Da niemand weiß, wie lange diese Krise dauern wird, wäre es fahrlässig vom Vorstand, solche Gespräche nicht zu führen.
Sollte der Flugbetrieb ab Ende Mai schrittweise wieder aufgenommen werden, wäre das wohl nicht notwendig. Sollte vor 2021 kein Flieger mehr vom Boden kommen, wäre es wohl unvermeidlich.
Irgendwo dazwischen: Mal sehen.
Es wäre aber auch nochmal wesentlich, zu definieren, was genau mit "Verstaatlichung" gemeint ist. Zunächst einmal sollten wir festhalten, dass es sich hier nicht um eine company handelt, die aus Sicht des Staates "böse" ist und der Staat sie verstaatlichen muß, damit die Firma ... was auch immer macht. Sondern um eine company, die unverschuldet in Not geraten ist und ein prinzipiell funktionierendes und profitables Geschäftsmodell hat (ungeachtet vieler Kritik hier im VFT in vielen Details hat die company Geld verdient). Es geht also nicht darum, den bestehenden "bösen" Aktionären ihre Aktien (gegen die hierfür gesetzlich vorgesehene Entschädigung!) wegzunehmen, denn einen Eigentümer einfach durch einen anderen zu ersetzen, löst kein einziges Problem (und würde ein neues schaffen, denn es würde den Staat ebenfalls viel Geld kosten).
Vielmehr braucht LH nicht einen neuen Aktionär, sondern vielmehr Liquidität. Jetzt kann man darüber diskutieren, ob das in Form von Fremdkapital (Kredite) oder Eigenkapital (eine Kapitalerhöhung) stattfinden soll. Beides würde den Staat erst einmal Geld kosten.
1) Fremdkapital: Nehmen wir eine richtig große Zahl, 10 Mrd. EUR. Bei - sagen wir - 2% Zinsen wäre das eine Zinsbelastung von 200 Mio. pro Jahr, ein Betrag, den LH in guten Zeiten locker aufbringen kann.
2) Eigenkapital: Bei einer Kapitalerhöhung von 1:1 wären das - sagen wir mal - 4 Mrd. (optimistisch), dafür würde dem Staat LH zur Hälfte gehören. Dividenden gäbe es die nächsten Jahre vermutlich nicht, und wenn es dann irgendwelche gäbe, wären sie niedrig. Bis die Aktien irgendwann wieder verkauft sind, würde es vermutlich Jahrzehnte dauern.
Also wenn ich der Staat wäre, dann würde ich sofern möglich 1) wählen. Denn
a) kann ich damit viel größere Beträge mobilisieren
b) kann ich schon im ersten Jahr einen "Gewinn" ausweisen (ich finanziere mich zu negativen Zinsen und erhalte 200 Mio. Ertrag)
c) muß ich mir nicht ständig von der Opposition vorhalten lassen, wieviel Geld ich versenkt habe, denn die Forderung besteht zum Nominalwert, solange LH nicht insolvent ist.
d) muß ich mir nicht beim nächsten Streik vorhalten lassen, daß ich doch als Mit-Eigentümer jetzt die AN-Seite unterstützen soll, aber gleichzeitig mindere ich damit den Wert meiner Beteiligung.
Und schließlich noch an die Adresse von Herrn Feldmann: Egal was man macht, Geld (das Herr Feldmann so oder so nicht hat) muß man immer in die Hand nehmen, bei jeder Variante. Klugerweise sollte man es so tun, daß LH und die mit ihr verbundenen Arbeitsplätze dadurch nicht beschädigt wird und das Geld hoffentlich irgendwann wiederkommt.