LUFTHANSA-HAUPTVERSAMMLUNG 2010
Ende der Revolution
Von Michael Machatschke
Für kurze Zeit schien es, als wolle die Lufthansa sich neu erfinden. Jetzt aber wird klar: Es bleibt beim alten Kurs - dem System Weber-Mayrhuber.
Das waren Worte fürs Geschichtsbuch: "Die aktuelle Wirtschaftslage ist nicht die Ursache für unsere schwierige Situation", proklamierte Lufthansa-Manager Christoph Franz im vergangenen Juli, "sie macht nur schonungslos deutlich, wo unsere Schwächen im Wettbewerb liegen."
DDP
Hauptversammlung: Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber will von Selbstanklagen nichts hören
Nie zuvor hatte ein Lufthanseat von Rang so offen an der Selbstzufriedenheit des Traditionshauses gerüttelt. Franz, damals gerade zum Vize-Konzernchef aufgestiegen, schien der Anführer einer Revolution zu sein. Vor allem im Europa-Geschäft werde er aufräumen, hieß es. Hier verliert die Fluglinie Jahr für Jahr schätzungsweise 300 Millionen Euro und büßt Marktanteile an die Billigflieger ein. Schon drangen Planspiele durch: Die Lufthansa werde versuchen, die Aero-Discounter mit deren eigenen Waffen zu schlagen, indem sie selbst auf der Kurz- und Mittelstrecke wie ein Billigflieger auftritt, mehr Passagiere ins Flugzeug pfercht und auf die Klasseneinteilung - Business und Economy - verzichtet.
Zehn Monate später wird klar: Da hat einer zu laut gedacht. Und offenbar das Falsche.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber jedenfalls will von Selbstanklagen nichts hören. Auf der heutigen Hauptversammlung strich er demonstrativ die Erfolge heraus. Trotz der globalen Krise habe die Kranichlinie sogar im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn erzielt. Und schon in diesem Jahr sei wieder eine Dividende möglich. Schwächen im Wettbewerb? Mayrhuber weiß nur von einer "Führungsrolle im Markt", die die Luthansa "weiter ausbauen" werde. Billigflugrevolution? Mayrhuber verkündete zwar, dass der eigene Billigableger Germanwings immerhin 24 Millionen Euro Gewinn eingeflogen habe. Doch von einem radikalen Umstieg sagt er nichts. Das gute Ergebnis werde für das Management von Germanwings "ein Ansporn" sein - soll wohl heißen: Macht mal schön weiter so, in eurer Nische.
Franz, den vermeintlichen neuen Star, erwähnte Mayrhuber mit keinem Wort. Dafür aber dessen Rivalen Carsten Spohr, der mit seinem Team in der Luftfrachtsparte hervorragende Arbeit geleistet habe.