Ich melde mich jetzt nicht als Trüffelschwein, sondern kommentiere ein Detail dieser Insolvenz, nämlich den "Bummelstreik" der Piloten.
Viele Piloten haben sich ja einfach krank gemeldet. Fehlendes Geld kann nicht die Ursache für die Krankheiten gewesen sein. Denn die Piloten verdienen trotz der Insolvenz so gut, wie bisher: Über 6.000 Euro zahlt die Bundesagentur für Arbeit, den Rest zahlt der Steuerzahler durch den 150 Mio. Kredit.
Mit diesem "Bummelstreik" haben die Piloten riskiert, dass Air Berlin ihren Flugbetrieb nicht mehr aufrecht erhalten kann und endgültig pleite geht. Das war kein guter Zug der Piloten.
Doch hat dieses das derzeitige Management der Air Berlin nicht rechtzeitig gesehen? Es war absehbar.
Ja, es war absehbar, dass sich die (ehemaligen LTU-)Piloten melden würden. Die Meinung des früheren Betriebsratsvorsitzenden Hans Albrecht war dem Management von Air Berlin vermutlich schon sehr lange bekannt. Sein offener Brief an das Management kam deshalb für mich nicht überraschend. Auch die beiden Insolvenzverwalter hätten vielleicht wissen können, dass es in der Belegschaft ziemlich brodelt. Und das tut es. Es brennt.
Nun die Fragen: Was soll man also in einer solchen Situation tun? Die Insolvenz "planmässig" abwickeln? Oder rechtzeitig auf die Piloten eingehen, um Schaden zu vermeiden?
Denn der "Bummelstreik" hat vielleicht einen Schaden angerichtet. Der oder die Käufer der Air Berlin haben jetzt gesehen, dass sie mit Air Berlin doch ein hohes Risiko-Potenzial einkaufen: nämlich streikbereite Piloten, die sich zudem im Arbeitsrecht ganz gut auskennen. Der "Bummelstreik" hat zudem die Fluggäste verunsichert: Wird mein Flug stattfinden? Sehe ich mein Geld jemals wieder, wenn Air Berlin Pleite geht? Und auch die Gläubiger könnten vielleicht verärgert sein, weil sich durch den "Bummelstreik" die Air Berlin vielleicht nicht mehr soviel wert ist, wie noch vor ein paar Tagen.
Jetzt soll es also einen Sozialplan geben, hat das Management vorgeschlagen.
Das hätte man schon vorher machen können. Dann wäre es vielleicht nicht zu dem "Bummelstreik" gekommen. Vielleicht wäre nicht einmal ein Sozialplan notwendig gewesen. Vielleicht hätten sich die Piloten sogar an einem Rettungsplan beteiligt. Man weiss es nicht.
Ich möchte nun einen Bogen spannen - einen Bogen, warum ich bisher Presseartikel gepostet hatte, die nur mit dem Verfahren dieser Insolvenz zu tun hatten. Es waren fast immer Artikel, die über kritische Meinungen zum Verfahren berichteten - Meinungen von Michael O’Leary über Niki Lauda bis hin zu Hans Rudolf Wöhrl beispielsweise. Es waren aber auch andere kritische Meinungen dabei.
Es geht ja in dieser Insolvenz darum, Air Berlin zu retten. So will es das deutsche Insolvenzrecht. Sicherlich ist das keine einfache Sache. Doch ein paar Menschen traue ich das zu: Niki Lauda und Hans Rudolf Wöhrl. Sie könnten Teile oder die ganze Air Berlin retten. Beide gelten als Menschen, die mit ihren Mitarbeitern erst einmal reden, bevor sie handeln. Beide haben Biss, sind aber auch kompromissbereit - so meine Einschätzung. Man könnte sagen: Sie sind Teamplayer. Sie nehmen Mitarbeiter ernst. Der eine gilt zwar mit seinen Meinungsäusserungen gegenüber Mitarbeitern etwas direkter, der andere scheint etwas diplomatischer. Jedenfalls kommen beide bei Mitarbeitern gut an. Und Mitarbeiter sind nun mal das Kapital einer Fluggesellschaft wie Air Berlin. Ein anderes Kapital hat sie ja nicht mehr, kein einziges Flugzeug gehört ihr mehr.
Man wird sehen, wie die ganze Sache weiter geht. Mein Trüffelschwein-Instinkt sagt, dass es noch spannend wird ...
PS: an manchen (Unternehmer)-User hier: Aussagen wie "Wöhrl ist eine Heuschrecke" finde ich einfach mit gut. Das stimmt doch nicht! Schade, dass hier solche Behauptungen aufgestellt werden. Wikipedia gibt eine erste Auskunft.