Fluglotse für sich überschneidende Starterlaubnis verurteilt

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Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.826
4.662
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Es ist ein (vor allem unter Juristen) weit verbreiteter Irrglaube, dass die Dauer und die Schwere der Ausbildung auch nur im Entferntesten etwas mit der späteren Vergütung oder den Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu tun hätten.
Das muss ich (BWLer) meiner Schwester (Richterin) auch immer wieder erläutern.

Wäre dem so, müssten ja Naturwissenschaftler (Chemiker, Biologen, Physiker etc.) im Geld schwimmen. Die Realität ist irgendwie eine andere. Und bei der aktuellen Lotsenknappheit noch das Gehalt in Frage stellen...irgendwie der falsche Ansatz.

Das ist sonst regelmäßig das gerne bemühte Thema der Damen und Herren Piloten. Die Dauer und die Kosten der Ausbildung sind ein Moment, das mit in die Vergütung einfließt. Daneben gibt es weitere. Dazu gehören sicher Angebot und Nachfrage am Markt, Dauer der regelmäßigen Arbeitszeit, Wertschöpfung, berufliches und unternehmerisches Risiko, Lust und Laune, Alter des Kapitäns. Bei einem Richter korrelieren eine lange Ausbildung mit (zumindest nach der Probezeit) sehr angenehme Arbeitszeiten und nicht existenten beruflichem Risiko. Daraus ergibt sich regelmäßig eine Vergütung, die deutlich unter der möglichen Vergütung eines gleichqualifizierten Rechtsanwalts liegt. Bei einem Lotsen sind es ganz andere Faktoren, die in die Vergütung einfließen, als sie z.B. bei einem Juristen, einem Chemiker oder zur Not auch einen Wirt. Wir sind doch hier nur auf die Diskussion gekommen, weil die Lotsen-Fraktion die Auffassung vertritt, dass die Damen und Herren Lotsen kein ihrer Vergütung entsprechendes Risiko tragen sollten. Aus einer hohen Bezahlung ergibt sich regelmäßig auch ein Berufsrisiko. Das gilt auch für Lotsen.
 
A

Anonym38428

Guest
Das ist sonst regelmäßig das gerne bemühte Thema der Damen und Herren Piloten. Die Dauer und die Kosten der Ausbildung sind ein Moment, das mit in die Vergütung einfließt. Daneben gibt es weitere. Dazu gehören sicher Angebot und Nachfrage am Markt, Dauer der regelmäßigen Arbeitszeit, Wertschöpfung, berufliches und unternehmerisches Risiko, Lust und Laune, Alter des Kapitäns. Bei einem Richter korrelieren eine lange Ausbildung mit (zumindest nach der Probezeit) sehr angenehme Arbeitszeiten und nicht existenten beruflichem Risiko. Daraus ergibt sich regelmäßig eine Vergütung, die deutlich unter der möglichen Vergütung eines gleichqualifizierten Rechtsanwalts liegt. Bei einem Lotsen sind es ganz andere Faktoren, die in die Vergütung einfließen, als sie z.B. bei einem Juristen, einem Chemiker oder zur Not auch einen Wirt. Wir sind doch hier nur auf die Diskussion gekommen, weil die Lotsen-Fraktion die Auffassung vertritt, dass die Damen und Herren Lotsen kein ihrer Vergütung entsprechendes Risiko tragen sollten. Aus einer hohen Bezahlung ergibt sich regelmäßig auch ein Berufsrisiko. Das gilt auch für Lotsen.

Womit wir dann wieder beim Ausgangspunkt sind - und eben der Frage, ob neben der zweifelsfrei gegebenen Verantwortung dieses Berufs die strafrechtliche Verfolgung bei Fehlern - um bewusst nicht von Fahrlässigkeiten o.ä. zu sprechen - der Flugsicherheit zuträglich ist.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.826
4.662
Koennte man vielleicht die O Quelle nennen - - -das waere der Tagesanzeiger

https://www.tagesanzeiger.ch/zueric...ank-verspaetungen-am-flughafen/story/18953502

daraus



Den Skyguide (Arbeitgeber Seite) Sprecher, würde ich als Mitarbeiter verklagen - für eine derartige Aussage. Ausgehend von der Einschätzung, dass die Äußerung sich mit keiner objektiven Tatsache belegen lässt eg tatsächliche Aussage eines krank gemeldeten Mitarbeiters zum Grund oder ein ärtzliches Attest.

Eine Unverschämtheit des Arbeitgebers so etwas zu zulassen.

Desweiteren frage ich mich (ausdruecklich ohne Bezug auf die zuvor geführten OT Exkurse): Was für einen Anwalt hatte der Beschuldigte?

Die Tragweite dieses Urteils ist gar nicht absehbar.

Absehbar hingegen ist, dass sich das eigentlich nicht mehr kitten lässt.

Steckt hinter dieser Sache vielmehr, als es den Anschein macht? Irgendwie mutet das Ganze höchst irritierend an.

Eine wirkliche Störung des Rechtsfriedens liegt aus meiner Sicht vor.

Der Arzt wird bei einem beruflichen Fehler wegen fahrlässiger Tötung oder wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Nichts anderes gilt für den Lastwagenfahrer nach einem Fahrfehler oder für den Straßenbahnfahrer, der ein Kind überfährt. Der Kapitän, der die Fähre auf einen Felsen setzt, hat ebenso ein Strafverfahren am Hals. Beim Richter wird dann gerne und meist erfolglos Rechtsbeugung gerufen. Beim Bundeswehr-Piloten, der einen Jet zu Schrott fliegt und wider erwarten überlebt, geht die Diskussion auch los. Beim Anwalt schreit der verärgerte Mandant nach Parteiverrat oder Untreue. Die Planer der loveparade in Duisburg standen jahrelang wie Massenmörder vor Gericht. Lediglich dem IT Fritzen kann in der Regel nichts passieren. Warum soll das denn bei einem Lotsen anders sein? Als Referendar war ich bei der Hamburg Port Authority. Auch dort war die Haftung der Lotsen ein durchaus immer wieder diskutiertes Thema. Lotsen tragen Verantwortung und werden gut bezahlt.Jeder qualifizierte Beruf, der Verantwortung für Menschenleben Und Vermögenswerte trägt, hat auch ein Haftungsrisiko.
 

koeby

Erfahrenes Mitglied
24.08.2016
2.405
1.915
Der Arzt wird bei einem beruflichen Fehler wegen fahrlässiger Tötung oder wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Nichts anderes gilt für den Lastwagenfahrer nach einem Fahrfehler oder für den Straßenbahnfahrer, der ein Kind überfährt. Der Kapitän, der die Fähre auf einen Felsen setzt, hat ebenso ein Strafverfahren am Hals. Beim Richter wird dann gerne und meist erfolglos Rechtsbeugung gerufen. Beim Bundeswehr-Piloten, der einen Jet zu Schrott fliegt und wider erwarten überlebt, geht die Diskussion auch los. Beim Anwalt schreit der verärgerte Mandant nach Parteiverrat oder Untreue. Die Planer der loveparade in Duisburg standen jahrelang wie Massenmörder vor Gericht. Lediglich dem IT Fritzen kann in der Regel nichts passieren. Warum soll das denn bei einem Lotsen anders sein? Als Referendar war ich bei der Hamburg Port Authority. Auch dort war die Haftung der Lotsen ein durchaus immer wieder diskutiertes Thema. Lotsen tragen Verantwortung und werden gut bezahlt.Jeder qualifizierte Beruf, der Verantwortung für Menschenleben Und Vermögenswerte trägt, hat auch ein Haftungsrisiko.

Im Unterschied, dass in dem Fall eben nix passiert ist! :idea:

Und im weiteren Unterschied, dass Ärztefehler, Anwaltsfehler und Fehler im Strassenverkehr in Relation gesehen eher selten vor Gericht landen, insbesondere nur dann, wenn auch jemand zu Schaden gekommen ist. Ist hier jemand zu Schaden gekommen?
 
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Reaktionen: Fare_IT

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
22.013
16.293
"Gefaehrdungsdelikt" waere das Stichwort, wenn sich der Sachverhalt im deutschen Recht abgespielt haette. Man kann sich auch strafbar machen, ohne dass "etwas passiert" ist.
 

herward1

Erfahrenes Mitglied
02.04.2011
3.024
764
Den Mangel gibt es aber auch, weil Ryanair und Co. keine Gebühren zahlen wollten. DFS und Co. Olten sparen, jetzt sieht man das Dilemma am Himmel.

Versteh ich nicht: wieso herrscht Mangel, weil Ryanair & Co nicht zahlen wollen, wenn doch die Lotsengehälter so "maßlos hoch" sind? Wenn die Kohle nicht lockt, was soll dann locken ? Es gibt einfach nicht genügend Leute, die diesen Job können.
 

bNNddd?!

Erfahrenes Mitglied
03.01.2017
989
466
Im Unterschied, dass in dem Fall eben nix passiert ist! :idea:

Und im weiteren Unterschied, dass Ärztefehler, Anwaltsfehler und Fehler im Strassenverkehr in Relation gesehen eher selten vor Gericht landen, insbesondere nur dann, wenn auch jemand zu Schaden gekommen ist. Ist hier jemand zu Schaden gekommen?

Ich gestehe, keine Zahlen zu haben - aber von Prozessen bzgl Ärztefehlern lese ich (fast) täglich.
 

chris_flyer

Erfahrenes Mitglied
08.06.2015
2.726
1
Wiesloch,FRA,STR
Versteh ich nicht: wieso herrscht Mangel, weil Ryanair & Co nicht zahlen wollen, wenn doch die Lotsengehälter so "maßlos hoch" sind? Wenn die Kohle nicht lockt, was soll dann locken ? Es gibt einfach nicht genügend Leute, die diesen Job können.
Die Stellen wurden gekürzt/abgebaut. Überstunden sind angesagt. Und das schon seit Jahren. Der Urlaub wird abgekauft. Jetzt herrscht eben ein Mangel, weil man eben doch wieder einige neue Lotsen braucht. Die Ausbildung wurde auch zurück gefahren.
Die Flugsicherungskosten waren nach Ansicht der Airlines, insbesondere Ryanair, zu hoch.

https://www.google.de/amp/s/amp.han...eren-airlines-und-flugsicherung/22806968.html
https://app.handelsblatt.com/untern...er-den-wolken-droht-der-kollaps/22695478.html

Erst 2025 soll sich die Lage erholen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
22.013
16.293
Bei einem Richter [...] ergibt sich regelmäßig eine Vergütung, die deutlich unter der möglichen Vergütung eines gleichqualifizierten Rechtsanwalts liegt.

Ist das so? Am Anfang ja nicht, da sind Jungrichter und GK-Einsteiger ja zumindest nicht Groessenordnungen auseinander. Anschliessend ist es aber ja so, dass meistens der Richter sein Leben lang bei R1 oder R2 bleibt, weil schon bei R3 karrieremaessig die Luft ziemlich duenn wird. Wie ist das denn bei den Anwaelten? Hat da jeder gute seine Verdoppelung nach fuenf Jahren, die immer mal die Faustformel war, oder bleibt auch da die Masse bei moderaten Steigerungen und geht mit einem Endgehalt von 150 oder 180 in Rente, waehrend nur eine kleine Spitze richtig durchstartet? Oder anders gesagt, wie hart ist up or out heutzutage? Wird, wer nicht Partner wird, irgendwann gefeuert, oder kann man auch als 67-jaehriger Senior Associate in Rente gehen?
 

Rampenkasper

Aktives Mitglied
20.06.2019
191
279
MUC
Das geile an der Lohn-Diskussion ist, dass hier im Prinzip ein Anwalt das Stöckchen hinhält und alle springen drüber.

Persönlich denke ich nicht, dass Fluglotsen unterbezahlt sind. Meiner Ansicht nach ist ein weiterer Grund für die hohe Bezahlung, dass man im Gegensatz zu Ärzten, Piloten und Anwälten sehr geringe Karrierechancen hat und nach der Ausbildung eigentlich ein Leben lang in dem gleichen hektischen Beruf bleiben muss. Auch die Arbeit an sich dürfte kaum so abwechslungsreich sein, denn natürlich hat man jeden Tag sich änderndes Wetter und andere Flüge zu anderen Zeiten, aber am Ende geht es doch immer nur darum, dass zwei Metallröhren nicht in der Luft (oder am Boden) kollidieren. Das dafür notwendige Handwerkszeug ist relativ eintönig, aber trotzdem ist der Job (je nach Position) extrem stressig.

Der Unterschied zwischen verklagten Ärzten, Busfahrern und Fluglotsen ist, dass in dem Fall nichts passiert ist. Ja, es gab eine abstrakte Gefährdungslage, aber das ist in etwa so, wie wenn man einen Busfahrer für jeden unterschrittenen Mindestabstand oder einen Arzt für eine falsche Behandlung, die jedoch keine gesundheitlichen Schäden nach sich zieht, verklagen würde. Bei Fluglotsen fällt halt jeder Fehler sofort auf, bei Busfahrern dürfte sich die Zahl der entdeckten Abstandsvergehen im unteren Prozent- bis Promillebereich bewegen.

Die Luftfahrt ist nicht durch Duckmäusertum und Verheimlichung von Fehlern so sicher geworden, sondern durch "Just Culture" und einen fairen und offenen Umgang mit Fehlern. Das sorgt dafür, dass man in der nächsten ähnlichen Situation vermeiden kann, was vorher passiert ist. Wenn jetzt jeder potentiell gefährliche Fehler rigoros bestraft wird, sorgt das neben einer noch höheren mentalen Belastung bei Fluglotsen auch dafür, dass man in der Folge alles tun wird, um bei potentiellen Fehlern immer die Schuld auf Andere zu schieben.

Eine weitere Folge würde übrigens sein, dass die Fluglotsen die Kapazität der einzelnen Sektoren noch weiter absenken würden, um quasi eine erhöhte Sicherheitsmarge und weniger Belastung zu haben. Ich kann mir schwer denken, wer als erstes rumheulen würde, weil er 90 Minuten im Flieger auf seinen Slot warten darf...
 
T

Txx

Guest
Fuer Anwalt brauche ich Abi, viel Geld fuer Studium und Staatsexamina. Fuer Pilot physical fitness, Bundeswehr oder viel Geld fuer die Ausbildung und Pruefungen. Fuer Lotse Abi, bezahlte Ausbildung und Pruefungen. See the difference? Der jammernde Lotse kriegt mit 19 das erste Geld, Deine Vergleichsgruppe zahlt bis 25 noch Geld. Da ist wirklich kein Grund zum Jammern. Und zwischen dem Maurer und dem Lotsen liegen erst einmal nur zwei Schuljahre, die der eine auf der Berufsschule und der andere auf dem Weg zum Abitur verbringt. Face the reality.

Fuer Anwalt brauche ich Abi, den Satz lasse ich mal so stehen, kann sich jeder selbst etwas zu denken...
Was Deine Hasstiraden gegen Fluglotsen und politische Vergleiche hier sollen, ist mir ein Rätsel. Auch wie sich ein Anwalt so gnadenlos und konsequent im Ton vergreifen kann, da hätte ich mehr Souveränität und eine gesündere Diskussionskultur erwartet. So erfüllt das leider so manches Klischee.

Ich glaube, Du unterschlägst da einige Anforderungen an Fluglotsen. Stressresistenz, räumliches Vorstellungsvermögen, Koordinationsfähigkeit, (fließend) Englisch - das können nicht so viele, und Otto Durchschnittsmaurer gleich gar nicht. Ich wage sogar zu behaupten, dass ein Großteil derer, die Fluglotse werden, auch genausogut ein Studium hätten erfolgreich absolvieren können.

Und um der Frage vorzubeugen: Nein, ich bin kein Fluglotse und mir sicher, dass ich deren Beruf nicht machen könnte.

An den gefällt mir Angaben sieht man es ja schon, trotzdem möchte ich gerne nochmal hervorheben: super Posting!
Nur weil es eine andere Ausbildungsart ist und man nicht das Pech hat, finanziell investieren zu müssen, braucht man einen Berufszweig nicht so massiv diskreditieren, finde ich richtig ekelhaft, wenn man guckt welche Verantwortung tagtäglich auf den Fluglotsen lastet. So viele Menschenleben hat kein Arzt, Chirurg und co tagtäglich in seiner Hand. Anwälte schon mal überhaupt nicht.

Und nein, ich bin kein Fluglotse, sondern habe in mein Studium investiert.
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
22.013
16.293
150-180.000 Euro im Jahr sind also nicht „richtig durchstarten“ - man muss dieses Forum einfach lieben :D

Bei 100, 120 Einstiegsgehalt nicht, nein. Natuerlich ist das absolut gesehen voellig fraglos ein Spitzengehalt, das 99 % der Bevoelkerung nie erreichen werden - nur ging es mir um die Gehaltsentwicklung vom Berufsanfaenger bis zum Rentner. Und da ist "Durchstarten" fuer mich eher 200 nach fuenf Jahren, 500 nach 15 und die Million des Equity Partners nach 30 Jahren.
 

Kamel

Erfahrenes Mitglied
31.01.2019
675
258
Südbaden
Eine Verwandte von mir hat lange Jahre in CDG als Fluglotsin gearbeitet (also vermutlich so einige von Euch hier regelmäßig sicher wieder auf den Boden geleitet).
Ja, sie hatte eine sehr gute Bezahlung, ja sie konnte sehr früh in Rente gehen.
Das aber war letztlich nur die eine Seite der Medaille und das hat sie auch oft erzählt. Es ist die Pflicht zu "funktionieren" - und zwar völlig ohne Fehler. Nach einer Nachtschicht. Und auch, wenn 10 Minuten vor Feierabend noch ein 7700 reingehen muß. Die Arbeit ist komplex, es ist nicht jedem gegeben, die verschiedenen Flugbahnen, Höhenverschiebungen plus Geschehnisse am Boden im Auge zu behalten. Ja, es ist "nur" ein Ausbildungsberuf, aber einer, der extrem wenig verzeiht. Die gute Frau war durchaus glücklich, daß sie früh in Rente geschickt wurde, die merkte selbst, daß sie ab 50 spürbar langsamer wurde und die Reaktionsgeschwindigkeit immer weniger durch mehr Routine abgefedert werden konnte.
Mal ganz abgesehen von der gnadenlosen Respektlosigkeit gegenüber Ausbildungsberufen einiger hier (ich hätte mit meinem Abi problemlos Jura oder Medizin studieren können - habe aber letztlich auch nur eine "Ausbildung"), ein Anwalt der mal Mist baut, verliert neben einem Prozeß vielleicht einen Kunden. Vielleicht geht er im schlimmsten Fall in den Bankrott. Der Lotse der Mist baut, hat auf einen Schlag womöglich 300 Menschen auf dem Gewissen. Auch diesem Druck muß man gewachsen sein (wollen).
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.826
4.662
Der Lotse der Mist baut, hat auf einen Schlag womöglich 300 Menschen auf dem Gewissen. Auch diesem Druck muß man gewachsen sein (wollen).

Du hast völlig recht. Das sind aber doch alles keine Alleinstellungsmerkmale, die man hier versucht hervorzuheben. Der Fahrdienstleiter bei der deutschen Bahn hat das gleiche Problem. Wenn der ein Signal Falsch stellt, gehen zwei Züge auf Kollisionskurs. Das ist schon passiert. Der Busfahrer, der übermüdet ist, kommt mit dem Fahrzeug ab und fährt in den Gegenverkehr. Auch das ist passiert. Der Veranstaltungsleiter, der bei der love Parade angeblich die Gefahrenlage falsch eingeschätzt hat, hat nach Auffassung einiger den Tod von zig Menschen zu verantworten. Und der Busfahrer sowie der Fahrdienstleiter sind auch dran, wenn nichts passiert. Hier geht es um Gefährdungsdelikte. Im Ergebnis für den Juristen erst einmal nichts besonderes.
 

koeby

Erfahrenes Mitglied
24.08.2016
2.405
1.915
Ich gestehe, keine Zahlen zu haben - aber von Prozessen bzgl Ärztefehlern lese ich (fast) täglich.

Aber nicht, wenn niemand zu Schaden gekommen ist. Bei Ärztefehlern leidet halt nur meistens jemand, weshalb das überdurchschnittlich oft bemerkt wird.

Zum Thema Lohn: der Einstiegslohn beträgt 105,000 CHF nach der Ausbildung. Die allermeisten Fluglotsen sind nach der Ausbildung näher bei 30 als bei 25. Es gibt eher wenige, die direkt mit 18 die Ausbildung anfangen, da man idR erst eine Lehre oder die Matura macht, und sich im Beruf oder an der Uni versucht.

Ein guter, aber auf keinen Fall ein exorbitanter Lohn in Zürich oder Genf!

Gegen Ende der Karriere kann der Lohn dann auch mal 200k sein, höher ist unrealistisch.

Nur 3% der Bewerber hat die benötigten Fähigkeiten, und nur Hälfte übersteht die Ausbildung.

Bei permanentem Schichtbetrieb, wo akademische Höchstleistung rund um die Uhr gefordert wird, halte ich das für absolut vertretbar.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.826
4.662
Mal ganz abgesehen von der gnadenlosen Respektlosigkeit gegenüber Ausbildungsberufen einiger hier (ich hätte mit meinem Abi problemlos Jura oder Medizin studieren können - habe aber letztlich auch nur eine "Ausbildung").

Zumindest für mich gilt das nicht. In meiner näheren Familie gibt es alle Ausbildungswege und viele davon führten nach Rom. Es geht hier nicht um Wertigkeiten, sondern um die wirtschaftliche Betrachtung.

Mein Cousin, der Anstreicher ist, hält mir regelmäßig vor, ich arbeite ja gar nicht. Ich fliege ja nur um die Welt und gehe ein bisschen ins Büro. Dafür würde ich viel zu viel Geld bekommen. Er mag Recht haben. Ich erwidere ihm aber dann gerne, dass er mit 15 in die Lehre gegangen ist. Damals irgendetwas um die 1000 DM im Monat verdient hat und am Wochenende schwarz gestrichen hat. Mit 18 hat er geheiratet, eine Familie gegründet und sich in seinem Leben eingerichtet, regelmäßig in den Urlaub gefahren und gut war. Und was macht so ein doofer Akademiker? Mit 18 Abitur, studieren, in den sogenannten Semester-Ferien das Studium durch Arbeit finanzieren, zwei Staatsexamen, Doktorarbeit, Ausland, Referendarzeit und das alles erst einmal am Existenzminimum, was sich recht gut aushalten lässt, weil alle anderen Studenten auch in einer gleichen Situation sind. Damals hat er übrigens auch gesagt, dass ich doof bin, weil ich so lange studiere. Meine Entscheidung. Wenn man dann allerdings heute die Einkommensunterschiede sieht, so egalisieren sie sich zum Teil schon wieder dadurch, dass mein Cousin 13 Jahre vor mir das Arbeiten angefangen hat, damals und heute sich nicht totgearbeitet hat und auch heute nicht auf den Gedanken käme, wegen einem Auftrag nur mal 50 km weit zu fahren oder in der Nachbarstadt zu übernachten.

Das alles sind persönliche Lebensentscheidungen. Was mir allerdings bei meinem Cousin stinkt und ebenso hier stinkt, ist die herablassende Art, mit der insbesondere über Juristen von angeblichen Unternehmern und anderen Gutmenschen gesprochen wird. Wenn du als Anwalt heute zu den vielleicht 1 % der Spitzenverdiener unter den deutschen Juristen gehören willst, musst du neben einer langen und teuren Ausbildung auch Spitzenleistungen erbringen, einen langen Atem und eine gute Portion Glück haben. So, das musste jetzt noch einmal raus. In 5 Stunden geht der Bus nach NRT und ich fliege nach einer langen Woche hier in Asien endlich wieder nach Hause.
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.826
4.662
Aber nicht, wenn niemand zu Schaden gekommen ist. Bei Ärztefehlern leidet halt nur meistens jemand, weshalb das überdurchschnittlich oft bemerkt wird.

Zum Thema Lohn: der Einstiegslohn beträgt 105,000 CHF nach der Ausbildung. Die allermeisten Fluglotsen sind nach der Ausbildung näher bei 30 als bei 25. Es gibt eher wenige, die direkt mit 18 die Ausbildung anfangen, da man idR erst eine Lehre oder die Matura macht, und sich im Beruf oder an der Uni versucht.

Ein guter, aber auf keinen Fall ein exorbitanter Lohn in Zürich oder Genf!

Gegen Ende der Karriere kann der Lohn dann auch mal 200k sein, höher ist unrealistisch.

Nur 3% der Bewerber hat die benötigten Fähigkeiten, und nur Hälfte übersteht die Ausbildung.

Bei permanentem Schichtbetrieb, wo akademische Höchstleistung rund um die Uhr gefordert wird, halte ich das für absolut vertretbar.

Auch das sehe ich genauso. Vertretbar ist das alle Mal.

Frage ist aber dann genauso, muss ein Fluglotse die gleiche persönliche Verantwortung tragen, wie ein Fahrdienstleiter bei der DB, wie ein Hafenlotse im Hamburger Hafen oder wie ein Busfahrer auf der Autobahn? Damit fing doch die ganze Diskussion an und ich meine „ja“. Das persönliche Risiko ist eben so wie beim Arzt oder anderen Berufen mit einem solchen Gehalt finanziell abgefedert. Der Hafenlotse oder der Fahrdienstleiter wären froh, wenn sie ein solches Einkommen hätten und tragen ein vergleichbares Risiko. Darum verstehe ich die traurigen Kommentare über die armen Fluglotsen nicht.
 

Say Again

Erfahrenes Mitglied
04.08.2014
528
1.686
LSZW, KPAO, FAWB, PHNL
DIe wenigsten hier duerften in der Lage sein, sich qualifiziert ueber Schweizer Strafrecht auszulassen - mich eingeschlossen.

Es geht um Art. 237 StGB - Störung des öffentlichen Verkehrs (Hervorhebungen von mir):
"1. Wer vorsätzlich den öffentlichen Verkehr, namentlich den Verkehrauf der Strasse, auf dem Wasser oder in der Luft hindert, stört odergefährdet und dadurch wissentlich Leib und Leben von Menschen inGefahr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.Bringt der Täter dadurch wissentlich Leib und Leben vieler Menschenin Gefahr, so kann auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren erkannt werden.
2. Handelt der Täter fahrlässig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zudrei Jahren oder Geldstrafe."

Bin auf die schriftliche Urteilsbegründung gespannt ...
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.492
20
Farewell City
(...) Das alles sind persönliche Lebensentscheidungen (...) Wenn du als (...) heute zu den vielleicht 1 % der Spitze(...) gehören willst, musst du neben einer langen und teuren Ausbildung auch Spitzenleistungen erbringen, einen langen Atem und eine gute Portion Glück haben. (...)

Und mein Vater hat immer gesagt:

Scholle ist wichtig, viel Scholle

...der Spiegel sagt: die richtige PLZ spielt eine gewichtige Rolle

...einige Genforscher sagen, 70 % sind durch gene determiniert

... aus der richtigen Familie stammen

Glück gehört in diesem Land sicher nicht zu den Voraussetzungen zu der 1% Spitze zu gehören.

Aber eins ist auch klar: Das Glück in die 1% zu gehören, basiert v.a. darauf dass viele Menschen glauben dass

- Spitzenleistung
- langer Atem
- Glück

die wesentlichen Aspekte bei der Gestaltung ihres Erfolges sind.

Nur meine 5,25 cents.
 
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Reaktionen: Andreas91

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
126
Das ganze Problem ist doch einfach das man durch "Beinahe Unfälle" lernt die Gefahren zu erkennen und ABZUSTELLEN!
Das geht nur dadurch das man gemeinsam drüber spricht, damit der nächste nicht auch in die Falle tappt.
Wenn keiner mehr drüber spricht und verschweigt weil sonst die Strafverfolgung Anlauf nimmt riskiert beim nächsten Zwischenfall das der Beinahe-Unfall zum GAU wird.
 

koeby

Erfahrenes Mitglied
24.08.2016
2.405
1.915
Auch das sehe ich genauso. Vertretbar ist das alle Mal.

Frage ist aber dann genauso, muss ein Fluglotse die gleiche persönliche Verantwortung tragen, wie ein Fahrdienstleiter bei der DB, wie ein Hafenlotse im Hamburger Hafen oder wie ein Busfahrer auf der Autobahn? Damit fing doch die ganze Diskussion an und ich meine „ja“. Das persönliche Risiko ist eben so wie beim Arzt oder anderen Berufen mit einem solchen Gehalt finanziell abgefedert. Der Hafenlotse oder der Fahrdienstleiter wären froh, wenn sie ein solches Einkommen hätten und tragen ein vergleichbares Risiko. Darum verstehe ich die traurigen Kommentare über die armen Fluglotsen nicht.

Da hast Du nen blinden Fleck: wenn was passiert, dann wird es richtig übel für den Lotsen. Von der psychischen Belastung, xxx Menschen auf dem Gewissen zu haben, über strafrechtliche Konsequenzen.

Nochmals, es ist nix passiert!
 

Anonyma

Erfahrenes Mitglied
16.05.2011
16.575
9.983
BRU
Nur 3% der Bewerber hat die benötigten Fähigkeiten, und nur Hälfte übersteht die Ausbildung.

Bei permanentem Schichtbetrieb, wo akademische Höchstleistung rund um die Uhr gefordert wird, halte ich das für absolut vertretbar.

Genau da sehe ich den Unterschied: Es gibt vermutlich in Deutschland jedes Jahr mehrere tausend neue Jura-Studenten, ein paar Tausend Jura-Absolventen, aber nur ein sehr geringer Prozentsatz davon schafft es danach zum Top-Anwalt, Richter am BGH oder sonst zu einem „Spitzenverdienst“.

Während bei Fluglotsen die „Aussiebung“ halt am Anfang steht: nur 3% schaffen die Eignungstests, davon dann nur die Hälfte die Ausbildung – und von den nur sehr wenigen, die es überhaupt in den Beruf schaffen, haben dann halt alle ein „Spitzeneinkommen“. Finde ich jetzt nicht so verwerflich.

Und die Tatsache, dass nur wenige Menschen überhaupt die Anforderungen für einen bestimmten Beruf erfüllen (wie im Falle der Fluglotsen), wirkt sich halt auch auf das Einkommen aus - und nicht nur die Frage, wie lange jemand studiert hat oder wieviel er in sein Studium / seine Ausbildung „investiert“ hat. Zumal da sich letzteres bei einem Einkommen von 100 oder 200k pro Jahr sehr schnell relativiert….