Ein schöner Thread. Ich hoffe, LH liest hier kräftig mit.
Wie immer stehen auf der einen Seite die BWLer, die wirtschaftliches Denken gewohnt sind. Kennzeichen hierfür sind Argumente wie:
- Auf einer kurzen Strecke macht das doch nichts aus.
- welchen Wert hat schon ein Plastikbecherchen mit Orangensaft
- das Essen im Flugzeug ist doch Nebensache
- entscheidend ist die Verfügbarkeit, die Frequenz und die Sicherheit...
Diese Argumente überzeugen. Dummerweise entscheidet aber meistens nicht der Verstand darüber, was gebucht wird, sondern die Emotionen (kleiner Lektüretipp zur Unterhaltung: Jonah Lehrer: Wie wir entscheiden). Gerechtfertigt wird dies dann mit rationalen Argumenten.
So kaufen die Mercedes - Käufer ihr Auto angeblich auch nur aus Gründen der Sicherheit, der Zuverlässigkeit usw. Sie wären aber nicht bereit, das identische Auto zum selben Preis zu kaufen, wenn z.B. KIA drauf stünde.
Bisher gelang es Lufthansa recht gut, sich gegen die Konkurrenz der LCC zu behaupten. U.a. weil sie ihre Kundschaft mit so wesentlichen Dingen wie Lounges, Prämien und Bonusmeilen usw. belohnt haben. Diese Dinge sind die Punkte, die Kunden bringen.
Warum gibt es sonst eine Schlange am C - CI auch in den Fällen, in denen der Y - CI leer ist?
Sparkommissare sind wichtig für ein Unternehmen, das in Schieflage gekommen ist, aber sie sind selten die richtigen Berater, um ein Unternehmen langfristig auszurichten und zu positionieren.
Mit einem LCC unter dem Namen "Lufthansa" geht das schief. Und das weiß der zukünftige Chef auch. Er sagt es sogar selbst. Mit der Kostenstruktur eines LCC können wir nicht mithalten.
Wenn es nach mir ginge, dann würde die zukünftige LH - Strategie so aussehen:
Wo Lufthansa draufsteht ist auch Lufthansa drin. Eine Full (!) - Service Airline mit entsprechend höheren Preisen.
Lufthansa würde dann die Mehrzahl der "feeder" - Flüge bedienen. Außerdem einige Flüge abdecken, bei denen zu erwarten ist, dass hohe Preise erzielt werden können. Dann auch mit Service und mit (deutlich höheren) Meilengutschriften. Möglicherweise auf den Europastrecken in Kombination mit einem Businessclass - Angebot ähnlich dem Swiss Business Saver.
Zu den verkehrsschwachen Zeiten und auf den wenig ertragreichen Strecken (meist abseits der Hubs) wird Germanwings eingesetzt. Mit den typischen Merkmalen eines LCC. Auf den ersten Blick niedrige Preise. Niedriges Serviceniveau, Reisen ohne aufgegebenes Gepäck, enge Bestuhlung aber der Möglichkeit, sich zusätzliche Leistungen zuzukaufen.
So bleibt es bei einem klaren Branding. Eine ganz wesentliche Sache, die von den Kostenreduzierern massiv unterschätzt wird. Vorbilder in der Reisebranche gibt es ja zahlreiche: Man betrachte nur die Markenvielfalt innerhalb der einzelnen Hotelgruppen.