Stimmt, die arbeiten doch bei Wizz
Spass beiseite: Ich habe bei Ryanair eher als bei Wizz Air den Eindruck, dass die Stewardessen mit gequealtem Gesichtsausdruck durch den Gang schlurfen, den Job abreissen und den Passagier als notwendiges Uebel betrachten. Ich habe mich noch nie mit einer Stewardess einer der beiden Airlines unterhalten und kann ihnen ja auch nicht hinter die Stirn gucken, habe aber den Eindruck (!), dass die bei Wizz froehlicher und gastfreundlicher sind und mehr Spass an der Arbeit haben.
Ich erklaere mir das dadurch (wieder: voellig selbstgestrickt), dass die Osteuropaeerinnen bei Wizz Air die Arbeit als Chance, Aufstieg und viel bessere Alternative als einen Aushilfsjob in der rumaenischen oder ungarischen Pampa wahrnehmen. Waehrend die Italienerin bei Ryanair sich staendig sagt "ich habe einen Magister in vergleichender Literaturwissenschaft, es ist voll ungerecht, dass ich mir das hier antun muss."
Genau darum geht es aber doch bei den Streiks: Es ist halt was anderes, ob die ungarische oder bulgarische Flugbegleiterin für Wizzair arbeitet, mit Basis in ihrem Heimatland und für die lokalen Verhältnisse wahrscheinlich gar nicht so schlechter Bezahlung, oder ob die litauische oder portugiesische Flugbegleiterin aufgrund fehlender Alternativen in ihrem eigenen Land bei FR mit Basis in Charleroi angestellt ist, und irgendwelchen Klauseln, bei Bedarf an jede beliebige andere Basis versetzt werden zu können.
Klar, gibt es in anderen Berufen auch, egal, ob Erntehelfer, Pflegekräfte, Bauarbeiter oder was auch immer, und wurden die Flugbegleiter bei FR nicht dazu gezwungen, sich bei FR zu bewerben. Nur trotzdem habe ich hier für einen Streik mehr Verständnis, als etwa bei den LH-Piloten oder irgendwelcher ex-staatlichen französischen oder belgischen Bahnunternehmen o.ä. (wo es primär um den Erhalt überkommener Strukturen geht).
Dazu kommt, dass MOL durch sein ganzes Auftreten in der Öffentlichkeit halt auch ein gewisses „Image“ vermittelt. Beispiel Streckeneinstellungen. Machen alle Airlines, wenn sich eine Strecke nicht (mehr) rechnet, meist ohne großes Aufsehen. Nur MOL kommt daher, wettert gegen den Staat und staatliche Gebühren, die horrenden Flughafengebühren usw., die ihn dazu zwingen würden, die Strecke einzustellen / die Basis zu schließen, obwohl er ja so gerne tausende an Arbeitsplätze schaffen und Millionen an Touristen ins Land bringen würde. Während er gleichzeitig Milliarden Gewinne macht...
Und ja, mag sein, dass die Berichterstattung in den Medien nicht immer ganz so objektiv ist, wie sie es sein sollte. Bleibt aber trotzdem die Frage, warum ausgerechnet FR – und nur FR – so oft wegen der prekären Beschäftigungsverhältnisse kritisiert wird, bis hin zu sicherheitsrelevanten Vorwürfen (Treibstoffreserven usw.), nicht aber Easyjet, Wizz und Co. Irgendwo bleibt da auch beim „kritischen Leser“ der Eindruck hängen, dass vielleicht nicht alles stimmt, aber doch irgendwas dran sein wird.