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Es ist ein (vor allem unter Juristen) weit verbreiteter Irrglaube, dass die Dauer und die Schwere der Ausbildung auch nur im Entferntesten etwas mit der späteren Vergütung oder den Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu tun hätten.
Das muss ich (BWLer) meiner Schwester (Richterin) auch immer wieder erläutern.
Wäre dem so, müssten ja Naturwissenschaftler (Chemiker, Biologen, Physiker etc.) im Geld schwimmen. Die Realität ist irgendwie eine andere. Und bei der aktuellen Lotsenknappheit noch das Gehalt in Frage stellen...irgendwie der falsche Ansatz.
Das ist sonst regelmäßig das gerne bemühte Thema der Damen und Herren Piloten. Die Dauer und die Kosten der Ausbildung sind ein Moment, das mit in die Vergütung einfließt. Daneben gibt es weitere. Dazu gehören sicher Angebot und Nachfrage am Markt, Dauer der regelmäßigen Arbeitszeit, Wertschöpfung, berufliches und unternehmerisches Risiko, Lust und Laune, Alter des Kapitäns. Bei einem Richter korrelieren eine lange Ausbildung mit (zumindest nach der Probezeit) sehr angenehme Arbeitszeiten und nicht existenten beruflichem Risiko. Daraus ergibt sich regelmäßig eine Vergütung, die deutlich unter der möglichen Vergütung eines gleichqualifizierten Rechtsanwalts liegt. Bei einem Lotsen sind es ganz andere Faktoren, die in die Vergütung einfließen, als sie z.B. bei einem Juristen, einem Chemiker oder zur Not auch einen Wirt. Wir sind doch hier nur auf die Diskussion gekommen, weil die Lotsen-Fraktion die Auffassung vertritt, dass die Damen und Herren Lotsen kein ihrer Vergütung entsprechendes Risiko tragen sollten. Aus einer hohen Bezahlung ergibt sich regelmäßig auch ein Berufsrisiko. Das gilt auch für Lotsen.