Flucht aus dem Lockdown; Teil 2

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koelntom

Erfahrenes Mitglied
09.10.2011
1.881
27
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Wieder ein Top Reisebericht aus einer anderen Perspektive.

Kleiner Tipp für Ägypten. Careem App, ähnlich wie Uber(wurde auch gekauft von Uber). Meiner Meinung nach besser Städteabdeckung in Ägypten. Luxor Sharm etc.

Wäre Pakistan nicht in ideales Reiseland für dich. Alleine das essen sollte ja überzeugen.
 
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aurum

Erfahrenes Mitglied
13.01.2016
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da muss er aber seinen Leibwächter mitnehmen, denn grad die pakistanischen Männer scheinen sich nicht unter Kontrolle halten zu können, wenn die Frauen nicht voll verschleiert sind
da können die Männer natürlich nix für
 
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crossfire

Erfahrenes Mitglied
15.04.2012
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329
Vielen Dank für den kurzweiligen Bericht- besonders der Wüstenausflug war für mich ausserordentlich interessant.

Kurz zu dieser unsäglichen Beleidigung:
Wie heisst es so schön bei uneren britischen Froinden: Living well is the best revange!

In diesem Sinne!
 
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cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
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2.056
FRA
Danke @HON/UA für den tollen Reisebericht!

Damit du siehst, wie es dort vor der revolution im alten Museum ausgesehen hat. 1991. Mit analog-Nikon. Tutenchamun. Nur an 3 Orten Weltweit in der Ausstellung gewesen.
Durfte man damals im alten Museum fotografieren?

Ich war 2010 dort, es galt ein Fotografieverbot. Am Eingang wurde man durchsucht und musste Kameras in die Aufbewahrung geben. Ich habe eine Kamera in der Handytasche reingeschmuggelt, aber auch im Museum waren etliche Mitarbeiter damit beschäftigt aufzupassen, dass niemand fotografiert. Sie wollten auch keinen Bakschisch - wohl der einzige Ort in Cairo, wo Bakschisch unerwünscht war :rolleyes:

Die Ausstellung damals fand ich extrem beeindruckend - die ganzen perfekt verarbeiteten Schmuckstücke und Holzteile, die doppelt so alt sind wie das antike Rom. Schade, dass das Wertvollste aktuell anscheinend in Umzugskartons verpackt ist :(

Muss man in ägyptischen Hotels für jede Kleinigkeit Trinkgelder geben?
 
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EinerWieKeiner

Erfahrenes Mitglied
11.10.2009
5.806
369
Also, ich konnte damals fotographieren. Wir hatten sogar eigenen Guide dafür und einen "security" man....Ach ja, ich hab 20 DM dafür bezahlt, wenn ich mich recht entsinne....Und ja , ich war der einzige.
 

jb1991

Erfahrenes Mitglied
20.10.2010
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DRS
Bei uns war 2003 das Fotografieren und Filmen im Museum erlaubt. Einzig für die 'Schatzkammer' = Tutenchamun u. Ä. wäre ein (sehr teures) Permit notwendig gewesen.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
08.04.2021, Tag 11

Wir haben uns bewusst dazu entschieden das Wochenende in Kairo zu verbringen, wir wollten wissen wie das lokale Nachtleben abläuft.

Auch zuhause, trotz Shutdown haben weiterhin viele Clubs und auch vereinzelt Restaurants geöffnet, wie wir anhand von Instagram-Stories erkennen können. Gym haben aber alle zu, mein Bodyguard sucht seit seiner Rückkehr bisher vergeblich nach Möglichkeiten in Kiev und dem Oblast (Bundesland) Kiev.

So verlief der Tag relativ ereignislos, jedoch komplett ausgelastet.

Das Frühstücksbuffet sah um 9 Uhr anders aus als am Dienstag um kurz nach 6, war wesentlich umfangreicher, inklusive Ful, sehr leckeren Croissants, Waffel-/Pancake-Station etc. Leider hatte sich beim Saftangebot nichts getan, es bleib bei langweiligem Orangensaft.

Bereits um 10 waren wir mit die ersten am Pool, ließen uns 2 Stunden die Sonne bei noch relativ angenehmen Temperaturen und Geräuschkulisse auf den Körper brennen.


Irgendjemand ganz schlaues hatte angeordnet, dass das Geländer oberhalb des Pools neu lackiert wird,


wobei der Wind die Gase zu uns herunterwehte, ziemlich furchtbar. Die Gäste fingen schnell an sich zu beschweren, die Aktion wurde dann vorzeitig abgebrochen.

Um 12 ins Gym, für eine gute Stunde Training.

Das Mittagessen nahmen wir bei Zööba, ein welches vom Marriott fußläufig in wenigen Minuten erreichbar ist. Nach einem ägyptischen Rinderlebersandwich und Salat liefen wir durch nette Sträßchen


weiter zu Vodafone, um Maryna ihre eigene SIM-Karte zu besorgen. Für die ursprünglich geplanten 5 Tage wäre dies nicht nötig gewesen, sie nutze mein Paket via Hotspot, da es nun aber doch ein paar Tage mehr werden, ist dies einfach zu lästig.

Noch Masken und Cremes gekauft, den langsam merken wir, dass wir nicht für so lange geplant hatten, bevor es wieder ins Hotel und für weitere zwei Stunden an den Pool ging.

Die Atmosphäre hatte sich geändert, der Poolbereich war nun voll besetzt, es herrschte eine ausgelassene Partystimmung mit Alkohol und unterschiedlicher arabischer Musik aus mobilen Bluetooth-Lautsprechern. Unser ins Telefon eingebaute Lautsprecher konnte da natürlich nicht gegenhalten.

Da es sich um Locals handelt, welche in Gruppen Party am Pool machen, wissen wir jetzt, dass das Marriott wohl DER ‚Beachclub‘ Kairos ist.

Nach unserer Rückkehr ins Zimmer war unser Bett wie folgt dekoriert:


Wir machten uns nur schnell frisch, ich wollte mir die Haare in Ordnung bringen lassen, Maryna die Wimpern auffrischen – und es musste daran gearbeitet werden, dass wir die nächsten 2 Tage mit russischer Musik den arabischen Klängen kontra bieten können: ein JBL-Lautsprecher wurde angeschafft.

In der Club-Lounge maximierten wir Diet Pepsi fürs Zimmer, zogen uns auf unseren Balkon zurück, genossen die Klänge und Gerüche der nächtlichen Stadt, tranken kalte Diet Pepsi und hörten unsere Musik als Einstimmung auf den Abend.

Ein Interessanter Unterschied zwischen Sheraton und Marriott: während im Sheraton penibel auf die Maskenpflicht geachtet wird, ist diese im Marriott nicht existent, eher freiwillig. Als wir heute beim Betreten des Hotels vor dem Metalldetektor unsere Masken aufsetzen wollte, sagte der freundliche Hotelmitarbeiter ‚you don’t need‘.

Zurück im Zimmer machten wir uns für den Abend fertig, wir hatten um 21 Uhr einen Tisch in einem der angeblich besten Clubs Kairos, der ‚Asia Bar‘ auf dem Blue Nile Boot unweit des Hotels reserviert.

Bei unserem Eintreffen war die Location noch ziemlich leer,


füllte sich jedoch innerhalb der nächsten Stunde.


Ehrlich gesagt haben wir uns 1 ½ Stunden köstlich amüsiert, die Musik war dermaßen laut, dass Maryna und ich uns mittels Telegram-Nachrichten unterhielten.

Wegen des Sushis kommt hier bestimmt keiner her.


Das Publikum lag zwischen 30 und 70, der Geschmack der ägyptischen Männer völlig konträr zu unserem, also Maryina’s und meines. Man könnte es wie folgt beschreiben: viel Masse in sehr eng anliegender, glitzernder Kleidung, gerne bauchfrei.

Da die Musik eher dem arabischen Klientel entsprach und uns nicht im geringsten zusagte, dem anwesenden Publikum aber anscheinend schon, denn es wurde getanzt.

Irgendwann war das Ganze für uns aber langweilig, verließen wir um 23 Uhr die Lokalität, nahmen ein UBER zurück zum Hotel, genossen noch etwas unseren Balkon mit Aussicht über den beleuchteten Hotelpool.
 

Albatros

Aktives Mitglied
10.05.2020
155
26
VIE, NCE, SDJ
Irgendjemand ganz schlaues hatte angeordnet, dass das Geländer oberhalb des Pools neu lackiert wird, wobei der Wind die Gase zu uns herunterwehte, ziemlich furchtbar. Die Gäste fingen schnell an sich zu beschweren, die Aktion wurde dann vorzeitig abgebrochen.
Ich hätte dem Hotelmanager den Tipp gegeben, die Arbeiten fortsetzen zu lassen sobald die letzten Gäste den Poolbereich verlassen haben, da solche Arbeiten auch bei Kunstlicht leicht auszuführen sind. 💡
Die Atmosphäre hatte sich geändert, der Poolbereich war nun voll besetzt, es herrschte eine ausgelassene Partystimmung mit Alkohol und unterschiedlicher arabischer Musik aus mobilen Bluetooth-Lautsprechern. Unser ins Telefon eingebaute Lautsprecher konnte da natürlich nicht gegenhalten. Da es sich um Locals handelt, welche in Gruppen Party am Pool machen, wissen wir jetzt, dass das Marriott wohl DER ‚Beachclub‘ Kairos ist.
Wenn man sich die geltenden Regeln in anderen Bereichen der Stadt vor Augen hält ist das auch kein Wunder. 😷
Wir machten uns nur schnell frisch, ich wollte mir die Haare in Ordnung bringen lassen, Maryna die Wimpern auffrischen – und es musste daran gearbeitet werden, dass wir die nächsten 2 Tage mit russischer Musik den arabischen Klängen kontra bieten können: ein JBL-Lautsprecher wurde angeschafft.
Zu diesem Zweck wäre ein leistungsfähiger Ghettoblaster wohl eine wesentlich bessere "Waffe" im Kampf gegen den arabischen Klangteppich gewesen. 😉
 
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JoergLo

Aktives Mitglied
29.01.2016
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2
TXL
Vielen Dank für den Reisebericht, der mir einen Ort näher gebracht hat, den ich sonst nie beachtet hätte.
Macht tatsächlich Lust Kairo zu besuchen.

Eine Frage, obwohl ich mir die Antwort fast denken kann. Mal soeben tagsüber ein Glas Wein trinken ist aber wohl fast aussichtslos wenn man
in der Stadt unterwegs ist ? Das geht dann wohl nur in den besseren Hotels ?
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Eine Frage, obwohl ich mir die Antwort fast denken kann. Mal soeben tagsüber ein Glas Wein trinken ist aber wohl fast aussichtslos wenn man
in der Stadt unterwegs ist ? Das geht dann wohl nur in den besseren Hotels ?
Da wirst Du kein Problem haben, Du musst Dir nur ein Restaurant oder Café aussuchen, das Alkohol serviert. Und davon gibt es viele.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.825
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Odessa/ODS/UA
09. & 10.04.2021, Tag 12 & 13

Ich wollte Euch nicht mit Frühstück, Pool, Gym, Mittagessen, Pool, Abendessen langweilen, weshalb ich die Highlights (oder besser ‚das Highlight‘) der beiden Stadt-Tage zusammenfasse.

Direkt hinter dem Marriott liegt Allerheiligen-Kathedrale, eine anglikanische Kirche. Innerhalb der Kirchenmauern befindet sich das Restaurant ‚Granita‘, welche durch ihre Lage ziemlich einmalig ist.


Speziell im Außenbereich hat man einen wunderschönen Blick auf die nachts beleuchteten Buntglasfenster.


Das Restaurant war gut besucht, leider war es draußen abends so windig, dass wir uns einen Tisch im Inneren suchten.

Wegen des Essens kommt hier bestimmt niemand her, die Auswahl ist recht belanglos, reicht von Club-Sandwich über Zwiebelsuppe zum Parmesan-Chicken. Dieser Ort ist eher für ein romantisches Zusammensein oder ein Plausch mit Freunden.

Während mein Croque Madame absolut in Ordnung war,



versuchte sich Maryna an etwas Leichtem, laut Karte einem ‚Chicken Salad‘. Was aber dann als Chicken Salad aufgefahren wurde, wäre auf der Karte eher als ‚Kalorienbombe‘ bezeichnet worden.


Der Salat enthielt außer Mayonnaise Cashew Nüsse, Rosinen, Gurke – auch zwei (2) Stücken Hühnerfleisch waren enthalten. Das Gesicht von Maryna, als ihr dieser Salat vorgesetzt wurde, hättet ihr sehen müssen. Stattessen bestellte sie einen Chefsalat, der Kellner sicherte ‚ohne Mayonnaise‘ zu. Es kam ein Salat mit einem recht flüssigen Mayonnaise-Dressing, ca. 200 Gramm gewürfelter Hartkäse, 3 oder 4 Hühnerfleischwürfeln und sonstigem kleingeschnittenen Gemüse. Es sah ungefähr so aus als wenn Oma zuhause aus Resten einen Salat macht, und das ziemlich lustlos.

Wer nach Kairo kommt, dem kann ich übrigens das Gebäck von ‚Simonds‘, gegründet 1898, ans Herz legen. Als ich nach dem Croque Madame noch Lust auf etwas Süßes zum Tatort hatte, wählten wir dort eine kleine Auswahl – und waren beide verwundert: das dort angebotene hat so gar nichts mit dem zu tun, was man meist vorgesetzt bekommt.


Unser kleiner JBL-Lautsprecher tat gute Dienste, nicht nur gegen die arabische Musik im Umfeld. Wer nach Ägypten reisen will, sollte wissen, dass hier Eltern jedes Kind wie kleine Pharaonen behandeln, d.h. sie dürfen einfach alles, auch den ganzen Tag im Pool herumschreien, bzw. -kreischen und einen nassspritzen. Stellt man die Musik laut genug geht wenigstens das nervtötende Gekreische ziemlich unter.

Das Beste aber beim Frühstück: ich hatte neben mir auf unserem Tisch einen Teller mit 2 Pita-Broten und einem Croissant liegen als ein Vater mit seinem ca. 6 Jahre alten Kind vorbeilief. Dieses grabschte auf meinen Teller, nahm sich das Croissant. Statt sich bei mir zu entschuldigen meinte der Vater nur ‚isn’t he sweet ?‘ und tätschelte ihn lohnend. Da fiel mir dann nichts mehr ein, war so erstaunt, dass ich kein Wort herausbekam.

Den Samstagabend verbrachten wir damit Besorgungen zu machen, denn in Kairo ist die Auswahl wesentlich besser als in anderen Teilen des Landes. Nachdem wir alles erledigt hatten, entschlossen wir uns ägyptisch ägyptisch sein zu lassen, gingen unweit des Hotels zum gelobten Restaurant ‚O’s Pasta‘, einem kleinen, engen Kellerrestaurant,


in welchem man zuerst an der Küche vorbeikommt, sich dann einen der wenigen Tische sucht.


Wir bestellten einen Caesar Salad, für mich eine Pasta mit Garnelen sowie eine Limonen-Basilikum-Limonade ohne Zucker.




Der Salat war riesig, die Garnelen in der Pasta wunderbar glasig, die Limonade sehr erfrischend – für knapp US$ 20 ein gutes Abendessen.

Noch ein paar Leckereien bei ‚Simonds‘ besorgt, und schon ging es zurück ins Hotel, Koffer packen.

Man sollte in Ägypten keine Deutschen Maßstäbe anlegen, denn das Chaos gehört zum Erlebnis Ägypten dazu: da läuft schon mal eine Ratte durch die Straße (wie auch in Thailand), es ist dreckiger als in Deutschland (ist es in vielen Ländern), der Verkehr ist chaotisch wie in Neapel und selbst im Marriott funktioniert nicht alles reibungslos. So gingen gestern Masken und Kaffeesticks aus, heute war die Diet Pepsi alle. Es ist doch schön, wenn nicht alles wie in Westeuropa funktioniert, das macht den Charme des Ganzen aus.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.825
6.340
Odessa/ODS/UA
11.04.2021, Tag 14 (Teil 1)

Relativ früh waren wir wach, machten uns frisch, packten die restlichen Sachen in die Koffer und begaben uns durch den wunderschönen Hotelgarten zum Frühstück. Kurz nach 8 war wesentlich weniger los, die Geräuschkulisse wesentlich angenehmer.

Wir gönnten uns ein für uns reichliches Frühstück mit zwei doppelten Espressi,


ließen uns Gepäck in die Lobby bringen, wo ich den etwas langwierigen Cbeck-Out erledigte.

Für unsere Weiterreise an die Mittelmeerküste, nach Alexandria, kamen für uns zwei Alternativen in Frage:
1.) per Zug mit einer reiner Fahrzeit von 3 1/2 Stunden im VIP-Zug (es ging ‚Standard ohne A/C, Express mit A/C und VIP) zu ungefähr US$ 10/Person
2.) per UBER Comfort zu ca. US$ 60.

Möglichkeit 1.) bedeutet Taxi zur Ramses Station, dort samt Gepäck Fahrkarten kaufen, den Zug finden, 3 1/2 Stunden Fahrt, Gepäck von Zug zum Bahnhofsausgang, Taxi finden und zum Hotel fahren.
Möglichkeit 2.) ins Auto setzen und am Ankunftsort aussteigen.

Es dürfte relativ klar sein wie die Entscheidung fiel.


Erst hatte ich Bedenken, dass vielleicht kein UBER-Fahrer die Fahrt annimmt - doch die Annahme erfolgte so schnell wie nie. Dies muss wohl der Traum eines jeden UBER-Fahrers sein.

Nach 7 Minuten traf ein 2019er Hyundai Elantra ein, das Gepäck wurde verstaut, wir nahmen auf der Rückbank Platz und schon ging es los.

Bei relativ freien Straßen westlich aus Kairo hinaus, bis wir die perfekte Mautautobahn in Richtung Norden erreichten, durchgehend 3-spurig ausgebaut).


Mit 180 Sachen kamen wir gut voran, legten auf halbem Weg an einer Raststation eine Zigarettenpause ein.


Nach knapp 3 Stunden Fahrt erreichten wir unsere Unterkunft für die Nacht, das Steigenberger Cecil, einem Hotel, welches 1929 von einer Jüdisch-Französisch-Ägyptischen Familie im Kolonialstil errichtet wurde und Gäste wie Josephine Baker und Al Capone beherbergte.


Die Lobby, angestaubt, aber mit einem wunderschönen Aufzug und freundlichem Personal,


auch die Zimmer etwas altbacken und abgewohnt,




mit schlecht schließender Balkontüre, von welchem man einen herrlichen Blick über die gesamte Corniche hat – dadurch, trotz 5. Stock, natürlich nicht besonders ruhig bei der ganzen Huperei.




Nach einem Pulverkaffee verließen wir das Hotel, überquerten die Corniche, um das erste Highlight des Tages in Angriff zu nehmen, die Taxifahrt zur am westlichen Ende der Corniche gelegenen Zitadelle.

In Alexandria besteht über der Hälfte der gelb-schwarzen Taxiflotte besteht aus russischen ‚Schiguli‘,


im Westen auch als Lada bekannt (ehemals Fiat 124). Vor 20 Jahren waren diese auch in der Ukraine als Taxis noch oft anzutreffen, heute sind die aus dem Straßenbild so gut wie verschwunden. Diese Nostalgie ließ ich mir nicht nehmen, verscheuchte die ganze Pferdekutschen und moderneren Taxen, hielt einen Schiguli an, zu Marynas Verwunderung. Denn sie ist mit ihren 19 Jahren bisher nur 2-mal in einem solchen Fahrzeug gefahren, nach eigenem Bekunden das letzte Mal vor 6 Jahren.


Diese Taxis wurden noch zur Zeit der Sowjetisch-Ägyptischen Freundschaft importiert, also vor mehr als 30 Jahren. Diese Fahrzeuge haben einen ganz eigenen Geruch, eine Geräuschkulisse bei der man noch hört wie (schlecht) jedes Zahnrad ins andere greift.

So vibrierten wir die Corniche entlang, bis wir vor der Zitadelle anhielten, welche angeblich mit Steinen des ehemaligen Leuchtturms von Alexandria erbaut wurde.

US$ 5/Person Eintritt bezahlt und hinein in den Vorhof, in welchem heute die Kanonen stehen.


Beim Eintreten ins Innere kam uns sofort der Wächter mit Maschinenpistole entgegen, führte uns durchs Innere, erklärte in schlechtem Englisch, verscheuchte andere Touristen, die im Weg standen


und eskortierte uns im Anschluss hinaus. Dieses Schauspiel war seine 65 Cent wert.

Wir umrundeten die Zitadelle auf deren Befestigungsmauer,


warfen einen Blick aufs strahlendblaue Meer und die Kolonialbauten der Corniche.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.825
6.340
Odessa/ODS/UA
11.04.2021, Tag 14 (Teil 2)

Wir verließen die Zitadelle und liefen die Corniche in Richtung Osten, es war abwechselnd warm (bei Sonne ohne Wind) und kalt (wenn Wind aufkam), Jacke aus, Jacke an.


Alexandria ist im Gegensatz zu Kairo nervig: während einem in Kairo immer zuvorkommend geholfen wird, wird man in Alexandria dauernd angesprochen, Taxi, Pferdekutsche etc. Zudem ist die Stadt nochmal wesentlich dreckiger, heruntergekommener,


man merkt, dass die Menschen hier ärmer sind. Rein vom Gefühl her ist die Stadt auch ‚moslemischer‘, weniger Frauen sind westlich gekleidet, viel mehr sind verschleiert.

Auch der Verkehr läuft anders: will man in Kairo eine Straße überqueren so geht man einfach, egal ob ein Auto kommt oder nicht – denn das Auto hält an, selbst wenn es gerade ‚Grün‘ hat. In Alexandria würde man beim ersten Versuch überfahren, was wir zum Glück sehr schnell gemerkt hatten.

Vorbei an der ‚Abu-I-Abbas-al-Mursi-Moschee‘




schlenderten wir an den beinahe zerfallenen Kolonialbauten vorbei – nur das Französische Konsulat war in perfekt restauriertem Zustand. Man schaute immer auf den Gehweg vor sich, so dreckig war es. Auch der ‚Strand‘, kein Stück besser, eher eine Müllhalde.

Auf dem Gehsteig tummelten sich die Menschen, saßen an kleinen Tischen, aßen Eis oder tranken Kaffee bzw. Tee.

Am Hotel bogen wir ins Stadtinnere ab, liefen durch Gassen mit Produktauswahl aus einer anderen Zeit,


vorbei an der scharf bewachten Synagoge, der koptischen Kirche, immer im Auge nicht überfahren zu werden. Denn das Hupen ist sozusagen die letzte Warnung bevor man auf der Motorhaube landet.

Nach einer Weile erreichten wir das römische Theater, zahlten dort wieder US$ 5 Eintritt, wobei Maryna diesmal 50% Studentenrabatt erhielt.


Neben dem winzigen Theater


findet man hier noch die Lehrstätten und das aus Ziegelsteinen gebaute Bad, in welchem das heiße Wasser, typisch für solche Bäder, im Untergrund erhitzt und durch Kanäle geleitet wurde.

Hat man römische Theater und Bäder in Rom oder anderen Orten besucht, ist der Komplex in Alexandria alles andere als eindrucksvoll – obwohl es eine der ältesten erhaltenen Orte der Stadt ist. Denn trotz seiner langen Geschichte ist davon wegen Seebeben, Tsunamis und Kriegen davon kaum etwas zu spüren.

Ihr hört es schon heraus, Alexandria gefiel uns nicht, wir fühlten uns auch, im Gegensatz zu Kairo, nicht besonders sicher. Und dies verhagelte uns ein bisschen die Laune.

Per UBER direkt zurück zum Hotel, wir hatten keine Lust irgendwo auf dem Weg unser Mittagessen einzunehmen.

Das Restaurant im Hotel erinnerte mehr an den Speisesaal eines Altenheims, wir gingen in die Bar im 1. Obergeschoss,


nahmen dort Platz und bestellten aus der Speisekarte – wobei die Auswahl nicht besonders groß war, wollte man Speisen aus der Fritteuse umgehen.

So wurden es für Marina ein paar gegrillte Garnelen,


ich begnügte mich mit einem Burger, welcher dank der Pickles und viel Senf essbar war.


Als Dessert noch ein Millefeuille, okay, aber auch nicht mehr wert als die aufgerufenen US$ 3.


Wir hatten keine Lust mehr uns den Neubau der Bibliothek anzuschauen, Maryna dazu Kopfschmerzen, und wir fühlten uns dreckig, eingestaubt. Somit uns zugige und recht kalte Zimmer, wo ich die nächste Hiobsbotschaft des Tages erhielt:

MS schickte eine Flugzeitänderung. Ich schaute mir diese an und dachte ‚okay, das geht ja noch‘ – als mir auffiel, dass sich die Airportcodes geändert hatten. Statt CAI – RMF und RMF – CAI stand dort plötzlich CAI – HRG und HRG – CAI, man schickte uns also nach Hurghada statt nach Marsa Alam, immerhin knapp 250 Kilometer oder 3 Stunden Fahrt entfernt.

Mein Schreiben an MS mit dem Hinweis auf diese Tatsache und die Frage, wie wir denn nun nach Marsa Alam kommen sollten, on ein alternativer Transport von HRG nach RMF angeboten würde, brachte die Antwort, dass dies unser Problem sei, man aus ‚Operational‘ Gründen RMF nicht anfliegen würde.

Zum Glück war die Stornierungsfrist für das recht neue Iberotel in Marsa Alam noch nicht abgelaufen, so dass ich die Buchung schnell cancelte.

Nun saß ich da, meine Planung über den Haufen geworfen, ohne Ahnung wohin mit den 3 Nächten. Hurghada ? Das Sheraton Miramar mit knapp US$ 250 inklusive Steuern für das Gebotene zu teuer, das Oberoi ohne Auswahl an Restaurants außerhalb des Resorts. Bevor wir uns wieder in so einen AI-Bunker begeben, bleiben ich lieber ein paar Tage mehr in einem anderen Teil Kairos.

Nun waren wir beide platt – ein anderer Ausdruck träfe es nicht – wir nickten trotz des Straßenlärms fast sofort ein, um eine Stunde erholsamen Schlaf zu finden.

Zum Abendessen musste es, wenn man schon am Mittelmeer ist, natürlich ‚Fisch‘ sein. Das wohl angesagteste Restaurant der Stadt ist das ‚White & Blue‘, das man aber nur unter dem Namen ‚Greek Club‘ kennt, da es sich nahe der Zitadelle im Hellenischen Nauticclub befindet.

Per UBER waren wir in weniger als 10 Minuten dort, gingen hinein und ins 1. OG, wo sich das Restaurant befindet. Wegen des doch recht kalten Windes entschieden wir uns für einen Tisch im Inneren,


während die meisten anderen Gäste in Winterjacken auf der Terrasse saßen.

An der Fischtheke wähle ich eine Seebrasse sowie eine Seezunge, welche gegrillt mit Olivenöl bzw. ‚a la meuniere‘ zubereitet werden sollten.


Als Vorspeise frittierte ‚Whitebait‘ (leider kenne ich den Deutschen Begriff dafür nicht, man könnte aber wohl ‚Babyfische‘ dazu sagen) und ein Schälchen Zaziki,


bevor die beiden Fische perfekt zubereitet, wunderbar saftig, aufgetragen wurden. Ich übernahm das Filetieren selbst, was mir sehr gut gelang.


Während des Essens unterhielten wir uns über Alternativpläne zu Marsa Alam, entweder ein Hotel in Neu-Kairo oder Hurghada. Da wir nicht in der Lage waren eine Entscheidung zu treffen, entschlossen wir uns eine Nacht darüber zu schlafen.

Als Dessert noch eine sehr durchschnittliche Creme Caramele und ein hausgemachtes Mangoeis,


bevor ich die Rechnung, welche, inklusive Getränken, auf US$ 45 kam, bezahlte.

Zurück per UBER X (in Alexandria gibt es kein UBER Comfort) zurück zum Hotel, selbst vor diesem Dreck wohin man sieht.


Ich verstehe nicht, dass selbst ein Steigenberger, das immerhin knapp US$ 150 für ein Zimmer mit Meerblick aufruft, sich keinen Angestellten leisten kann, der wenigstens den Müll direkt vor dem Hoteleingang wegräumt.

Mit dem wunderschönen alten Lift im Zentrum des Treppenaufgangs hinauf in den 5. Stock.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.603
505
Danke Christian,
ich habe mich jetzt nach etwas Abwesenheit durch den ganzen Bericht gearbeitet der mal wieder Erste Sahne ist.

Noch eine Frage zur Wüstentour: Den Guide mit seinen nostalgischem Toyota wie hast du den aufgegabelt? Gebucht, Internet, oder sonst wie. (vielleicht habe ich es auch überlesen).

Weiter: Cool, dass Maryna da mal so einfach nebenbei eine Prüfung mitten in der Wüste ablegt. Das kann ich mir bei einer deutschen Studentin kaum vorstellen, mal unabhängig von den technischen Möglichkeiten. Hat sie sich denn in den Tagen zuvor da nochmal intensiv vorbereitet, oder war der Stoff da schon verinnerlicht? Lob jedenfalls an die Souveränität. Das kannst du mal weitergeben.

Noch zum A223: Mein Herr Sohn fliegt ja regelmäßig bezahlt in Reihe 0 den A320. Die haben auch A221 und A223 (anderer Pilotencader) im Einsatz und die Flieger kommen beim Publikum extrem gut an, obwohl sie keine Business Sessel haben. Besser als die A320er.
Ach so: Die Startperformance könnte natürlich mit geringer Beladung (Passagiere und Sprit) zu tun haben. Wer weiß ob die Piloten nicht auch nur 'Most Cost effective' fliegen wollen und auch mal gerne aufdrehen wie der gelegentliche Straßenangeber im Auto. Kontrolliert vielleicht keiner bei Egypt Air.

Ab jetzt bin ich wieder täglich dabei mit deiner Reiseberichtslektüre.
 

Kronos

Reguläres Mitglied
17.12.2016
42
35
Ich kann mir ehrlich gesagt auch keinen meiner deutschen Professoren vorstellen, der bereit gewesen wäre, mir eine Prüfung aus einem fahrenden UBER-Auto heraus per Smartphone-Internet abzunehmen :cool:
 
Zuletzt bearbeitet:

flo.e

Erfahrenes Mitglied
10.06.2009
510
18
ZRH
Als Alternative habt ihr Euch die Siwa Oase mit den Salzseen überlegt und/oder Al Alamein? (liesse sich so halb verbinden aber würde nochmals längere Fahrten bedeuten)
 

B773ER

Erfahrenes Mitglied
19.11.2014
1.123
1.681
DRS
Immer wenn in einem deiner Berichte mal alte Ost-Autos, wie beispielsweise der Taxi-Lada, angesprochen und bebildert werden, muss ich auch immer an meine Kindheit denken.

In den Sommerferien war ich früher immer auch ein paar Wochen bei meinen Großeltern bei Leipzig und mein Opa, gelernter KFZ-Schlosser, der leider bereits 2002 verstorben ist, hatte nach der Wende bis zuletzt auch immer nebenbei zu Hause noch für "nen Appel und n Ei" für Hinz und Kunz Ladas, Wartburgs, Trabbis usw. repariert und daher auch ein entsprechendes Sammelsurium an Ersatzteilen, deren Verfügbarkeit mit den Jahren immer mehr abnahm. Nicht zuletzt deswegen kamen die Leute teilweise auch von weiter her zu ihm und das über Jahre hinweg.

Blinker, Schalter, Relais und Fensterheberkurbeln von Lada, das würde ich auch heute alles noch auf Anhieb erkennen. :D
 
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Cflyer

Erfahrenes Mitglied
11.10.2015
1.766
591
HPN
Das Schiguli-Taxi erinnert mich an meine letzte grössere Ägypten-Reise. Morgens um 4:00 Uhr vom Winter Palace in Luxor and den LXR-Airport (weil der einzige Flug nach CAI nur früh morgens oder spät abends ging) in einem Peugeot 504 Kombi aus den 70ern. So wie der Taxi-Fahrer durch die leeren Strassen raste war ich froh als das Domestic Terminal erreicht war (da klapperte literally alles).

Winter Palace ist übrigens eine Empfehlung wenn du historische Hotels gern magst. Fühlte sich sehr "kolonial" an.
 

EinerWieKeiner

Erfahrenes Mitglied
11.10.2009
5.806
369
flieg nach Hurghada und geht drei tage in den Robinson club. Perfekter Strand dort und traumhaftes Wasser.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Sag mal, in der Bar, hängt da der Monty an der Wand ? witzig.