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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
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Erkundungstouren

Wir hatten nun Zeit etwas die Stadt und die Leute kennen zulernen. Von unserem Hotel aus unternahmen wir einen Spaziergang zur verbotenen Stadt, Platz des himmlischen Friedens, Straße des Geldes und liefen etwas durch Xuanwu und Chongwen.

Eines ist klar, die Chinesen sind viele. Massen von Besuchern drängen sich durch die verbotene Stadt. Wir fühlen uns wie die einzigen Langnasen. Schlicht überwältigend. Überall wimmelt es vor Polizisten, in den Unterführungen zum Tian’anmen Platz werden die Taschen geröngt die Menschen mit Metalldetektoren abgesucht. Dies scheint nur für Chinesen zu gelten, uns winkt man einfach durch. Sowohl der Tian’anmen Platz als auch die verbotene Stadt ist riesig. Natürlich finden sich am Platz keine Hinweise auf das Jahr 1989. Niemand scheint hier großartig über Politik oder Verbrechen sprechen zu wollen. Man gibt uns zu verstehen, dass es hier vor zivilen Geheimpolizisten nur so wimmelt. Wir selbst merken davon nichts.

An anderer Stelle merken wir die Machthaber aber überdeutlich. Im Internet und Fernsehen. Für uns ein Ort der freien Meinungsäußerung, hier eher ein Ort der begrenzten Möglichkeiten. Seiten wie facebook, twitter, youtube und einige kleinere Foren aus Deutschland sind schlicht nicht erreichbar. Einige Suchabfragen selbst im „deutschen“ Google werden zensiert. Besonders rigoros geht die Zensur im Fernsehen vor. CNN wird einfach schwarz wenn unangenehme Beiträge gesendet werden.

Der Straßenverkehr ist abenteuerlich. Regel scheinen zu existieren, sind aber eher rudimentärer Natur die wichtigsten im Überblick:

1. Geh mit der Masse - dann bist du sicher
2. Warte / stoppe nicht unnötig - der Chinese wartet nicht gern
3. Fahr, lauf und radle schnell - du hältst halb China auf
4. Wer sich ordentlich anstellt oder ordentlich die Spur wechseln will, wird nie dran kommen
5. Es gilt das Recht des Stärkeren oder der Überzahl


Alles andere scheint Zufall zu sein. Lediglich in unmittelbarer Nähe von Ordnungshütern scheinen alle etwas vorsichtiger zu agieren. Die reinen Menschenmassen bewegen sich erstaunlich effizient.

Nicht überall ist China so fortschrittlich wie es sich selbst gerne darstellt. Geraucht wird wirklich überall. Auch nehmen die Raucher keine Rücksicht. In diesem Punkt sind die Europäer und die Amerikaner meilenweit voraus. Besonders im Restaurant fällt der Rauch mir negativ auf.

Peking ist überall da sauber, wo sich die Nation glaubt präsentieren zu müssen oder wo sie denkt Touristen könnten hingehen. In den kleinen Gassen und am Rande sieht es deutlich anders aus. Dort bekommt man auch das Gefühl in einem Schwellenland zu sein.

Auf einem unserer Spaziergänge kehren wir in ein Teehaus ein. Wir genießen eine kleine Zerominie. Verglichen mit den Japaner wirkt das ganze recht simple. Man bemüht sich sehr um uns, wir probieren allerlei Teegebäck und Teesorten. Am Ende erliegen wir doch, kaufen ein Teeset und ein wenig Tee.
 

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pp800

Erfahrenes Mitglied
23.04.2009
396
0
43
LUX
Muss mal kurz dazwischen "reinspringen" und ein Lob loswerden.
Wirklich ein toller Bericht ! (y) Macht wirklich Spass zu lesen.
Bin schon gespannt auf die Fortsetzung(en) !
 
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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Vorurteile und Gehässigkeiten am Frühstückstisch

Die dritte Nacht und das dritte Frühstücksbuffet. Mein allmorgendlicher Frühsport ist Leute und ihre Nationalität zuraten. Heute treffen wir den ersten Morgen auf Deutsche. Wie unangenehm. Erkennt man den Amerikaner recht zielsicher an schlecht sitzenden Anzügen, die linke Hand unter den Tisch haltend (gilt nur für wohlerzogene Zeitgenossen) und ständig am Blackberry oder iPhone rum spielend, braucht man für die Identifizierung von Deutschen rein gar keinen Aufwand betreiben. Sie brüllen es quasi von selbst aus sich her raus.

Den ersten "Feindkontakt" gibt es noch auf nüchternen Margen. Ein älteres Ehepaar versucht dem chinesischen Personal deutsche Tugenden beizubringen. Wieso steht das nicht da, warum dies dort drüben? Wieso gibt es kein Laugengebäck? Die chinesische Bedienung lächelt und nickt freundlich. Ich werfe ihr einen mitleidigen Blick zu, ein kurzes Lachen huscht ihr übers Gesicht. Ich bin mir gar nicht sicher ob Sie eigentlich richtig versteht, was die Beiden von ihr wollen. Ich hoffe Sie versteht nichts.

Kurz drauf ein zweites Mal. Diesmal vom Typ her Geschäftführender Gesellschafter eines kleinen oder mittleren Unternehmens, welches er selbst gegründet hat, vor 40 Jahren. Runde Hornbrille, Dreiteiler, Pfeife und Taschenuhr mit goldenem Kettchen. Wir stehen uns kurz im Weg, ehe er mir den Weg freimacht und ein "Bitte schön" dahin haucht. Wieder ein Treffer, meine Quote liegt heute verdammt hoch. Kurz drauf treffen wir uns wieder am Buffet, er glaubt einen Moment unbeobachtet zu sein und lädt sich den Teller mit der Hand voll, statt das Vorlegebesteck zu nutzen.

Alle guten Dinge sind drei. Eine junge dynamische deutsche Managerin im Hosenanzug sitzt mit ihrer chinesischen Begleitung am Nachbartisch. Vor lauter Erfolgshungrigkeit vergisst Sie wohl die Landessitten. Ihr Deutschsprechender Chinese versucht immer wieder Ihr zusagen, dass man das so in China nicht machen kann. Seine Engelsgeduld bewundere ich.

Sonst tummeln sich allerlei Länder im Frühstücksrestaurant. Heute Morgen entdecken wir kultivierte Amerikaner, die es sogar schaffen sich leise zu unterhalten. Sogar das Mobiltelefon bleibt in der Aktentasche und bleibt stumm. Selbstredend finden wir Sie wenig später bei den Würstchen, Speck und den Eiern. Herrlich diese Vorurteile.

Schon im Aufzug treffen wir eine reiche Chinesin. Sie ist die ganze Fahrt damit beschäftigt ihre Jetset Artikel zu drapieren. Die Gucci Brille scheint auch nach 12 mal hin und her rücken, nicht wunschgemäß zu sitzen. Überhaupt stellt sich die Frage, was man im Keller und an einem grauen, trüben und bedeckten Tag mit einer Sonnenbrille will. Sobald Chinesen zu Geld gekommen sind, scheinen Sie ihre Schüchternheit abzulegen und ihren Reichtum nur so zur Schau zustellen.
 
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skywalkerLAX

Erfahrenes Mitglied
Vielen Dank fuer diesen tollen Bericht ! (y)

Immer wieder klasse kurz reinzuspringen. Der kleine "Fruehsport" erraten der Nationen am Fruehstuecksbuffet ist mir auch vertraut.

Im Hilton Wangfujing war z.B. damals Bauleiter "Dieter" der den Loungemitarbeitern versuchte zu erklaeren dass die Dichtungen an seinem Fenster nicht richtig verlaufen wuerden und es deshalb reingeregnet hat. Die haben natuerlich jedes Wort verstanden, haben ja schliesslich genickt. :D
 
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silversurfer

Erfahrenes Mitglied
Sobald Chinesen zu Geld gekommen sind, scheinen Sie ihre Schüchternheit abzulegen und ihren Reichtum nur so zur Schau zustellen.

Chinesen sind nicht schüchtern, nur zurückhaltend. Seinen Reichtum zur Schau zur Stellen ist in vielen Kulturen weit verbreitet und dort nicht verpönt, wie in D.

Wenn Du in Peking U-Bahn fährst, wird deine Tasche eigentlich immer durchleuchtet, egal ob Chinese oder Ausländer. War jedenfalls 2008 immer so.

Schöner Bereicht, der mich an meine China-Trips denken lässt. War wirklich interessant, muss vielleicht mal wieder hin.
 

mikimoto

Aktives Mitglied
09.02.2010
231
0
YVR, ZRH
Superbericht, danke!
Ich war im Juni 2009 in Peking. Damals kamen Leute von der chinesischen Gesundheitsbehörde mit einem handlichen Gerät ins Flugzeug und haben die Stirne der Passagiere "gescannt" (Körpertemperatur gemessen). Damals wurde die Schweinegrippe sehr ernst genommen. Erst danach durfte man das Flugzeug verlassen.
Übrigens, dieses Bild wurde im Austrian geschossen, leider etwas schwammig. Sorry.
 

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Marlino

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
1.640
16
MUC
Auch nehmen die Raucher keine Rücksicht. In diesem Punkt sind die Europäer und die Amerikaner meilenweit voraus. Besonders im Restaurant fällt der Rauch mir negativ auf.

Naja immerhin das all gegenwärtige "Spucken"(zu mindestens früher), wurde nach meiner Erfahrung, in der Öffentlichkeit schon sehr minimiert. :D
 
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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Chinesen sind nicht schüchtern, nur zurückhaltend. Seinen Reichtum zur Schau zur Stellen ist in vielen Kulturen weit verbreitet und dort nicht verpönt, wie in D.

Jetzt lässt sich natürlich vortrefflich über den Unterschied zwischen schüchtern und zurückhaltend diskutieren. Ganz sicher ist aber, dass das Verhalten im krassen Gegensatz zum üblichen chinesischen Verhalten steht. Und das ist doch recht auffällig.

Wenn Du in Peking U-Bahn fährst, wird deine Tasche eigentlich immer durchleuchtet, egal ob Chinese oder Ausländer. War jedenfalls 2008 immer so.

Richtig, aber auch hier wurden wir mehrfach durch gewunken.

Schöner Bereicht, der mich an meine China-Trips denken lässt. War wirklich interessant, muss vielleicht mal wieder hin.

Danke für dein Lob. Wohl wahr - es ist verdammt spannend, auch ich werde werde wiederkommen.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Naja das all gegenwärtige "Spucken"(zu mindestens früher), wurde nach meiner Erfahrung, in der Öffentlichkeit schon sehr minimiert. :D

Da greifst du doch glatt meinem heutigen Beitrag vor. Das ist wirklich ungewohnt. Wobei das auch bei uns immer wieder zu beobachten ist. Natürlich nicht in dieser Häufigkeit.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Superbericht, danke!
Ich war im Juni 2009 in Peking. Damals kamen Leute von der chinesischen Gesundheitsbehörde mit einem handlichen Gerät ins Flugzeug und haben die Stirne der Passagiere "gescannt" (Körpertemperatur gemessen). Damals wurde die Schweinegrippe sehr ernst genommen. Erst danach durfte man das Flugzeug verlassen.
Übrigens, dieses Bild wurde im Austrian geschossen, leider etwas schwammig. Sorry.

Das haben Sie mittlerweile verbessert. Es gibt große Bögen an denen stehen und hängen 5-6 Wärmebildkameras. Eine Software markiert dann die "hitzigen" Köpfe. Geht völlig ohne Zeitverzug von statten. Man geht einfach weiter.
 
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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Eine Taxifahrt

Heute haben wir uns wieder mit unserem „local“ verabredet. Im Gegensatz zum letzten Mal kommen wir aber zu Ihr und nicht Sie "zu uns". Wir haben die vergangenen Tage immer mehr festgestellt, das unser Hotel und die Gegend darum wie eine gigantische Blase ist und mit dem eigentlich China wenig gemein hat.

So nehmen wir am frühen Nachmittag ein Taxi und machen uns auf in einen nördlichen Bezirk. Alleine die Fahrt dorthin ist ein Abenteuer. Abgesehen vom Verkehr der uns mehrfach den Atem raubt, ist das Vorrüberziehende aufregend und verstörend.

Aufregend natürlich die Paläste und Tempel die wir auf dem Weg dorthin sehen. Verstörenden, wie ganze Stadtteile dem Bagger und Presslufthammer weichen müssen. Die Bauarbeiten finden unter Polizeischutz statt. Das vorhergehende Unrecht können wir nur erahnen, wenn die Folgen mit Polizeikräften abgesichert werden müssen. Später erfahren wir, dass der Fortschritt des Volkes von einigen wenigen behindert wird. Eine recht surreale Erklärung, merkt man nicht, dass dem Volk ein ganzes kulturelles Erbe verloren geht.

Unser Taxi aus koreanischer Produktion, mit den so sauber anmutenden weißen Sitzbezügen schlängelt sich weiter durch das Chaos Pekings. Dauerhafte Hilfsinstrumente sind die Hube und die Lichthube. Ich selbst zähle mich voller Stolz zu den erprobten Fahrern die schon große Sixt Mietwagen kratzerfrei durch Rom, Paris und Mailand gesteuert haben. An die Landesitte angepasst habe ich natürlich alles Verbotene gemacht, was dort normal scheint - ein herrlicher kindischer Reiz. Hier bin ich mir nicht sicher ob meine Erfahrungen und Fähigkeiten ausreichen würden um hier klar zukommen. Heimlich träumen ich kurz davon...

Nach deutlich längerer Fahrtzeit als geplant, erreichen wir dann den vereinbarten Treffpunkt. Hier wimmelt es von Straßenverkäufern, Fahrrädern, Schwarzhändlern und jungen Leuten. Wir sind im Distrikt der University of Beijing. Auf unserem Tagesprogramm steht ein Besuch auf einem Markt, das erkunden der chinesischen Küche und das kennen lernen des einfachen Lebens abseits von Touristenattraktionen und den Staatsorganen.

Nach dieser Fahrt muss ich diese Straßenverkehrsregeln anpassen:

1. Geh mit der Masse - dann bist du sicher
2. Warte / stoppe nicht unnötig - der Chinese wartet nicht gern
3. Fahr, lauf und radle schnell - du hältst halb China auf
4. Wer sich ordentlich anstellt oder ordentlich die Spur wechseln will, wird nie dran kommen
5. Es gilt das Recht des Stärkeren oder der Überzahl

Die angepassten Regeln lauten nun:

1. Wer zuletzt zuckt, fährt / läuft zu erst

Alle anderen Regeln entfallen ersatzlos.

Im Anhang Bilder auf einer Kreuzung. Von links nach rechts in chronologischer Folge. Das rote Auto ist ein guter Anhaltspunkt. Besonders in den letzen beiden Bilder im Verhältnis zu den beiden schwarzen Autos aus der Gegenrichtung.
 

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hunter

Erfahrenes Mitglied
29.05.2009
585
3
CGN / MTY
wie ganze Stadtteile dem Bagger und Presslusthammer weichen müssen.

Wie funktioniert denn so ein Presslusthammer?? Ist das ein Klon von dem hier bekannten Presslufthammer?? :confused::D

Das war bestimmt wieder ein Test ob jemand deine Ausführungen aufmerksam liest, gell???

Toller Bericht und viel Spaß noch!! Ich warte schon gespannt auf die Fortsetzung!! (y)
 

Owflyer

Erfahrenes Mitglied
08.03.2009
1.727
2
DUS/MNL
Danke für den tollen Bericht. Vor allem dafür, wie du die Kleinigkeiten beschrieben hast, die AUA in der C eigentlich unverwechselbar machen. Da braucht es gar nicht den supi-dupi Sitz. Man fühlt sich alleine durch das Beziehen der Kissen und Decken schon zig mal wohler als in einem LH Sitz. Viel kosten wird das alles nicht, es sorgt aber dafür, dass die Kabine voll ist und bestätigt damit meine woanders geäußerte Überzeugung, dass Airlinemanager, welche meinen mit Minieinsparungen am Service die Kosten in den Griff zu bekommen ( und dabei halbleere Kabinen riskieren ) nicht mehr alle auf der Pfanne haben.
 

flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
3
Das Regime schlägt zu

Da Mai wie immer etwas verspätet eintraf, hatten wir genug Zeit um noch einpaar Endeckungen alleine zumachen. Aufgefallen waren uns sofort die „nine million bicycles in beijing (erstes Bild)“. Da wir teilweise in Münster leben sind Fahrradmassen nichts neues, aber in dieser Dimension auch dort noch nicht gesehen. Wir schlendern ein Stück weiter und entdecken ein Fahrrad mit Ladefläche und Büchern drauf. Der Verkäufer kauert halb auf seinem Rad, in der einen Hand den Lenker, in der anderen eine Decke. Beim näheren hinsehen stellen wir verblüfft fest , dass diese fahrende Buchhandlung erstaunliche Titel aufweist:

Adam Smith, Wealth of a Nation, Bücher von Bill und Hillary Clinton, diesen Twilight Kram, einige Lehrbücher der BWL und einige kritische Titel gegen China. Langsam verstehen wir warum der gute Mann so nervös ist ...

Wir haben mittlerweile miterlebt, wie ein Zug einen Bahnübergang passierte. Klingt jetzt vermutlich null spannend aber man hat zumindest zwei Bahnbedienstete im vollen Einsatz gesehen. Von Hand werden die Gitter zugeschoben (siehe Bild 3), ebenso werden Fahnen geschwungen und zeitgleich wird mit einer Pfeife ein schriller Warnton produziert.

Bahnbedienste scheinen aber landläufig wenig Freunde zuhaben, die wartenden Chinesen schimpfen und rufen wild durcheinander. Mit wilden Gesten machen Sie darauf aufmerksam, dass es nicht schnell genug geht. Stillstand scheint eine innere Panik bei den Chinesen auszulösen. Bei dem Anblick fallen mir wieder die Worte von Ryan Bingham aus Up in the Air ein: „Make No Mistake, Moving is Living“.

Wir tauchen nun ein in den Markt. Kein besonders hübscher Anblick. Hier gibt es vieles zu kaufen von Kleidung, über Lebensmittel bis hin zu lebenden Tieren. Wir lassen uns mit dem Strom treiben, kaufen und probieren hier und da Einbisschen. Nach einiger Zeit machen wir uns auf und verlassen den Markt. Wir freuen uns schon auf das Abendessen, denn heute geht es echt chinesisch Essen. Laut unserer Freundin Mai findet man die echte Küche Chinas nämlich nur auf der Straße.

Beim verlassen des Marktes kommen wir erneut an der U-Bahnstation und ihren Schwarzhändlern vorbei. An der Stelle wo der Buchhändler steht wimmelt es jetzt nur so von Polizisten (letztes Bild) . Drei unterschiedliche Arten von Polizisten erkenne ich, einige mit dunkel blauer Mütze, andere mit weißem Helm und wieder andere in Zivil. Ich mache das Bild, Mai schiebt und drängt uns weg, fordert uns auf schnell weiter zulaufen, und weg zugucken. Für einige Augenblicke scheint sie ihre asiatische Zurückhaltung auf zugeben und macht klare Ansagen.

Später erzählt Sie uns, das mindeste was nun drohe sei ein Umerziehungslager. Sie ist erstaunt über die Fahrlässigkeit des Händlers und kann es nicht fassen, das er so offensichtlich seine Ware angeboten hatte.
 

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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Später am Tag gehen wir dann gemeinsam Essen. Zu erst suchen wir eine kleine Eckkneipe auf. Hierbei handelt es sich nicht um die von dreschen. Fans und Freunde folgen bitte diesem Link:
http://www.vielfliegertreff.de/spie...s-eckneipe-die-showba-hne-mit-happy-hour.html. Wird' auch mal wieder Zeit, dass er seinen Laden aufsperrt.

Wir bestellen zwei drei Spezialitäten des Hauses, von allem anderen rät man uns ab. Wir essen in der Enge, genießen jede aufgetragene Speise. Langsam bekomme ich Durst. Nach den Getränken fragend, teil uns
Mai mit einem verschmitzen Lächeln mit: „Wer viel trinkt, kann weniger essen“. Hatte das nicht auch schon immer Muttern vor dem Essen gesagt?

Sei es drum zutrinken gibt es nichts. Für 18 Yuan (ca. 2€) sind drei Leute lecker satt geworden. Alle Speisen wurden vor unseren Augen (wo auch sonst ?) zubereitet. Frisch und in Handarbeit.

Nach Anbruch der Dunkelheit kommen die Straßenverkäufer aus ihren Unterkünften und verwandeln die Straße in ein Schlaraffenland. Hier gibt es alles was die chinesische Küche zu bieten hat. So gibt es gegrillte Spieße, gebackene Süßspeisen mit Schokoladenfüllung, geschmorte Rüben, Ananas und auch ein paar japanische Einflüsse wie zum Beispiel Sushi. Schnell lassen wir uns trieben im Getummel gehen von Stand zu Stand lassen uns die Hintergründe und die Zubereitung erklären. Hier und da kaufen und essen wir etwas.
 

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flying_student

Erfahrenes Mitglied
04.04.2009
7.005
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Neues vom Frühstücksvoyoer

Ist es nicht herrlich, dass man sich dieser Tage noch auf überhaupt etwas verlassen kann? Heute früh war mal wieder die ganze Welt am gemeinsamen Frühstückstisch. Nein bei "Welt" handelt es sich nicht um eine deutsche Tageszeitung die großzügig Meilen unters Volks bringt, sonder um unseren knuffigen blauen Planeten mit uns Erdenbürger aller Herren Länder.

Die Gattung "homo sapiens us americano" hat heute gleich im Doppelpack zugeschlagen. Die US-amerikanische Stereotype kann wohl getrost um Joggingschuhe, Handytäschen am Gürtel, schlecht sitzende Jeans und Kaugummi erweitert werden. In genau diesem Aufzug gesellte sich heute eine Familie zu uns ins Frühstücksrestaurant. Die Handytasche blieb dem Vater vorbehalten, alle anderen Accessoires der Unverwechselbarkeit wurden liebevoll von Allen zur Schau gestellt.

Die andere Begegnung war jedoch mit wesentlich mehr Spektakel verbunden. Die junge Dame aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten, stylsicher mit Joggingschuhen und Hose ausgerüstet, nahm sich die Toastmaschine vor. Diese funktioniert recht simpel, man legt eine Scheibe Toast auf das obere Laufband, das Laufband bewegt sich samt Toast nach innen. Am Ende hört das Förderband auf, die Scheibe Toast fällt ein Stockwerk tiefer und wir von einem darunter liegenden Förderband in die Entgegengesetzte Richtung befördert. Jetzt überlegen wir noch einmal kurz warum das Ding - Toaster heißt.

Nun was macht die Dame? Welch Überraschung Sie legt ein Croissant auf den Toaster. Dieses geht schon nicht ganz ohne Widerstand ins innere des Gerätes, was unsere tapfere Heldin nicht nachdenklich stimmt. Ich sage just in diesem Moment: "Na wenn das mal gut geht". Da der Toastvorgang ihr zulange dauert, macht sie sich auf und sammelt allerlei Leckereien vom Buffet ein.

Ein paar Minuten später, ich habe den Vorgang schon fast aus den Augen verloren, schießt schwarzer Qualm aus dem Toaster. Völlig aus der Fassung und unter lauten "oh my god, oh my god" Rufen eilt die Dame zurück zum Ort des Geschehenes. Was nun folgt, ist eine symbiotische Zusammenarbeit eines chinesisch - amerikanischen Dreamteams der Feuerbekämpfung. Erst einmal versammelt man sich recht ratlos vor dem Gerät und sieht dabei zu, wie mittlerweile neben dem Qualm auch kleine Flammen aus der Maschine schlagen. Die Lage wird nach langem hin und her als ernst aber nicht hoffnungslos eingestuft.

Der erste Eingriff soll mit einem Metallgreifer erfolgen. Wenige Sekunden später bemerkt man auch in Nordamerika, das Metall ein exzellenter elektrischer Leiter ist... Durch das blitzartige los lassen, fällt das Rettungswerkzeug auf das Laufband und verschwindet im Schlund der Höllenmaschine. Eine neue Lösung muss her.

Die chinesische Fachkraft im Feuerbekämpfungsteam scheint eine bahnbrechende Idee zuhaben. Mit Stäbchen gelingt es ihr das verloren gegangene Rettungswerkzeug zurück zu erobern. Vorsichtig zieht Sie das große Vorlegebesteck über den Rand des Laufbandes, so das man es von außen ohne Probleme greifen kann. Die kongeniale Partnerin lernt genau in diesem Moment ihre zweite Physikstunde. Metall ist ebenso ein exzellenter Wärmeleiter. Die Chinesin unterdessen klüger, greift mit einer Servierte zu. Nun hat man leider noch nicht das Grundproblem gelöst - welches noch immer in einem brennenden Croissant besteht.

Mittlerweile werden auch andere Teile des Personals aufmerksam und versuchen ebenso zu helfen. Ein Koch in weißer Uniform, spielt den Spielverderber für diesen Bericht. Er schaltet das Gerät aus, öffnet eine Klappe und zieht mit dem Greifer das brennende Croissant aus der Maschine.

Kurz interviewt man noch die Verursacherin, man klärt Sie auf, dass diese Maschine nur geeignet sei um Brotscheiben zutoasten. Sie erwiderte: "Das wusste ich nicht, es stand ja auch nirgends drauf, dass man hier keine Croissants toasten kann".

Ich fühle mich blitzartig an die Story erinnert in denen Haustiere zum trocknen in der Mikrowelle gesetzt wurden. Nach einem Mulit-Millionen Dollar Prozess tragen alle amerikanischen Geräte einen Hinweisaufkleber "Nicht zum trockenen von Haustieren geeignet".

Good morning Beijing!
 
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C

Calnic

Guest
Unsere amerikanischen Mitreisenden sind immer für einen Lacher zu haben.
Man merke: die vielen (für Europäer vollkommen überflüssigen) Warnhinweise haben wohl doch einen Sinn. :doh:

... aber was macht man mit lesefaulen Amerikanern?