Auch Gerichte machen nicht zwangsläufig alles richtig. Wenn ich mich an den Wortlaut der Verordnung erinnere, dann geht es dann darum, dass der Fluggast zur angegebenen Zeit am Flugsteig ist. Wenn dies nicht der Fall ist, dann dürfte bereits tatbestandlich kein Fall der Beförderungsverweigerung vorliegen. Sonnenklar ist die Situation für mich bei Iberia oder bei British Airways. Hier ist klar angegeben, wann das Gate schließt. Ab diesem Zeitpunkt wird niemand mehr darüber diskutieren können, dass er zu Unrecht nicht mitgenommen wurde auch wenn bei anderen Fluggästen (die 10 Sekunden früher da waren) noch Kulanz angewandt wurde.
Wenn BA einen Flug überbucht hat (soll ja vorkommen), fangen die dann extra spät mit dem Boarding an und wenn die "Gate schließt" - Zeit erreicht ist, lassen die dann niemanden mehr an Bord, da ja zu spät zum Boarding erschienen und sparen so die Kompensation? Ich könnte mir vorstellen, dass auch das rechtlich nicht sooo sonnenklar ist...
Nespresso: Es gab also keinen Finall Call? Heute in München habe ich für den EN Flug nach VRN neben dem Final Call für mehrere Personen auch noch einen "Really Final Call Now Eejits!" vernommen, als ich auf den Flug nach FRA gewartet habe. Und in FRA höre ich auch immer wieder diese Aufrufe an den Gates.
Sicherlich spielte es eine große Rolle, dass Nespresso kein Handgepäck hatte und somit genau ein solches Vorgehen möglich war. Gepäckausladen ist ja nun mal aufwändiger. Und wenn der Agent ihn mit Namen angesprochen hat, klingt das meiner Meinung nach schon nach Willkür, weil er eine Lektion erteilen wollte. Auch dass die andere Kollegin am Schalter verwundert geschaut hat, passt da rein.
Allerdings finde auch ich die Aktion mit dem Kaffee eher suboptimal, da die trotz fehlender Absicht zeigen könnte, dass Nespresso der King ist.
Ich habe vor einigen Jahren in FRA mitbekommen, dass ein Mitarbeiter der Sicherheitskontrolle zu seiner Kollegin sagte: "Bei mir hätte der den Flug nicht bekommen, den hätte ich nackig gemacht." Nicht mich, wegen meines von der Zeitschrift "Der Christ und sein Hund" ausgezeichneten Rassekörpers, nein der Grund war ein französischer Fluggast in der Nebenschlange, der sich lautstark über die für ihn langsame Sicherheitskontrolle beschwert hatte und nicht kooperierte. Der Flug nach Paris wurde nämlich schon aufgerufen. Dieser Vorfall hat sich mir irgendwie eingeprägt zum Thema möglicher Willkür.
Und noch ein Hinweis für Dich, Nespresso. Lies Dir doch mal diesen Thread durch:
http://www.vielfliegertreff.de/airl...16-transavia-verweigert-familie-den-flug.html
Auch hier haben die Forums-Geschworenen ihr Urteil gefällt. Hier war die Check-in-Agentin schuld wegen unterbezahlt und schlecht gelaunt und was weiß ich. Der Passagier war schuldlos, nahezu ein barmherziger Engel, der von der bitterbösen Frau misshandelt wurde. Hinweise auf eine alternative und durchaus valide Version einer möglichen Zeugin wurden als Verschwörungstheorie abgeschmettert.
Wenn das Weltbild nicht zur Realität passt, hat sich bei einigen gefälligst die Realität ans Weltbild anzupassen.