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18.12.2021, 1. Reisetag
Es fehlten noch 3‘752 Meilen bis zur SEN-Requalification, also 1‘876 echte Meilen.
Und wie bekommt man die so zusammen, dass es noch etwas Spaß macht und zeitnah zu erledigen ist ? Man fliegt in seine alte Heimat, um seiner zukünftigen Gattin zu zeigen wo man früher gelebt hat, und um sich mit Freunden und der Ex-Frau auf eine Weihnachtsgans zu treffen.
So wurden kurzerhand zwei P-Klasse-Tickets von KBP nach FRA und zurück gebucht, knapp US$ 500/Ticket und inkl. SEN-Bonus 938 Meilen/Strecke = 1‘876 Meilen und damit in 2021 3‘752 Statusmeilen. Damit habe ich dann, wenn alles klappt, eine echte Punktlandung geschafft, Herrn Sp’a‘hr nicht eine Statusmeile geschenkt.
Eigentlich hatten wir uns ernsthaft vorgenommen in der Nacht von Freitag auf Samstag nicht zu lange zu feiern, den Club um 03:30 in Richtung Bett zu verlassen, um wenigstens bis 09:30 noch knapp 5 Stunden schlafen zu können. Doch Vorsätze sind oft gut gemeint, werden dann aber in der harten Realität so nicht ausgeführt.
Seit langem sahen wir unsere Freunde wieder, eine ‚alte Bekannte‘, welche jetzt in Paris lebt war in der Stadt, die Musik war sehr gut, der Club megavoll – und so wurde es doch 05:30 als wir im Taxi Richtung Bett saßen. Deshalb war es dann auch nach ca. 2 Stunden Schlaf etwas schwer aus dem Bett zu kommen.
Noch im Halbschlaf erspähte ich eine Nachricht von LH auf meinem Smartphone, Flug um 25 Minuten verspätet. Das wäre ja für LH-Verhältnisse noch überpünktlich.
Unter die Dusche geschleppt, Koffer gepackt und sogar noch zum Frühstücken gekommen – bevor uns eine erneute Meldung von LH erreichte, dass wir uns weitere 10 Minuten Zeit nehmen können.
Um kurz nach 12 verließen wir das Haus, das Taxi wartete bereits. Auf der Brücke über den Dnepr hatte sich ein Unfall ereignet, die Fahrt dauerte dadurch geschlagene 50 Minuten, trotzdem erreichten wir KBP 1 ½ Stunden vor dem verspäteten Abflug.
Beim kombinierten Check-In von LH/OS/LX war wenig los, wir kamen fast umgehend dazu unseren Koffer abzugeben, bekamen Bordkarte und Loungevoucher in die Hand gedrückt.
Schnell durch Sicherheits- und Passkontrolle nach oben in die Lounge, wo wir zwei starke Kaffee genossen und ein Foto vor dem Weihnachtsbaum knipsen ließen.
Hier entstand auch dieses Spezialbild für einen allerseits bekannten Vorumsjuser:
Einige der Anwesenden waren bereits vor dem Flug ordentlich angetrunken, die Atmosphäre war laut und, wenn man die Gespräche verstand, etwas unangenehm.
Um 14 Uhr gingen wir hinunter zu Gate D7,
wo wir fast umgehend ins Flugzeug durfte, welches noch betankt wurde.
Wir nahmen unsere Plätze in der ersten Reihe ein, die Business Class wurde zu 90% gefüllt, die Y war bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Bald erfolgte ‚Boarding completed‘ – aber dann passierte lange Zeit nichts mehr, obwohl die Türen geschlossen waren.
Nach 30 Minuten wurden die Triebwerke angeschmissen, wir rollten rückwärts, bis wir wieder zum Stillstand kamen – um auf die Enteisung zu warten.
Nach 15 Minuten wurden die Flügel besprüht,
um 15:20, mit 1 ½ Stunden Verspätung und bereits ziemlich unruhigen Passagieren, welche alle Angst hatten ihre Anschlussflüge zu verpassen, ging es endlich in den stark bewölkten Luftraum über Kiev.
Auf Reiseflughöhe heute ‚Tasting Heimat Berlin‘,
statt vor 3 Tagen ‚Tasting Heimat München‘ – die Gans war wieder an Bord, nur heute völlig ungenießbar, noch trockener, noch zäher, und das Salz hatte man selbst bei Knödeln und Blaukraut vergessen. Dazu gab es eine Scheibe Caesar Hundefutter mit grünem Spargel und als Dessert diesen seltsamen Stein mit stark gelatinehaltiger Roter Grütze.
Wir schliefen bis zur Landung in Frankfurt, welche mit 70 Minuten Verspätung erfolgte.
Wir dockten an B26 an, kamen als erste aus dem Flieger uns schnell zur Passkontrolle. Hier hatte ich mit Diskussion gerechnet, da Ukrainer aktuell nicht ohne Grund nach Deutschland einreisen dürften. Zwar hatte ich für uns beide den Einreiseantrag ausgefüllt, doch sind wir für Deutschland ein Hochrisikogebiet – obwohl weitaus geringerer Index als in D.
Aber nichts, diesmal alles sehr freundlich, nicht mal das Rückflugticket wollte man sehen.
Auch am Zoll, alles easy, trotz unseres Outfits (beide im Pelzmantel, normalerweise ein Garant für eine Durchsuchung) und unseres sicher total übernächtigten Gesichts.
Unser Gepäck in Empfang genommen und hinaus zum Taxistand, ein freundlicher Inder fuhr uns in die Innenstadt. Er meinte in Frankfurt wäre schrecklicher Stau, da man eine Fahrspur für Fahrräder gesperrt hätte. Für uns war das maximal zähfliesender Verkehr, kamen für Kiewer Verhältnisse zügig durch.
Eigentlich hätte ich, wie immer, das WESTIN gebucht – doch dieses ist aktuell geschlossen. Also kam nur das Residence Inn oder das Moxy in Frage, denn es sollte ‚Innenstadt‘ sein, keinesfalls Messe oder gar Bahnhofsviertel.
Da mir ‚MOXY‘ gut gefällt und der Preis mit EUR 80/Nacht sehr attraktiv war, wurde es dieses.
Eingang und Lobby Top, genau wie es mir gefällt, Beton & Graffiti.
Der Check-In verlief zäh, auch weil ich auf Barzahlung bestand. Statt den EUR 9/Person/Tag bekamen wir das Frühstück inkludiert.
Wir schnappten uns eine Coke Zero aus der Bar, gingen hinauf ins typische Moxy-Zimmer im obersten Stockwerk,
mit Blick auf den weiträumigen Innenhof und andere Zimmer.
Für einen Kurz-Städtetrip, während dessen man sich sowieso kaum im Zimmer aufhält, ist ein MOXY perfekt, speziell wenn es so zentral gelegen ist. Dazu mag ich die Beleuchtung unter dem Bett, welche sich automatisch einschaltet sobald man aufsteht, dann nach kurzer Zeit wieder selbständig erlischt.
Schnell den Koffer ausgepackt und schon waren wir auf dem Weg durch die City, Hauptwache, Schillerstraße, Börsenplatz (wo sich meine erste eigene Wohnung befand), Goetheplatz, Goethestraße, Opernplatz und die Freßgaß wieder hinunter.
Uns fiel schnell auf, dass wir bei den anderen Passanten Gesprächsthema waren, Blicke auf uns zogen, getuschelt wurde. Dies lag wohl weniger am Altersunterschied, eher an unserer Kleidung, denn wir waren die einzigen, die trotz der Kälte in Verbindung mit extremer Luftfeuchtigkeit in mummelig warmen Pelzmänteln herumliefen.
Die Stadt hat sich extrem verändert, fast alle kleinen individuellen Geschäfte gegen Kettengeschäfte ausgetauscht, nur einige wenige haben überlebt. Wenigstens existieren noch einige Restaurants, in welchen ich früher einkehrte, vor allem ‚Die Leiter‘, schon eine Art Institution, wo wir uns zu Lehrzeiten vor dem Clubbing trafen, von Fernando immer freundlich empfangen wurden.
Die Clubs von damals, Vogue, Le Jardin etc. gibt es heute nicht mehr – aber das ist auch schon alles 35 Jahre her.
Maryna fragte mich ob beim Herumschlendern eine Art Wehmut in mir aufkommt, doch das konnte ich definitiv verneinen, mit Deutschland verbindet mich nach 20 Jahren Abwesenheit nichts mehr emotional.
Wir liefen weiter die Zeil hinunter – und hier wurde es gruselig, vor allem als wir auf die Verlängerung der Zeil rechts der Konrad-Adenauer-Straße kamen.
Ich bin ein Multikulti-Fan, finde es toll wenn sich Kulturen vermischen, ergänzen, liebe die daraus entstehende Vielfalt. Aber was ich hier schon vorher beim Herumlaufen empfand, wurde hier nochmals extrem verstärkt: in diesem Viertel ist ‚Multikulti‘ gescheitert, denn hier befindet man sich in einem arabischen Land, Deutsche waren nicht zu sehen, Autos fuhren hupend herum, aus ihnen wurden arabische Flaggen geschwenkt. Maryna fiel mein Erstaunen auf, sie meinte ich hätte einen sehr erstaunten Blick.
Auch Maryna war sichtlich entsetzt, ihre Äußerung: sie wäre gespannt auf Deutschland gewesen, nur wie ‚Deutschland‘ würde sich das nicht anfühlen.
Es war kurz vor 20 Uhr, wir überquerten wieder die Konrad-Adenauer-Straße, liefen zum ‚IWASE‘, wo ich 2 Plätze an der Theke reserviert hatte.
Schon als wir an die Theke kamen, noch mit Maske über Mund & Nase, wurde ich zu meiner Verwunderung mit ‚Müller-San‘ begrüßt, dass ich ja schon lange nicht mehr dagewesen wäre.
Ich bestellte Menü ‚A‘ und Menü ‚B‘, dazu einen Grünen Tee für Maryna und, Achtung: ein Kirin Bier für mich. Das letzte Mal, dass ich ein Bier getrunken habe war bei meinem letzten Besuch im IWASE vor einigen Jahren. Ich hasse Bier, aber Kirin geht zum Menü bei IWASE, sonst nicht.
Schon kam die kleine ‚Begrüßung‘, gefolgt von hervorragender Miso-Suppe und Gurken-Salat.
Maryna meinte, die Suppe sähe aber nicht so ästhetisch, homogen aus wie in anderen Restaurants – als sie sie jedoch probierte erkannte sie, dass dies die echte Variante ist, nicht das aus Paste angerührte Zeug in vielen anderen Restaurants.
Auch die Hühnchenspieße, wunderbar saftig.
Es folgte eine Kombination aus Sushi und Sashimi für mich,
Sashimi und Tempura für Maryna.
So muss Sushi sein, nicht Reis mit Fisch, sondern Fisch in bester Qualität mit etwas nicht zu fest gepresstem Reis, verbunden durch etwas echten Wasabi.
Als Hauptgericht für mich gegrillten Lachs,
für Maryna Sushi. Top !
Maryna meinte sie verstehe jetzt weshalb ich in der Ukraine kein Sushi anfasse. Denn dies wäre im Vergleich zum im IWASE gebotenen kein Sushi.
Als Dessert das Beste was Japan zu bieten hat, eine kleine Portion Matchaeis mit Roten Bohnen und Sprühsahne (ja, es muss Sprühsahne sein). Ich liebe diese süßen Roten Bohnen in Verbindung mit Matcha Eis.
Für EUR 110 inkl. Trinkgeld war dieses Essen regelrecht günstig, auch die Atmosphäre im IWASE passt, wie in einer Eckkneipe in Tokyo.
Wir liefen zurück in Richtung Eschenheimer Tor, leider funktionierte der Paternoster-Aufzug im Flemmings nicht, und so liefen wir diesmal durch die Unterführung in Richtung Hotel.
Hier die nächste Neuigkeit für mich. In der Unterführung war der Mittelteil durch Bänder abgesperrt, hier lagen und schliefen Menschen auf Isomatten unter Decken, das ganze Beaufsichtigt von einem Herrn mit einem Register sowie einem Sanitäter. Dies war doch sehr überraschend für uns, gab es so früher in Frankfurt und heute in Kiev nicht.
Unser letzter Stopp war ein Supermarkt neben dem Flemmings. Maryna betrachtete aufmerksam die Preise der Produkte und stellte fest, dass in Deutschland fast alles billiger ist als bei uns, vor allem Früchte, Milchprodukte, aber auch fast alles andere.
Ich kaufe ein, alles was ich in der Ukraine von Deutschland vermisse, so nicht bekomme.
Vor dem Hoteleingang des MOXY, auf dem kleinen Platz, hatten sich wieder eine Menge arabischstämmiger Menschen angesammelt, die krakelten, sich gegenseitig aus Spaß mit Kraftausdrücken beschimpften. Jetzt verstehe ich weshalb die Eingangstüre des MOXY’s nur mit Zimmerkarte oder nach dem Klingeln und Rücksprache öffnet.
Ich entschied ‚dies ist nicht mehr die Stadt, in der ich fast 20 Jahre meines Lebens verbracht hatte‘. Ehrlich ? Ich bin entsetzt, fühle mich nicht wohl und auch nicht sicher.
Im Zimmer bekam Maryna den ersten Negerkuss (okay, so darf man den heute nicht mehr nennen, ist mir aber egal wie der *mist) ihres Lebens verabreicht, so wie es sein muss: ‚Mund auf !‘ und im Ganzen reingestopft. Sie war sehr überrascht, auch dass das Ding dermaßen lecker ist.
Damit endete ein für mich ein Tag mit einer Erkenntnis: die Chance, dass ich in dieses Land nochmals zurückziehen werde ist ziemlich gegen Null, denn es ist ein völlig anderes geworden.
Wahrscheinlich fällt es einem nicht auf, wenn man permanent in Frankfurt lebt, schließlich ist es ein schleichender Prozess, weis zudem welche Ecken der Stadt man meiden muss. Für mich war es ein Schock. Ich hoffe die nächsten Tage wird es besser und mein Bild wird wenigstens etwas zurechtgerückt.
Es fehlten noch 3‘752 Meilen bis zur SEN-Requalification, also 1‘876 echte Meilen.
Und wie bekommt man die so zusammen, dass es noch etwas Spaß macht und zeitnah zu erledigen ist ? Man fliegt in seine alte Heimat, um seiner zukünftigen Gattin zu zeigen wo man früher gelebt hat, und um sich mit Freunden und der Ex-Frau auf eine Weihnachtsgans zu treffen.
So wurden kurzerhand zwei P-Klasse-Tickets von KBP nach FRA und zurück gebucht, knapp US$ 500/Ticket und inkl. SEN-Bonus 938 Meilen/Strecke = 1‘876 Meilen und damit in 2021 3‘752 Statusmeilen. Damit habe ich dann, wenn alles klappt, eine echte Punktlandung geschafft, Herrn Sp’a‘hr nicht eine Statusmeile geschenkt.
Eigentlich hatten wir uns ernsthaft vorgenommen in der Nacht von Freitag auf Samstag nicht zu lange zu feiern, den Club um 03:30 in Richtung Bett zu verlassen, um wenigstens bis 09:30 noch knapp 5 Stunden schlafen zu können. Doch Vorsätze sind oft gut gemeint, werden dann aber in der harten Realität so nicht ausgeführt.
Seit langem sahen wir unsere Freunde wieder, eine ‚alte Bekannte‘, welche jetzt in Paris lebt war in der Stadt, die Musik war sehr gut, der Club megavoll – und so wurde es doch 05:30 als wir im Taxi Richtung Bett saßen. Deshalb war es dann auch nach ca. 2 Stunden Schlaf etwas schwer aus dem Bett zu kommen.
Noch im Halbschlaf erspähte ich eine Nachricht von LH auf meinem Smartphone, Flug um 25 Minuten verspätet. Das wäre ja für LH-Verhältnisse noch überpünktlich.
Unter die Dusche geschleppt, Koffer gepackt und sogar noch zum Frühstücken gekommen – bevor uns eine erneute Meldung von LH erreichte, dass wir uns weitere 10 Minuten Zeit nehmen können.
Um kurz nach 12 verließen wir das Haus, das Taxi wartete bereits. Auf der Brücke über den Dnepr hatte sich ein Unfall ereignet, die Fahrt dauerte dadurch geschlagene 50 Minuten, trotzdem erreichten wir KBP 1 ½ Stunden vor dem verspäteten Abflug.
Beim kombinierten Check-In von LH/OS/LX war wenig los, wir kamen fast umgehend dazu unseren Koffer abzugeben, bekamen Bordkarte und Loungevoucher in die Hand gedrückt.
Schnell durch Sicherheits- und Passkontrolle nach oben in die Lounge, wo wir zwei starke Kaffee genossen und ein Foto vor dem Weihnachtsbaum knipsen ließen.
Hier entstand auch dieses Spezialbild für einen allerseits bekannten Vorumsjuser:
Einige der Anwesenden waren bereits vor dem Flug ordentlich angetrunken, die Atmosphäre war laut und, wenn man die Gespräche verstand, etwas unangenehm.
Um 14 Uhr gingen wir hinunter zu Gate D7,
wo wir fast umgehend ins Flugzeug durfte, welches noch betankt wurde.
Wir nahmen unsere Plätze in der ersten Reihe ein, die Business Class wurde zu 90% gefüllt, die Y war bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Bald erfolgte ‚Boarding completed‘ – aber dann passierte lange Zeit nichts mehr, obwohl die Türen geschlossen waren.
Nach 30 Minuten wurden die Triebwerke angeschmissen, wir rollten rückwärts, bis wir wieder zum Stillstand kamen – um auf die Enteisung zu warten.
Nach 15 Minuten wurden die Flügel besprüht,
um 15:20, mit 1 ½ Stunden Verspätung und bereits ziemlich unruhigen Passagieren, welche alle Angst hatten ihre Anschlussflüge zu verpassen, ging es endlich in den stark bewölkten Luftraum über Kiev.
Auf Reiseflughöhe heute ‚Tasting Heimat Berlin‘,
statt vor 3 Tagen ‚Tasting Heimat München‘ – die Gans war wieder an Bord, nur heute völlig ungenießbar, noch trockener, noch zäher, und das Salz hatte man selbst bei Knödeln und Blaukraut vergessen. Dazu gab es eine Scheibe Caesar Hundefutter mit grünem Spargel und als Dessert diesen seltsamen Stein mit stark gelatinehaltiger Roter Grütze.
Wir schliefen bis zur Landung in Frankfurt, welche mit 70 Minuten Verspätung erfolgte.
Wir dockten an B26 an, kamen als erste aus dem Flieger uns schnell zur Passkontrolle. Hier hatte ich mit Diskussion gerechnet, da Ukrainer aktuell nicht ohne Grund nach Deutschland einreisen dürften. Zwar hatte ich für uns beide den Einreiseantrag ausgefüllt, doch sind wir für Deutschland ein Hochrisikogebiet – obwohl weitaus geringerer Index als in D.
Aber nichts, diesmal alles sehr freundlich, nicht mal das Rückflugticket wollte man sehen.
Auch am Zoll, alles easy, trotz unseres Outfits (beide im Pelzmantel, normalerweise ein Garant für eine Durchsuchung) und unseres sicher total übernächtigten Gesichts.
Unser Gepäck in Empfang genommen und hinaus zum Taxistand, ein freundlicher Inder fuhr uns in die Innenstadt. Er meinte in Frankfurt wäre schrecklicher Stau, da man eine Fahrspur für Fahrräder gesperrt hätte. Für uns war das maximal zähfliesender Verkehr, kamen für Kiewer Verhältnisse zügig durch.
Eigentlich hätte ich, wie immer, das WESTIN gebucht – doch dieses ist aktuell geschlossen. Also kam nur das Residence Inn oder das Moxy in Frage, denn es sollte ‚Innenstadt‘ sein, keinesfalls Messe oder gar Bahnhofsviertel.
Da mir ‚MOXY‘ gut gefällt und der Preis mit EUR 80/Nacht sehr attraktiv war, wurde es dieses.
Eingang und Lobby Top, genau wie es mir gefällt, Beton & Graffiti.
Der Check-In verlief zäh, auch weil ich auf Barzahlung bestand. Statt den EUR 9/Person/Tag bekamen wir das Frühstück inkludiert.
Wir schnappten uns eine Coke Zero aus der Bar, gingen hinauf ins typische Moxy-Zimmer im obersten Stockwerk,
mit Blick auf den weiträumigen Innenhof und andere Zimmer.
Für einen Kurz-Städtetrip, während dessen man sich sowieso kaum im Zimmer aufhält, ist ein MOXY perfekt, speziell wenn es so zentral gelegen ist. Dazu mag ich die Beleuchtung unter dem Bett, welche sich automatisch einschaltet sobald man aufsteht, dann nach kurzer Zeit wieder selbständig erlischt.
Schnell den Koffer ausgepackt und schon waren wir auf dem Weg durch die City, Hauptwache, Schillerstraße, Börsenplatz (wo sich meine erste eigene Wohnung befand), Goetheplatz, Goethestraße, Opernplatz und die Freßgaß wieder hinunter.
Uns fiel schnell auf, dass wir bei den anderen Passanten Gesprächsthema waren, Blicke auf uns zogen, getuschelt wurde. Dies lag wohl weniger am Altersunterschied, eher an unserer Kleidung, denn wir waren die einzigen, die trotz der Kälte in Verbindung mit extremer Luftfeuchtigkeit in mummelig warmen Pelzmänteln herumliefen.
Die Stadt hat sich extrem verändert, fast alle kleinen individuellen Geschäfte gegen Kettengeschäfte ausgetauscht, nur einige wenige haben überlebt. Wenigstens existieren noch einige Restaurants, in welchen ich früher einkehrte, vor allem ‚Die Leiter‘, schon eine Art Institution, wo wir uns zu Lehrzeiten vor dem Clubbing trafen, von Fernando immer freundlich empfangen wurden.
Die Clubs von damals, Vogue, Le Jardin etc. gibt es heute nicht mehr – aber das ist auch schon alles 35 Jahre her.
Maryna fragte mich ob beim Herumschlendern eine Art Wehmut in mir aufkommt, doch das konnte ich definitiv verneinen, mit Deutschland verbindet mich nach 20 Jahren Abwesenheit nichts mehr emotional.
Wir liefen weiter die Zeil hinunter – und hier wurde es gruselig, vor allem als wir auf die Verlängerung der Zeil rechts der Konrad-Adenauer-Straße kamen.
Ich bin ein Multikulti-Fan, finde es toll wenn sich Kulturen vermischen, ergänzen, liebe die daraus entstehende Vielfalt. Aber was ich hier schon vorher beim Herumlaufen empfand, wurde hier nochmals extrem verstärkt: in diesem Viertel ist ‚Multikulti‘ gescheitert, denn hier befindet man sich in einem arabischen Land, Deutsche waren nicht zu sehen, Autos fuhren hupend herum, aus ihnen wurden arabische Flaggen geschwenkt. Maryna fiel mein Erstaunen auf, sie meinte ich hätte einen sehr erstaunten Blick.
Auch Maryna war sichtlich entsetzt, ihre Äußerung: sie wäre gespannt auf Deutschland gewesen, nur wie ‚Deutschland‘ würde sich das nicht anfühlen.
Es war kurz vor 20 Uhr, wir überquerten wieder die Konrad-Adenauer-Straße, liefen zum ‚IWASE‘, wo ich 2 Plätze an der Theke reserviert hatte.
Schon als wir an die Theke kamen, noch mit Maske über Mund & Nase, wurde ich zu meiner Verwunderung mit ‚Müller-San‘ begrüßt, dass ich ja schon lange nicht mehr dagewesen wäre.
Ich bestellte Menü ‚A‘ und Menü ‚B‘, dazu einen Grünen Tee für Maryna und, Achtung: ein Kirin Bier für mich. Das letzte Mal, dass ich ein Bier getrunken habe war bei meinem letzten Besuch im IWASE vor einigen Jahren. Ich hasse Bier, aber Kirin geht zum Menü bei IWASE, sonst nicht.
Schon kam die kleine ‚Begrüßung‘, gefolgt von hervorragender Miso-Suppe und Gurken-Salat.
Maryna meinte, die Suppe sähe aber nicht so ästhetisch, homogen aus wie in anderen Restaurants – als sie sie jedoch probierte erkannte sie, dass dies die echte Variante ist, nicht das aus Paste angerührte Zeug in vielen anderen Restaurants.
Auch die Hühnchenspieße, wunderbar saftig.
Es folgte eine Kombination aus Sushi und Sashimi für mich,
Sashimi und Tempura für Maryna.
So muss Sushi sein, nicht Reis mit Fisch, sondern Fisch in bester Qualität mit etwas nicht zu fest gepresstem Reis, verbunden durch etwas echten Wasabi.
Als Hauptgericht für mich gegrillten Lachs,
für Maryna Sushi. Top !
Maryna meinte sie verstehe jetzt weshalb ich in der Ukraine kein Sushi anfasse. Denn dies wäre im Vergleich zum im IWASE gebotenen kein Sushi.
Als Dessert das Beste was Japan zu bieten hat, eine kleine Portion Matchaeis mit Roten Bohnen und Sprühsahne (ja, es muss Sprühsahne sein). Ich liebe diese süßen Roten Bohnen in Verbindung mit Matcha Eis.
Für EUR 110 inkl. Trinkgeld war dieses Essen regelrecht günstig, auch die Atmosphäre im IWASE passt, wie in einer Eckkneipe in Tokyo.
Wir liefen zurück in Richtung Eschenheimer Tor, leider funktionierte der Paternoster-Aufzug im Flemmings nicht, und so liefen wir diesmal durch die Unterführung in Richtung Hotel.
Hier die nächste Neuigkeit für mich. In der Unterführung war der Mittelteil durch Bänder abgesperrt, hier lagen und schliefen Menschen auf Isomatten unter Decken, das ganze Beaufsichtigt von einem Herrn mit einem Register sowie einem Sanitäter. Dies war doch sehr überraschend für uns, gab es so früher in Frankfurt und heute in Kiev nicht.
Unser letzter Stopp war ein Supermarkt neben dem Flemmings. Maryna betrachtete aufmerksam die Preise der Produkte und stellte fest, dass in Deutschland fast alles billiger ist als bei uns, vor allem Früchte, Milchprodukte, aber auch fast alles andere.
Ich kaufe ein, alles was ich in der Ukraine von Deutschland vermisse, so nicht bekomme.
Vor dem Hoteleingang des MOXY, auf dem kleinen Platz, hatten sich wieder eine Menge arabischstämmiger Menschen angesammelt, die krakelten, sich gegenseitig aus Spaß mit Kraftausdrücken beschimpften. Jetzt verstehe ich weshalb die Eingangstüre des MOXY’s nur mit Zimmerkarte oder nach dem Klingeln und Rücksprache öffnet.
Ich entschied ‚dies ist nicht mehr die Stadt, in der ich fast 20 Jahre meines Lebens verbracht hatte‘. Ehrlich ? Ich bin entsetzt, fühle mich nicht wohl und auch nicht sicher.
Im Zimmer bekam Maryna den ersten Negerkuss (okay, so darf man den heute nicht mehr nennen, ist mir aber egal wie der *mist) ihres Lebens verabreicht, so wie es sein muss: ‚Mund auf !‘ und im Ganzen reingestopft. Sie war sehr überrascht, auch dass das Ding dermaßen lecker ist.
Damit endete ein für mich ein Tag mit einer Erkenntnis: die Chance, dass ich in dieses Land nochmals zurückziehen werde ist ziemlich gegen Null, denn es ist ein völlig anderes geworden.
Wahrscheinlich fällt es einem nicht auf, wenn man permanent in Frankfurt lebt, schließlich ist es ein schleichender Prozess, weis zudem welche Ecken der Stadt man meiden muss. Für mich war es ein Schock. Ich hoffe die nächsten Tage wird es besser und mein Bild wird wenigstens etwas zurechtgerückt.