Ich glaube, hier sind auf beiden Seiten Fehler begangen worden. Korrigiert meine inhaltlichen Fehler - beruht auf Hörensagen und entschuldigt meine Überspitzung.
LH hat sich über Jahrzehnte zur krönenden Spitze der (deutschen) Luftfahrt hochstilisiert und mit diesem Image gespielt und kokettiert. Die Einstellungstests wurden als "die härtesten" beschrieben, nur eine einmalige Chance für ab-initio-Einsteiger. Keiner wusste, wie ausgewählt wurde - was hinter verschlossenen Türen entschieden wurde. Nach was wird gesucht? Entscheidet der Nasenfaktor?
Wer es einmal geschafft hat und gesund bleibt, dem ist "der Himmel auf Erden" versprochen. Da eiferten Jünglinge ihren Kapitänsvätern nach und erhielten zum Einstand eine Breitling, die Aviatorbrille saß schon lange auf der Nase. Man bekommt bei Bestehen einen Job innerhalb von 5(?) Jahren im Konzern, wenn es bis dahin nicht klappt, darf man seinen ATPL nehmen und ohne Rückzahlung des Eigenanteils woanders hinwechseln.
Dann kam der MPL, dann wurden die Kosten erhöht, dann kam Germanwings, dann Eurowings, Jump, Wings, usw usf.
Die Bewerber gab es immer. Viele träumen davon, zu Fliegen. Und ich persönlich verstehe, dass viele die rosarote Brille aufhaben oder hatten. Haben sie vielleicht vertragliches überlesen, falsch verstanden, missachtet? Kann sein - sicher ein Fehler. Aber ich würde niemals sagen "Selber Schuld, so ist das Leben". Mir tut es leid, für all die, die nicht Kapitänskinder sind - sondern ganz einfach Flugbegeisterte - die ihren Traum am Boden sehen.
Ein Medizinstudent weiß spätestens nach einem Jahr, auf was er sich einlässt. Faktenwissen, Bürokratie, Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Jeder Kliniker kann davon ein Lied singen - die Theoretiker pfeifen drauf. Nachtdienste, schlechte Gehälter und nen Haufen voll Arbeit -> und trotzdem ist die Wartezeit zum WS 2015/2016 so hoch wie noch nie: 14 Wartesemester, so lange wie noch nie.
Es heißt, es herrscht ein Ärztemangel - jeder Mediziner mit Examen erhält einen Job, wie schlecht er auch sei. In 5 Jahren kann viel passieren - wer würde denen in dieser Zeit sagen "Selber Schuld, damit musst du rechnen?"
Der Unterschied ist, der Mediziner hat, egal was passiert, ein Examen in der Tasche - ich glaube, die Piloten haben gar nichts, wenn sie das Angebot der LH nicht annehmen. Und können auch nirgendswo anders hin, abseits der Luftfahrt.
Ich gebe zu, ich bewundere euch Piloten - aber mit euch möchte ich gerade nicht tauschen.