Sobald LH die gewünschte Staatshilfe bekommt, wird das Vertrauen wieder da sein.
(...)
Ich denke das nicht. Es ist aus meiner Sicht eine grobe - unzutreffende Verkürzung zu glauben, dass man verlorenes Vertrauen auf die geschilderte Weise wieder wettmachen kann.
Der Kollateralschaden, den die Lufthansa Unternehmensleitung durch ihre, aus meiner Sicht, denkbar schlechte Kommunikationspolitik (Quantität/Qualität/Transparenz/Offenheit) und das unsägliche Verhandlungsgestümper bewusst in Kauf nimmt, wird einen Nachhall im Wirtschaftsleben der Bundesrepublik Deutschland haben der sich gewaschen hat.
Das gilt für Lufthansa -> Consumer wie auch für Lufthansa -> Business
(...) Sollte LH nach den Staatshilfe Insolvenz anmelden müssen, werden wir andere Probleme haben (...)
Wir hatten die Diskussion ja hier schon zu anderen Zeiten, mit sehr entgegengesetzten Auffassungen und schätzenswerten Ansichten. Aus meiner Sicht ist die Lufthansa und ihr Vorstand nur deswegen zahlenmaessig so erfolgreich, weil sie ihre Marktmacht zur Durchsetzung von höheren Preisen / ungebührlichen Preissteigerungen gegenüber bestimmten Kundengruppen konsequent durchsetzt.
Strukturell ist die Lufthansa als Airline aus meiner Sicht wenig erfolgreich, weil ich diesen Erfolg vor allem von den Stueckkosten der Produktion von Fluegen abhängig mache. Warum ist das so? Weil in einem echten Markt mit einem Massengut (was der Linienflug aus meiner Sicht ist), der Erfolg eines Unternehmens zum überwiegenden Teil davon abhängt wie günstig er bei "gesetzten Markpreisen" produziert. In einem echten Markt sind "Extra" Zuschläge auf die Preise zu Gunsten einzelner Anbieter eben nicht nachhaltig durchsetzbar.
Um auf die These oben zurueck zukommen: Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass die kommenden Jahre ein Volumen an Passagieren erreicht werden kann, dass bei den strukturellen Voraussetzungen im Konzern Geld verdient werden wird.
Konkret wird die Staatshilfe an den Mechanismen im Konzern - und deren Orientierung nichts ändern. Projekte die in der Vergangenheit einen anderen Fokus hatten (e.g. Eurowings / Germanwings) sind schon vor Corona Rohrkrepierer gewesen.
Noch etwas Spannendes zum Thema Wirksamkeit - Drohgebärden Insolvenz in Eigenverwaltung - als Druckmittel:
Die FAZ hat
https://www.faz.net/aktuell/finanze...an-nicht-so-einfach-los-16745950.html?premium
heute frueh hinter der Paywall einen interessanten Artikel dazu, dessen Quintessenz lautet:
(...) Die Drohkulisse der Lufthansa an die Politik dürfte wohl mit Blick auf die Pensionsverpflichtungen nicht recht greifen, da sich der Konzern kaum gegen die anderen einflussreichen Arbeitgeber stellen will (...)
weiterhin:
* Insolvenz bedeutet: Die Entledigung der Pensionslasten in den Pensionssicherungsverein
* Dort gibt es unter den Mitgliedern heftige Auseinanderstezungen wenn der Eindruck entsteht dass
Einzelne auf Kosten der Gemeinschaft interne Fehler sozialisieren möchten. Ein Dax Konzern wie die Lufthansa
könnte eine vollständige Zerrüttung zur Folge haben.
* Der Pensionsverein tritt auch als Gläubiger auf
* Schon zur Finanzkrise 08/09 waren die Quoten der Beiträge von formals 3 Basispunkten um 400 % gestiegen
* Mit der Materie betraute Personen können sich offenbar nicht vorstellen, dass der Lufthansa Vorstand die Solidarität der anderen Arbeitgeber in genannter Weise "testet".
die FAZ muendet in der bekannten Analyse:
(...) Die Pensionsverpflichtungen der Fluggesellschaft sind ein langjähriges und hausgemachtes Problem, das sich auch in zahlreichen Tarifverhandlungen und Streiks nicht befriedigend regeln ließ (...)
Nimmt man diesen Hintergrund ernst, dann ist auch hier der Kollateralschaden den der Lufthansa Vorstand derzeit anrichtet immens - und wird einen Nachhall haben. So oder so.
Die Insolvenz in Eigenverwaltung ist keine Drohung demnach - sie ist Ausdruck der Verzweiflung und der Uneinsichtigkeit.
Noch etwas: Wer bei der Argumentation gegen staatliche Belegung von AR / Sperrminorität etc nur an Alitalia oder SAA denkt (auch in der ARD war dies gestern von den sog. Experten wieder so erwähnt worden) - der hat überhaupt nichts oder nur wenig von diesen Airlines und deren viel tiefgreifenderen Problemen und Verflechtungen in den Staat (auf allen Ebenen) verstanden.