Tag 4 - Rückreise Teil 1
Als ich gegen 7:30 aufstand und kurz darauf mein Handy checkte, konnte ich eine SMS von TAP vorfinden, die mich darüber informierte, dass unsere Flüge LIS-MUC am selben Abend storniert seien. Ich würde in Kürze eine Nachricht mit einer Alternativverbindung erhalten.
Ich überlegte nochmal, ob ich die Verbindung RAK-ZRH-MUC mit WK und LH auf eigene Kosten buchen sollte. Aber ca. 600 Euro pro Person in Eco waren schon eine Hausnummer, zumal WK früher in Marrakesch starten würde als unsere ursprünglich gebuchte Verbindung mit TAP. Ich entschied mich, erstmal zu duschen.
Während des Frühstücks trudelte dann eine weitere SMS ein, dass wir auf TP556 LIS-MUC am Folgetag umgebucht seien. Ich checkte die Reservierung und konnte sehen, dass unser ursprünglicher Flug RAK-LIS am Montag bestand hatte. Der Weiterflug LIS-MUC würde nun halt 24 Stunden später am Dienstagabend durchgeführt. Da dazu unser Plusgrade-Upgrade auf Business auch mit der Umbuchung bestand hatte, entschied ich mich dagegen, TAP zu einer frühestmöglichen Ersatzbeförderung aufzufordern bzw. selbst eine Alternative zu buchen. Stattdessen prüfte ich, in welchem Hotel wir in Lissabon übernachten würden, während ich die letzten Happen des Frühstücks und den zweiten Kaffee genoss.
Ich informierte noch meinen Chef, dass ich erst am Mittwoch wieder voll im Dienst sein würde, am Dienstag aber zumindest an den wichtigsten Meetings remote teilnehmen würde. Er hatte glücklicherweise Verständnis, sodass sich bei mir nun etwas mehr Gelassenheit einstellte. Eine Unwägbarkeit blieb allerdings noch, denn TP556 würde planmäßig am Dienstagabend um 23:00 in München landen, also noch mitten im Streik. Ich war daher gespannt, ob es zu einer neuerlichen Stornierung und Verschiebung kommen würde.
Gegen 9:30 wurden wir wie gewünscht von einem Fahrer am Hotel abgeholt und kostenlos zum Flughafen gebracht, wenngleich dieser gefühlt einen maximalen Umweg dorthin nahm. Aber vielleicht versuchte er auch nur den Montagmorgenstau in Marrakesch zu umfahren.
Es war Punkt 10 Uhr, als wir aus dem Wagen aussteigen und den zumindest von außen modernen Flughafen Marrakeschs betreten konnten.
Der TAP-Check-in für unseren Flug TP1453 um 12:45 hatte bereits geöffnet. Nach einer kurzen Wartezeit konnten wir nach Vorlage unserer Reisepässe unsere Bordkarten für den Flug nach Lissabon erhalten.
Wir stellten uns anschließend an der Sicherheitskontrolle an. Es war eine recht lange Warteschlange, bis wir und unser Handgepäck schließlich kontrolliert werden konnten. Einen Bereich weiter stand dann die Ausreisekontrolle an. Auch hier gab es eine sehr lange Warteschlange. An der Seite gab es einen Priority-Schalter. Nachdem wir ungefähr die Hälfte der Warteschlange gemeistert hatten, trafen wir auf eine Mitarbeiterin, die wir fragten, ob wir als *A Gold an den Priority-Schalter wechseln könnten. Die Mitarbeiterin war sich unsicher, entschied sich aber nach etwas Bedenkzeit und längerer Prüfung von +1s A3-*G-Karte, uns in die Priority-Schlange wechseln zu lassen.
Dort trafen wir dann nach etwas Wartezeit auf einen sehr ungehaltenen Mitarbeiter. Er nahm unsere Pässe und Bordkarten und konfrontierte uns sehr aggresiv mit dem Fakt, dass wir aktuell 10:55 hätten und unser Flug erst um 11:55 boarden würde. Er fragte uns sehr aufgeregt, warum wir denn jetzt schon hier stehen würden. Wir erklärten, dass wir viel Zeitpuffer eingeplant und uns eine Mitarbeiterin aufgrund unseres Vielfliegerstatus in die Priority-Schlange gelassen hätte. Er warf unsere Pässe demonstrativ auf seinen Tisch und nahm sein Handy in die Hand, um jemand anzurufen. Er machte keine Anstalten, unsere Ausreise zu bearbeiten.
Nachdem er aber offenbar telefonisch niemanden erreichen konnte, suchte er nach einem Supervisor und der Mitarbeiterin, die uns in die Priority-Schlange gelassen hatte, wurde aber auch nach Minuten nicht fündig. Schließlich bearbeitete er demonstrativ widerwillig unsere Ausreise und gab uns irgendwann unsere gestempelten Pässe zurück. Ich fragte mich, ob man in Marroko noch nichts von einem Gesichtsverlust gehört hatte. Der Mann war augenscheinlich nicht ganz knusper und hat durch sein Verhalten die Ausreise der hinter uns wartenden Personen deutlich mehr verzögert, als wir durch unsere in seinen Augen unberechtigte Nutzung der Priority-Schlange.
Fast genau eine Stunde, nachdem wir das Terminalgebäude erreicht hatten, konnten wir nun endlich den Sicherheitsbereich betreten. Wir steuerten die Pearl Lounge an und probierten den Zugang allein mit unseren Bordkarten. Wir verwiesen auf unseren A3-*G-Status, aber die beiden Mitarbeiterinnen konnten sich nicht entscheiden, ob wir damit Zugang zur Lounge erhalten könnten oder nicht. Tatsächlich waren wir uns selbst nicht sicher und jetzt gerade finde ich heraus, dass TAP offenbar keinen Vertrag mit der Pearl Lounge hat.
Zur Abkürzung des Prozesses legten wir dann unsere Priority-Pass-Karten vor und erhielten somit direkt Einlass in die großzügige Lounge.
Das Speisenangebot war jedoch unterirdisch. Das Highlight waren kalte Kartoffelscheiben mit etwas Paprika, Zwiebel und Ei. Wer denkt sich sowas aus?
Auch das sonstige Speisenangebot war lächerlich.
Auch wenn ich bei Flightradar24 verfolgen konnte, dass unsere A319 der TAP verspätet in RAK gelandet war, gingen wir halbwegs pünktlich zum Boardinggate, wo wir wenig später die Ankunft unseres Fliegers beobachten konnten.
Wir gingen noch kurz auf Toilette, wo selbst am Flughafen das Reinigungspersonal jeden Gast ansprach, doch bitte für die Toilettennutzung ein Trinkgeld zu geben.
Vor Ort schaffte man den Turnaround erstaunlich schnell, denn das Boarding startete wenig später. Wir nahmen unsere sehr engen Plätze im hinteren Teil der Maschine ein.
Ich wunderte mich bereits, warum nach Abschluss des Boardings kein Pushback erfolgte, als uns der Pilot darüber informierte, dass aufgrund schlechter Sicht in Lissabon wir am Gate noch eine Stunde und 45 Minuten auf das Pushback warten müssten, da wir einen entsprechend späten Slot erhalten hätten.
Ich prüfte dies sofort auf Flightradar24 und konnte tatsächlich eine recht hohe Ankunftsverspätung für den Flughafen Lissabon nachvollziehen. Auch andere Maschinen nach Lissabon aus z.B. Porto, Valencia oder Madrid waren offenbar auch eine knappe Stunde nach geplanter Abflugzeit noch am jeweiligen Abflughafen am Boden.
Da die Sonne auf mein Fenster knallte, schloss ich die Sonnenblende und war dankbar, dass die Klimaanlage im Flugzeug gut funktionierte.
Irgendwann wurde dann "zur Zeitersparnis" der Onboard-Service am Boden durchgeführt. Die Business-Class erhielt ihr Essen und wir in der Eco hätten was kaufen können. Glücklicherweise hatten wir aber mehrere Flaschen Wasser aus der Lounge mitgenommen, sodass wir versorgt waren.
Nach ca. 50 Minuten Wartezeit kam dann die Erlösung, denn wir hätten nun einen früheren Slot bekommen. So erfolgte endlich der Pushback.
Der Flug verlief unspektakulär und nun ohne jeden Bordservice, da man diesen ja schon am Boden erbracht hatte. Ich wunderte mich jedoch, dass es auch beim Erreichen der Südspitze Portugals weiterhin nahezu wolkenlos war.
Eine Viertelstunde später erkannte ich Cabo Espichel aus dem Fenster, wo wir
im Mai letzten Jahres während unserer Lissabon- & Sesimbra-Reise waren.
Auch die weiteren Ausblicke ließen mich weiterhin zweifeln, wo denn die schlechte Sicht gewesen sein soll.
In Lissabon erhielten wir eine Außenposition. Hier wurde es dann kurios. Ein Herr sprang noch vor Ausschalten der Anschnallzeichen auf, nahm seinen großen Handgepäckskoffer aus der Gepäckablage, hiefte ihn über seinen Kopf und versuchte, nach vorne zu rennen. Dabei haute er den Koffer einem anderen Passagier übel gegen dessen Kopf. Viel weiter kam der Mann auch nicht.
Wir hatten ja ohnehin viel Zeit, sodass ich in Ruhe sitzen blieb und mir das Treiben anschaute.
Irgendwann, während das Deboarding über die vordere Tür und Treppe langsam lief, wurde auch eine Treppe und ein Bus hinten bereitgestellt. Irritierenderweise wollte aber hinten kaum jemand aussteigen. Wir mussten uns daher an den Personen vorbeiquestschen, die im Gang darauf warteten, vorne aussteigen zu können.
Unser Bus hinten war schön leer, bis irgendwann alle Personen, die vorne ausstiegen auch zu uns in den hinteren Bus gelotst wurden. So trafen wir die diversen Personen wieder, die den Gang blockiert hatten. Zu allem Überfluss fuhren dann auch beide Busse erst zeitgleich los, nachdem es den Daumen hoch der Crew aus dem Flieger gab.
Am Terminal angekommen waren sowohl die eGates für EU/CH/EWR-Bürger als auch die eGates für UK/USA/CAN-Bürger recht voll. Die manuellen Kontrollen waren natürlich noch voller. Leider erkannte keiner der drei Automaten an den eGates trotz mehrerer Versuche unsere deutschen Reisepässe. So wurden +1 und ich dann zu den manuellen Kontrollen gelotst, wo wir einen Augenblick warten mussten, bevor wir in den Schengenraum einreisen konnten.
Wir folgten wieder der Beschilderung zum P2, wo ich ein Bolt bestellte, das uns für kleines Geld zum noch aus Marrakesch gebuchten Hotel fahren sollte. Da das Marriott uns trotz President Suite nicht überzeugt hatte und Preise um die 250 Euro pro Nacht aufgerufen hatte, hatte ich die verschiedenen Hotelketten, bei denen ich einen Status habe, verglichen und mich im Endeffekt für das DoubleTree by Hilton Lisbon - Fontana Park entschieden.
Unser indischstämmiger Fahrer erkannte, dass +1 und ich Deutsch untereinander sprachen, denn er hätte länger in Wien gelebt, wohin er auch zurück wolle. Aber offenbar hätte Portugal die liberalere Einreisepolitik.
Am Hotel kamen wir mit den beiden jungen Check-in-Mitarbeiterinnen gut ins Gespräch. Ich erzählte von unserem stornierten und verspäteten Flieger und man bemühte sich, uns als Honors Diamond ein schönes Zimmer zu geben. Tatsächlich gab es ein Zimmer auf einer höheren Etage mit einem kleinen Balkon, wenngleich der Weg dorthin durch einen engen und dunklen Flur führte.
Nachdem wir uns ein wenig auf dem Zimmer eingerichtet hatten, stand die Herausforderung an, in der Umgebung des Hotels ein Restaurant gegen 16 Uhr Ortszeit zu finden, in welchem die Küche noch/schon geöffnet war. Die ersten Restaurants und Bars waren entweder komplett geschlossen oder nur deren Küche. Glücklicherweise fanden wir ein Restaurant, dessen Küchen durchgehend geöffnet war, und wo dazu von 16 bis 19 Uhr das große Bier nur 2 Euro kosten sollte. Deal! Nachdem wir in Marrakesch auf Alkohol, den es dort nur in wenigen Restaurants und Bars zu sehr hohen Preisen gibt, verzichtet hatten, war ich für mein erstes Bier mehr als dankbar.
Aber auch das Essen gefiel uns. Als Vorspeisen hatten wir einen Caesar Salad mit Garnelen und Rindfleischstücke mit Oliven.
Als Hauptgang hatte ich dann ein Steak mit Ei und Pommes. Die Fleischqualität war echt ordentlich.
+1 hatte sich für Oktopus entschieden und war ebenfalls sehr zufrieden.
Anschließend kauften wir in der Nachbarschaft noch etwas Wasser, machten uns auf dem Hotelzimmer frisch und stürzten uns etwas in das Nachtleben Lissabons, bevor wir am späten Abend erst zu Fuß und dann doch mit einem Bolt den Rückweg zum Hotel meisterten.