Streik Sicherheitspersonal 2019 an deutschen Airports

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Loungepotato

Erfahrenes Mitglied
02.12.2016
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Kann mal mal jemand die Dudenredaktion informieren? Verdi hat eine neue Definition des Wortes Warnstreik gefunden. Ganz ehrlich: Wenn das ein Warnstreik sein soll, wird mir vor der nächsten Eskalationsstufe Angst und Bange.

Diese Art des Warnstreiks wird (und sollte!?) sicher auch die Politik dazu anregen, die derzeitige Aufgabenverteilung nochmal zu überdenken.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
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15.01.19: FRA - Streik Sicherheitspersonal

Drüben im anderen Thread wurde die Frage gestellt ob die BuPol hier nicht selbst in die Bresche springen müsste nachdem der beauftragte Dienstleister die Leistung mangels Personal nicht erbringen kann. Gibt es hier jemand mit Expertise im Verwaltungsrecht? Mich würde eine fundierte Antwort auf diese Frage ebenfalls interessieren.

Darüber hinaus stimme ich Beitrag #7 voll und ganz zu: es sind immer noch Warnstreiks. Es kann mir keiner erzählen es hätte nicht auch ausgereicht 2/3 der Mannschaft in den Ausstand zu schicken um die eigene Verhandlungsposition klarzumachen. Stattdessen wählt man hier eine beinahe schon nukleare Option vom Start weg und legt einen kompletten Hub lahm. Ich betrachte das Streikrecht als hohes Gut aber gleich so reinzugehen wenn die Verhandlungen ins Stocken kommen finde ich nicht gut.
Auf der anderen Seite ist das Angebot der AG (ich las von 0,80€ Erhöhung / Stunde für die nächsten beiden Jahre) eine Unverschämtheit. Natürlich will man nicht mehr bezahlen als man muss (macht privat ja auch keiner) aber was hier in Deutschland in den letzten Jahren an Reallohnverlust in Kauf genommen wurde (und damit eine Schwächung der Binnennachfrage) ist absolut unverständlich. Es ist ja auch nicht so, dass weniger Leute fliegen würden wenn da jetzt die Gebühren für die Sicherheit um 2€ erhöht würden...
 
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Wuff

Erfahrenes Mitglied
01.04.2012
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9
HAM/LBC
aber was hier in Deutschland in den letzten Jahren an Reallohnverlust in Kauf genommen wurde (und damit eine Schwächung der Binnennachfrage) ist absolut unverständlich..

Diese "Information" stammt aber nicht vom Statistischen Bundesamt. Laut denen gab es einzig im Jahr 2013 mal einen Reallohnverlust.

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFa...rdienste/Tabellen/Tabellen_Reallohnindex.html
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/12/PD18_506_623.html
Jahr
Index
Jahr 2015 = 100
Veränderung zum
Vorjahres*zeitraum in %
2017
102,6
0,8
2016
101,8
1,8
2015
100,0
2,4
2014
97,7
1,9
2013
95,9
- 0,1
2012
96,0
0,5
2011
95,5
1,2
2010
94,4
1,4
2009
93,1
0,0
2008
93,1
0,3

Und 2018/Drittes Quartal = 1,5% Steigerung (letzte verfügbare Zahl)
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
0
Drüben im anderen Thread wurde die Frage gestellt ob die BuPol hier nicht selbst in die Bresche springen müsste nachdem der beauftragte Dienstleister die Leistung mangels Personal nicht erbringen kann. Gibt es hier jemand mit Expertise im Verwaltungsrecht? Mich würde eine fundierte Antwort auf diese Frage ebenfalls interessieren.

Grundsätzlich könnte das die Bundespolizei schon selber machen. Ist ja in §5 Luftsicherheitsgesetz geregelt.
Allerdings hat die Bundespolizei ganz einfach kaum ausgebildete Kräfte, die ein Röntgengerät bedienen könnten und überhaupt sehe ich aufgrund der chronischen Unterbesetzung nicht, wie sie auf die schnelle 500 Beamte dafür abstellen soll.
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
0
Alle Verträge kündigen und Beamte einsetzen. Ist billiger und zuverlässiger.

Das wäre vorne und hinten nicht billiger. Mind. A7, Aufstiege, Familien-/Zeitzuschläge, Pensionen. Es hat schon seinen Grund, warum der Bund das nicht selber zahlen will. Zudem würden auch noch Kosten für die spezifische Aus- und Weiterbildung dazukommen.

Aber um mal kurz das eigentliche Problem zu betrachten, nehme ich STR als Beispiel:

Die Behörde nahm dort 2018 ca. 70 Mio. € an Sicherheitsgebühr von den Luftfahrtunternehmen ein. Der Lohnaufwand für Personal liegt bei der FraSec für den Standort Stuttgart (knapp 600 Mitarbeiter, 160 Arbeitsstunden pro Monat) bei ungefähr 21 Mio. €. Natürlich muss man noch Kosten für Arbeitsgeräte, Beamte, etc., die die Bundespolizei tragen muss, beachten. Insgesamt sollte dort aber ein deutlicher Überschuss erwirtschaftet werden.
Und leider arbeiten Auftraggeber und -nehmer hier oft gegeneinander. Bei der Personalanforderung wird von Seiten der Behörde gerne mal auf dem absoluten Minimum gefahren und dann gesagt, dann muss der Auftragnehmer halt auf eigene Kosten zusätzliches Personal für den Tag einplanen.
Mich würde auch sehr interessieren, wie hoch das Auftragsvolumen ist und wieviel die Behörde pro Stunde an den Auftragsnehmer zahlt. Leider findet man da nichts dazu.
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
0
Das steht im Geschäftsbericht. Letzte verfügbare Ausgabe ist für 2016.

Zitat: "Die Umsatzerlöse am Standort Stuttgart stiegen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 um TEUR 2.354 auf TEUR 22.059. "

Das hab ich auch gefunden. Ich meinte das Volumen der Ausschreibung. Wieviele Stunden, wieviel Personal. Und vor allem, wieviel zahlt die Behörde pro geleisteter Stunde.

Allerdings zeigt die Zahl von 22 Mio. € Umsatz, dass dort durchaus profitabel gearbeitet wird. 2016 waren es ca. 450 Mitarbeiter, bei einem Stundenlohn von 16,29 €. Mit Vorgesetzten komme ich da auf Lohnkosten von max. 15 Mio. €.
 

Wuff

Erfahrenes Mitglied
01.04.2012
3.145
9
HAM/LBC
Das hab ich auch gefunden. Ich meinte das Volumen der Ausschreibung. Wieviele Stunden, wieviel Personal. Und vor allem, wieviel zahlt die Behörde pro geleisteter Stunde.

Allerdings zeigt die Zahl von 22 Mio. € Umsatz, dass dort durchaus profitabel gearbeitet wird. 2016 waren es ca. 450 Mitarbeiter, bei einem Stundenlohn von 16,29 €. Mit Vorgesetzten komme ich da auf Lohnkosten von max. 15 Mio. €.

Du hast die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung vergessen...
 
J

jsm1955

Guest
Das wäre vorne und hinten nicht billiger. Mind. A7, Aufstiege, Familien-/Zeitzuschläge, Pensionen. Es hat schon seinen Grund, warum der Bund das nicht selber zahlen will. Zudem würden auch noch Kosten für die spezifische Aus- und Weiterbildung dazukommen.
Schau mal drüben im TXL-Streik Thread, da hatten wir das schon durchgerechnet. Forderung Verdi 160*20=3200 Brutto und auch da kommen die Kosten des AG noch drauf. + Marge des Unternehmens.
 
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Anonym39282

Guest
....damit eine Schwächung der Binnennachfrage) ist absolut unverständlich. Es ist ja auch nicht so, dass weniger Leute fliegen würden wenn da jetzt die Gebühren für die Sicherheit um 2€ erhöht würden...

Die gute Binnennachfrage stützt augenblicklich noch unsere Konjunktur, das kann also so nicht stimmen. man sollte mal die Forderung von Verdi sich mal in konkreten Zahl anschauen, so dreist war bisher keine Lohnforderung:

der durchschnittliche Lohn ist z. Z. 17,2 € p. Stunde. Eine Erhöhung auf 20 € entspricht einer Forderung von ca. 16 % (oder 14, wenn man 20 € als 100 % nimmt). Da alle 20 € bekommen sollen, summiert sich je nach Ausgangslage das auf 44 %. Dabei verdienen die meisten schon weit über dem Durchschnitt für angelernte Kräfte (Verdi schreibt ja auf seiner Seite, dass die Mitarbeiter 240 Stunden qualifizierte Ausbildung hinter sich haben)

Die durchschnittliche Gehaltssteigerung für das Sicherheitspersonal betrug übrigens von den Jahren 2011 bis 2017 44 %. Das sind ca. 6,3 % Lohnsteigerung p. Jahr (steht heute im Tagesspiegel auf der 1. Seite). Welche Berufsgruppe hatte das?
 
Moderiert:

SergeantHobbs

Neues Mitglied
12.01.2019
14
0
YLW
Mal zurück zum Streik an sich. Ist jemandem bekannt, dass die Streiks auch auf die drei ostdeutschen AirPorts DRS, LEJ und ERF ausgeweitet werden sollen? Ich finde nicht mal bei Verdi etwas davon, aber die ZEIT vermeldet das schon......
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
0
Die durchschnittliche Gehaltssteigerung für das Sicherheitspersonal betrug übrigens von den Jahren 2011 bis 2017 44 %. Das sind ca. 6,3 % Lohnsteigerung p. Jahr (steht heute im Tagesspiegel auf der 1. Seite). Welche Berufsgruppe hatte das?

Erst mal kommt die Förderung für 20€ für alle dadurch zustande, dass sowohl AG als auch AN einen bundesweiten Tarifvertrag aushandeln wollen. Dass diese Forderung nicht zu erreichen ist, weiß auch Verdi.

Trotz der bisherigen Steigerungen hat trotzdem jeder AN das Recht für mehr Lohn zu kämpfen. Ich würde eher sagen, dass Verdi in den letzten Jahren da einen guten Job gemacht hat.
 
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motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
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Mal zurück zum Streik an sich. Ist jemandem bekannt, dass die Streiks auch auf die drei ostdeutschen AirPorts DRS, LEJ und ERF ausgeweitet werden sollen? Ich finde nicht mal bei Verdi etwas davon, aber die ZEIT vermeldet das schon......

Die werden, wenn überhaupt, als letztes bestreikt. In diesen Bundesländern liegt ja ein gutes Angebot der AG vor.
 
A

Anonym-36803

Guest
Kommen zu den 20€ eigentlich auch noch Zulagen (z.B. Frühschicht, Spätschicht) dazu? Sieht der Tarifvertrag Gehaltssteigerungen mit zunehmender Erfahrung vor, oder bleibt es dauerhaft bei den 20€?
 
A

Anonym39282

Guest
Trotz der bisherigen Steigerungen hat trotzdem jeder AN das Recht für mehr Lohn zu kämpfen. Ich würde eher sagen, dass Verdi in den letzten Jahren da einen guten Job gemacht hat.

Das ist aber nur möglich, weil Ver.di schamlos die "Erpressungsfunktion" dieses Arbeitsplatzes ausnutzt. Nach Deiner Sprachregelung, "guten Job" hat Verdi für seine anderen Mitglieder einen ganz schlechten Job gemacht, denn Krankenpfleger oder Krankenschwestern, die eine langjährige Fachausbildung hinter sich haben, verdienen deutlich weniger, müssten aber aufgrund ihrer Qualifikation deutlich mehr als die "Luftfahrtassistenten" verdienen. Ich finde das asozial.
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
20
Farewell City
Das ist aber nur möglich, weil Ver.di schamlos die "Erpressungsfunktion" dieses Arbeitsplatzes ausnutzt
(...) Ich finde das asozial.

SiKo Tätigkeit soll "Arbeit" sein? Das ist ein Job...eine temporäre Beschäftigung, eine Aushilfstäigkeit - nicht mehr und nicht weniger. Es ist richtig dass man von "Arbeit" Leben können muss - aber eben nicht von einem "Job" imho. Wenn ich nur Jobs kriege, dann muss ich mich um Arbeit bemühen. Und mich entsprechend anstrengen - qualifizieren usw.

Den "Job"inhabern im konkreten Fall ist imho trotzdem kein Vorwurf zu machen - diese Menschen befinden sich nicht aus persönlichen Gründen oder Leistung in einer starken Verhandlungsposition - genausowenig wie die VC Cockpit und ihre Mitglieder, oder die Lokführer.

Das Ausnutzen dieses Moments ist keineswegs "asozial" - es ist vielmehr "menschlich"...und damit eben auch verwerflich.

Sie sitzen temporär am "längeren" Hebel - weil ihnen die Unfähigkeit von Dritten (zB Innenministerium / Landesstellen die die SiKo unter Einbindung von Fremdfirmen organisieren) diese "Macht" in die Hände legt.

Die Schuld für diese Streiks und Beeinträchtigung der normal arbeitenden Bevölkerung ist bei den genannten "Dritten" zu suchen, und die sind auch zur Rechenschaft zu ziehen imho.

Die "5 Minuten" Spotlight auf das Dasein der Siko Aushilfen werden vorbei gehen...

Die richtige Frage im Moment wäre zB an den hessischen Innenminister Peter Beuth (CDU)

"Wie kann es sein, dass diese SiKo Mitarbeiter an einer solchen Schluesselstelle der Verkehrsinfrastruktur, eine derartige Enfaltungsmöglichkeit haben im Zuge des Arbeitskampfs?"
 

Loungepotato

Erfahrenes Mitglied
02.12.2016
4.571
6.182
Die richtige Frage im Moment wäre zB an den hessischen Innenminister Peter Beuth (CDU)

"Wie kann es sein, dass diese SiKo Mitarbeiter an einer solchen Schluesselstelle der Verkehrsinfrastruktur, eine derartige Enfaltungsmöglichkeit haben im Zuge des Arbeitskampfs?"

Genau das meinte ich hier:
https://www.vielfliegertreff.de/airports-lounges/127623-15-01-19-fra-streik-sicherheitspersonal.html#post279807

Wie viele dieser Gruppen man tolerieren will, ist eine politische Frage, auf die sich hoffentlich bald eine gute Antwort findet.
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
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Kommen zu den 20€ eigentlich auch noch Zulagen (z.B. Frühschicht, Spätschicht) dazu? Sieht der Tarifvertrag Gehaltssteigerungen mit zunehmender Erfahrung vor, oder bleibt es dauerhaft bei den 20€?

Erst mal geht es nur um den Grundlohn.

Zulagen gibt es für Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit. Aktuell 15%, 40% und 100%.
Dies wird dann aber im Manteltarifvertrag, der ebenfalls am 31.12.18 ausgelaufen ist, verhandelt. Damit wurde aktuell noch nicht mal begonnen.
Ergo könnten sich die Arbeitskämpfe durchaus bis in den Sommer ziehen.
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
173
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SiKo Tätigkeit soll "Arbeit" sein? Das ist ein Job...eine temporäre Beschäftigung, eine Aushilfstäigkeit - nicht mehr und nicht weniger. Es ist richtig dass man von "Arbeit" Leben können muss - aber eben nicht von einem "Job" imho. Wenn ich nur Jobs kriege, dann muss ich mich um Arbeit bemühen. Und mich entsprechend anstrengen - qualifizieren usw.

Und wahrscheinlich in deinen Augen noch ein unwichtiger "Job".
Dein Beitrag toppt den Schwachsinn bisher echt!
Es ist Arbeit, und dazu noch eine sehr verantwortungsvolle. Brauchst du wegen mir nicht glauben, ist aber so. Das Problem ist einfach, dass die Schulungszeit viel zu kurz ist. Nach sechs Wochen kann man diese Arbeit nicht so erledigen, wie es eigentlich sein soll. Deshalb muss hier dringend eine Reform in der Ausbildung her. Mindestens sechs Monate und mit anerkanntem IHK-Abschluss.