8. Tag; 3. Winterreise 2017/18
Die Nacht war ziemlich schrecklich, wir beide fühlte uns in diesem Hotel nicht wohl, was sich dann auch in unserem Schlaf widerspiegelte. Wie schon geschrieben, irgendwie wie in einem schlechten Horrorfilm.
So war es auch nicht das geringste Problem für den Sonnenaufgang am Fish River Canyon früh aufzustehen – im Gegenteil, wir waren so früh wach, dass wir es sogar noch beide unter die Dusche schafften.
Obwohl der Park erst um 6 Uhr öffnete und wir nur 10 Minuten bis zum Parkeingang zu fahren hatten, brachen wir bereits um 05:30 auf, standen um 05:40 vor dem Eingang, vor geschlossener Schranke. Zum Glück kam ein Wärter sofort auf uns zu, überprüfte unsere Tickets und öffnete die Schranke.
Valentyna gab trotz der miserablen Straße Gas, sie wollte bei Sonnenaufgang am Hauptaussichtspunkt sein. Wunderschön war das Licht als die Sonne langsam hinter uns aufstieg.
Eine Minute nach Sonnenaufgang erreichten wir unser Ziel, stellten das Auto ab
und liefen zur Plattform, schauten hinunter in den Canyon.
Etwas enttäuschend, denn der Canyon selbst lag im Schatten, damit sehr dunkel.
Weiter ging es zum angeblich besten Aussichtspunkt, dem ‚Hiker’s Point’,
welchen wir persönlich nicht so beeindruckend fanden.
In die Gegenrichtung, wieder am Hauptaussichtspunkt vorbei, bis zu Ende des Pfads.
Wir wollten warten bis der Canyon in Sonne getaucht war, fuhren wieder zum Hauptaussichtspunkt und warteten bis 07:30.
Nun war der Anblick besser, eindrucksvoller – wahrscheinlich wäre es aber besser gewesen wir wären zwischen 08:30 und 11:30 gekommen.
Zurück zum Hotel, wir hatten Hunger!
Als wir um 8 Uhr zum Frühstück erschienen, standen alle Stühle kreuz und quer, man machte gerade sauber,
Häufchen mit Dreck lagen überall herum.
Man wies uns einen Tisch zu, zeigte uns das für uns aufgebaute Buffet.
Die Frage nach Kaffee wurde entnervt mit ‚Yes’ beantwortet – wir schienen zu stören.
Wir nahmen uns vom Buffet, bestellten zudem Spiegeleier mit Bacon.
Während wir so dasaßen stellten wir uns die Frage, was wir an diesem Tag in der Gegend unternehmen, ob wir uns wirklich die zweite Nacht geben sollten. Nach kurzem Überlegen entscheiden wir, obwohl vorbezahlt und nicht stornierbar, die zweite Nacht verfallen zu lassen, uns auf die Weiterfahrt zu begeben.
Wir gingen ins Zimmer, packten unsere Taschen, bezahlten das Abendessen und informierten über unsere vorzeitige Abreise. Um 09:30 waren wir auf der Straße.
Die ersten 70 Kilometer waren wieder perfekte Schotterpiste, als wäre sie asphaltiert, 120 – 130 km/h waren kein Problem. Alles war bestens, bis wir zu einer Kreuzung kamen: Google sagte die C12 nach Seeheim ginge geradeaus, die Straßenbeschilderung meinet jedoch zur C12 nach rechts, zur F605 geradeaus.
Da die Strecke über die F605 kürzer war, entschied ich mich diese zu nehmen. Fehler!!! Die F605 nach Seeheim war wohl früher die C13, damals als sie noch gepflegt wurde. Jetzt, als F605, wurde sie sich selbst überlassen, eine Waschbrettpiste, in welche sich bereits Bachläufe gefressen hatten. Der Fortuner rüttelte, schepperte, wir hatten Angst um unsere Reifen (und die Köpfe wegen Dachkontakts).
Aber auch diese knapp 40 Kilometer überstanden wir, bogen auf die B4 nach Lüderitz ein.
Ich hatte noch nicht mal auf 100 km/h beschleunigen können, als ich schon von einer Polizeistreife herausgewunken wurde. Führerschein gezeigt und aufgefordert worden auszusteigen, dem Polizisten (wie im Film, mit Zahnstocher im Mundwinkel) zu folgen. Dieser teilte mir mit, dass mein Führerschein in Namibia nicht gültig sein, ich einen internationalen Führerschein benötigen würde, ich nun eine Strafe i.H.v. 1000 NAD zu zahlen hätte, und zwar in Keetmanshoop. Alles klar, eine Abzocknummer, dachte ich. Ich sagte nach einigem hin und her, dass er mir den Strafzettel ausstellen solle, ich nach Keetmanshoop zurückfahren, dort die Strafe auf der Polizeistation bezahlen würde. Kurze Beratung unter den beiden Polizisten und mir wurde eine Radarpistole hingehalten, welche 152 km/h anzeigte. Ich kam mir vor wie zuhause in der Ukraine. Also auch so reagiert und gefragt was die Jungs denn haben wollten. Statt den geforderten 1000 NAD einigen wir uns auf 300, ich bekam meine Papiere zurück und fuhr angesäuert weiter.
War die Landschaft anfangs steinig und noch teilweise bewachsen,
änderte sich dies fast schlagartig.
Nun wurde die Fahrerei wirklich langweilig, die Strecke sehr gerade und monoton.
Wir waren froh von unserem ursprünglichen Plan, am Folgetag um 05:30 vom Fish River Canyon nach Lüderitz zu fahren, abgewichen zu sein. Denn müde ist diese Strecke einfach nur gefährlich.
Zwischen Aus und Lüderitz wurde es windig, sehr windig. Sand wehte über die Straße, der Fortuner bekam eine Dosis Sandstrahlung.
Nach knapp 4 Stunden Fahrt erreichten wir Lüderitz, eine Deutsche Kleinstadt an der Küste Afrikas. Wir fuhren sofort zu ‚Diaz Coffee Shop’ in der Innenstadt
– wir brauchten Abwechslung, Fisch, Seafood.
Hinein, Platz genommen,
die Bestellung aufgegeben.
Die Austern waren klein aber lecker,
das Hackbrötchen mit zu wenig Hack, dafür der Seehecht, obwohl frittiert (wir hatten pan-fried bestellt), nach Abkratzen der Panade sehr gut, noch glasig.
Gesättigt ging es weiter zu unserer Unterkunft, welche ich auf der Fahrt telefonisch reserviert hatte.
Die ‚Alte Loge’ liegt auf dem Hügel, umgeben von anderen hübschen Häusern,
bietet von der Terrasse sogar etwas Meerblick.
Wir bekamen ein buntes Doppelzimmer, endlich mal wieder mit richtigem Doppelbett (und mir zu bunter Bettwäsche),
und einem Bad, welches mal wieder dringend einer Renovierung bedürfte.
Taschen ins Zimmer gebracht und sofort wieder aufgebrochen, zuerst in der Innenstadt Tickets für die ‚Kolmanskop Ghost Town’ für den Folgetag erstanden, dann weiter, am Goerke Haus vorbei,
zur Felsenkirche,
mit Blick auf die Bucht.
So etwas wie Lüderitz gibt es in Deutschland nicht mehr, eine Stadt in der die Zeit stehengeblieben ist. Keine Kriege mit großer Zerstörung, keine großartige Modernisierung der Häuser, alles etwas angestaubt, teilweise schäbig. Interessant es einmal zu sehen, gefallen tut es uns nicht besonders.
Trotz des heftigen Windes zum Diaz Point, 20 Kilometer von Lüderitz entfernt.
Die Fahrt war sehr schön, meist am Ozean entlang, welcher wegen des starken Windes sehr lebhaft war.
Das Auto abgestellt
und die Türe geöffnet – fast hätte sie mir der Wind gegen den Kopf geschlagen. Schon das Aussteigen war eine Herausforderung, aber kein Vergleich zum Aufstieg zum Diaz Point. Zwar gab es ein Geländer, aber dies befand sich schon in Auflösung – so musste ich sehr vorsichtig sein.
Oben angekommen wurde es dann noch schlimmer, es war kaum möglich sich auf den Beinen zu halten. Schnell genoss ich den Ausblick, machte ein paar Fotos für die unten gebliebene Valentyna
und stieg sehr, sehr vorsichtig wieder hinunter.
Für den Rückweg wählten wir die Alternativroute über die ‚Grosse Bucht’, auch sehr windig, aber ebenfalls hübsch anzusehen.
Kurz darauf waren wir wieder zurück in unserem Guesthouse, wir hatten etwas Erholung nötig.
Für unser Abendessen wurde uns das ‚Essenzeit’ am Hafen wärmstens empfohlen, dort gäbe es hervorragenden Seafood. Um kurz nach 7 fuhren wir los, fanden das Restaurant, mit herrlichem Blick auf den Hafen.
Hinein und voller Vorfreude 10 Austern,
und im Anschluss Langusten, Prawns in Knoblauchbutter und einen Avocado-Prawn-Salat bestellt.
Nach 45 Minuten Wartezeit kamen auch ‚schon’ die Austern – okay, aber bei weitem nicht so gut wie die am Mittag.
Nach weiteren 45 Minuten, wir waren kurz davor ohne Abendessen aufzubrechen, erschienen unsere Hauptgerichte und der Salat.
Meine Fresse, da fiel uns wirklich nichts mehr ein! Prawns und Langusten müssen für 30 Minuten auf dem Grill gelegen haben, mindestens! Furztrocken, gummiartig, (dafür waren die Pommes kalt und latschig) der absolute Tiefpunkt. Auch der Salat war nicht besser, kam ohne jegliches Dressing, die Prawns waren identisch denen des Hauptgerichts.
Ich entschied mich die Langustenschwänze mit Coke Zero runterzuspülen, eine Alternative hatten wir nämlich nicht.
Das Essen war so schrecklich, dass es schon wieder lustig war.
Zurück ins Guesthouse, Valentyna wollte noch eine Bewertung in Tripadvisor schreiben.