Man muss aber auch sagen, dass der A380 ein schlecht entworfenes Flugzeug war.
Ein Flugzeug dieser Größe stößt an allen Ecken und Enden an Grenzen, nicht zuletzt an die von ICAO definierten, die Boeing ja gerade mit den Klappflügeln sprengt.
Zu versuchen, in dieser Größe eine Familie zu entwerfen, mit Streckpotential und Frachteroption war klar ein von vorneherein aussichtsloses Unterfangen. Ein derartiger Entwurf konnte nur "schlecht" sein.
Aus aerodynamischen Gründen ist die 747-Konzeption schon schlauer, es ist widerstandsärmer (Area Ruling) und die hintere längere einstöckige Rumpfröhre erlaubt kleinere Leitwerke, was wiederum Widerstand und Gewicht spart. Es wäre allerdings ziemlich unsinnig gewesen, so etwas zu kopieren, denn in dem Punkt hatte Boeing nun mal 30 Jahre Vorsprung. Ausserdem hätte es eben weniger Potential gehabt, würde man der 747 einen A380 Vorderrumpf (mit breiterem Oberdeck) spendieren, wäre trotzdem bei um die 700 Passagiere Schluss, von daher hatte das Doppeldeck-Pummeldesign theoretisch mehr Potential. Der lange hintere Rumpf macht ausserdem bei der Fahrweksgröße Probleme.
Und natürlich bleibt immer das Triebwerksproblem, so groß geht nicht in zweistrahlig, auch da ist das Fahrwerk wichtig, aber auch die Triebwerke selbst stoßen an Grenzen. Größere Fans machen halt überproportional höhere Lasten an den Schaufelwurzeln, da lässt sich die Physik nicht austricksen. Von den Skalierungsproblemen im Heißteil ganz zu schweigen. Die A80 Triewerke waren zu ihrer Zeit das absolut machbare, von den SFC Werten und dem Gewicht pro Schub her nicht zu unterbieten, besser als die Mitbewerber zu dem Zeitpunkt.
Von daher waren sowohl der A380, als auch eine nochmal gestreckte 747 schon vom Grundkonzept her Flugzeuge, die beim Detailentwurf schlich nicht mehr viel Spielraum erlauben.
Boeing hatte mit dem Dreamliner den gewaltigen Vorteil, mitten in eimem Entwurfsraum zu liegen der in alle Richtungen Spielraum hatte, so konnte man z.B. strukturell neues wagen. Airbus ist mit dem A380 in so viele Richtungen voll an die Grenzen gegangen, da konnte man nicht auch noch großartig neue Technologien riskieren. Die Probleme die Boeing an der CFK Flügelwurzel des Dreamliner hatte (google Stichwort "Side of Body Joint"), hätte ein Projekt wie den A380 scheitern lassen.
Ein Flugzeug, dass die ICAO-Box voll ausfüllt, kann einfach nicht optimal entworfen werden, wird an allen Ecken und Enden an Grenzen stoßen, die einen zu schmerzhaften Kompromissen zwingt. Von daher hat Airbus in den gegebenen Grenzen mit der gegebenen Technologie schon ein Flugzeug konstruiert, das wenn korrekt betrieben zur damaligen Zeit schon beachtliche Leistungswerte geboten hat. Der gering gestreckte Flügel macht natürlich den Betrieb mit Maximalmasse (sprich i.d.R. Maximalreichweite) vergleichsweise schlecht. Von daher hat der A380 transatlantisch besser performt, als wenn man seine Reichweite voll ausgereizt hat. Gerade Transatlantisch gibt es aber so viele potentielle Ziele mit ausreichend Bedarf, das da die Größe keinen Vorteil bringt. Da schickt man besser 3 Flugzeuge nach BOS, JFK, IAD als eins zu einem NYC Hub mit Zubringern. Und auf den Rennstrecken nach Asien auf denen man ihn problemlos voll bekommt (PEK, TYO, PVG) operiert er nahe am MTOW und hat dann gegenüber den Flugzeugen mit höherer Flügelstreckung Leistungsnachteile. Und gegenüber denen mit nur zwei Decks auch proportional mangelnde Frachtkapazität. Dazu kommt das bei geringer Flügelstreckung erwartbare Problem mit den Wirbelschleppen, das auch seinen Teil zum Misserfolg beigetragen hat, da es die Grundidee der besseren Slotauslastung an an der Kapazitätsgrenze der Bahnen operierenden Hubs nicht erfüllt hat. All das war schon im Grundkonzept unvermeidbar. Da konnte man wenig "schlecht" machen, da konnte man nur eine von vornehrein suboptimale Idee haben. Der A380 hat in vielen Punkten Maßstäbe gesetzt, nur nicht in den wichtigsten...
Wenn man sich aber mal anguckt, wie viele Airlines den A380 damals geordert haben, und wie viele die 777X heute, dann stand man mit der Einschätzung des Grundkonzepts offenbar nicht allein falsch da. Ganz offenbar haben viele es für eine gute Idee gehalten, die Probleme für lösbar oder nicht so relevant. Heute käme wohl niemand mehr auf die Idee, so ein Flugzeug vorzuschlagen. Heute hat sich auch die Philosophie bei den Airlines geändert, man hat erkannt dass es umso schwerer ist ein Flugzeug wirtschaftlich zu füllen, je größer es ist. Dass Flexibilität in der Flotte wichtiger ist als absolut beste Kennwerte des Flugzeugs. Dass es besser ist, nicht allen potentiellen Passagieren einem Platz anzubieten, aber an denen die man befördert gut zu verdienen. Alle "pro Passagierkilometer" Kennwerte machen halt nur Sinn, wenn man auch alle Sitze zu gewinnbringenden Preisen verkauft bekommt und keine Extrakilometer zu Hubs fliegt.
Für eine Lufthansa der frühen 90er mit FRA als alleinigem Hub hätte der A380 wohl auch noch deutlich mehr Sinn gemacht, als heute mit de-facto 5 Hubs im Konzern. Wenn man die VIE, ZRH, BRU Passagiere alle nach FRA karren würde, bekäme man auch den A380 gut gefüllt. Von MUC ganz zu schweigen. Das ginge aber eben am Passagierbedarf vorbei, deshalb ist es anders gekommen. Schade für den A380.