Es ist sicherlich richtig, dass sehr viele Immobilienkäufer zu knapp kalkulieren und zu viele Kosten außer acht lassen.
Hier wurden bereits die Stichworte Renovierung, Werterhalt, Austausch, Pflege, Erhaltung der Bausubstanz, Einhaltung von Normen und technischer Effizienz, etc. genannt.
Diese Kosten schlagen im Lauf der Jahre durchaus ordentlich zu buche und dürfen nicht unterschätzt werden - sowohl von Käufern wie auch von Mietern nicht.
Mir drängt sich in diesem Thread der Eindruck auf, dass es, grob über den einen Kamm geschert, zwei beteiligte Fraktionen gibt:
- Mietende Vermögende in billigen Regionen, die anderweitig/irgendwie ihr Geld zur Mehrung anlegen
- Besitzende, die ein langfristige Kalkulation aufmachen.
IMHO gibt es auch noch einen Mittelweg, der auch bedacht/diskutiert werden sollte.
Dieser beinhaltet zwei Aspekte:
- Investition in eine selbstgenutzte Immobilie in einer Hochpreisregion.
- Aktuell gegebene Finanzierungsmodelle.
Ergänzt um einen noch nicht erwähnten Aspekt:
- Man möchte sich seinen Traum von einem Eigenheim in der Region seiner Wahl realisieren.
Ed Size,
Ich kann dich und deine Situation durchaus sehr gut verstehen.
Grundsätzlich bin ich in Bezug auf deine Sichtweise der ökonomischen Verhältnisse durchaus bei dir.
Du scheinst aber auch nicht gerade über neue Invests in Mitte oder vergleichbaren Bezirken zu reden, oder? Da gehen die Preise inzwischen ja komplett durch die Decke ...
Zu meinen beiden Einschränkungen/Aspekten:
- Betrachte ich meine Heimstadt, München, so ist hier festzustellen, dass der Immobilienmarkt komplett heiß läuft.
Weder Mieten noch Kaufen erscheint aktuell rational.
Es ist dennoch die Situation gegeben, dass viele Menschen eine Bleibe suchen und brauchen. Die Kosten pro Quadratmeter in der Anschaffung, in der Miete übersteigen inzwischen bei weitem die der laufenden Kosten, die der Instandhaltung, der Wartung, der Pflege. Folglich sind die nachgehenden Kosten nicht derart gewichtig wie die des Erwerbs, der grundsätzlichen Miete. Ergo verschieben sich die von dir genannten Verhältnisse zwischen Miete und Kauf.
Sämtliche Prognosen attestieren dem Großraum München auf viele Jahrzehnte einen nachhaltigen Bevölkerungszuwachs - was die Wohnraumsituation weiter verschärfen wird.
Ein Invest in eine "Oberbayerische" Immobilie ist also anders zu werten als eine in Zwickau ....
- Aktuell ist es ohne weiteres möglich, sehr günstig an Geld (Fremdkapital) zu kommen - eine gewisse Eigenkapitaldecke voraus gesetzt.
Es ist durchaus auch angebracht, an den Inflationsprognosen gewisser Stellen, die den Euro verwalten (unserer lokalen Währung) zu zweifeln - eine zusehends steigende Inflationsrate inkl. einhergehender Geldentwertung ist sehr wahrscheinlich.
Rechnet man sich in diesem Kontext folgendes Anlagemodell gegen, kann sogar eine "verlustträchtige /kostenintensive" Immobilie gewinnbringend sein (bei zugegeben geringer Rendite), da der Aufwand unter der Inflationsrate bleibt:
- Kredit mit Schlussrate und 10 Jahren Laufzeit bei 2% effektiver Verzinsung
- Ansparung auf einem Bausparer ohne nennenswerten Guthabenzins (ca. 1%)
- Ablösung des Kredits durch den Bausparer bei Tilgungszins von unter 2%.
- Kaufzeit in einem überschaubaren Rahmen (20 - 25 Jahre gesamt).
Derart lässt sich ohne weiteres vieles realisieren, was vor einige Jahren eine "entweder - oder" Entscheidung gefordert hätte.
Faktisch wird derart mit der realen Situation auf lange Zeit kalkuliert (und IMHO auf niedrigem Niveau gewonnen) - ohne sich aktuell übernehmen zu müssen und ohne Risiko, auf schwankende Kurse zu setzen, anzusparen:
- Der eigene Einsatz bleibt unter der Inflationsrate
- Es entstehen keine weiteren Kosten (als die des Erhalts des Wertes der eigenen Immobilie - welcher so oder so gezahlt werden muss/von der Rendite der vermieteten Anlage abzuziehen ist)
- Der Einsatz vermindert sich im Lauf der stetig zunehmenden Geldmenge pö á pö Prozentual
- Dies alles unter Betrachtung der Situation in und um München.
Es gibt natürlich andere Regionen, in denen ein Invest in eine Immobilie einem finanziellem Selbstmord gleicht.
Aber ebenso gibt es Regionen, in denen Bauen derart billig ist, dass es kaum einen Mietmarkt gibt.
Um noch einen weiteren Aspekt anzusprechen:
Es ist wohl auch eine Frage, wie alt man ist, in welcher familiären Situation man steckt, wie die eigenen Prioritäten gelagert sind und wie die eigene Flexibilität ausgeprägt ist.
Will man, kann man, muss man umziehen?
Häufig, regelmäßig, gewollt, ungewollt?
Welche Abstinenzen verträgt eine Beziehung und/oder eine Familie?
Was ist gewichtiger?: Das Glück des "Daheims" oder das permanente "zusammen sein"? Wo ist "Zuhause"?
Abschließen noch einen weiteren Aspekt ausgeführt:
Es soll ja auch gewisse Vorstellungen geben, die einem ein Mietobjekt nicht bieten kann - da zu speziell, bisher nicht realisiert, nicht gebaut, nicht am Mietmarkt erhältlich.
Vielleicht ist einem genau diese Eigenschaft der zu bauenden Immobilie derart wichtig, dass der Preis "absolut" etwas in den Hintergrund rückt. Und nu?
Wie ist es dann monetär zu bewerten?
Ist die Erfüllung eines Lebenstraum in Rendite-Maßstäben zu messen?