15.1.23: Yeti Airlines ATR72 crash in Pokhara

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Airsicknessbag

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11.01.2010
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Das Cleverste wäre es gewesen gar nicht auf das Video zu reagieren, denn es direkt als Fake zu klassifizieren und dann hinterher doch drauf einzugehen, darunter leidet auch die Authentizität des Portals.

Oder man sagt "es gibt ein Video, wir wissen nicht, ob es echt ist, für die Echtheit spricht..., gegen die Echtheit spricht... Solange die Echtheit nicht feststeht, bitte aus Pietätsgründen nicht über das Video diskutieren."

Ich bin nicht der Flugexperte, verfolge dies jedoch, weil ich mich in Nepal etwas auskenne. Man möge mir meine Unwissenheit nachsehen, aber für mich scheint es mit dem Landeanflug auf den neuen Flughafen zu tun zu haben. Kann sein, dass die Co-Pilotin den Anflug auf den alten Flughafen gestartet hat, dann korrigieren wollte und dabei die Trimmung verloren wurde? Auf dem einen Video sieht es ja so aus, als ob das Flugzeug nach links kippt.

Wissen aus zweiter Hand von a.net, ich kenne mich in der Gegend nicht aus: Es gebe einen Circling Approach auf den neuen Flughafen, mit dem die geflogene Route konsistent sei. Außerdem schreibt ein dortiger Forist, dass Yeti schon den alten Flughafen zuweilen sehr cowboymäßig angeflogen habe. Insofern könnten sich Parallelen zu Ju-Air zeigen (enge Kurve, Strömungsabriss am kurveninneren, langsameren Flügel, Abschmieren, zu wenig Höhe zum eigentlich möglichen Abfangen).
 

Airsicknessbag

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11.01.2010
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Äh, Nepal Airlines hat A320 und A330 und ist in der Vergangenheit in die EU (u.a. Deutschland) geflogen.
 
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unseen_shores

Erfahrenes Mitglied
30.10.2015
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Wissen aus zweiter Hand von a.net, ich kenne mich in der Gegend nicht aus: Es gebe einen Circling Approach auf den neuen Flughafen, mit dem die geflogene Route konsistent sei. Außerdem schreibt ein dortiger Forist, dass Yeti schon den alten Flughafen zuweilen sehr cowboymäßig angeflogen habe.

Yeti und Buddha Air sind eigentlich zwei der Besseren. Für die Flüge in die Berge (Jomsom, Lukla) hat Yeti Tara-Air ausgegründet, um die Schadensbilanz kleiner zu halten. Zögern seitens der Piloten wäre sicherlich auch oft riskant.

Wie sollen die in die EU kommen mit ATR, DO und twin-Otter etc.?

Das hst zum Teil schon große Konsequenzen im Hinblick auf die Versicherungen. Ein Freund von mir, war früher regelmäßig als Reiseleiter unterwegs. Als das Verbot kam, war er gerade mit einer Gruppe unterwegs. Das bedeutete, dass er mit seiner Reisegruppen aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht mehr in ein Flugzeug auf Inlandsflügen einsteigen durfte. Der Landweg ist jedoch erheblich länger, was dazu führt, dass das Reiseprogramm zusammen gestrichen wird.

Außerdem sind die Straßenverhältnisse - vorsichtig ausgedrückt - unsicher.

Hier hatte ich einmal ein paar Infos geteilt:

 
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AustrianSimon

Reguläres Mitglied
30.05.2016
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Ich finde endlich Zeit meine Ansicht zu den Fake Videos zu geben ... (die letzten Tage waren extrem hektisch, was nicht verbessert wird durch den Shitstorm nach meiner Bewertung der Fake Videos und mich zu vielen E-Mails zwingt):

Das Video mit dem Triebwerksfeuer ist das Video eines Absturzes des Prototypen der IL-112 in Moskau vom 17. August 2021, daher eindeutig Fake im Zusammenhang mit der Yeti.

Das Kabinenvideo ist ebenso eindeutig ein Fake.

Meine bisherigen Untersuchungen haben ergeben, daß es niemals einen Livestream gegeben hat und auch gar nicht geben konnte. Denn Facebook erlaubt Livestreams nur Benutzern, die mehr als 10.000 Follower haben. Der Passagier hatte etwa zwei Dutzend Follower (und keine neuen sind dazugekommen).

Das Video wurde auch erst deutlich nach dem Unfall auf den Account hochgeladen. Damit ist klar, daß jemand anderer als der Passagier Zugang zu dem Account hat und das Video dort nachträglich platziert hat. Erst DANN wurde der "LiveStream" publik gemacht (und das erklärt, warum man erst mehr als einen Tag später von dem Livestream erfahren hat. Wäre das Video bereits vorhanden gewesen, wäre innerhalb einer Stunde ein Rummel losgegangen um das Video, ebenso wie um das Ground Observer Video!).

In der Zwischenzeit war mehr als genug Zeit um zwei Videos zusammenzuspannen. Das erste authentische, das auch tatsächlich den Passagier zeigt, allerdings auf einem früheren Flug noch auf den alten Airport (also vor dem 1.1.2023), und das zweite verschwommene Video, das vorgibt die Crash Sequenz zu zeigen. Der Übergang ist dilettantisch. Auf den letzten Frame des authentischen Videos, der noch den Passagier fröhlich und entspannt zeigt, folgt unmittelbar der verschwommene Teil im nächsten Bild. Es gibt keinen Übergang, man sieht nicht, wie die Kamera umfokussiert, man sieht keine Bewegung der Kamera, man sieht keine Bewegung vor der Kamera, kein Grund ist erkennbar.

Leute aus Pokhara sagen mir daß das Video im klaren Teil eindeutig einen Anflug auf den alten Airport Runway 22 zeigt, alle Landmarken etc. stimmen. Der Anflug geht auf relativ niedrige Höhe.

Augenzeugen des Unfalls sagen aber, daß die Maschine bereits im Final geradeaus flog über den alten Airport hinweg auf der Grundlinie der neuen Runway 12, und kurz nach dem alten Airport plötzlich wegkippte. Das stimmt auch mit dem Groundobserver Video überein. Dieser Anflug ist aber im Kabinenvideo definitiv nicht sichtbar.

Ebenso wenig ist im Kabinenvideo die Entwicklung der Probleme sichtbar. Das Flugzeug hob die Nase progressiv und langsam an, zum Schluß immer schneller. Passagiere würden dadurch kaum alarmiert, auch der Winkel durch das Kabinenfenster ist für untrainierte Passagiere kaum erkennbar und schon gar nicht erkennbar, daß das Flugzeug zu steil anstellt. Das trainierte Auge hingegen sieht das sehr wohl. Nicht aber im Kabinenvideo.

Der initiale Left Roll war, dem Groundvideo entsprechend, noch relativ langsam, also sicher keine rieisigen Kräfte die auf die Passagiere einwirkten, aber dennoch deutlich fühlbar daß das Flugzeug dreht. Das aber ist im Video ebenso nicht sichtbar, auch keine Reaktion der Passagiere. Die Passagiere aber müßten erkannt haben, daß sie bereits im geraden Endanflug waren, die haben gerade die alte Landebahn nahezu im rechten Winkel passiert und wissen also, daß sie nur noch rund eine nautische Meile vor der neuen Piste sind. Eine Kurve also müßte sie jedenfalls gewaltig alarmieren.

Anschließend kippt das Flugzeug endgültig und mit ziemlicher Gewalt weg, die Kräfte müssen also enorm gewesen sein und die Leute werden mit Sicherheit geschrien haben in Panik. Das aber fehlt auf dem Video ebenso.

Jemand hat mir ein weiteres Argument geliefert, nämlich das Timing - sehr gute Beobachtung. Die Zeitspanne vom Bruch des Videos bis zum Einschlag ist viel zu kurz im Vergleich mit dem Ground Video.

So, wie kam das Video nun wirklich an die Öffentlichkeit? Die BBC schreibt dazu:

Zitat:
Abhishek Pratap Shah, a former lawmaker in Nepal, told Indian news channel NDTV that rescuers had recovered the phone on which the video was found from the plane's wreckage.

"It [the video clip] was sent by one of my friends, who received it from a police officer. It is a real record," Mr Shah told NDTV. Officials in Nepal have not confirmed his claim or commented on the footage.
Ende Zitat

Also auf diesem Weg gelangte das Video an die Öffentlichkeit laut BBC, möglicherweise auch auf den Facebook Account des Passagiers. Die BBC stellt übrigens auch die Frage, wie überhaupt ein Internet Kontakt möglich gewesen wäre, stellt aber ebenso fest, daß die Familie des Passagiers sagt, sie habe das Video live auf dem Facebook Account gesehen, und leitet daraus ab, daß das Video authentisch ist. Nachdem aber ein Livestream überhaupt nicht möglich war, ist auch diese Aussage widerlegt. Ich denke (wenn ich davon ausgehe, daß die Familie nicht hinter dem Fake steht), daß die Familie schlicht mit der Trauer und dem Interesse der Medien völlig überfordert war und ist und zu allem Ja und Amen gesagt hat, die Reporter brauchten also nur die richtige Frage stellen und bekamen bestätigt was immer sie wollten (hätten sie gefragt, ob der Gesprächspartner vor ihnen schon tot sei, wäre das auch von eben diesem Gesprächspartner bestätigt worden).

Ich stelle mir allerdings die Frage, wie konnte das Mobiltelefon überhaupt geöffnet werden ohne PIN bzw. Passwort in dieser Zeit? Das passt alles vorne und hinten nicht zusammen.

Servus, Simon
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
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Das Kabinenvideo ist ebenso eindeutig ein Fake.

Du verrennst Dich da in etwas. Es spricht sehr viel dafür, dass mindestens der erste Teil (der im Flug) des Videos auf dem Unglücksflug entstanden ist. Ob dann der Crash daran montiert wurde, weiß ich natürlich nicht, aber von der Echtheit des ersten Teils bin ich überzeugt und finde Deine Gegenargumente nicht stichhaltig:

Meine bisherigen Untersuchungen haben ergeben, daß es niemals einen Livestream gegeben hat und auch gar nicht geben konnte. Denn Facebook erlaubt Livestreams nur Benutzern, die mehr als 10.000 Follower haben. Der Passagier hatte etwa zwei Dutzend Follower (und keine neuen sind dazugekommen).

Das bezweifele ich (weiß es aber zugegebenermaßen nicht): Hier in der Gegend hat es letzten Monat einen tödlichen Autounfall gegeben, der live bei Facebook gezeigt wurde. Von einer 19-jährigen Putzfrau aus der deutschen Provinz, die dabei auch leider verstorben ist. Und die mit Sicherheit keine 10.000 Follower hatte. Die Echtheit des Videos ist von den Ermittlungsbehörden bestätigt.

Das Video wurde auch erst deutlich nach dem Unfall auf den Account hochgeladen. [...] Wäre das Video bereits vorhanden gewesen, wäre innerhalb einer Stunde ein Rummel losgegangen um das Video, ebenso wie um das Ground Observer Video!).

Die erste Erwähnung, die ich finde, ist etwa zehn Stunden nach dem Unfall bei PPRuNe.

Das erste authentische, das auch tatsächlich den Passagier zeigt, allerdings auf einem früheren Flug noch auf den alten Airport (also vor dem 1.1.2023) [...] Leute aus Pokhara sagen mir daß das Video im klaren Teil eindeutig einen Anflug auf den alten Airport Runway 22 zeigt, alle Landmarken etc. stimmen. Der Anflug geht auf relativ niedrige Höhe.

Davon abgesehen, dass ich es unwahrscheinlich (um nicht zu sagen unmöglich) finde, dass auf einem früheren Flug zum alten Flughafen der selbe Passagier mit seinen selben Freunden auf den selben Sitzen saß wie auf dem Unglücksflug: In dem Video ist das Fußballstadion zu sehen, das etwa 300 Meter östlich der Schwelle der 22/alt liegt. Zu dem Zeitpunkt befindet sich das Flugzeug also über der alten Bahn oder vielleicht etwas westlich. Das passt nicht zu einem Anflug auf die 22/alt. Sondern auf die 12/neu.

Augenzeugen des Unfalls sagen aber, daß die Maschine bereits im Final geradeaus flog über den alten Airport hinweg auf der Grundlinie der neuen Runway 12, und kurz nach dem alten Airport plötzlich wegkippte. Das stimmt auch mit dem Groundobserver Video überein. Dieser Anflug ist aber im Kabinenvideo definitiv nicht sichtbar.

Doch, ist er, s.o. Ziemlich eindeutig. Gegenanflug im Norden über den Bhadrakali-Tempel (ebenfalls im Video zu sehen), Queranflug als Quasi-Endanflug auf die 22/alt, dann (ungefähr) über dem alten Flughafen Linkskurve in den Endanflug auf die 12/neu.

Die Passagiere aber müßten erkannt haben, daß sie bereits im geraden Endanflug waren, die haben gerade die alte Landebahn nahezu im rechten Winkel passiert und wissen also, daß sie nur noch rund eine nautische Meile vor der neuen Piste sind. Eine Kurve also müßte sie jedenfalls gewaltig alarmieren.

Ich glaube Du überschätzt den fliegerischen Wissensstand von Passagieren.

Jemand hat mir ein weiteres Argument geliefert, nämlich das Timing - sehr gute Beobachtung. Die Zeitspanne vom Bruch des Videos bis zum Einschlag ist viel zu kurz im Vergleich mit dem Ground Video.

Ich weiß nicht, was Du mit "Bruch des Videos meinst", aber die Zeitspanne zwischen Unruhe in der Kabine und Knall entspricht genau der Zeitspanne (in dem Video von außen) zwischen Abschmieren und Einschlag.
 

flyer09

Erfahrenes Mitglied
04.11.2009
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Das "Live-Video" funktioniert schon ab einem Follower/Freund auf Facebook:

Bildschirmfoto 2023-01-18 um 07.45.45.png

Das Live-Video kann zudem je nach Einstellungen auch "öffentlich" geteilt werden (also nicht nur an befreundete Personen auf Facebook). Wenn er das Video also nur zwischen seinen (wenigen) Freunden geteilt hat, muss irgendeiner aus dem Freundeskreis das Video mittels Download und Re-Upload im Internet verbreitet haben. Oder irgendeiner muss nach dem Crash, als der Name verbreitet wurde, sein FB-Account gehackt haben (m.M.n. eher unwahrscheinlich), um Zutritt zu seinem FB-Account zu kommen, hat dann das Video gesehen und anschliessend veröffentlicht.
 
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Volume

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01.06.2018
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Offenbar wurde der neue Flughafen unter viel Druck eröffnet, und hat bisher nur in eine Landerichtung ILS.
Die ATR hat wohl relativ kurzfristig die andere Landerichtung gewählt, als ursprünglich zugewiesen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Pilot/Autopilot hier verwirrt waren, und der Mix aus manuellem und automatischem Anflug verbockt wurde, ein falscher Autopilotenmode oder eine falsche Autopiloteneinstellung gewählt wurde wie bei Asiana in SFO, so dass der zwar der Anflugwinkel kontrolliert wurde, aber nicht Geschwindigkeit / Schub.

Die genaue Autopilotenarchitektur der ATR kenne ich nicht, ob Gleitpfad und Geschwindigkeit getrennt oder gemeinsam kontrolliert werden. Der Unterschied zwischen Autothrottle und Autothrust ist hier entscheidend (und wird von vielen nicht voll verstanden...).

Das war aber beim Start passiert, als ein Triebwerk ausfiel und die Crew versehentlich das noch funktionierende abschaltete:
Das ist eine etwas subjektive Darstellung des Events...
Ganz objektiv muss man sagen: Ein Computer hat aufgrund einer kalten Lötstelle fälschlicherweise ein komplett funktionstüchtiges Triebwerk abgeschaltet, und der Pilot fälschlicherweise das komplett funktionstüchtige andere Triebwerk stillgelegt.
Mensch gegen Maschine 1:1 unentschieden... Kann man als reinen Pilotenfehler ansehen, muss man aber nicht.

So oder so, was von aussen auf dem Video eindeutig ist, müsste auch der Pilot an Bord erkennen: Das Flugzeug war eindeutig sich kontinuierlich entwickelnd zu langsam / mit zu viel Anstellwinkel unterwegs. Ob man nun selbst fliegt oder den Autopiloten bei seiner Arbeit überwacht, sowas muss einem Piloten (bzw. zwei Piloten...) einfach auffallen.
Bin auf den CVR gespannt, mit was sie gerade beschäftigt waren das offensichtlich wichtiger war als "fly the Plane".

Im Gegensatz zu manch anderem Unfall in Nepal war die Sicht gut und der Anflug frei, während man die schlechte Unfallstatistik sicher teilweise mit der extremen Geographie Nepals erklären kann, ist es ziemlich unverständlich wie man ein Flugzeug so überziehen kann. Aber in SFO haben sie es ja auch geschafft...
 
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unseen_shores

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30.10.2015
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Trans Balkan Express
Offenbar wurde der neue Flughafen unter viel Druck eröffnet, und hat bisher nur in eine Landerichtung ILS.

Dem ist eigentlich nichs hinzuzufügen. Ich möchte nicht wissen, in welchen Kanälen Geld verschwunden ist.

Auch wenn es wahrscheinlich nicht entscheidend war:

"Jagannath Niroula, a spokesperson for the Civil Aviation Authority of Nepal, said Pokhara Regional International Airport's instrument landing system would not be working until February 26 - 56 days after the airport began operations on January 1. An instrument landing system helps airplanes fly safely when the pilot is unable to maintain visual contact with surrounding obstacles and the ground, mainly due to weather conditions or at nighttime. Pilots can also fly by sight rather than relying on instruments."


 

Volume

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01.06.2018
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Was zeigt eigentlich der Flight Director an, wenn man entgegen eines ILS anfliegt und es als aktiv gewählt hat?
Bei dem 747 Cargo Crash in Manas ist man ja auch auf einer Nebenkeule des ILS angeflogen...
 

Tupolew

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27.09.2012
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Was zeigt eigentlich der Flight Director an, wenn man entgegen eines ILS anfliegt und es als aktiv gewählt hat?
Bei dem 747 Cargo Crash in Manas ist man ja auch auf einer Nebenkeule des ILS angeflogen...
Interessante Frage. Wird die ILS Frequenz manuell eingestellt oder muss es da erstmal zu Verwechslungen kommen? Andererseits sollte der Fall "ILS aus der falschen Richtung" ja auch schonmal betrachtet worden sein, weil man es ja permanent beim Durchstarten hat (sofern es nicht deaktiviert wird).

Nehmen wir mal an, dass das Flugzeug das Signal von hinten überhaupt empfangen kann. Nehmen wir mal nur das Gleitwegsignal.

1674232166510.png

Von rechts kommend wird einem erstmal "zu hoch" angezeigt, ziemlich schnell dann durch den Glideslope durch, und auf einmal wird daraus ein permanentes und deutliches zu tief. In Hektik, vielleicht auch als Reaktion, wenn das normale Gegensteuern keine Wirkung erzielt, könnte ich mir schon ein Übersteuern vorstellen.
 

MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Bei solchen Wetterbedingungen sollte ein ILS überhaupt keine Rolle spielen. Aber wer weiß was da im Cockpit abgelaufen ist...
 
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Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
ILS-Navigation spielte doch hier keine entscheidende Rolle, sondern die viel zu niedrige Geschwindigkeit bzw. der Anstellwinkel bis zum Strömungsabriss.
 

Volume

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01.06.2018
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Das ILS sollte keine Rolle spielen, aber bei den modernen "Children of Magenta" die selbst bei bester Sicht stur dem Flight Director hinterherfliegen kann eben ein fälschlicherweise gewählter ILS Anflug zu natürlich falschen Anzeigen geführt haben, denen die Piloten blind gefolgt sind.

Hoffen wir auf einen intakten CVR.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
ATR-Fliegen ist aber gerade nicht Children-of-magenta-Fliegerei. Die fliegt wie eine grosse Cessna. Eher haben die es damit übertrieben und manövrieren dort im Gebirge wohl öfter mal relativ aggressiv.
 

Volume

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01.06.2018
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Dafür fliegen sie im Gebirge allerdings vermutlich auch mit etwas mehr Geschwindigkeisreserve an...
Auch die ATR hat den magenta Flight Director auf dem EADI.

Tendentiell glaube ich auch daran, dass gerade Nepalesen im manuellen Fliegen bestens trainiert sein sollten. Aber wer weiss, vielleicht haben sie gerade deshalb diese Gelegenheit genutzt mal einen (vermeintlich) vernünftig instrumentierten, einfachen Flughafen vom Autopiloten anfliegen zu lassen. Zumal er ja neu war.
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Children-of-the-magenta-line ist nicht die Farbe im Display, sondern ein Buch über die Generation datengläubiger, neuer Computerflugzeugpiloten, die (angeblich) grundsätzlich nicht mehr manuell fliegen können. Die Dame am Steuer hatte ja wohl 6000 Stunden und war auf dem Sprung zum Kapitän.
 

Volume

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01.06.2018
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Gut dass du das besser weisst...

Warum nur ist der FD genauso Magenta, wie der Titel des von einem Airlineausbilder damals verfasste Artikel, der den Begriff geprägt hat ?
"Children of Magenta" sind exakt Piloten die einfach dem magenta Flight Director folgen, und blind auf ihre Systeme vertrauen.

Wäre der FD gelb, würde "die Generation datengläubiger, neuer Computerflugzeugpiloten," heute "Children of Yellow" heissen.
 

Luftikus

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08.01.2010
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Es geht um Computerflugzeuge und deren entmündigte Piloten, gerade nicht um ATRs. Die haben visuell ins final gedreht, nix magenta line.
 

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01.06.2018
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Der original Vortrag "Children of the Magenta Line" hat vor allem die Probleme von Eastern/American Piloten behandelt, die beim Umstieg von DC-8, DC-9 und 727 auf die (damals) hoch auomatisierte 757 sich zu sehr auf die neuen Systeme verlassen.
Very likely the Boeing 757 played a major role. First put into commercial operation by Eastern Airlines in 1983, Boeing delivered 1,050 757 models between 1981 and 2004. The pilots at Eastern referred to it as the Electric Jet. It was the first commercial aircraft to have a Flight Management System and Electronic Instruments.
Die ATR ist 6 Jahre jünger als die 757 und hat auch ein FMS und Elektronsiche Instrumente, inclusive des magenta Strichs des Flight Directors auf dem PFD, dem man stur hinterherfliegen kann.
Und bei falscher Datengrundlage (z.B. ein ILS Anflug ohne ILS Signal) zeigt der natürlich Unfug an.

Wie gesagt, gerade den Nepalesischen Piloten traue ich wirklich zu, es auch ohne unter schwierigen Bedingungen zu können, wo es wohl die meisten Mitteleuropäischen Hubkutscher überfordern würde.
Umso verwunderlicher, dass hier ein so klar sich erkennbar entwickelndes Problem "übersehen" wurde.
Wenn geplant war, auf der mit ILS ausgestatteten Bahn zu landen, und kurzfristig auf "manuellen" Anflug umgestellt wurde, war man vielleicht nicht voll vorbereitet, hatte im FMS noch den ursprünglich geplanten Anflug und musste das kurzfristig umstricken. Dabei können schon Fehler unterlaufen.
Ich hoffe mal, die FMS Datenbank und die Anflugkarten waren schon auf neuestem Stand...
In dem Zusammenhang fällt mir Condor 3782 ein, als man versuchte den neuen Flughafen Izmir ADN teilweise mit Daten für den alten Flughafen IGL anzufliegen, and dann auch auf eine ILS Nebenkeule reingefallen ist. Solche Fehler passieren offenbar selbst hocherfahrenen Starfighter-Veteranen.

Ich kenne auch den ATR Autopiloten nur rudimentär, aber der APP mode scheint allein für das ILS vorgesehen zu sein, ausserdem gibt es einen IAS mode, in dem der Flight Director "hilft" eine gewählte Geschwindigkeit zu halten. Infos zum Autothrottle habe ich leider keine.
Gerade nach den Erfahrungen mit der Asiana 214 in SFO kann ich mir durchaus vorstellen, dass hier auch ein Anflug auf eine Bahn ohne ILS in einem Autopilotenmode der ILS braucht durchgeführt wurde. Auch da wurde das Flugzeug ja bis in den Stall gezogen, in dem Glauben Autothrottle würde auf ziehen mit mehr Schub reagieren um die gewählte Geschwindikeit zu halten, glücklicherweise haben sie den Stall erst gerade bei Höhe Null erreicht und sind so "nur" zu kurz gekommen...

Hoffen wir das es zum vorgeschriebenen 30 Tage Statusbericht bereits Black Box Daten gibt, die mehr Licht in die Sache bringen.
 
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Say Again

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04.08.2014
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LSZW, KPAO, FAWB, PHNL
Wie bei den meisten Unfällen werden wohl auch hier eine Reihe von Ereignissen und fehlerhaften Entscheidungen, Handlungen und Unterlassungen mitursächlich für den Absturz sein. Der letzte Fehler bestand vermutungsweise darin, dass auf den drohenden Strömungsabriss mit den falschen Steuerinputs reagiert wurde. Im YT Beitrag von Juan Browne ist auf einer Vergrösserung eines Video-Standbilds zu sehen, dass das linke Querruder zu Beginn des Abkippens nach unten ausgeschlagen ist. D.h. die Piloten haben nach rechts gesteuert. Das mag für einen Laien die korrekte Reaktion sein, um ein Rollen/Abkippen zu beenden, aber ein Pilot (selbst ein frischer PPLer) hat anders zu reagieren. Mit der Steuerung nach rechts und dem damit verbundenen Querruderausschlag nach unten wurde der kritische Anstellwinkel am linken Flügel definitiv überschritten und so gross, dass die Luftströmung am Flügel abriss, das Flugzeug nach links wegkippte und auf dieser Höhe nicht mehr "abgefangen"/kontrolliert werden konnte.
 

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01.06.2018
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Das mag für einen Laien die korrekte Reaktion sein, um ein Rollen/Abkippen zu beenden, aber ein Pilot (selbst ein frischer PPLer) hat anders zu reagieren.
Trotzdem sehen wir es immer wieder anders. Zum Beispiel auch bei der SAAB Saphir in BRE (alle 3 Ruder anders ausgeschlagen wie man es tun sollte) mit einem erfahrenen Airlinepiloten/Ausbilder einer namhaften Airline am Steuer...

Wobei auch ein aktiver Autopilot so reagieren würde... Nur weil kein ILS Anflug gemacht wurde heisst das ja nicht, das zu dem Zeitpunkt definitiv manuell geflogen wurde.

Der letzte Fehler bestand vermutungsweise darin, dass auf den drohenden Strömungsabriss mit den falschen Steuerinputs reagiert wurde.
Ich denke zu dem Zeitpunkt war es langsam egal, ob das Flugzeug nun über den Flügel oder nach vorne abkippt, es wäre wohl in keinem Fall mehr rechtzeitig abzufangen gewesen. Die entscheidenden Fehler wurden in den Sekunden davor gemacht, als ein auch vom Boden problemlos erkennbarer überzogener Flugzustand zugelassen wurde.