Also ganz persönlich halte ich es für ein sehr schwieriges Thema.
Was für mich klar ist: Als erstes muss Lufthansa, und zwar mega ultra schnell, das Chaos und die Unklarheit zum Versicherungsschutz auflösen.
Von "bring me home Garantie" bis zur Auslandsreisekrankenversicherung und Reiseabbruchversicherung der Lufthansa Kreditkarte gibt es ja einige Produkte, wo man aktuell nicht durchblickt, und vor allem keine schriftliche Versicherung hat, was denn nun gerade zählt, welchen Schutz man genießt, und wie der konkrete Ablauf ist von der Sekunde an, in der man ein positives Ergebnis (egal ob Antigen oder PCR oder iGM) bekommt.
Das wäre aus meiner Sicht auch das einfachste für Lufthansa von den ganzen Themen, denn zunächst würde es nicht darum gehen, konkrete zusätzliche Deckung zu übernehmen. Stattdessen müsse Lufthansa einen Leitfaden auf 1-2 Seiten zusammenstellen, den jeder Kunde (oder zumindest Statuskunde) proaktiv erhält.
Da steht dann drauf, was alles in welchem Fall gezahlt wird.
Der nächste Schritt wäre, dass Lufthansa bei einem positiven Ergebnis nicht so einen Blödsinn erzählt wie bisher a la "die Versicherung übernimmt die Umbuchungskosten bis zu 50 Euro" oder wie auch immer der Quatsch aktuell formuliert ist in manchen Fällen. Stattdessen steht auf dem Zettel "Sie können bei vorliegen eines positiven Tests jeglichen Flug kostenfrei auf einen alternativen Flug in der gleichen Beförderungsklasse umbuchen. Ohne Einschränkung".
Mit diesen beiden Maßnahmen würde ich schon wieder eine Reihe von weiteren Reisen machen, sofern möglich. Aber in den USA stehen und dann merken, dass ich auf einmal 100.000 Euro für Krankenhaus und Quarantäne zahlen soll? No way.
Der nächste Schritt ist dann: Entweder übernimmt Lufthansa das Risiko für Kunden, die keine Kreditkarte besitzen (oder wenn die LH Karte den Schutz nicht abdeckt), oder es gibt eine triviale Internetseite, wo man seinen Flug oder Buchungscode eingibt, und einen Betrag angezeigt bekommt, für den man den Schutz kaufen kann. Kann von mir aus 100 Euro pro Flug kosten. Was nicht geht ist, dass ein Kunde sich unabhängig darum kümmern muss und dann mehrere Ansprechpartner hat, die sich dann gegenseitig rausreden (im Sinne von "Lufthansa sagt: Jetzt kostet die Umbuchung aber 4000 Euro weil die Buchungsklasse nicht mehr da ist oder Ticket ungültig oder so", Versicherung sagt: "Wir übernehmen nur 50 Euro", usw.).
Der nächste Shcritt ist: Für alle Flüge, wo ein Test verpflichtend ist, organisiert Lufthansa die Unterkunft für den Fall eines positiven Tests vor dem Rückflug. Kostenübernahme entweder durch Lufthansa, oder durch Versicherung, aber: Kosten sind dem Lufthansa-Kunden vor Abflug bekannt. Auch hier: Transparenz ist wichtig, auch wenn es den Kunden Geld kostet.
Damit würde man sicher schon extrem weit kommen.
Zu dem Impfthema: Hier tue ich mir persönlich sehr schwer.
Einerseits: Die 90jährige Oma ist sicher am vulnerabelsten. Andererseits: Sie muss weder reisen, noch arbeiten, und man könnte sie besser schützen.
Andererseits: Der 40jährige Unternehmer wird offenbar erst Ende des Jahres seine Impfung bekommen. Er kann sich schützen, aber andererseits muss er arbeiten, wenn er nicht pleite gehen will. Und das braucht das Land, damit irgendwo her auch Steuern und Arbeitsplätze kommen. Und vielleicht hat er auch ältere Mitarbeiter, die er nicht anstecken will.
Von daher: Ich traue mir nicht zu, eine eindeutige Meinung zu bilden. Es ist aber meiner Meinung nach nicht so schwarz-weiß, wie es in der Presse suggeriert wird. Da scheint es mir aktuell ja so dargestellt zu werden, dass die Alten die gefährdeten sind, und die jungen sind nicht gefährdet und wollen nur feiern, sind also selbst schuld. Für mich sieht die Realität da etwas anders aus, vor allem wenn man die wirtschaftlichen Folgen betrachtet. Von daher halte ich die Frage, ob man die Risikogruppen nicht besser schützen könnte, und gleichzeitig das wirtschaftliche Leben durch Impfungen zuerst (oder zumindest parallel) auch aufrecht erhalten sollte, für zumindest eine Frage, die man stellen darf...
Wie die richtige Antwort darauf ist? Keine Ahnung. Meine Meinung interessiert sowieso niemanden, weil aus meiner Sicht der Entscheidungsfindungsprozess ohnehin vollkommen intransparent ist und nicht alle Meinungen gehört werden. Umso interessanter aber daher für mich ein Einblick, wie andere Vielflieger so denken darüber!