Von der Vickers Viscount zur Concorde

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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
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Tolle Beiträge @concordeuser!
Auch wenn ich ein paar Jährchen jünger bin als Du, finde ich die eine oder andere Parallele. Auch ich bin als hoffnungsfroher Jungakademiker von meiner ersten "repräsentativen" Wohnung in der Heimhuder Straße morgens und abends auf dem Arbeitsweg am LH Citybüro am Stephansplatz vorbeigelaufen und habe sehnsüchtig geseufzt.
Dann kamen die ersten Flüge mit der alten German Wings für schlappe 400 Mark von HAM nach MUC (auf fetten Sitzen mit einem guten Riesling) - "heute ein König"... (aber ich will Dir nicht vorgreifen).

Die Concorde kenne ich nur aus den Museen. Diese Enge, die schmalen Sitze, die schießschartengleichen Fenster - und in den Waschraum bekäme ich meinen Wanst heute kaum rein :D
Der Ausblick aus dem Fensterchen muß allerdings grandios gewesen sein. Aber wie war es für die anderen 50% der Fluggäste? Einfach nur ein unbequemer Flug oder hat man auch vom Gangplatz genug von der Höhe und der Geschwindigkeit mitbekommen?

Liebe Grüße aus dem Alstertal und hoffentlich schreibst Du bald weiter (y)
M.

Meine Wohnung lag zwar verwaltungstechnisch in Rotherbaum, war aber eher studentisch als repräsentativ oder akademisches Bürgertum.

Ja auch im bin oft am alten LH Stadtbüro vorbeigekommen, konnte man als Hamburger ja kaum vermeiden, und habe vor Fernweh geseufzt. Außer den Charterflügen in den Urlaub waren Flüge mit Linienflugzeugen bis Anfang oder in die 1980er (der Markt war nach meinen Erinnerungen doch noch recht getrennt), etwas das nur einer eher kleinen Minderheit offen stand. Überwiegend beruflich. Um privat Linie zu fliegen musste man schon recht wohlhabend sein.

Du meinst die alte German Wings, das böse Konkurrenzunternehmen?

Großer Widerspruch: Die Concorde war nicht klein und eng. Sie hatte zwar eine niedrige Decke, aber es war die Reise im absoluten Luxus mit viel Platz. Für mich mit 1,76 völlig ausreichend. Im Einstieg musste man aufpassen, sich nicht den Kopf zu stossen. Warte auf die Kapitel mit den Schilderungen meiner Flüge. :)

Die Geschwindigkeit bekamst du mit, wenn du gebannt auf das oder den Machmeter gucktest: von 0.99 auf 1.00 und die sonore Stimme des Kapitäns in aller Würde dann verkündete, wir hätten die Schallmauer durchbrochen.
Oder bei 1.99 auf 2.00. Spüren tat man da "oben" nichts.

Die mächtige Flugphysik der Concorde bekamst du nur in Erdnähe und bei Start und Landung mit, nicht da oben. (Später mehr zum Flugerlebnis)

Gruß ins Alstertal
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Kann ich nachvollziehen

Mein früherer Unternehmenschef, mit einem Teil der Familie, kam dabei auch ums Leben. In der Fachpresse war fast jede Woche von Zwischenfällen mit der SSC zu lesen; Flight hat neulich einen Brief veröffentlicht, der - wenn ich mich recht entsinne - als Unglücksursache Überladung, einen nicht behobenen Mangel am Fahrwerk und weiteres ins Feld führt (das DC-10-Metallteil sei es nicht gewesen, meint der Verfasser). Vllt. finde ich den noch, wenn nicht schon entsorgt.
 

concordeuser

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01.11.2011
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Auch wenn es ein Vorgriff ist: nach meinem Wissensstand gab es mehrere Ursachen die zusammenspielten: Das Metallteil, Start in die falsche Richtung, technische Mängel am Fahrwerk, Überladung, mangelnde Cockpit- und Sicherheitskultur bei AF.

Spätestens nach dem geplatzten Reifen beim Start in JFK und dem dadurch verursachten Leck im Tank hätte man ein upgrade Programm der Reifen und Tanks bei der Concorde beginnen sollen.
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Und nicht zu vergessen, der selbstgesetzte Druck des Piloten, diesen Flug jetzt schnell durchzuführen, damit die Paxe das Kreuzfahrtschiff in NY erreichen.
 

Carotthat

Howard Johnson Fanboy
17.07.2012
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Howard Johnson
Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Armatur an eben-nicht Computern und Tablets oä, sondern Schaltern, Tasten und Relais.
Genau so wie die NASA damals aus Houston den Mond "erobert" hatte mit rudimentärsten Mitteln und Berechnungen per Hand - all dies waren Meilensteine und können heutzutage gar nicht mehr erreicht bzw. getoppt werden!
 

kingair9

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18.03.2009
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Unter TABUM und in BNJ
Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Armatur an eben-nicht Computern und Tablets oä, sondern Schaltern, Tasten und Relais.
Genau so wie die NASA damals aus Houston den Mond "erobert" hatte mit rudimentärsten Mitteln und Berechnungen per Hand - all dies waren Meilensteine und können heutzutage gar nicht mehr erreicht bzw. getoppt werden!

Schau Dir mal auf Youtube den Bericht über den ersten Vulcan-Angriff auf die Falklands an. "Bits of bicycle chains and a pocket calculator"...
 
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MNovak

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27.02.2018
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Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Armatur an eben-nicht Computern und Tablets oä, sondern Schaltern, Tasten und Relais.
Genau so wie die NASA damals aus Houston den Mond "erobert" hatte mit rudimentärsten Mitteln und Berechnungen per Hand - all dies waren Meilensteine und können heutzutage gar nicht mehr erreicht bzw. getoppt werden!

Auf einem Rückflug haben sie die zurückgelegte Strecke und den Zeitpunkt für ein Manöver (ich glaube beim Wiedereintritt) doch ttsl. mit der Omega Speedy berechnen müssen ("Houston, we have had a problem here").
Vor 2 Monaten (auf einem ganz besondern Flug, am Heiligabend in F im A380 von JFK nach FRA) sprach mich die P2 auf meine sehr alte Speedmaster an, weil sie ihrem Sohn ebenfalls eine ältere, auf einer Auktion ersteigerte zum Examen geschenkt hat, und wir haben uns ausführlich über Uhren, Apollo und die Fliegerei unterhalten. Das war doppelt erfreulich, weil jdf. ich nur äußerst selten auf Frauen treffe, die ein gesteigertes Interesse an diesen Themen haben.
Auch heute, lieber Concordeuser, kann LH manchmal noch richtig Spaß machen:)
 

concordeuser

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01.11.2011
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werde auch später noch ausführlich meinem Besuch im Concorde Cockpit schildern, es war wirklich 1960er Technologie aus Elektronik Bauteilen, vergleichbar mit denen, mit denen ich noch in meinen KOSMOS Baukästen meine ersten Radios selbst gebaut habe ( etwa mit 14)

ABER ich will nicht der Versuchung nachgeben jetzt zu viel vorzugreifen, sondern die Geschichte sich entwicklen lassen: etwas Persönliches, viel Zeitgeschichtliches, viel über meine Flüge und noch viel mehr über meine Concorde Flüge. Hoffe dass es in 1-2 Wochen das nächste Kapitel gibt:)
 

MNovak

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27.02.2018
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wenn ich das vielleicht noch anfügen darf, weil es zu Deinen Anekdoten mit den "Stewardessen" passt:
Der Purser hat Ukulele gespielt und ich habe mit 4 (in Worten vier!) Flugbegleiterinnen dazu gesungen.
Aus der C haben ein paar Paxe fassungslos einen langen Hals durch die Galley gemacht, um zu sehen, was da vorne bloß los ist...
Ich hab aber auch schxxsse gesungen:censored: (habs auf dem Handy)
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Auf einem Rückflug haben sie die zurückgelegte Strecke und den Zeitpunkt für ein Manöver (ich glaube beim Wiedereintritt) doch ttsl. mit der Omega Speedy berechnen müssen ("Houston, we have had a problem here").
Vor 2 Monaten (auf einem ganz besondern Flug, am Heiligabend in F im A380 von JFK nach FRA) sprach mich die P2 auf meine sehr alte Speedmaster an, weil sie ihrem Sohn ebenfalls eine ältere, auf einer Auktion ersteigerte zum Examen geschenkt hat, und wir haben uns ausführlich über Uhren, Apollo und die Fliegerei unterhalten. Das war doppelt erfreulich, weil jdf. ich nur äußerst selten auf Frauen treffe, die ein gesteigertes Interesse an diesen Themen haben.
Auch heute, lieber Concordeuser, kann LH manchmal noch richtig Spaß machen:)


die Concorde Skipper hätten dir sicher gefallen. Die hatten Stil und Klasse (bei BA, AF kenne ich nicht) - aber alles später:sick:
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Armatur an eben-nicht Computern und Tablets oä, sondern Schaltern, Tasten und Relais.

Genau. Wirklich nur mit Instrumenten und nach Funkfeuern navigiert, keine unterlegten beweglichen Karten (GPS), kein GPWS. Das war schon eine hohe Kunst, dabei nicht die Orientierung zu verlieren ("situational awareness"). CFIT (kontrollierter Flug ins Gelände, meist gegen Erhebungen) war bis zur Einführung der Warnung vor Annäherung an Grund (GPWS) die häufigste Unfallursache. TCAS zur Kollisionsvermeidung hat sicher auch geholfen.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Navigation nach Funkfeuern ist keine besondere "Kunst", sondern schon relativ hoch entwickelt. Und TCAS war früher nicht so wichtig, da der Verkehr weniger dicht war und weniger genau geflogen wurde. Das wenige Aufkommen hat sich also auch noch besser verteilt. Heute gibt man bewusst Abweichungen ein, damit man nicht jemand anderen genau trifft.
 

airhansa123

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03.11.2012
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ABER ich will nicht der Versuchung nachgeben jetzt zu viel vorzugreifen, sondern die Geschichte sich entwicklen lassen: etwas Persönliches, viel Zeitgeschichtliches, viel über meine Flüge und noch viel mehr über meine Concorde Flüge. Hoffe dass es in 1-2 Wochen das nächste Kapitel gibt:)

Mal eine blöde Frage und ich will hier kein Spaßkiller sein: Aber beim Lesen von #2 kam mir einiges bekannt vor, u.a. das mit dem Stadtbüro der Lufthansa in Hamburg und der Nepal-Flug. Es gab doch schon mal einen Retro-Report zur Concorde von Dir, wird der neue anders ? : http://www.vielfliegertreff.de/reis...e-retro-tripreport-meine-concorde-fluege.html
 

coxwain

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15.07.2016
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49
LEJ
Mal eine blöde Frage und ich will hier kein Spaßkiller sein: Aber beim Lesen von #2 kam mir einiges bekannt vor, u.a. das mit dem Stadtbüro der Lufthansa in Hamburg und der Nepal-Flug. Es gab doch schon mal einen Retro-Report zur Concorde von Dir, wird der neue anders ? : http://www.vielfliegertreff.de/reis...e-retro-tripreport-meine-concorde-fluege.html
Siehe Post #1, erster Absatz ;)
Vor einigen Jahren hatte ich im Forum einen Tripreport über meine Concorde-Flüge eingestellt. Nach einer langen und unangenehmen Krankheit bin ich auf dem Weg der Erholung und habe die Zeit genutzt, ihn noch einmal zu überarbeiten und thematisch sehr viel breiter aufzustellen. Dazu nutze ich Teile des einen oder anderen meiner Reiseberichte hier im Forum sowie – natürlich – meinen alten Concorde Tripreport sowie etwas Recherche zur Concorde.
 

concordeuser

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01.11.2011
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kaum etwas hinzuzufügen

ja

er soll anders - tiefer und breiter werden mit mehr Hintergrund Info und Zeitgeschichte / Zeitgeist.

Vielleicht sollte ich bekennen, dass ich überlege, später einmal dass Ganze -redigiert - auch im Apple itunes iBook store einzustellen für 2,99 zB zum download
Vielleicht erlaubt travelersolo mir ja sein tolles Foto (folgt noch) für die Titelseite zu verwenden ?
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Mehr als die Technik der Concorde finde ich zunehmend im Rückblick das "Erlebnis Concorde" spannend, auch das werde ich in der zu erzählenden Geschichte versuchen rüberzubringen, solange es hier Leser gibt, die Lust haben es zu lesen. :rolleyes:
.. Aber noch bin ich ja auf dem Weg meiner "Fluggeschichte" zur Concorde"
 

SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Navigation nach Funkfeuern ist keine besondere "Kunst", sondern schon relativ hoch entwickelt.

Und warum flog man so oft gegen Berge, oder ins Gelände? Man war vom Kurs abgekommen oder flog zu tief. Das kam in den Sechzigern / Siebzigern reihenweise vor. Ich fliege selbst nicht aktiv, aber die Navigation mit den aktuell verfügbaren Mitteln stelle ich mir deutlich komfortabler, irrtumsfreier und sicherer vor. Bewundere junge Piloten, die noch auf den Uhrenläden ohne viel digitale Unterstützung fliegen - 737 Classics bspw. oder olle Militärkrücken wie die B-52, AWACS...
 

red_travels

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16.09.2016
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www.red-travels.com
Und warum flog man so oft gegen Berge, oder ins Gelände? Man war vom Kurs abgekommen oder flog zu tief. Das kam in den Sechzigern / Siebzigern reihenweise vor. Ich fliege selbst nicht aktiv, aber die Navigation mit den aktuell verfügbaren Mitteln stelle ich mir deutlich komfortabler, irrtumsfreier und sicherer vor. Bewundere junge Piloten, die noch auf den Uhrenläden ohne viel digitale Unterstützung fliegen - 737 Classics bspw. oder olle Militärkrücken wie die B-52, AWACS...

Habe den Piloten der Fokker 50 bei der Vorbereitung von MUC-MBX zugeschaut, das war auch schon einiges an Arbeit, die beiden waren nicht sehr viel älter als die Maschine, der Copilot vielleicht um 35 und die F50 ist schon ein ziemlicher Uhrenladen.

b18367179fa14745bb98lejnd.jpeg
 
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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Und warum flog man so oft gegen Berge, oder ins Gelände? Man war vom Kurs abgekommen oder flog zu tief. Das kam in den Sechzigern / Siebzigern reihenweise vor. Ich fliege selbst nicht aktiv, aber die Navigation mit den aktuell verfügbaren Mitteln stelle ich mir deutlich komfortabler, irrtumsfreier und sicherer vor. Bewundere junge Piloten, die noch auf den Uhrenläden ohne viel digitale Unterstützung fliegen - 737 Classics bspw. oder olle Militärkrücken wie die B-52, AWACS...

Erst durch das EGPWS-System (Enhanced Ground Proximity Warning) mit integriertem Höhenmodell konnte man bis in die 90er-Jahre verbreiteten CFIT-Unfälle (Controlled Flight Into Terrain) in den Griff bekommen. Das ursprüngliche GPWS hatte nur den Radar-Höhenmesser als Sensor und schlug aus wenn die Abnahme der Höhe bei Bodenannäherung außerhalb von Limits kam. Nur häufig war das zu spät um noch zu reagieren (wenn das Gelände sehr steil anstieg). Heutige System wissen mit GPS-Position und der Geländekarte permanent wann die Flugbahn gefährlich wird und warnen so rechtzeitig vor einer gefährlichen Bodenannäherung.

Zusammen mit dem TCAS-System (Traffic Alert and Collision Avoidance System) wohl eines der wichtigsten System für die Flugsicherheit in heutiger Zeit. So romantisch die früheren Tage der Fliegerei waren, welch haarsträubende Flugunfälle es gab mag und kann man sich gar nicht mehr vorstellen.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Ganz neue Cockpits haben auch eine Anzeige des Geländeprofils, so sieht man Berge voraus im Querschnitt oder als 3D-Karte in roter Warnfarbe. Das hilft sehr gegen CFIT.