Vorgaben zum Maskentragen erfolgten nicht nach Schutzwirkung, sondern nach Verfügbarkeit der jeweiligen Maskenmodelle. Denn natürlich bieten FFP2-Masken einen hohen Schutz und ebenso natürlich schützen OP- oder Stoffmasken nicht im relevanten Umfang.
Punkt für Dich. Am Anfang wurde, insbesondere von der WHO, viel Unfug der offensichtlichen Sorte verbreitet, gemäß dem Motto "könnte die Bevölkerung in Panik versetzen", anstatt klarer zu kommunizieren. Ein Teil des Problems ist aber auch, dass empirische Wissenschaft grundsätzlich keine "endgültigen Antworten" bereitstellen kann. Die Mathematik kann, die Physik und Medizin als empirische Disziplinen kann immer nur vorläufige Erkenntnisse präsentieren, und das ist bei einem neuen Phänomen natürlich schwierig.
Beim Impfangebot war es ähnlich. Es war bekannt, dass unsere Impfstoffe 3-fach-Impfstoffe sind. Dennoch wurde von einer 2-fach Impfung geredet und das sich daraus ableitende zwingende Boostern lange als nicht erforderlich/empfehlenswert bezeichnet, weil nicht genügend Impfstoff für alle zum Bosstern da war, auch weil man das ausreichende Bestellen verpasst hatte.
Siehe oben, "ja, aber..." Offenbar ging man damals davon aus, dass zwei Impfungen wohl ausreichen. Offenbar nicht so ganz, oder individuell verschieden. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, dass "dreimal reicht", und ich glaube auch nicht, dass ein Forscher solche Dinge behaupten würde, zumindest in dieser Allgemeinheit. Wenn, dann wäre die Aussage eher von der Sorte "bei dreimaliger Impfung reduziert sich das Risiko für Personenkreis x um y% bei gegebenem Virustyp". Das Problem ist, dass sich solche Aussagen schwer "plattdrücken lassen", so dass sie in den Medien verkauft werden können, und dass auch viele Mitbürger nicht verstehen, wie genau Wissenschaft da funktioniert und was sie leisten oder nicht leisten kann. Unsere Antworten sind immer nur vorläufiger Natur, was aber auch nicht zu dem Schluss führen sollte, dass sie nutzlos sind.
Auch das Newtonsche Gravitationsgesetz ist so ein "vorläufiges Ding", und wie man heute weiß, ist es nicht grundsätzlich richtig, sondern auch nur eine Näherung für kleine Raumkrümmungen. Vorläufig. Vielleicht sind die Dinge dann doch wieder gänzlich anders...
Die Erwartungshaltung war also unnötig hoch, dass hier "klare Ansagen" kommen, aber so geht das halt nicht.
Homeoffice-Pflicht wurde bei einem Vielfachen der Inzidenz abgeschafft zur der sie eingeführt wurde. Bei einer Inzidenz von unter 10 gab es den ersten Lockdown, bei einer von deutlich über 1.000 wurde auch leichtere Corona-Maßnahmen abgeschafft.
Ja... aber... Auch hier wieder nur die halbe Wahrheit. Bei der Inzidenz von 10 hatten wir keine Impfung, und null Ahnung. Bei der Inzidenz von 1000 haben wir 80% Impfquote, und...naja... ein wenig mehr Ahnung, ohne jetzt sagen zu wollen, dass diese Ahnung entgültig oder umfassend sind. Sinnvoll finde ich die Aufhebung der Home-Office-Pflicht momentan weniger, und es wäre ehrlicher, wenn man kommunizieren würde, dass dies eher aus praktischen Beweggründen erfolgte denn aus medizinischen, und dass sich mittlerweile die Gewichte zu Ungunsten der medizinischen Gründe verschoben haben.
Die Dinge sind eben etwas komplizierter als man es platt in einen "Spanlappen" drücken will, und vieles ist der (möglicherweise unzulässigen) Vereinfachung von doch komplexeren Beziehungen geschuldet.
Und nein, der Wildtyp war im März 2020 nicht über 100 Mal gefährlicher als Omicron heute.
Ja... nein... Unter welchen Voraussetzungen? Meinst Du Gefährlichkeit als Riskio einer Erkrankung unter gleichen Nebenbedingungen? Dann nein. Oder als Risiko einer Erkrankung unter geänderten Nebenbedingungen (höhere Impfquote?), dann schon eher ja. Wie Du siehst, kann man den gleichen "platten" Text gänzlich anders interpretieren, weil "Gefährlichkeit" kein gut definierter Begriff ist.
Kurzum: Die „gegebenen Maßnahmen“ waren mehrheitlich falsch - und das war den meisten Experten und Entscheidern bekannt. Die Schwurbler lagen sachlich ohnehin falsch, hatten aber den richtigen Instinkt, dass der Staat Unsinn verzapft und Politiker/Experten sie anlügen.
Auch wieder: So einfach ist es nicht. Ich denke schon, dass ohne irgendwelche Maßnahmen wir erhebliche Probleme gehabt hätten, was aber auch nicht heißen soll, dass alles richtig war. Insbesondere die Kommunikation war "mäßig", und das "allwöchentliche" Anpassen der Regeln war eher schädlich als nützlich. Was nicht heißt, dass "keine Regeln" besser wären. Aber konsistente, aber vielleicht nicht ganz ideale Regeln hielte ich für besser als das ständige Lawieren. Dadurch entstand mehr Unsicherheit als es half.
Halte ich das augenblickliche Vorgehen für richtig? Nein, ich denke nicht. Etwas mehr Rücksichtnahme darf gerne sein, und selbst wenn es nicht zum eigenen Schutz dient, sondern zum Schutz anderer. Das darf man gerne in ein Gesetz oder eine Hausordnung codifizieren. Aber "nichts machen" oder "ignorieren" ist einfach nur dumm. Ein Organismus, der sich geänderten Rahmenbedingungen nicht anpasst, stribt aus. Meinte zumindest Darwin, und obwohl das bestimmt keine 100% gesicherte Erkenntnis ist, erscheint sie doch zumindest sehr plausibel.