Was hat dem Ami denn gefehlt? Ein McDonalds auf der Bergspitze?
Ich habe es nicht mehr genau im Kopf, es war wohl alles davor und danach nicht schön. Insbesondere der Abstieg führt wohl in den Ort, der eben wirklich nicht schön ist.
Und einen Guide bezahlen zu müssen, geht natürlich gar nicht.
Das ist sicher das geringste Problem. Es ging mir eher um Preis/Leistung.
An Orten wie auf deinem Bild war ich schon oft. Ich kann aus dem Bild nicht daraus schliessen, ob es mir dort gefallen würde oder nicht. Vielleicht gibt es ja ein paar Kilometer entfernt einen schönen Strand, einen idyllischen See oder Tiere im Wald zu beobachten. Vielleicht sind auch die Menschen dort besonders nett.
Ja, das kann sein. Vielleicht.
Mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit kann ich aber auch woanders hin, wo es einen schönen Strand, einen idyllischen See oder Tiere zu beobachten gibt, oder wo die Menschen besonders nett sind.
Wo es aber am Strand auch etwas zu essen und zu trinken gibt. Wo es fließendes Wasser gibt. Wo es sanitäre Anlagen gibt. Wo die Mitarbeiter arbeiten und nicht nur rumhängen. Wo man bedient wird, wenn man sich in ein Restaurant setzt. Wo man sich keine Lebensmittelvergiftung einfängt. Wo es keine Malaria gibt. Etc. etc.
Ist das so schwer nachzuvollziehen?
Wie gesagt, ich verstehe, dass es Menschen gibt, die es reizt, dorthin zu reisen, wo niemand sonst hinreist. (Würde ich niemals machen, aber ich würde auch niemals Ballermann-Urlaub oder eine Kreuzfahrt machen.)
Allerdings ist es doch nicht so schwer, sich darauf zu einigen, dass diese Zielgruppe eine MINDERHEIT darstellt.
Für den Durchschnittsreisenden ist einfach ein Drittwelt-Land ohne Infrastruktur KEIN PRÄFERIERTES REISEZIEL.
Das ist kein Rassismus, das sind keine Vorurteile, das ist keine Arroganz, das ist einfach nur TATSACHE. Die meisten Menschen möchten ihre wertvolle Urlaubszeit mit etwas Erholsamen verbringen.
Das heißt ja nicht, dass man sein Hotel nicht verlässt, aber es heißt eben auch nicht, dass man ins Elend reist (und Providencia ist ja nun nicht Elend, aber eben einfach massiv unterentwickelt).
Es gibt tatsächlich auch etwas zwischen diesen Extremen.
Im allgemeinen ist mir aufgefallen, dass finanziell arme Menschen meistens besonders nett, herzlich und gastfreundlich sind.
Ich kann Dir berichten, dass das auf Providencia ganz bestimmt definitiv und überhaupt nicht so war, hatte ich ja bereits beschrieben. Es war einfach NICHT MAL DAS.
Die Leute waren mit einer Handvoll sehr positiver Ausnahmen sämtlich unfreundlich und unmotiviert.
Ich kann Deine romantische These somit nicht bestätigen und halte das für Zufall. Indonesier z.B. sind ja unfassbar freundlich - und eben zufällig auch arm. Japaner sind auch unfassbar freundlich - und reich.
Vielleicht hat uns der Reichtum in diesem Sinne einfach verdorben.
Das ist gut möglich. Sicherlich würdest Du dann doch Deinen Wohlstand eintauschen gegen ein solch einfaches Leben? Doch nicht? Komisch.
Und wie schon geschrieben, die haben oft andere Präferenzen als verputzte Häuser
Die Menschen sind arm. Sie haben in Bezug auf solche Dinge keine "Präferenzen", das würde ja voraussetzen, dass sie wählen könnten.
Also klar haben Sie Präferenzen, lieber ein unverputztes Haus als Verhungern. Die Wahl haben sie. Ich bin beeindruckt, wie sie sich dem Kommerz widersetzen.
und die Möglichkeit per Business-Klasse durch die Welt von einem Luxushotel zum anderen zu jetten.
Spricht da der Neid?
Ich denke, es ist inzwischen recht klar geworden, dass es hier nicht darum geht, dass einem Snob eine Insel oder ein Hotel nicht fein genug war.
Natürlich wäre es denen auch lieber, mehr Geld zu haben, um sich anständig ernähren zu können und falls nötig, zum Arzt zu gehen. Da sind wir uns einig,
Endlich mal etwas.
trotzdem können viele auch ohne eine Vielfliegerkarte glücklich sein.
Spricht da wieder der Neid?
Ich habe an keiner Stelle etwas von Vielfliegerkarten geschrieben. Ich habe auch nichts von Luxushotels geschrieben.
Ich spreche einfach nur von dem, was sich der Durchschnittsmensch an Urlaub vorstellt. Ich war mit Schwiegereltern unterwegs, die noch nie in ihrem Leben Business geflogen waren, die nicht mal wussten, dass es so etwas wie Fast Track und Lounge gibt, und die normalerweise ihren Urlaub im 4-Sterne-All-inclusive-Resort in der Türkei oder im Wohnmobil verbringen. Die waren einfach nur entsetzt von dem Mangel an Infrastruktur.
Ich schreibe das hier ja nicht für Dich, ich kann mir vorstellen, dass es Dir dort gefallen hätte. Aber dem DURCHSCHNITTSURLAUBER eben nicht, und die möchte ich davor bewahren, dorthin zu reisen.
Ein wenig positive Eindrücke kann mir dein Bild schon vermitteln, auch wenn das nicht direkt zu sehen ist, sondern ich mir einfach vorstelle: Marktstände mit feinen exotischen Früchten, Frauen in farbenfrohen afrikanischen Kostümen, angenehm warmes Klima.
Das ist ja prima, wenn Du das so wahrnehmen und die negativen Dinge (Wellblechhütten, keine befestigte Straße, ...) ausblenden kannst. Ich kann das nicht, ich fühle mich dort nicht wohl und die Leute tun mir leid.
Ich schätze sehr, wie du ehrlich deine Meinung sagst, könnte mich aber nie damit anfreunden. Dir geht es im Urlaub wohl darum "Schönes" zu sehen, Postkartenidylle,
Das ist, oh Wunder, wohl für die meisten Menschen so.
mir geht es auch darum, ein Land und deren Bevölkerung zu erleben.
Das möchte ich auch. Darum sind wir z.B. in Medellin ins Umland gefahren (den Namen des Vorortes habe ich vergessen), wo ein lokaler Weihnachtsmarkt war und wo man gut und günstig essen konnte. Die Touri-Gegend in Medellin ist furchtbar.
Deswegen liebe ich auch Japan. Und deswegen reizt es mich auch null, z.B. in die Dominikanische Republik zu reisen. Denn dort kann man sich ja wirklich nur in seinem Resort verbarrikadieren.
Aber ich fahre dann eben nicht an solche Orte, wo ich weiß, dass es außer dem künstlichen Resort nichts gibt.
Und die Armen dort sind auch arm, wenn du in einem Luxusresort auf den Malediven bist, du siehst sie dann nur nicht, während du mit einem Aufenthalt auf kolumbianischen Inseln sogar ein ganz klein wenig etwas gegen deren Armut tun könntest.
Du meinst, es ginge den Menschen auf den Malediven besser, wenn es keinen Tourismus gäbe?
Die Malediven sind allerdings tatsächlich wieder so ein Beispiel, wo ich Menschen kenne, die aufgrund der Politik dort nicht hin möchten.
Und ich glaube auch, dass mich an den Malediven nichts interessieren würde, außer eben die Resort-Inseln. Dafür sind die Resorts eben sicher toll (ich war noch nie da, will aber unbedingt hin), und der Deal ist eben, dass man de facto das Land einfach an Ausländer vermietet. Das ist eben ein Extremfall, aber ich denke, dieser Graph spricht für sich:
https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD?locations=MV
Ich denke, man kann hier ein Fazit ziehen, weil ich das Gefühl habe, dass sich die Diskussion im Kreis dreht:
Providencia ist nur geeignet für Abenteuerurlauber, die keinen Wert auf Infrastruktur legen.
Der Durchschnittstourist wird dort nicht glücklich, der Luxustourist schon mal überhaupt nicht.
Keine der drei Touristengruppen ist per se besser als die andere, aber je nachdem, welcher Gruppe man sich zugehörig fühlt, sollte man eben nach Providencia reisen oder eben besser nicht.