8. Tag; 1. Winterreise 2017/18
Heute hieß es von unseren Freunden ‚Abschied nehmen’, so trafen wir uns um 10 in der Club-Lounge auf einen Kaffee, Hunger auf das Plastikfrühstück hatten wir alle irgendwie nicht.
Ich holte meine endlich eingetroffene Kamera an der Rezeption ab, beglich die Rechnung und bekam für den Weg etwas Süßes, eine Tafel Ritter Sport. Eine nette Geste von Marriott.
Dies war übrigens mein erster Aufenthalt bei Marriott seit bestimmt 15 Jahren. Ich war damals im Marriott in Moskau, Blümchentapete etc., und habe mir geschworen so schnell kein Marriott-Hotel mehr zu buchen. Es ist zwar noch immer sehr amerikanisch, amerikanischer als Sheraton, aber ich war diesmal wirklich angenehm vom Design überrascht. Das einzige das echt nervte war der Geruch des synthetischen Parfüms in der Lobby, schrecklich!
Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, saßen wir mit unseren Freunden noch bis 13 Uhr in der Club Lounge und verabschiedeten uns. Ein Freund flog gegen 19 Uhr nach Zürich, die anderen gegen 23 Uhr nach Moskau.
Bei schönstem Sonnenschein und 16 Grad verließen wir Berlin in Richtung Süden – und Regen und Kälte. Super!!!
Ich trat den Opel so fest mein rechter Fuß konnte auf der A13 bis Dresden, wo wir in Richtung Prag abbogen, bei schönstem Schmuddelwetter. Kurz vor der Grenze zu Tschechien eine Vignette (EUR 12,50 für 10 Tage) erworben und weiter bis 60 Kilometer vor Prag, wo wir es dann vor Hunger nicht mehr aushielten, einen Zwischenstopp einlegten.
Im Vergleich zu Burger King waren die Burger bei McD leider sehr geschmacksneutral, die Pommes lätschig.
Weiter in die Innenstadt von Prag, wo ich uns ein Zimmer im ‚Sheraton Prague Charles Square’ wegen Mondpreisen über Punkte gebucht hatte.
Der Doorman war sehr nett, sprach auch sofort russisch mit uns nachdem er gehört hatte, dass wir miteinander diese Sprache sprechen. In vielen anderen Ländern des ehemaligen Warschauer Packtes ist dies nicht der Fall.
Der Kasten ist völlig abgewohnt, die Lobby befindet sich in Auflösung, einfach nur grausig.
Dafür war V. begeistert, dass sie fast alles versteht, sie meinte Tschechisch wäre dem Ukrainischen extrem ähnlich, nur eben mit lateinischen Buchstaben.
Wegen voller Auslastung gab es natürlich keinen Upgrade, ein Mini-Zimmer mit Blick in den Innenhof, mit Laminatboden, maximal 3-Sterne.
Kurz die Platin-Begrüßung betrachtet,
wärmere Jacken angezogen und raus auf die Straße in Richtung Wenceslas Platz, mit der neuen Kamera bewaffnet.
Unterwegs fiel V. schon die tolle Architektur der Gebäude auf, viel größer und prächtiger als in Odessa. Allerdings sind viele Gebäude nur außen renoviert, an den Fenstern und Scheiben erkennt man, dass innen entweder unrenoviert ist oder die Wohnungen ganz leer stehen.
Ich persönlich kann Prag nicht leiden, finde diese Stadt seit meinem ersten Besuch vor gut 15 Jahren einfach nur grauenhaft: schlechtes Essen, zu viele Touristen und alles nur Fassade, Disney World in schlecht. Trotzdem, damit V. die Stadt sieht, werde ich es mal wieder ertragen.
V. fielen auch gleich die Straßenbahnen auf, dieselben die auch in der Ukraine fahren – nur in wesentlich besserem Zustand, leiser und schneller.
An McDonalds, Starbucks, unzähligen Geschäften mit Chinamüll & ‚böhmischen’ Glas vorbei zur Touristenhauptstraße,
wo wir natürlich auch gleich eine Thai-Massage mit Fish-Spa entdeckten. Hier setzten sich Menschen allen Ernstes ins Schaufenster und halten ihre nackten Füße ins Aquarium.
Und da regen sich hier im Forum einige echt über nackte Füße im Flugzeug auf!
Hinunter zu den Wenceslas Platz Terrassen, wo mir endlich auch mal ein Gebäude gefiel.
Da es in Tschechien immer noch die Krone statt des Euros gibt, wollten wir etwas Geld tauschen oder ziehen. Und genau hier erkennt man mal wieder wie angenehm es ist ins Ausland zu reisen ohne Geld wechseln zu müssen – denn dies ist eine Vollverarschung in Prag: man hat die Auswahl zwischen ordentlichem Kurs und 19.9% Provision oder einem extrem schlechten Kurs (Verkauf von Euro zu 27.02 Kronen; Ankauf von Euro 15.01 Kronen). Auch die Geldautomaten namhafter Kreditinstitute sind kaum besser, 12.375% Provision!
So liefen wir etwas durch die völlig überlaufenen Straßen
der Altstadt bis zum Altstadtplatz,
wo es mehr Touristen gab als in Venedig Tauben. V. meinte sie hätte heute mehr Asiaten gesehen als in Bangkok, aber auch sehr viel russisch hörte man im Vorbeigehen.
V. war bereits etwas entnervt von Tourguides, die einen dauernd ansprechen, billigen Souvenirläden und den Menschenmassen, so dass wir uns wieder auf den Rückweg zum Hotel machten – es wurde langsam eh dunkel.
Im Hotel ruhten wir uns kurz aus, gingen dann um kurz nach 20 Uhr zum Abendessen, der Concierge hatte das Restaurace ‚U Ciriny’
unweit des Hotels empfohlen, auch in Tripadvisor ganz ordentlich bewertet.
Okay, ich erwartete wirklich nicht viel, wir sind in Tschechien. So trafen wir ein, bekamen einen kleinen Tisch zugewiesen.
V. wollte ein Tschechisches Bier probieren, ich blieb bei Cola Light. Bestellt wurden Kartoffelnocken mit Schafskäse, Sauerkraut und Speck
sowie ein Gulasch mit Böhmischem Knödel.
Die Nocken waren echt essbar, speziell in Kombination mit dem würzigen Speck. Nur Gulasch, das machte meine Oma wesentlich besser – und mit den Knödeln hätte man jemanden erschlagen können, auch als Baumaterial wären sie geeignet gewesen.
Der Service i.H.v. 18% wurde auch gleich handschriftlich der Rechnung aufgeschlagen, sehr zuvorkommend ;-)
Morgen gibt es wieder Abendessen, aber bestimmt kein Tschechisches, das ist schon mal sicher – denn V. fand es auch nicht gerade umwerfend.
Zurück ins Hotel, wir hatten unseren Vorgeschmack der Abzockstadt-Prag. Was macht man nicht alles für eine Frau...