Nee, sorry Slugbuster. Das sind doch unscharfe Argumente.
Aussage über "Verfechter des Trinkgeldes" - diese Anmerkungen sind alle richtig, jedoch geht doch hier nicht um die Frage ob wir das amerikanische Trinkgeldsystem an sich für gut halten. In der Diskussion hier geht's doch darum für wie redlich wir es alle halten das Trinkgeld zu verweigern, solange es dort üblich ist und Menschen darauf angewiesen sind.
"Beim Thema Trinkgeld scheiden sich die Geister" - auch das ist eine richtige Aussage. In der Diskussion mit dir geht's aber darum ob man es redlich findet, wenig oder gar kein Trinkgeld zu geben - nicht darum, ob es überhaupt andere Leute gibt, die das Trinkgeld verweigern.
Wenn du hier eine Umfrage zur Frage: "Findest du das amerikanische oder das deutsche Trinkgeldsystem besser?" machen würdest, dann würde doch die Mehrheit hier sicherlich das deutsche System bevorzugen. Das ist aber eine andere Frage als "Findest du, man sollte Trinkgeld nach amerikanischem System zahlen, wenn man in Amerika ist?", oder noch direkter gefragt: "Versuchst du Trinkgeld nach dortigen Gepflogenheiten zu zahlen, wenn du im Ausland bist?".
Die Mehrheit hier argumentiert sicherlich nicht: "25% Trinkgeld machen Sinn und sind toll." Die Mehrheit hier argumentiert: "Wenn 25% Trinkgeld üblich sind, dann sollte man 25% Trinkgeld geben."
Es gibt in solchen Fällen immer ein letztes Argument: "Wenn man will dass sich das System ändert, dann muss man als Einzelner damit anfangen." Da ist zu nem gewissen Grad etwas dran. Ich sehe jetzt aber bei dir nicht den großen persönlichen Einsatz gegen das Trinkgeldsystem. Dir geht's ja in erster Linie um deine eigene Bequemlichkeit, in zweiter Linie dann darum dass du das System doof findest. Du tust das was du tust ja immerhin hier kund, aber so wie du dein Verhalten schilderst ist die Belastung für diejenigen die für dich kostenlos arbeiten müssen deutlich höher als für dich der sich seine Arbeit bei der Abrechnung spart.
Noch ein letzter Punkt: Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken, dass ich Trinkgeld geben an sich für besonders redlich halte. Ich habe ein paar wenige Amerikaner erlebt, die kein oder sehr wenig Trinkgeld geben wollten. Deren Aussagen dazu fand ich dann immer unsympathisch ("Ich bezahl' doch niemanden extra dafür dass er einfach seinen Job macht!"). Ich kenne aber auch Amerikaner die gerne sehr viel Trinkgeld geben, damit aber noch unsympathischer umgehen: Sie nutzen das dann als Anreiz, um jemanden für sie einen Zirkus aufführen zu lassen, um sich Aufmerksamkeit sicher zu sein, oder um theatralisch aufzuführen wie sehr sie's draufhaben. Beides zeigt, wie doof das System Trinkgeld an sich ist. Auch nach dieser Erkenntnis halte ich es aber immer noch für am sinnvollsten, es einfach im üblichen Rahmen zu zahlen und dann kein Geschiss draus zu machen, wenn nicht irgendwas außergewöhnlich gut oder schlecht gelaufen ist.