1. Tag; 3. Winterreise 2017/18
Nachdem am gestrigen Tag der erste leichte Schnee fiel, war es der perfekte Zeitpunkt Odessa in Richtung Wärme zu verlassen.
Nun sind für uns viele Ziele nicht so einfach zu erreichen und so schmiss uns bereits um 5 der Wecker aus den Federn. Unsere +0.5 war, wie Valentyna, nicht gerade begeistert so früh das warme Bett verlassen zu müssen.
Geduscht, Taschen gepackt, einen extrastarken Espresso eingeworfen, ausgiebig von +0.5 verabschiedet, Reisetaschen nach unten gebracht und ein UBER bestellt.
Da wir mit drei Reisetaschen plus je einem Stück Handgepäck unterwegs waren, entschloss ich mich uns ein UBER ‚Select’ statt des normalen UBER ‚X’ zu gönnen, Fahrpreis zum Flughafen US$ 3,75 statt 3,00. Angezeigt wurde ein Mitsubishi Outlander, passt.
Was dann aber erschien war ein uralt Ford Focus mit litauischem Kennzeichen, ich war schon ziemlich angefressen. Der Fahrer erzählte, dass der Outlander am Vortag den Dienst aufgegeben, er nun den Focus hätte, schon alles Gepäck passen würde. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Der Fahrer (mit 4.9 bewertet) bekam wirklich alles in den Focus, für uns wurde es jedoch etwas eng. So fuhren wir durch die noch nächtliche Innenstadt bis ca. 1,5 Kilometer vor dem Flughafen – als plötzlich die komplette Elektronik des Ford versagte, wir am Straßenrand liegenblieben.
Das ist doch schon mal ein Start für unsere Reise!
Der Fahrer organisierte uns ein anderes Taxi, welches nach 10 Minuten eintraf, von ihm bezahlt wurde, und uns zum Terminal fuhr. Wenigstens hatte der UBER-Fahrer die Fahrt direkt nach dem Liegenbleiben abgeschlosssen, so dass wir die Wartezeit nicht bezahlen mussten.
Das Terminal war fast menschenleer,
der 7-Uhr-Flug von UIA war bereits abgeschlossen, der nächste ging erst in über 2 Stunden. Wir gingen zum Check-In von M9 (Motorsich),
checkten ein und gaben unser Gepäck ab. Da wir mit 65 kg Gepäckgewicht 25 kg über dem Limit lagen, durften wir noch kurz US$ 25 begleichen, dann hinein in die Abflughalle, um auf das Boarding zu warten.
Mit dem Bus wurden wir zur AN 24 auf dem Vorfeld gefahren, wieder die ‚VIP’-Version, mit welcher wir auch vor knapp drei Wochen von Kiev nach Odessa geflogen waren.
Heute hatten wir Plätze in Reihe 2, mit etwas mehr Beinfreiheit. Mit 8 Minuten Verspätung waren wir sehr sanft, aber unter ohrenbetäubendem Krach, in der Luft. Wir nahmen an, dass 80% der Treibstoffs für Krach, 20% für Vortrieb verwendet wird. Valentyna war jedenfalls ob der Geräuschkulisse am frühen Morgen schon ziemlich genervt, fragte weshalb wir nicht die 737 von UIA genommen hatten.
Vom Service bekamen wir nichts mit, wir waren einfach zu müde, versuchten trotz des Krachs etwas Schlaf nachzuholen. Auf jedenfall müssen wir ordentlich Gegenwind gehabt haben, denn die reine Flugzeit war statt der üblichen 70 Minuten 102 Minuten, so dass wir mit 30 Minuten Verspätung am IEV-Flughafen ankamen.
Gepäck entgegengenommen uns hinaus aus dem Domestic-Terminal, wo bei leichtem Schneefall schon unser Fahrer auf uns wartete.
Gepäck verstaut und wegen der aktuellen politischen Lage und dem daraus resultierenden Verkehrschaos auf der Umgehungsstraße über den Fluss. Da wir noch nichts gegessen hatten und mittlerweile ziemlich hungrig waren, wurde ein kurzer Stopp bei McDonalds eingelegt.
Weiter zum KBP-Flughafen, wo wir bereits um 11 Uhr ankamen. Durch die Sicherheitskontrolle am Eingang in Richtung LH-Check-In.
Hier gaben wir ohne Wartezeit unser Gepäck ab, erhielten die Boardingpässe bis zu unserem Endziel.
Durch die Priority-Security-Kontrolle Airside und nach oben in die Lounge.
Das Essensangebot war mal wieder unterirdisch,
zum Glück hatten wir keinen Hunger.
Um 13:30 begann das Boarding, also hinunter zu Gate D-8. Da es am KBP-Flughafen immer einen getrennten C/*G-Zugang gibt, waren wir sehr auf unseren Plätzen in der ersten Reihe.
Der Flug war sehr gut ausgebucht, so dass sich der Einsteigevorgang hinzog, die Türen erst um 14 Uhr geschlossen wurden. Naja, fast pünktlich – dachten wir.
Als allerding der Push-Back nach geschätzten 50 Zentimetern abrupt abgebrochen wurde, wussten wir, dass wir falsch gedacht hatten.
Brücke wieder ans Flugzeug, Türe auf und die Diskussion der Crew mitbekommen: Kaffeemaschine leckt, und das bei einem brandneuen Flugzeug. Leider lief wohl so viel Wasser aus, dass ich in der vorderen Galley schon ein kleiner See auf dem Boden gebildet hatte. Auch den Wasserbehälter der Maschine zu entleeren führte nach 20 Minuten nicht zum Ziel, da immer wieder Wasser nachlief. Nun wurden externe Techniker hinzugezogen, Verkleidungen abgebaut, versucht den Fehler zu lokalisieren.
Dumm, sehr dumm für uns. Denn zwischen Ankunft in FRA und Boarding nach JNB hatten wir eigentlich 4 Stunden Zeit, genügend um in die Stadt zu fahren, um bei Freunden unsere neuen Telefone, aber vor allem die Malaria-Prophylaxe-Tabletten abzuholen.
Nachdem eine Stunde vergangen war, wussten wir, dass das Risiko in die City zu fahren, langsam zu groß wird, wir aber ohne die Tabletten unsere Reise gleich abbrechen können. Die Crew, überaus hilfsbereit, schickte zwei Telex nach Frankfurt, ob man eine Übernahme am Flughafen organisieren könnte – nur FRA antwortete nicht.
Nun kam auch noch die Diskussion auf, ob der Fehler überhaupt am heutigen Tage lokal zu beheben sei – manchmal ist in der ersten Reihe sitzen und alles mitbekommen auch nicht sehr beruhigend. Aber plötzlich, um 15:10 kam die Durchsage, man hätte sich entschlossen zu fliegen, in 20 Minuten sei Push-Back, dann Enteisung und Abflug.
Und so passierte es dann auch, um 15:40 hoben wir vom KBP-Flughafen ab, durchbrachen die dicke Wolkendecke und sahen das erste Mal an diesem Tag die Sonne.
Kurz nach dem Start gab es Mandeln im Tütchen und Getränke, im Anschluss das Mittagessen auf einem Plastiktablett, ohne Decke auf dem Tischchen, LH-Style eben.
Valentyna entschied sich für den Heilbutt auf Grünkohl,
ich nahm das Kalbssteak mit Reis und Gemüsewürfeln.
Mir war schon klar, dass Valentyna der Heilbutt nicht schmecken würde, und so tauschten wir nach dem ersten Bissen.
Überhaupt, das Essen war sehr durchschnittlich, die kalte Vorspeise klar das Beste am gesamten Essen.
Den Rest des Fluges holten wir etwas Schlaf nach, soweit dies ging. Denn die Eco-Paxe stauten sich vor der vorderen Toilette, unterhielten sich dabei lautstark. Ich verstehe nicht weshalb LH es nicht wie andere Airlines halten kann: die vordere Toilette für die C, die hinteren für die Y, das bringt mehr Ruhe in die Hütte.
Um 16:50 setzten wir auf der Nordlandebahn des Frankfurter Flughafens auf, rollten zügig zu A13. Da es sich hier um einen Schengen-Gate handelt und wir aus einem Nicht-Schengen-Land kamen, wurden wir via Treppe und Bus zum terminal gekarrt, wo die Passkontrolle stattfand.
Wohlweislich, um die aus der verspäteten Ankunft verursachten Kürze der Zeit bedacht, hatte ich schon vor dem Abflug via Skype unsere Freunde in Frankfurt kontaktiert, welche sich dankenswerterweise bereit erklärt hatten, zum Flughafen zu fahren, um uns Telefone und Tabletten zu übergeben.
So liefen wir zum Meeting-Point in terminal 1B, wo unsere Freunde schon eingetroffen waren. Ein ‚Hallo’, ein kurzer Plausch, Übergabe der ‚Danke’-Mitbringsel und der Telefone/Tabletten, schon waren wir wieder auf dem Weg nach oben.
Schnell noch DEET-haltigen Mückenspray erstanden und wieder durch Sicherheits- und Passkontrolle via Zoll (Ausfuhrbescheinigung abstempeln lassen) und Bücherladen zur SEN-Lounge.
Schnell das Telefon ausgepackt und die Konfiguration gestartet, megaeinfach, selbst für einen Techidioten wie mich. Nach ca. 30 Minuten war das iPhone X konfiguriert, über den Backup des 6ers. APPLE, die perfekten Telefone für Menschen, die sich mit dem ganzen nicht groß beschäftigen wollen – mit Schrecken denke ich an Windows zurück.
Noch kurz ein paar Mohrenköpfe (oder wie immer die heute politisch korrekt heißen) und Marzipankugeln vernascht, und schon war es wieder Zeit zum Gate für unseren Weiterflug nach Johannesburg aufzubrechen.