Nein, das bringt leider nichts. Selbst wenn man es zum Bundestagsabgeordneten gebracht hat, hat man heute kaum noch Einfluss auf Gesetze. Das wird alles von ein paar wenigen Parteioberen beschlossen und dann wird es vom Parlament nur noch abgenickt. Wer da nicht mitmacht, landet nicht mehr auf der Landesliste oder in Ausschüssen. Davon abgesehen gibt es keine wählbare Partei, die auf mehr als 5% kommen kann.
Das Hauptproblem sind auch gar nicht die Abgeordneten, sondern die Wähler und die Wähler kann man in einer Demokratie leider nicht abwählen.
Ich verstehe auch nicht, weshalb man etwas nicht kritisieren soll, wenn man nicht selber bereit ist, seine kostbare Zeit zu investieren, um es zu ändern. Muss ich mich bei Apple bewerben, wenn mir etwas am iPhone nicht gefällt? Muss ich zum ZDF gehen, wenn mir deren Programm nicht gefällt?
Um nicht zu sehr abzuschweifen und auf Japan zurück zu kommen, führe ich noch mal etwas an, was sehr kritikwürdig an Japan ist: Das Justizsystem. Formal ist es ein Rechtsstaat, praktisch aber nicht. Über 99 Prozent der Angeklagten werden verurteilt. Das liegt leider nicht daran, dass die Japaner sehr gründlich arbeiten und wirklich nur Menschen anklagen, wenn sie sehr sicher sind, dass sie verurteilt werden. Es ist vielmehr so, dass in der Praxis der Richter fast immer die Rechtsauffassung der Staatsanwaltschaft bestätigt. Einen fairen Prozess kann man in Japan nicht erwarten. Das hat mir auch jemand bestätigt, der dort schon seit Jahren lebt. Besonders kam das Problem in dem Fall des ehemaligen Nissan-Chefs Carlos Ghosn in den Fokus der Öffentlichkeit. Er ist ja nach seiner Anklage spektakulär geflohen, weil ihm klar war, dass es ihm in Japan unmöglich gemacht würde, seine Unschuld zu beweisen. Hier mal ein Artikel zu den Problemen mit der japanischen Justiz:
https://www.nzz.ch/international/as...ystems-es-gilt-die-schuldsvermutung-ld.106948
Wenn man das liest, klingt das eher nach China als nach Japan. Das muss sich dringend ändern.