Ich sehe darin ein staatliches "Öffnungszeitenkartell". Solange Supermärkte sonntags nicht geöffnet haben dürfen, entsteht für einen einzelnen Betreiber auch kein Handlungsdruck.
Und gesamtheitlich sind längere Öffnungszeiten produktivitätssenkend, weil sie die Auslastung senken. Umgekehrt sorgen knappe Öffnungszeiten für gebündelt hohe Auslastung.
Wenn man dann noch bedenkt, dass die potenziellen Nachtkunden eher kleine Einkäufe machen und die Auslastung eher überschaubar sein dürfte, sind Nachtöffnungen schlicht wirtschaftlich nicht attraktiv, solange kein Wettbewerbsdruck existiert.
Dazu kommt der Nachtschichtzuschlag, die ab einer gewissen Uhrzeit in weiten Teilen deutscher Großstädte mittlerweile angesichts der desaströsen Lage hinsichtlich innerer Sicherheit obligatorische Security, damit der einsame Kassierer seine Kasse auch behalten kann ohne dabei aufgeschlitzt zu werden.
"§ 9 Abs. 1 Arbeitszeitgesetz
Arbeitnehmer dürfen an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen von 0 bis 24 Uhr nicht beschäftigt werden."
Und dann sind gesetzliche Ausnahmen festgelegt, das nennt man Verbot mit Erlaubnisvorbehalt.
Wie das namensgebende Gesetz schon sagt geht es dabei um den Schutz der Arbeitnehmer:
"§ 1 Zweck des Gesetzes
Zweck des Gesetzes ist es,
1.
die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland und in der ausschließlichen Wirtschaftszone bei der Arbeitszeitgestaltung zu gewährleisten und die Rahmenbedingungen für flexible Arbeitszeiten zu verbessern sowie
2.
den Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung der Arbeitnehmer zu schützen."
Das Wochenende, insbesondere der Sonntag, ist das letzte bisschen synchronisierte Freizeit für einen Großteil der Menschen. Also Zeit sich zu besuchen, zu treffen, Zeit miteinander zu verbringen. Das ist ein Wert an sich und dieses individuelle Interesse hat an der Stelle einfach hinter Geschäftstätigkeit zurück zu stehen.
Dass das andere Länder anders sehen ist deren Sache.
Bezeichnend finde ich auch, dass persönlich kaum jemand auf das freie Wochenende und insbesondere den freien Sonntag verzichten will. Das anderen zuzumuten, einfach weil, ist unsolidarisch. Und natürlich nutzt man damit die knappe Kasse von Menschen in schlechter bezahlten Serviceberufen aus, na klar machen die das dann weil der Sonntagszuschlag dann etwas in der Haushaltskasse hilft.
Noch lieber hätten die aber faire Bezahlung und den freien Tag. Die schon eher schlechten Arbeitsbedingungen (geringe Bezahlung) also als Argument zu nehmen diese weiter zu verschlechtern, weil Sonntagszuschlag, ist fast schon diabolisch.
Ich habe keinen Bock am Sonntag zu arbeiten oder an 365 Tagen im Jahr in rotierenden Wechselschichten zur Verfügung zu stehen, also verlange ich es auch nicht von anderen Menschen.
Bei manchen Dingen ist es unausweichlich, wie Rettungsdienst usw., aber nicht für den normalen Einzelhandel. Wer seine Einkäufe nicht an 6 Tagen pro Woche, bis 20 Uhr am Abend, hinbekommt, der sollte das Problem bei sich selbst suchen, nicht bei den Öffnungszeiten.