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Ich war vor einigen Wochen mit meiner betagten Mutter in England. Ich habe ihr zwar schon vor Jahren gerade noch rechtzeitig ein iPhone besorgt und ihr mühsam E-Mail und WhatsApp beigebracht (was sie mit ihren jüngeren Freunden auch noch nutzt), aber sie wollte partout auf diesem Trip Postkarten schreiben, an hochbetagte Verwandte und Freunde. Ich habe seit sicher 10, vielleicht 15 oder 20 Jahren keine Postkarten mehr geschrieben, und war dann recht überrascht, wie schwierig es geworden ist.
Erstens haben viele Touristenläden, Zeitungskiosks, Tabakläden, kleine Läden in Hotels u.ä. gar keine Postkarten mehr im Angebot. Oder wenn, dann nur vergilbte Exemplare, die schon seit vielen Jahren im Ständer morgens auf die Straße gerollt werden und dann dort Abgase, Regen, usw. aufsaugen, mit Motiven aus den 70er-90er Jahren. Wir fanden dann überraschender Weise in einem Photostudio in Brighton einige echt schöne Motive.
Dann kam das größere Problem: Briefmarken. Das Photostudio hatte zwar ein Schild "We Sell Stamps," aber die Dame sagte dann, "not at the moment." Wir versuchten es in Touristenläden und Hotelrezeptionen, alles erfolglos. Schließlich fanden wir einen kleinen Laden in London nahe unseres Hotels der welche hatte. Der Herr meinte, £3,99 pro Marke. Wollte ihm erst einen Vogel zeigen, aber verabschiedete mich dann freundlich, ohne was zu kaufen. Schlug meiner Mutter zaghaft vor, wir könnten die Dinger doch einfach nach der Rückkehr in Deutschland aufgeben. Nein, das geht auf keinen Fall! Schaute dann auf die Royal Mail Seite und stellte fest, dass es gar keinen Postkarten-Tarif in die EU mehr gibt, sie fallen wohl unter "Letters up to 100g worldwide" für £3,20. Es war Wochenende und wir wollten nicht ewig suchen, deshalb kauften wir dann doch für £3,99 bei dem kleinen Laden, unter der Annahme, dass der Betreiber einen kleinen Aufschlag für seine Mühen verlangt. Die Briefmarken waren riesig groß, hatten 80er Britain Motive (alter Doppeldeckerbus, Bobby, Telefonzelle) und waren herausgegeben von "Universal Mail UK." Im Nachgang habe ich dann rausgefunden, dass das UK vor einigen Jahren (thanks, Boris!) das Postwesen liberalisiert hat und es alle möglichen Firmen gibt. Universal Mail UK lässt sich die Post von Royal Mail ans Hauptquartier schicken, leitet sie dann per Schiff in die Philippinen weiter, und erst dann geht es an den Empfänger. Die Freunde meiner Mutter werden also die typische Postkarten-Erfahrung von Südeuropa Reisen vor 30 Jahren haben … die Dinger werden in einigen Monaten ankommen, wenn überhaupt.
Jetzt sind wir in Griechenland, und da ist es ähnlich. Man findet fast keine Postkarten mehr, und wenn, dann irgendwelche jahrzehntealten Motive. Und für Briefmarken muss man auch bei einem Dutzend Touristenläden nachfragen, um eine gute Fee zu finden, die gelegentlich ins in der Provinzhauptstadt gelegene Postamt fährt, um Briefmarken zu kaufen, die sie dann zum Gestehungspreis von €2 an die Touristen weiterverkauft.
Mir ist natürlich klar, warum das Postkarten-Geschäft gestorben ist ... anno dazumal ging es drum, den zu Hause gebliebenen ein Bild des Reiseziels zu vermitteln, die antiken Ausgrabungen und das moderne Bussystem. Und heute kann man einfach Bilder machen von seinem eigenen Hotel und seinem eigenen Strand und sie in Sekundenschnelle verschicken.
Jetzt würde mich interessieren, wer schickt noch Postkarten, und wie macht ihr das? Wenn ich mal wieder mit meiner Mutter reise, dann werde ich wohl vorher bei der dt. Post einen Bogen anfertigen lassen mit "Britischen Motiven" oder "Griechischen Tempeln" (zu ca. €1,70 pro Stück), meiner Mutter erzählen, ich hätte sie gerade in London (oder sonstwo) aufgegeben, dann ein paar Tage nach Rückkehr warten und sie in Deutschland aufgeben ... wäre schockiert, wenn einer der 90+ jährigen Empfänger die Briefmarke bemerkt und sich beschwert.
Hier zur Belohnung für alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben noch aktuelle Postkartenbilder vom modernen Bussystem von Thesaloniki:

Erstens haben viele Touristenläden, Zeitungskiosks, Tabakläden, kleine Läden in Hotels u.ä. gar keine Postkarten mehr im Angebot. Oder wenn, dann nur vergilbte Exemplare, die schon seit vielen Jahren im Ständer morgens auf die Straße gerollt werden und dann dort Abgase, Regen, usw. aufsaugen, mit Motiven aus den 70er-90er Jahren. Wir fanden dann überraschender Weise in einem Photostudio in Brighton einige echt schöne Motive.
Dann kam das größere Problem: Briefmarken. Das Photostudio hatte zwar ein Schild "We Sell Stamps," aber die Dame sagte dann, "not at the moment." Wir versuchten es in Touristenläden und Hotelrezeptionen, alles erfolglos. Schließlich fanden wir einen kleinen Laden in London nahe unseres Hotels der welche hatte. Der Herr meinte, £3,99 pro Marke. Wollte ihm erst einen Vogel zeigen, aber verabschiedete mich dann freundlich, ohne was zu kaufen. Schlug meiner Mutter zaghaft vor, wir könnten die Dinger doch einfach nach der Rückkehr in Deutschland aufgeben. Nein, das geht auf keinen Fall! Schaute dann auf die Royal Mail Seite und stellte fest, dass es gar keinen Postkarten-Tarif in die EU mehr gibt, sie fallen wohl unter "Letters up to 100g worldwide" für £3,20. Es war Wochenende und wir wollten nicht ewig suchen, deshalb kauften wir dann doch für £3,99 bei dem kleinen Laden, unter der Annahme, dass der Betreiber einen kleinen Aufschlag für seine Mühen verlangt. Die Briefmarken waren riesig groß, hatten 80er Britain Motive (alter Doppeldeckerbus, Bobby, Telefonzelle) und waren herausgegeben von "Universal Mail UK." Im Nachgang habe ich dann rausgefunden, dass das UK vor einigen Jahren (thanks, Boris!) das Postwesen liberalisiert hat und es alle möglichen Firmen gibt. Universal Mail UK lässt sich die Post von Royal Mail ans Hauptquartier schicken, leitet sie dann per Schiff in die Philippinen weiter, und erst dann geht es an den Empfänger. Die Freunde meiner Mutter werden also die typische Postkarten-Erfahrung von Südeuropa Reisen vor 30 Jahren haben … die Dinger werden in einigen Monaten ankommen, wenn überhaupt.
Jetzt sind wir in Griechenland, und da ist es ähnlich. Man findet fast keine Postkarten mehr, und wenn, dann irgendwelche jahrzehntealten Motive. Und für Briefmarken muss man auch bei einem Dutzend Touristenläden nachfragen, um eine gute Fee zu finden, die gelegentlich ins in der Provinzhauptstadt gelegene Postamt fährt, um Briefmarken zu kaufen, die sie dann zum Gestehungspreis von €2 an die Touristen weiterverkauft.
Mir ist natürlich klar, warum das Postkarten-Geschäft gestorben ist ... anno dazumal ging es drum, den zu Hause gebliebenen ein Bild des Reiseziels zu vermitteln, die antiken Ausgrabungen und das moderne Bussystem. Und heute kann man einfach Bilder machen von seinem eigenen Hotel und seinem eigenen Strand und sie in Sekundenschnelle verschicken.
Jetzt würde mich interessieren, wer schickt noch Postkarten, und wie macht ihr das? Wenn ich mal wieder mit meiner Mutter reise, dann werde ich wohl vorher bei der dt. Post einen Bogen anfertigen lassen mit "Britischen Motiven" oder "Griechischen Tempeln" (zu ca. €1,70 pro Stück), meiner Mutter erzählen, ich hätte sie gerade in London (oder sonstwo) aufgegeben, dann ein paar Tage nach Rückkehr warten und sie in Deutschland aufgeben ... wäre schockiert, wenn einer der 90+ jährigen Empfänger die Briefmarke bemerkt und sich beschwert.
Hier zur Belohnung für alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben noch aktuelle Postkartenbilder vom modernen Bussystem von Thesaloniki:

