7. Tag; 3. Winterreise 2017/18
So schön die Kalahari Anib Lodge auch war, am 7. Tag stand die Weiterreise in den Süden Namibias an.
Wieder wachte ich relativ früh auf und nutze das bessere (von ‚gut’ zu sprechen wäre eine Übertreibung) Internet und lud die Fotos des Vortags bei einer Tasse Kaffee auf der Restaurantterrasse hoch.
Da es am frühen Morgen durch den Wind recht frisch war, genoss ich die warme Dusche in vollen Zügen, bevor ich Valentyna zum Aufstehen überredete.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Taschen, ließen alles im Auto verstauen, zahlten die Zeche und begannen unsere Fahrt.
Von der C20 auf die B1 in Richtung Süden, weiterhin gut ausgebaut, wieder ohne Schlaglöcher, den Tempomat auf 138 km/h eingestellt. In Mariental an einer Tankstelle kalte Coke Zero erworben und weiter in Richtung Keetmanshoop.
20 Kilometer vor Keetmanshoop sahen wir das Schild zum ‚Garas Park Rest Camp’, wo man ‚Quiver Trees’ bewundern kann.
In Keetmanshoop gaben wir dem Fortuner Futter und fuhren sodann weiter auf der B4 bis zur Abzweigung zum ‚Fish River Canyon’.
Hier verabschiedeten wir uns von der asphaltierten Straße, begrüßten unsere erste Schotterpiste für die nächsten knapp 90 Kilometer.
Wir waren vom guten Zustand dieser Piste überrascht, ebener als die Autobahn von Odessa nach Kiev, nach kurzer Eingewöhnung waren bei dem Abwesenden Verkehr 110 bis 120 km/h locker drin.
In dieser trockenen Einöde kamen wir plötzlich an einem Staudamm, gefolgt von riesigen Plantagen für Trauben und Palmen vorbei, schon etwas seltsam anzusehen in dieser Gegend.
Da wir mehr als zügig vorangekommen waren, hatten wir genügend Zeit, legten 40 Kilometer vor unserer Unterkunft einen Stopp an einer Gäste-Farm ein,
parkten das Auto unter einem schattenspendenden Vordach und gingen zum Shop. Nach einer freundlichen Begrüßung gaben wir unsere Bestellung auf, Kaffee mit Milch und Zucker, setzten uns draußen bei ‚nur’ 32 Grad an einen Tisch.
Nachdem der Kaffee von der Dame des Hauses serviert war, setzte sich der Eigentümer zu uns, verstrickte uns in ein interessantes Gespräch über die Gegend, seine Farm, das Leben in der Einöde und seine Einnahmequellen (Wildtierzucht & Touristen). Er habe alles selbst gebaut, zeigte uns stolz seine ‚Iglus’.
Innen waren diese wirklich nett gemacht, blitzesauber, mit offenem Bad und ohne Klimaanlage. Für den, der etwas in der Nähe des Fish-River-Canyon sucht und nicht die hohen Preise der Lodges ausgeben möchte, kann ich diese ‚Iglus’ empfehlen, zu N$ 1'000 (ca. US$ 70) inklusive Frühstück für 2 Personen.
Weiter auf die Schotterpiste nach Süden,
bis wir um 15 Uhr an unserer Lodge ankamen, dem Canyon Roadhouse.
Außer uns schienen keine weiteren Gäste anwesend zu sein, wir stellten das Auto direkt vor dem Eingang ab, gingen zur Rezeption, wo wir umgehend vom genervten Service, welcher uns mitteilte, dass das Wi-Fi Internet nicht funktioniere (mobiles Internet war auch Fehlanzeige), unseren Zimmerschlüssel erhielten.
Gepäck aus dem Auto und zu unserem Zimmer,
einfach, geräumig uns sauber. Vor allem die großen, breiten Risse in den Wänden, sowohl im Schlaf- wie auch im Badezimmer machten nicht den besten baulichen Eindruck.
Die wichtigsten Sachen verstaut und zum Pool.
Aber im Schatten war es durch den heftigen Wind zu kalt, in der Sonne auf Dauer zu heiß. So verzogen wir uns nach einer Stunde ins Zimmer, ruhten etwas aus, aßen unser verspätetes Mittagessen, bestehend aus lauter Delikatessen, also Dinge, welche ich zu Hause nicht bekomme: Landjäger, Austern in Öl und Graubrot.
Um kurz vor 18 Uhr ging es in Richtung Fish River Canyon, wo wir eine knappe halbe Stunde später am Parkeingang ankamen. Den Eintritt i.H.v. US$ 12 (gültig für 24 Stunden) bezahlten.
Der Track wurde nun deutlich schlechter, das Auto hoppelte von Rille zu Rille, mehr als 80 km/h waren nicht mehr drin.
Nach 10 Kilometern kamen wir am Hauptaussichtspunkt an, parkten und gingen auf die Aussichtsplattform.
Wir merkten schon, dass die Besichtigung am Abend nicht die beste Idee ist, denn die tiefstehende Sonne strahlte uns direkt entgegen.
Wir fuhren noch zum Hiker’s Point,
dem Ort an dem die 90 Kilometer 5-Tages-Wanderung nach Ais-Ais beginnt.
Nichts für uns!
Wir genossen den Ausblick soweit es wegen der Sonne ging, entschlossen uns mit schmerzenden Augen (Sonne, Wind & Trockenheit) nicht auf den Sonnenuntergang zu warten und hoppelten wieder zurück in Richtung Hotel.
Da das Restaurant, natürlich das Einzige weit und breit, bereits um 20:30 schloss, begaben wir uns fast direkt dorthin, nahmen neben einem Mercedes-Krankenwagen Platz.
Die Speisekarte war nicht gerade überzeugend, Valentyna meckerte schon herum, konnte sich nicht entscheiden. So bestellte ich ein Springbock- und ein Orxy-Steak, ‚rare’ gebraten, mit Gemüse und Kartoffelspalten.
Der arme Springbock war zäh und furztrocken, beim Orxy stimmte dafür der Garpunkt, geschmacklich okay, bis auf die zu süße Marinade.
Wir merkten langsam, dass das Essen in Namibia fleischlastig sein wird. Blöd, wenn man – wie wir – so gar kein Steakfreund ist, man selbst in den USA nur maximal einmal ein Steakhouse aufsucht.
Ich wollte noch etwas Süßes, also das hausgemachte Nuß-Parfait bestellt – Fehler!
Das war nix, da wäre ein Zugekauftes auf jeden Fall besser gewesen.
Es stürmte draußen beachtlich, wir machten uns auf den Weg in unser Zimmer, in dem die Wände bereits ordentliche Risse hatten. Nein, diese Lodge ist ihr Geld – immerhin fast US$ 200/Nacht inklusive Frühstück – nicht wert.
Überhaupt, durch den Sturm, die Dunkelheit, die Risse in den Wänden und weil wir die einzigen Gäste waren, fühlten wir uns irgendwie wie in einem schlechten Horrorfilm. Wohlfühlen ist anders!