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Generell und Mittelfristig denke ich, das wir an der Pilotenausbildung etwas machen müssen.Was genau wären denn dann nach Eurer geschätzten Stimmung, die Konsequenzen?
Wir erwarten von den Piloten heute mehr Systemmanager zu sein, als "handwerkliche" Flieger. Dann aber müssen sie besseres Systemverständnis haben, als die heutigen Ausbildungsrichtlinien erwarten. Piloten müssen lernen genauso zu denken, wie die Ingenieure die die Systeme entwickelt haben, damit sie optimal mit ihnen zusammenarbeiten können.
Dann müssen wir uns nochmal Gedanken um Cockpitergonomie machen, wir haben da derzeit archaische Bedienelemete aus der Kaiserzeit und zum Teil schon Touchscreens und "intuitive Bedienung" gepart mit künstlicher Intelligenz in bunter Mischung. Das ist ganz sicher nicht die Optimale Mensch-Maschine Schnittstelle. Der beste Pilot im besten Flieger hilft nichts, wenn die zwei sich nicht verstehen.
Und ja, man muss das "System Flugzeug" lernen anders zu verstehen, als gekoppeltes System von Mensch und Maschine, das intrinsische-, extrinsiche- und Kommunikationsfehler (Fehler in der Mensch-Maschine-Schnittstelle) in Design und Analyse berücksichtigt. Derzeit sehen wir das "System Flugzeug" allzuoft als reines technisches System, als reine Maschine an. In einer Systemanalyse gucken wir nur auf die intrinsischen Fehler. Und wir sehen viel zu oft Pilotenfehler als völlig Flugzeugunabhängig an, als nicht in der Verantwortung der Flugzeugkonstrukteure. Viele Pilotenfehler sind aber nur die logische Folge von Flugzeugfehlern, z.B. die Folge einer Fehlanzeige. Und die Folge von Fehlinterpretation aufgrund falscher Information, auch die Handbücher müssen wir als Teil des Systems begreifen lernen. Ein Flugzeug kann immer nur so gut sein wie seine Handbücher, die es den Piloten dann erlauben es wie geplant zu nutzen.
Und da fängt die Katze an sich in den Schwanz zu beissen, wenn man einerseits den Piloten gut auf alles vorbereiten will, was er im Flug mal erleben wird, andererseits ihn aber auch dann entmachten möchte, wenn er das Flugzeug fehlbedienen will.
Um es mal plakativ auszudrücken: wenn ich will, dass ein Rauchmelder funktioniert, darf ich dem User nicht sagen wie er ihn deaktiviert, falls er mal in der Flugzeugtoilette rauchen möchte. Denn dann wird er sinnlos.
Das Genau ist die Krux bei einem "Fehlbedienungsschutzsystem" wie dem MCAS. Konditioniere ich den Piloten darauf, es immer sofort zu deaktivieren wenn es anspricht, wird es sinnlos. Das ist ein klassisches Dilema.
Die klassische Lösung, das Flugzeug gleich so zu konstruieren dass man es gar nicht fehlbedienen kann, führt leider zu zu schweren und zu kraftstoffressenden Konstruktionen.
Die Probleme fangen also schon mit der Erwartungshaltung des Flugzeugkunden an, will der einen Moneymaker, oder etwas unkaputtbares.