Hier die Antwort meines Patenkindes (blödes Wort)! Er ist Co-Pilot auf der A 340 bei LX!
"Das schlimmste ist die Ungewissheit. Ganz ähnlich wie damals in Halifax, wenigstens konnten die Kanadier das zum Schluss noch ziemlich genau eingrenzen.
Was Niki sagt ist nicht von der Hand zu weisen. Seine Theorie mit den Gewittern, welche in der Tiefe gestaffelt stehen hat schon etwas. Das ist eine der Schwächen der Radartechnik die in den letzten Jahren kaum mehr verbessert wurde. Die neuesten Geräte zeigen den Piloten wenigstens an falls sie bestimmte Bereiche nicht durchdringen können.
Auch seine Einschätzung der Folgen entspricht einem realistischen Szenario.
Die Theorie mit dem Blitz lässt sich aber im Moment wohl auch noch nicht ganz begraben. Die Fehlerkette könnte auch von einem Feuer an Bord stammen. Wenn das Electronic Compartment getroffen wird, kann da ziemlich viel in die Brüche gehen. Allerdings hätte dann wohl eine der verschickten Fehlermeldungen ein Problem in der Richtung angezeigt.
Die Frage stellt sich, warum erfahrene Piloten einer renommierten Airline nicht um ein (mögliches) Gewitter herumfliegen? In der Nähe des Äquators befindet sich die Innertropische Konvergenzzone ITZ. Das ist vereinfacht gesagt eine Gewitterfront von mehreren hundert Kilometern Länge. Da wir nur begrenzt Treibstoff mitführen (auch eine oder zwei Stunden extra gehen irgendwann mal zu Ende), kann es sein, dass man sich eine Stelle suchen muss, an der die Front am schwächsten ist und dann da durch fliegt. Mussten wir auch schon mal machen. Das kann dann natürlich schlecht ausgehen, falls sich im Radarschatten dann ein stärkeres Gewitter versteckt.
Mal abgesehen von der Wetterlage, muss man auch in Betracht ziehen, dass das Flugzeug von sich aus ein technisches Problem hatte. Airbus hat zwei Fälle bekannt gegeben, in denen die Computer welche die Geschwindigkeitsanzeige generieren, einen Fehler hatten. Qantas-Piloten konnten letztes Jahr eine A330 gerade noch so in der Luft halten. Wenn ich die Reihenfolge der Fehlermeldungen anschaue, dann könnte das etwas mit dem System zu tun haben. Alles andere wären dann Folgefehler.
Ich hoffe nun, dass die Recorder gefunden und geborgen werden. Das könnte genügend Informationen bringen um diesen Fall zu klären. Allerdings waren diese Kisten in Halifax auch nicht der Schlüssel zur Lösung, da sie nur die Folgen und nicht den Auslöser preisgaben. Zum Schluss war es damals ein Bündel Drähte, die man gefunden hat.
Die Ungewissheit ist schon ein ziemliches Ding mit dem ich ein wenig zu kämpfen habe. Das vor allem, da ich morgen Nacht nach Sao Paulo fliege und über dem Atlantik wohl vorne links sitze und "at command" bin, wie das so schön heisst. (Der Capt ist in der Zeit am Schlafen, falls er sich nicht zu viele Sorgen macht)"