16/2. Tag; 1. Winterreise 2017/18
Wir hatten genug alte Gebäude gesehen, liefen nach 1.5 Stunden und 6 Kilometern zum Hotel, checkten aus und fuhren mit dem Mietwagen in Richtung Osten, denn nun stand der eigentliche Grund des Besuchs Nürnbergs an: das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.
Mir stellten das Auto auf dem kostenlosen Parkplatz vor dem dem Kolosseum in Rom nachempfundenen Bauwerk ab, welches der größte erhaltene Monumentalbau der NS-Zeit ist, 50'000 Menschen hätte fassen sollen.
Nur haben die Nazis das Gebäude nicht mehr fertigstellen können, von den geplanten 70 Meter Höhe wurden nur 39 erreicht.
Schon vor dem Gebäude kann man einige Infos erfahren,
bevor man dann hineingeht, den Eintrittspreis bezahlt und einen Audioguide erhält. Der Guide ist wirklich sehr gut gemacht, speziell für Besucher, die des Deutschen nicht mächtig sind, denn er ließt einem im Grunde genau das vor, was auf den Tafeln steht. Für Deutsche ist er dafür eher unnütz, da wir die Infos schneller lesen können als sie vorgelesen zu bekommen.
Was jedoch am Audioguide wirklich gut gemacht ist: er erkennt wenn man in die Nähe von Filmen kommt, wechselt dann automatisch zum Ton derselben.
Wir liefen durch die Ausstellung, hörten uns die wichtigsten Informationen an,
was schon 1 ½ Stunden benötigte.
Noch ein Blick auf das Innere der Kongresshalle,
welche heute vorwiegend als Lagerfläche benutzt wird.
Wieder hinaus, ins Auto gesetzt und zum Zeppelinfeld gefahren.
Die Tribüne wurde von Albert Speer entworfen, dem Pergamon-Tempel nachempfunden,
360 Meter lang, 20 Meter hoch, und stellt zusammen mit dem Zeppelinfeld das einzige vollständig fertiggestellte Bauwerk des Reichstagsgeländes dar.
Zeppelinfeld und Tribüne waren für die Aufnahme von 320'000 Menschen gedacht, auf einer Fläche von mehr als 12 Fußballfeldern.
Umgeben wurde das Feld von 34 Türmen, jeder mit Flaggenmast und mehr als 150 Flakscheinwerfern, welche den Komplex nachts in einen fast sakralen Lichtdom verwandelten.
V. war nach dem Besuch des Dokumentationszentrums und den gefühlten Ausmaßen des Zeppelinfelds regelrecht schockiert vom Größenwahnsinn des GRÖFAZ, erkannte aber auch dass Stalin ihm in nicht viel nachstand.
Auf dem Weg zurück zum Auto meinte V., dass es toll sei, wie sich die Deutschen ihrer Vergangenheit stellen, den nachfolgenden Generationen zeigen welche schrecklichen Fehler gemacht wurden. In der UdSSR wurden zwar Stalin-Denkmäler entfernt, man stellte sich jedoch nicht den Fehlern, damit diese eben nicht wieder passieren. Was sie jedoch nicht so lustig fand war teilweise der Zustand und der mangelnde Respekt für diese Zeitzeugnisse, Jugendliche benutzten diese unter Denkmalschutz stehenden Bauten zum Skateboardfahren, andere saßen herum, rauchten und tranken Bier, Unkraut wucherte usw.
Noch ein Blick über den See auf den Torso der Kongresshalle,
und wir fuhren los, in Richtung Frankfurt am Main. Ich wunderte mich schon, dass das Navigationssystem über 3 Stunden Fahrtzeit anzeigte, aber kaum auf der Autobahn wusste ich warum. Zwar hat Deutschland noch immer Autobahnen mit tollem Belag – nur hilft das nichts wenn tausende LKW’s auf der rechten Spur Stoßstange an Stoßstange fahren, auf der linken Spur dann Busse mit 100 km/h ein zügiges Fahren blockieren.
Bis kurz vor Würzburg war die Fahrt einfach nur grauenvoll, das wollte ich V. nicht antun. Ab Würzburg Erleichterung, ich konnte die Kiste endlich treten. Kurz nach Würzburg bekam ich den Opel nach langem Anlauf, Gefälle und Rückenwind auf 230 (Tacho).
Nach 2 Stunden und 30 Minuten erreichten wir hungrig unser erstes Ziel in Frankfurt. Da die Currywürste in Berlin nicht unser Geschmack waren, steuerten wir nun den besten Currywurststand überhaupt an, ‚Best Worscht in town’ auf dem Grüneburgweg in Frankfurt.
Ich bestellte zwei Rind-Curry mit Pommes, für V. ‚Old-School’, Schärfegrad ‚B’, für mich ‚Jambalaia’, Schärfegrad ‚B+’.
Als V. von meiner Wurst probierte blieb ihr fast der Atem weg, ihr Gesicht wurde feuerrot. Mir schmeckte es so. Wir beide waren uns einig, diese Currywurst war wesentlich besser als die Berliner Variante.
Schnell in die Innenstadt auf die Freßgaß, beim Metzger Ebert Leberwürste gekauft und weiter zu unserem Hotel.
Ich wollte mal was Neues ausprobieren, hatte zu EUR 91 inkl. Frühstück und Parken das ‚Moxy’ Hotel, eine Aloft-Kopie von Marriott, am Frankfurter Flughafen gebucht.
Das Hotel ist, unschwer zu erkennen, recht neu, rundherum Baustellen, die Ausfahrt des Parkhauses so bescheuert konzipiert, dass man sich garantiert die Felgen verkratzt.
Hinein in die wirklich schön gemachte Lobby, eingecheckt.
Was mich sehr störte war, dass am Check-In die Dame kein Deutsch sprach – und das bei einem Hotel in Deutschland. Da die Dame aber aus Moldawien kam, erst seit 6 Monaten in Deutschland lebt, konnten wir uns hervorragend auf russisch unterhalten.
Hinauf in den 5. Stock in unser Zimmer,
mit diesem Ausblick:
Im Vergleich zum Aloft ist das Moxy sehr spartanisch, die Zimmer und vor allem das Badezimmer winzig. Safe, Kühlschrank? Fehlanzeige. Dafür gab es für Platin 4 Voucher für Getränke an der Bar oder aus dem Kühlschrank. Was mir dagegen sehr gut gefiel war das Licht unter dem Bett: sobald man aufstand ging dieses Mood-Light an, so dass man auch bei Nahct bestens das Badezimmer fand.
‚Moxy’ würde ich nur im Notfall nochmals buchen.
Ganz schnell das Nötigste ausgepackt, umgezogen und nach Sachsenhausen gefahren, ich wollte mich mit Freunden aus meiner Frankfurter Zeit zum Abendessen treffen. V. kam natürlich mit – auch wenn dies etwas langweilig für sie war.
Nachdem wir unsere Freunde eingeladen hatten, ging es weiter nach Bornheim, in die Berger Straße, zu Apfelwein Solzer.
Mein erster Apfelwein seit langem, immer wieder lecker. Auch V. schmeckte er.
Zuerst einen Handkäs’, was V. nicht so lustig fand,
dann für V. die Schlachtplatte,
für mich Tafelspitz mit Grüner Sauce und Salzkartoffeln.
Der Tafelspitz mit Grüner Sauce war toll, auch das was ich von der Schlachtplatte probieren konnte (V. verputzte fast alles selbst) schmeckte sehr gut, vor allem die Blutwurst.
Nach einem unterhaltsamen Abendessen über Sachsenhausen wieder zurück ins Hotel, wir wussten, dass wir wieder früh aufstehen mussten.