marl) morgens stopngo angesagt ist. Weil es keine vernünftige Möglichkeit gibt weiter ins Ruhrgebiet zu kommen. Statt das Nahverkehrssystem anzupassen ...neiiiiiinnnn wir machen die A43 dreispurig. Gott bin ich froh das ich mittlerweile da nicht mehr durch muss.
 

MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.083
8.179
Dahoam
So schön günstige Tickets für den einzelnen sind lösen die nicht das grundlegende Problem der deutschen Bahn. Wie schon weiter oben geschrieben muss die Bahn zuerst die Infrastruktur auf Vordermann bringen bevor sie durch günstige Preise mehr Fahrgäste verträgt. Man sieht ja, dass in den vergangenen fahrgastarmen Monaten die Zuverlässigkeit des Systems Bahn statistisch nach oben gegangen ist. Der Fahrgast ist das Problem. :D

Und man darf auch nicht die Bahn über einen Kamm scheren. Günstige Preise bräuchte es primär im Nahverkehr um die Städte und Ballungsräume vom Verkehrschaos durch die Autos zu entlasten.

Im Fernverkehr sollte man primär auf Qualität und Zuverlässigkeit setzen, dann kann man auch die Preise entsprechend hoch lassen.

Nur muss der Staat es auch endlich auf die Reihe bringen, dass eine leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur notwendig ist und der Staat dafür gerade stehen muss. DB Netz/Infrastruktur/Schiene (oder wie auch immer sie heißen) muss in Staatshand bleiben und darf nicht primär gewinnorientiert arbeiten, da sie eine Infrastrukturaufgabe hat. Welche Landstraße wird gewinnorientiert betrieben? Hier kommt man aber wieder an das Problem, dass die notwendige Infrastruktur von der "wir-sind-gegen-alles-Wutbürger-Fraktion" ausgebremst wird. Aktuelles Beispiel das Inntal mit dem Brennerzulauf. Ab Kufstein wird alles dafür schon fertig gemacht, bei uns dauert es ewig bis 5 Varianten vorgestellt werden bis dann die Wutbürger eine sechste fordern. Und das ist dann in der Regel die teuerste mit größten Tunnelanteil.

Am meisten Sorgen mache ich mir, dass unser Automobilindustrieminister Audi Scheuer mit dem "Schienenpakt" droht und mehr Fahrgäste und Güter auf die Schienen bringen will. In der Regel wird alles was dieser Vollversager anpackt im Desaster enden und elendig teuer für den Steuerzahler. :help:
 

Albatros

Aktives Mitglied
10.05.2020
155
26
VIE, NCE, SDJ
Nur muss der Staat es auch endlich auf die Reihe bringen, dass eine leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur notwendig ist und der Staat dafür gerade stehen muss. DB Netz/Infrastruktur/Schiene (oder wie auch immer sie heißen) muss in Staatshand bleiben und darf nicht primär gewinnorientiert arbeiten, da sie eine Infrastrukturaufgabe hat.
Das genau ist der springende Punkt in der Frage, der Staat steht hier in der Pflicht eine flächendeckende Grundversorgung für seine Bürger sicherzustellen. Tut er das aber nicht in ausreichendem Maß, dann werden sich immer mehr Mängel und Defizite in anderen Bereichen äußerst unangenehm bemerkbar machen. Das perverse dabei ist, daß man einerseits zwar so gut wie alle Verbrennungsmotoren mit Auflagen aller Art belegt, aber gleichzeitig dafür sorgt, daß möglichst viele davon zwingend betrieben werden müssen. Kanalnetze und Wasserleitungen zu den Haushalten in sämtlichen Großstädten z.B. sind auch nicht unbedingt rentabel, aber sie verhindern daß sich solche Ballungsräume in Seuchenherde verwandeln.
 

hollaho

Erfahrenes Mitglied
22.10.2016
1.091
635
Bevor die Deutschen Bahnen mit Billigtickets aufwarten und Deutschland eine Verkehrswende einleiten möchte, müssen oben genannte Basics wieder korrigiert worden sein. Vorher wird das nichts.

Das stimmt schon. Der Fisch stinkt im Allgemeinen vom Kopfe her. Es gibt in Deutschland eine extrem einseitige Verkehrs-Lobby-Politik, für die vor allem die Großstädte den Preis schon bezahlen und in den kommenden Jahren durch massive Dauerstaus im Berufsverkehr noch weiter zahlen werden.

Jetzt ist die Ruhe vor dem Sturm. Das Thema wird in der Nach-Corona-Zeit noch massiver hochkochen, weil dann wieder mehr gependelt wird. Das Stad-Land Gefälle bei den Mieten dürfte sich verschärfen wegen der Geldflut ("Beton-Gold"), die Skepsis gegenüber der Bahn dürfte länger anhalten als Corona. Das wird noch knirschen. Wenn der morgentliche Dauerstau zu lang wird, sind die Stickoxid Werte irgendwann so hoch, daß da wieder die Gerichte tätig werden müssen.

Letztendlich kommt man in Ballungsgebieten nicht umhin, den öffentlichen Nahverkehr zu priorisieren. Je länger man damit wartet, umso schmerzhafter wird es dann, wenn es erzwungen wird durch die Umstände. Nimmst Du einer ohnehin schon verstauten Strecke noch eine Spur weg (eine dazu bauen geht meist nicht) für den ÖPNV, geht da mit dem Auto dann gar nix mehr morgens.

Ähnlich kuriose Situation bei den Anwohnerparkplätzen. Der Ausweis ist in Deutschland spottbillig, nur in gewissen Gegenden suchst Du dich halt tot nach nem Parkplatz. Neue dazubauen geht nicht. Viel mehr werden durch notwendige Radspuren sogar welche wegfallen. Es gibt jetzt schon Gegenden in Großstädten, wo Abends nach 21 Uhr wild in 2. Reihe über Nacht geparkt wird von Leuten, die dann morgens früh wieder weg fahren. Das geht so lange, bis die Verkehsbehinderung durch Wildparker zu viel wird.

Und die Lösung ist letzendlich einfach aber schmerzhaft: aktuell ist der Anwohnerparkausweis billig und die städtische Netzkarte Nahverkehr teuer. Dreht das einfach um, indem der Anwohnerparkausweis nur noch inkl. Netzkarte verkauft wird. Dann wird die Netzkarte Stadt billig durch die quasi Quersubvention und es gibt auch für Autobesitzer in der Stadt einen Anreiz Offi zu fahren, weil "quasi kostenlos". Geld für die Infrastruktur steigt auch mit der Anzahl der Abonenten. Hoffentlich (?) auch die Frequenz und Qualität der Anbindung. Beides muß offenkundig passieren, bevor sich da was ändert.

Aber vielleicht wartet man auch auf die selbstfahrenden Taxis. Wenn die denn mal kommen. Nur, daß die eher die Lösung für die Verkehrsprobleme auf dem Land sind (Stichwort: Bushaltestellen-Attrappen), wo die Autos 98% der Zeit rumstehen. Was eine Verschwendung an Resourcen. In der Stadt wird nur der ÖPNV die Staus verringern können.
 

OneMoreTime

Erfahrenes Mitglied
23.04.2019
3.388
5
Das stimmt schon. Der Fisch stinkt im Allgemeinen vom Kopfe her. Es gibt in Deutschland eine extrem einseitige Verkehrs-Lobby-Politik, für die vor allem die Großstädte den Preis schon bezahlen und in den kommenden Jahren durch massive Dauerstaus im Berufsverkehr noch weiter zahlen werden.

Jetzt ist die Ruhe vor dem Sturm. Das Thema wird in der Nach-Corona-Zeit noch massiver hochkochen, weil dann wieder mehr gependelt wird. Das Stad-Land Gefälle bei den Mieten dürfte sich verschärfen wegen der Geldflut ("Beton-Gold"), die Skepsis gegenüber der Bahn dürfte länger anhalten als Corona. Das wird noch knirschen. Wenn der morgentliche Dauerstau zu lang wird, sind die Stickoxid Werte irgendwann so hoch, daß da wieder die Gerichte tätig werden müssen.

Letztendlich kommt man in Ballungsgebieten nicht umhin, den öffentlichen Nahverkehr zu priorisieren. Je länger man damit wartet, umso schmerzhafter wird es dann, wenn es erzwungen wird durch die Umstände. Nimmst Du einer ohnehin schon verstauten Strecke noch eine Spur weg (eine dazu bauen geht meist nicht) für den ÖPNV, geht da mit dem Auto dann gar nix mehr morgens.

Ähnlich kuriose Situation bei den Anwohnerparkplätzen. Der Ausweis ist in Deutschland spottbillig, nur in gewissen Gegenden suchst Du dich halt tot nach nem Parkplatz. Neue dazubauen geht nicht. Viel mehr werden durch notwendige Radspuren sogar welche wegfallen. Es gibt jetzt schon Gegenden in Großstädten, wo Abends nach 21 Uhr wild in 2. Reihe über Nacht geparkt wird von Leuten, die dann morgens früh wieder weg fahren. Das geht so lange, bis die Verkehsbehinderung durch Wildparker zu viel wird.

Und die Lösung ist letzendlich einfach aber schmerzhaft: aktuell ist der Anwohnerparkausweis billig und die städtische Netzkarte Nahverkehr teuer. Dreht das einfach um, indem der Anwohnerparkausweis nur noch inkl. Netzkarte verkauft wird. Dann wird die Netzkarte Stadt billig durch die quasi Quersubvention und es gibt auch für Autobesitzer in der Stadt einen Anreiz Offi zu fahren, weil "quasi kostenlos". Geld für die Infrastruktur steigt auch mit der Anzahl der Abonenten. Hoffentlich (?) auch die Frequenz und Qualität der Anbindung. Beides muß offenkundig passieren, bevor sich da was ändert.

Aber vielleicht wartet man auch auf die selbstfahrenden Taxis. Wenn die denn mal kommen. Nur, daß die eher die Lösung für die Verkehrsprobleme auf dem Land sind (Stichwort: Bushaltestellen-Attrappen), wo die Autos 98% der Zeit rumstehen. Was eine Verschwendung an Resourcen. In der Stadt wird nur der ÖPNV die Staus verringern können.

Die Situation in Städten ist absurd, da stehen manche Autos unbewegt über Monate, werden Anhänger abgestellt, oder Gewerbebetriebe benutzen den öffentlichen Raum als Abstellfläche. Bei mir in der Nachbarschaft vermietet ein Unternehmen seine eigenen Parkflächen an Dritte und stellt die eigenen Fahrzeuge im öffentlichen Raum ab (hier braucht man noch keine Parkausweise).

Gleichzeitig benötige ich mit dem ÖPNV für eine ca. 7KM lange Strecke mind. 40 Minuten, gerne auch mal über eine Stunde, mit dem Auto sind es dann 15Min - 20Min, in der Regel, kann allerdings auch mal eine Stunde dauern.

Letztlich ist das erzwungene pendeln ein riesen Problem, aber wenn es günstiger ist täglich 50km-100km pro Richtung zu pendeln als eine Wohnung ein Haus in der Nähe des Arbeitsplatzes zu mieten/kaufen dann läuft eben gewaltig was schief, und die Umwelt bezahlt die Quittung für die hohen Immobilienpreise in den Zentren.
 
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freddie.frobisher

Erfahrenes Mitglied
23.04.2016
6.505
6.369
Letztlich ist das erzwungene pendeln ein riesen Problem, aber wenn es günstiger ist täglich 50km-100km pro Richtung zu pendeln als eine Wohnung ein Haus in der Nähe des Arbeitsplatzes zu mieten/kaufen dann läuft eben gewaltig was schief, und die Umwelt bezahlt die Quittung für die hohen Immobilienpreise in den Zentren.
Das konnten unsere Eltern oder Großeltern noch machen. Die haben von dem Unternehmen, in dem sie 45 Jahre zuvor begonnen haben, eine goldene Uhr zum Ruhestand bekommen. Der Arbeitsmarkt ist mittlerweile viel unsicherer geworden, ein regelmäßiger Wechsel des Arbeitgebers ist leider normal. Zusätzlich freut man sich über die Emanzipation, dank derer es kaum mehr Hausfrauen gibt - was im Grunde aber nur bedeutet, dass der Lohn eines einzelnen nicht mehr auskömmlich ist. Kurzum, wenn beide arbeiten ist auch ein ständiger Umzug unrealistisch und man wird zwangsläufig pendeln müssen.
 

OneMoreTime

Erfahrenes Mitglied
23.04.2019
3.388
5
Das konnten unsere Eltern oder Großeltern noch machen. Die haben von dem Unternehmen, in dem sie 45 Jahre zuvor begonnen haben, eine goldene Uhr zum Ruhestand bekommen. Der Arbeitsmarkt ist mittlerweile viel unsicherer geworden, ein regelmäßiger Wechsel des Arbeitgebers ist leider normal. Zusätzlich freut man sich über die Emanzipation, dank derer es kaum mehr Hausfrauen gibt - was im Grunde aber nur bedeutet, dass der Lohn eines einzelnen nicht mehr auskömmlich ist. Kurzum, wenn beide arbeiten ist auch ein ständiger Umzug unrealistisch und man wird zwangsläufig pendeln müssen.

Klar kann man das als Gott gegeben hinnehmen, aber so mobil sind die Deutschen in der Regel gar nicht, sie werden größtenteils in der Nähe ihres Geburtsortes beerdigt.

Und ob es wirklich an der Emanzipation liegt das sehr oft beide arbeiten MÜSSEN bezweifel ich.

Als ich in der fröhlichen BRD der 60er und 70er Jahre aufgewachsen bin konnte die (untere) Mittelschicht mit einem Einkommen gut leben und sich gar eine Immobilie leisten - das schafft man heute mit einem mittleren Einkommen nicht mehr.
 

freddie.frobisher

Erfahrenes Mitglied
23.04.2016
6.505
6.369
Und ob es wirklich an der Emanzipation liegt das sehr oft beide arbeiten MÜSSEN bezweifel ich.
Klar liegt es nicht an der Emanzipation - welche ich sehr unterstütze. Aber die Tatsache, dass zwei Personen arbeiten müssen um sich eine Mietwohnung leisten zu können, ist nichts was ich als Sieg der Gleichberechtigung verbuchen möchte. Doch lassen wir das, hier geht es um die ÖBB und Jahrestickets im ÖPNV.
 
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Tiversin

Erfahrenes Mitglied
06.07.2016
1.819
3.995
DUS
Das genau ist der springende Punkt in der Frage, der Staat steht hier in der Pflicht eine flächendeckende Grundversorgung für seine Bürger sicherzustellen. Tut er das aber nicht in ausreichendem Maß, dann werden sich immer mehr Mängel und Defizite in anderen Bereichen äußerst unangenehm bemerkbar machen.

Die Mängel machen sich doch bereits bemerkbar...

Beispiel: Ich komme aus dem Münsterland, DUS ist 40 Autominuten entfernt ( wenn man um spätestens 5.30 Uhr im Auto sitzt... )

Der Irrsinn für mich ist, dass es mittlerweile soweit ist, dass wenn ich frühe Termine in FRA oder HAM ( Elbtunnelvermeidung) und Umgebung habe es sinniger ist, sich für den Hüpfer in den Flieger zu setzen.:eek:

Anfang der Neunziger war es kein Problem Münster Stuttgart in dreieinhalb Stunden zu schaffen wohlgemerkt in einem 60 PS Opel Kadett... war wie wennze fliechst:D:D

Nahverkehr ist ultraeffizient... Die Kommunen bescheissen bei den Schülerzahlen mit der Folge: Die Busse sind vollgestopft bis unters Dach egal ob Stadt oder Land. (Und irgendwann wenn dann so ein Trumm mit 100 Schülern einen schweren Unfall hat, kreischt alles los wie das denn ja nur passieren konnte...)

Schon vor 20 Jahren ( ich müsste jetzt mal suchen gehen, war ein Spiegel Artikel ) haben die Binnenschiffer ziemlich solide Konzepte vorgelegt wie sich der Transport ab Berlin bis zur niederländischen Grenze bewerkstelligen lässt. Btw. : Ich hatte das „Vergnügen“ein Hebewerk in Duisburg zu sehen... da bröckelt der Beton weil Zitat : „Es politisch nicht gewollt ist, das nur was gemacht wird“

Und solange sich der gemeine Deutsche über sein Auto definiert und bei dem Wort Tempolimit „Sakrileg“ kreischt und das Kreuz schlägt, wird sich da auch politisch nichts ändern.

Mein Traum: In der Bimmelbahn zum nächsten Verteilerknoten egal ob Bahnhof oder Flughafen, von da aus die Reise antreten und vor Ort entweder mit Bus , U-Bahn, oder wenn es garnicht anders geht, was bei mir häufiger der Fall ist, einem Leihwagen mein Ziel erreichen.
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.610
9.135
CPT / DTM
Nachdem das 365 € Ticket in Wien schon ein Riesenerfolg ist, wird jetzt ein landesweites Angebot auf den Weg gebracht.

365 € im Jahr für den gesamten ÖPNV in einem Bundesland = 1 € pro Tag!

730 € im Jahr für zwei Bundesländer = 2 € pro Tag!

1.095 € im Jahr für ganz Österreich...(y) = 3 € pro Tag!

https://www.spiegel.de/auto/oesterr...chland-a-f5e76f95-dd53-4fcf-b574-0a8f28927e7d

Und das inklusive Bahnfernverkehr...:idea:

Wann wird Deutschland endlich wach :confused:

Moment mal.

Das 2€ wird vorerst nix und das 3 € Ticket will man erst auf den Weg bringen.

Beim 100€ Wien Ticket ist damals auch nur ein Rabatt von 465€ auf 365€ geworden.

Ich glaubs erst wenn ichs offiziell bestellen kann. Werde es im 1. Jahr jedenfalls ausprobieren so zum Spaß.


Der Plan nimmt kontrete Formen an, der österreichische Bundesrat stimmt zu....

https://aviation.direct/oesterreich-netzfahrkarte-vom-bundesrat-angenommen
 

Kubi

Erfahrenes Mitglied
21.03.2013
1.084
325
Münsterland
So oder so: in Österreich ist eh fast alles besser als im Merkelland. Selbst als Frau ist der Sebastian schöner als unsere Angeline
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.610
9.135
CPT / DTM

Tiversin

Erfahrenes Mitglied
06.07.2016
1.819
3.995
DUS
Es soll noch in diesem Jahr losgehen. Die Bundesregierung gibt die Finanzierung für die Bundesländer frei.

Tja ... in einem Land in dem nicht die Autolobby "regiert" ist so etwas möglich.

Aus gegebenem Anlass : Zug aus dem Münsterland nach Leipzig ( LEJ wird ja nicht mehr angeflogen ... )
Reisedauer über Nacht: 12 Stunden ...

Steile These von mir : Wenn der Nah-und Fernverkehr vernünftig ausgebaut werden würde , hätten wir keine Diskussion bez. Kompensation CO2 und Fliegen
( Ja ;-) , das ist sehr vereinfacht formuliert )
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.610
9.135
CPT / DTM
Und nun geht es tatsächlich los!

Zwar noch nicht für das ganze Land, aber ich bin mir sicher, das kommt auch noch...

 

spocky83

Erfahrenes Mitglied
21.12.2014
3.631
970
MUC, BSL
Das Hauptproblem ist in Deutschland eher, dass man die Quadratur des Kreises versucht und das nicht erst seit der Bahnreform.

Egal ob die Mittel für die Bahn hoch genug sind oder nicht, es kommt trotzdem unweigerlich zu einer Konkurrenz zwischen einem Konzept, dass auf die Fläche wirkt und einem, dass auf schnelle Verbindungen zwischen Großstädten ausgelegt ist. Beide Konzepte sind natürlich als Extremfall nicht wirklich sinnvoll - Frankreich hatte lange Jahre trotz eines herausragenden Fernverkehrsnetz riesige Probleme im Regionalverkehr, die Schweiz hat zwar jeden Weiler mit hoher Frequenz angebunden, dafür ist das Intercitynetz mit Ausnahme von ein, zwei Abschnitten ein schlechter Witz und ist nur deshalb gerade so irgendwie noch tolerabel weil die Distanzen zwischen den Großstädten mit der Ausnahme von Genf relativ überschaubar sind.

In Deutschland aber stellt man sich hin und versucht den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Da verkommen ICs zu REs weil wieder irgendeine Kleinstadt Zeter und Mordio schreit, dass ihnen der Fernverkehr gezwickt werden soll (dass das eh nur ein Zugpaar am Tag war und es letztendlich keinen Unterschied macht ob der Zug jetzt rot oder weiß lackiert ist, fällt hinten runter), IREs mutieren zu ausgewachsenen Fernverkehrszügen, weil der Ausbau des ICE-Netzes stockt und wenn dann doch mal was getan wird, dann kommen solche halbgaren Geschichten wie die VDE raus - es musste ja um's Verrecken Erfurt angebunden werden - dass die Fahrzeit von 4h im Sprinter zwischen München und Berlin dadurch irgendwo zwischen Fisch und Fleisch liegt und eines der vordringlichen Ziele, nämlich den Flugverkehr zwischen diesen Städten zu minimieren, weitestgehend nicht erreicht hat, wurde einfach billigend in Kauf genommen.

Es werden für Milliarden und Abermilliarden Neubaustrecken durch hochkomplexes Terrain gebaut und trotzdem sinkt die Fahrzeit nur moderat, weil alles andere sonst bedeuten würde, dass Tante Inge auf ihrem jährlichen Ausflug von Hinterhugeldupfing nach Wanne-Eickel einmal mehr umsteigen müsste...
 
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MANAL

Erfahrenes Mitglied
29.05.2010
14.083
8.179
Dahoam
Auch haben wir die Perversion einer Konkurrenzsituation zwischen dem Fernverkehr durch die DB und dem von den Ländern organisierten Nahverkehr. Statt sich zu Ergänzen fährt man gegeneinander. Normalerweise sollte der Fernverkehr für längere Strecken genutzt werden um dann auf den Nahverkehr für die letzten Kilometer umzusteigen. Setzt aber Zusammenarbeit und gute Anschlüsse voraus. Und das ist bei uns eher suboptimal. Mit den immer mehr werdenden privaten DB-Konkurrenten wird alles noch chaotischer weil jeder seine eigenen Tarife und Tickets anbietet. Da lobe ich mir die Schweiz wo es völlig egal ist welcher Zug kommt wenn ich von Zürich-Flughafen in die Stadt will. Bei uns muss man schauen wo das Verbundticket gilt. Der Kunde ist in Deutschland nur störendes Beiwerk der den Betrieb aufhält.
 
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spocky83

Erfahrenes Mitglied
21.12.2014
3.631
970
MUC, BSL
Das stimmt so aber nur teilweise: der länderbestellte Regionalverkehr muss zum DB Tarif angeboten werden, auch kreuz und quer über verschiedene EVUs hinaus. Verkehrsverbünde erlauben ebenfalls im ein- und ausbrechenden Verkehr DB Tarife (sofern es jetzt nicht ein komplett isoliertes Netz ist, wie z.B. Busnetze in Kleinstädten und auch da geht mehr als man so gemeinhin denkt - auch wenn du da im Prinzip nicht ganz unrecht hast). Im privaten Fernverkehr kann das allerdings tatsächlich ein Problem werden, aktuell spielt der aber kaum eine Rolle.

Die Anschlüsse zum Regionalverkehr sind aber stellenweise wirklich ein Problem, wobei ich da nicht das Problem durch private EVUs verursacht sehe. Vielmehr ist da die schiere Masse an Halten der Fernverkehrszüge ursächlich, was ja auch fahrplantechnisch einen Rattenschwanz bis zur Bimmelbahn nach sich zieht. Mir wird da ziemlich Angst und Bange wenn ich mir das Konzept des Deutschlandtakts anschaue: das aktuelle ITF-ähnliche System leidet ja jetzt schon darunter, dass die Blockzeiten oft einfach nicht passen und, wenn überhaupt, nur mit unverhältnismäßigen Maßnahmen erreicht werden können. Wenn da dann quasi "mit Gewalt" ein integraler Taktfahrplan durchgeboxt wird, dann bleibt da vielfach nur eine Möglichkeit: einbremsen.

Auch hier lohnt ein Blick in die Schweiz: Basel SBB - Zürich HB ist da ein absolutes Negativbeispiel. Aktuell wird die Verbindung fahrplanmäßig mit 53 Minuten angeboten und das schon seit vielen Jahren. Man könnte dank der über die Jahre hinzugekommenen Ausbauten die Strecke in etwas unter 40 Minuten inkl. brauchbarer Fahrplanreserve fahren. Bringt aber nichts, weil der Zug sonst "zu früh" reinkommen würde und das blanke Chaos im Fahrtrassenurwald vor dem Zürcher Hauptbahnhof anrichten würde, in Richtung Basel wäre es mutmaßlich noch schlimmer, da ist die Situation ja ohnehin schon prekär. Lösen kann man das Problem de facto nur mit einer Neubaustrecke, die eine Alternative zur Hauensteinstrecke darstellen würde - finanziell prohibitiv teuer und die Fahrzeit bringt niemanden um, auch wenn ~27 Minuten schon attraktiv wären. Nur: diese rund 90 Streckenkilometer stellen die komplette IC-Linie dar. Mach das mal auf einer ICE-Linie mit 900 Streckenkilometern...