in einigen. Aber bleiben wir mal in der jüngeren Geschichte: fragt mal, sofern ihr nicht selbst 65+ seid, heutige Rentner, ob sie sich noch an eine Pandemie so 1969/1970 rum entsinnen können; wie das damals war mit Masken, Ausgangssperren, Kneipen- und Diskoschließungen.
Von meinen Gesprächspartnern, die damals an der Uni studiert haben, konnte sich keiner entsinnen, dass da überhaupt irgendwas besonderes gewesen war. Sie hatten es schlicht nicht mehr in der Erinnerung.
Zum Einlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hongkong-Grippe
etwas ausführlicher:
https://evkb.de/aktuelles-termine/p...ikel/hongkong-grippe-die-vergessene-pandemie/
Genaugenommen sind Pandemien die Regel denn die Ausnahme. Corona ist gar schon die vierte Epidemie in diesem jungen Jahrhundert, die von der WHO zur Pandemie hochgestuft wurde. Einige andere Beispiele wurden hier ebenfalls schon genannt und nicht zur vergessen, die nun seit vier Jahrzehnten andauernde HIV-Pandemie mit über 35 Millionen Toten und einer Letalitätsrate von 100%. Dennoch hat keine dieser Pandemien diesen gewaltigen gesellschaftlichen Impact wie Corona gehabt. Selbst die Spanische Grippe ist nur eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern.
Warum also rasten nun ausgerechnet bei einer eher mittelmäßigen Pandemie nun alle aus? Weil Covid in erster Linie eine Medien- und Wohlstandspandemie ist. Der totale Informationsfluss trifft auf eine Gesellschaft, die das Sterben verlernt hat. Früher war der Tod allgegenwärtig. Niemand hat wegen 50.000 Grippetoten (vorrangig Alten) einen großen Aufriss gemacht, wenn doch in den Jahrzehnten davor Millionen von Jungen in den Weltkriegen verheizt wurden. Wohlstand war auch alles andere als so selbstverständlich wie Heute. Materielle Not, vor allem bei den unteren sozialen Schichten, Teil des Alltags. Niemand hätte das Wirschaftswunder und den gerade erst erlangten Wohlstand für irgendwelche Lockdowns ohne jegliche wissenschaftliche Evidenz aufs Spiel gesetzt. Solch einen Luxus konnte sich kein Politiker der Welt vor 50 Jahren leisten. Zu guter letzt sollte man auch nicht vergessen, dass sich die BRD damals mitten im Kampf der Systeme befand. Leere Warenregale, geschlossene Grenzen, Versammlungsverbote, eingesperrte Bürger. Das klingt alles so nach Sozialismus, das es einer absoluten Blamagen für den Westen gleichkommen wäre, auf solche Maßnahmen zu setzen.
Dennoch glaube ich, dass die Reaktion gänzlich anders ausgefallen wäre, wenn die ersten Fälle bspw. in den USA aufgetreten wären und im Januar/Februar 2020 erst den Westen erwischt hätten und dann ab März Ostasien. Mangels Vorbilder hätte man auf keine Lockdowns gesetzt, sondern bestenfalls so wie Schweden auf Empfehlungen gesetzt - wenn überhaupt. Wenn dann Ostasien ab März/April in den Panikmodus verfallen wäre, wäre es zu dem Zeitpunkt für einen grundlegenden Strategiewechsel schon zu spät gewesen. Und man hätte, so wie man es eigentlich immer gemacht hat, das Virus laufen lassen.
Letzendlich dokumentiert Corona damit auch den globalen Wandel. Weg von einer angelsächsischen, liberalen Weltordnung, hin zu einer mehr und mehr sinozentrischen, totalitären Welt, wo das Kollektiv mehr zählt als das Individuum.