Meine Reise in die Concorde

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Muggs

Reguläres Mitglied
21.04.2016
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0
Stuttgart
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Gibt es digitalisierte Dias von den früheren Reisen? Las Vegas anfangs der 80er fände ich spannend. ;)
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
Erst in einigen Tagen wird es mit der inhaltlichen Erzählung weitergehen, etwa dem Bau und dem Linienbetrieb der Concorde, ich muss meine Texte sortieren und einiges überprüfen. Schließlich habe ich neben dem "Hobby Concorde" ja noch einen Job und ein anderes Leben.

Es gibt umfangreiches Material zur Concorde, offenbar ein Thema das viele interessiert. Einige der unzähligen Bücher habe ich im Laufe der Zeit gelesen. Auch von dem vielen Material, das bei Youtube und anderen Portalen zu finden ist, habe ich im Laufe der Jahre einiges betrachtet. Zusammen mit der Erfahrung meiner 5 Flüge bildet dies die Ursuppe meiner Erzählung.

Bis es hier weitergeht werde ich noch ein wenig Videomaterial verlinken

Erstflug der Concorde 1969 aus einer britischen Wochenschau (4 Minuten):



Ein vielleicht spannendes Detail dabei: bei den Testflügen war immer ein Fallschirm dabei, der bei der Landung am Heck zum Abbremsen eingesetzt wurde, hier gut zu sehen.
 
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Mulder_110

Erfahrenes Mitglied
04.05.2012
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416
Super, vielen Dank für diese hochinteressanten Berichte! Ich bin selber leider "zu jung", um das jemals selber erlebt zu haben -- naja, bin fast 40, aber mit Anfang 20 hatte ich eben das Geld noch nicht, was ich heute habe. ;-)

Oh Mann, würde es die Concorde heute noch geben, ich würde jeden Preis zahlen um nur einmal damit zu fliegen ... *seufz*

Oder noch besser, mich in die 80er-Jahre zurück beamen. Da hatte es ja noch viel mehr Charme. Concorde-Room in LHR, mal eben für ein Meeting nach NY ... Amazing!

Naja, habe mich damit abgefunden, dass ich mir meinen Senator-Status wohl bis ans Lebensende auf 321, 359, 777, und, wenn's ganz gut läuft, mal auf 388 erfliegen darf ... Boooooring.
 

spocky83

Erfahrenes Mitglied
21.12.2014
3.631
970
MUC, BSL
Könntest du uns Jüngeren etwas über Grau- und Schwarzmarkttickets erzählen? Ein paar Anektdoten sind mir durchaus bekannt (z.B. die vergleichsweise spottbilligen Interflugtickets ex DDR).
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Könntest du uns Jüngeren etwas über Grau- und Schwarzmarkttickets erzählen? Ein paar Anektdoten sind mir durchaus bekannt (z.B. die vergleichsweise spottbilligen Interflugtickets ex DDR).


Gut, ein Stück Erklärung:

Ich will es versuchen: Im Zeitraum so etwa Ende der 1970er und in den Achtziger Jahre habe ich nach meiner Erinnerung solche Tickets inner-europäisch genutzt. Zur Erinnerung: offiziell gab es nur die IATA Normaltarife, die eigentlich für "Normalos" wie mich völlig unerschwinglich waren, wenn es nicht gerade eine beruflich veranlasste Reise war, also jemand anderes die Kosten trug.

In Hamburg und sicherlich auch in anderen Städtchen gab es Reisebüros, die sogenannte "Grau- und Schwarzmarkttickets" verkauften. Sie hatten den Vorteil, deutlich billiger als reguläre Tickets zu sein. Das waren einmal Tickets, die nur in Zusammenhang einer Pauschalreise verkauft werden durften. Ich erinnere in Hamburg drei Reisebüros, die mir solche Tickets verkauft haben. Manchmal bekam ich einen fiktiven Hotelgutschein dazu, der ohne Wert war, meist nicht. Ich war mehrfach mit solchen Tickets unterwegs, bin aber nie nach meiner Pauschalreise gefragt worden.

Dazu muss ich ergänzend darauf hinweisen, dass Fliegen damals anders passierte. Man ging am Flughafen zum Check In-Schalter und dort wurde der entspreche Coupon aus dem (papiernen!!!) Flugschein herausgerissen und in eine Papierhülle namens Boardingpass gesteckt, auf den noch einmal die Flugdaten gedruckt wurden. Dann zum Gate wo beim Check-In der Boardingpass einbehalten wurde. Irgendwelche Kontrollen gab es außer der Ausweis- und Passkontrolle nicht, auch kein Abgleich zwischen dem Reisenden und dem Namen auf dem Flugticket. Auch konnte man in Hamburg supergünstige Tickets für Seeleute kaufen, die eigentlich nur dieser Berufsgruppe vorbehalten waren, wenn sie beruflich zu ihren nächsten Einsatz flogen. Ich habe auf der Strecke nach London mehrfach davon gebrauch gemacht. Ebenso wurden etwa für Hamburg - London bei DANAIR Chartertickets ohne Pauschalreise verkauft, was ebensowenig den strengen IATA Regeln entsprach. Und auch zu anderen Charter Destinationen.

Wurde natürlich nicht von allen Reisebüros angeboten, auch nicht, wenn man nicht davon wusste und danach fragte.:D

Es gab auch die Möglichkeit des Hardcorebetruges, bei dem man nach dem Einchecken den Flugcoupon aus der Boardingpass entnommen hat und zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal für dieselbe Strecke benutzt hat. Ich habe mich dazu nicht getraut, es aber einmal unterwegs gesehen. Muss wohl häufiger vorgekommen sein, denn später gab es daher für Check In Agenten die Dienstanweisung, das Vorhandensein des Flugscheins im Boardingpass zu überprüfen. Noch später dann war die Boardingpasshülle so konstruiert, dass es ein größeres Sichtfenster gab durch das der Check In Agent sofort sehen konnte, ob der Flugschein vorhanden war.

Ebenso erinnere ich mich, dass ich zwei- oder dreimal auf der Strecke von BerlinTegel nach Hamburg ein nicht IATA regelkonformes Ticket für die TAP gekauft habe, die damals am Nachmittag mit der 727 das Routing Lissabon Berlin Hamburg Lissabon bediente. An drei Tagen in der Woche. War mit nur 40 oder 50 DM deutlich billiger als das Ticket der PAN AM nach Hamburg, da ja bis 1989 nur die alliierten Siegermächte die Transitstrecken von Berlin nach Westdeutschland fliegen durften. Sicherlich hatte die TAP keine Linienrechte für dieses Segment.
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
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Hamburg
Tickets für Interflug dagegen waren billig aber nicht illegal. Sie wurden in bestimmten Reisebüros verkauft (in Westberlin und auch in Hamburg zum Beispiel), hatten aber für mich als Hamburger den Nachteil, dass ich erst hätte nach Westberlin fliegen müssen. Auch war der Abflug von Ost Berlin dem heutigen SXF relativ langsam, auch wenn auf auf die großen Kontrollen verzichtet wurden, die sonst beim Überqueren der Zonengrenze üblich waren. Man musste erst einmal in Westberlin einen der Transitbusse nehmen, der einen zum Flughafen auf der anderen Seite brachte.

Interflug-Tickets zu kaufen galt als politisch unerwünscht, es war der Kalte Krieg und die Springer-Presse dröhnte, damit würde man den Feind unterstützen. Ebenso wie der politisch korrekte West-Berliner die S Bahn nicht nutzte weil sie vom "Feind" betrieben wurde. Bei meinem Abitur 1972 wurde beim benachbarten Mädchen Gymnasium in Klassenarbeiten noch als Fehler rot markiert, wenn eines der Mädchen "DDR" statt "Ostzone" schrieb. Galt als grammatikalischer Fehler.

Weichwährungstickets waren Ticktes, die man in einem der Weichwährungsländer kaufte, in denen Tickets aufgrund der Währungsparität und der Kaufkraft deutlich billiger war. Innerhalb Europas erinnere ich dies für Griechenland und Portugal. Auch von London nach Hamburg war ein in Großbritannien gekauftes Ticket um 40 % billiger als wenn ich es in Hamburg erworben hätte.

Ein Ticket Athen nach New York über Frankfurt kostete etwa nur ein Drittel des Preises ab Hamburg oder München. Problemlos konnte man ab Deutschland damit losfliegen, wenn man den ersten Coupon herausriss. Man musste nicht einmal in die entsprechenden Länder, es gab spezielle Reisebüros, die solche Tickets hier verkauften. Aufgrund des damals noch höchst geringen Grads an EDV Nutzung und Digitalisierung war derartiges für die Fluggesellschaften nicht zu kontrollieren.
 
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SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
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Nordpfalz
Auch war der Abflug von Ost Berlin dem heutigen SXF relativ langsam, auch wenn auf auf die großen Kontrollen verzichtet wurden, die sonst beim Überqueren der Zonengrenze üblich waren. Man musste erst einmal in Westberlin einen der Transitbusse nehmen, der einen zum Flughafen auf der anderen Seite brachte.

Zu meinen Inlandsflügen (nach ERF & HDF) bin ich mit dem Auto über den Rudower Übergang gefahren und habe das Fahrzeug am Flughafen abgestellt. Ging als Westberliner mit DDR-Tagesvisum :)

Ansonsten, für die schönen Auslandsflüge mit Il-18 oder Tu-134, in der Tat mit dem Bus ab Uhlandstraße vorm RB Helios.

Optimierung zu Zeiten vor dem WWW: Es gab auch Studententarife, die eine bis zu 25% längere Flugstrecke (Umweg) zuließen. Habe ich regelmäßig genutzt, um in den Genuss von Exoten zu kommen (Nomad, Viscount, Mercure, Gulfstream 1...).
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Zu meinen Inlandsflügen (nach ERF & HDF) bin ich mit dem Auto über den Rudower Übergang gefahren und habe das Fahrzeug am Flughafen abgestellt. Ging als Westberliner mit DDR-Tagesvisum :)

Ansonsten, für die schönen Auslandsflüge mit Il-18 oder Tu-134, in der Tat mit dem Bus ab Uhlandstraße vorm RB Helios.

Optimierung zu Zeiten vor dem WWW: Es gab auch Studententarife, die eine bis zu 25% längere Flugstrecke (Umweg) zuließen. Habe ich regelmäßig genutzt, um in den Genuss von Exoten zu kommen (Nomad, Viscount, Mercure, Gulfstream 1...).

DDR Inlandsflüge sind ja auch etwas sehr spezielles gewesen:)

War das Reisebüros Helios, wenn ich richtig erinnere, nicht das Reisebüro, in dem in Westberlin die Interflugtickets verkauft wurden??
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
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Hamburg
Es ist doch schon wieder ein kurzer Baustein fertig geworden:

Fortsetzung 23

Nach dem Erstflug 1969 wurde die Concorde so ausgiebig getestet wie vorher und später nie wieder ein Flugzeug. Zwischen 5.000 und 6.000 Flugstunden soll es gegeben haben. Im Jahr 1968 verkündete das französisch-englische Hersteller-Konsortium 76 Vorbestellungen von 16 Fluggesellschaften. Auch die Lufthansa hatte 3 Exemplare bestellt. Doch aufgrund des Lärmproblems, und der den hohen Betriebskosten zogen alle Gesellschaften bis auf die Airlines der Herstellerländer, Air France und British Airways, ihre Bestellungen zurück. Auch gemessen an den durchaus auch lauten Alltagsflugzeugen der 1970er wie B 727, B737, BAC 1-11, DC 10 etc war die Concorde relativ laut und sie erzeugte beim Durchstoßen der Schallmauer den Supersonic Boom, der in einem Schallkegel auf dem Erdboden laut zu vernehmen war. Ebenso wuchsen die Zweifel an der Wirtschaftlichkeit. 1973 hatte es die Ölkrise geben, die Älteren erinnern sich vielleicht noch an die sonntäglichen Fahrverbote. Die Kerosinpreise waren gestiegen. Dazu führt das Lärmproblem zu Protesten und Überflugverboten.

Für die Boeing B 2707, die nie gebaut wurde, soll es über 90 Vorbestellungen gegeben haben, doch auch diese wurden alle wieder zurück gezogen.

Insgesamt wurden inklusive der Vorserienmodelle nur 20 Maschinen der Concorde gebaut, 16 davon bei BA und AF im Linienverkehr eingesetzt.

Auf dem nachfolgenden kurzen Video kann man gut hören wie laut die Concorde beim Start war. Bei 0:58 hört man den Supersonic Boom.

Wie man sieht, ist der Boom auf einem Boot im Atlantik aufgenommen, erst über Wasser durfte die Concorde Mach 1 überschreiten. Ich habe ihn nie in echt gehört, denn im Flugzeug selbst merkte man nichts davon.

Aber nach diesem Videoclip muss es am Boden ein heftiges Erlebnis gewesen sein.

Vorsicht, nicht erschrecken.:D Besonders schön, wenn man den Lautsprecher aufdreht, aber Vorsicht mit den Fensterscheiben.

 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Nur eine Ergänzung:

Die Schallgeschwindigkeit beträgt etwa 1236 km/h. (Mach 1) Für die Technik-Freaks, eine wenig Hintergrundwissen zum Sonic Boom


Fortsetzung folgt
 
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Reaktionen: thomasN und DavidHB

thomasN

Reguläres Mitglied
19.06.2014
83
13
Super interessante Story, auch der zeitgeschichtliche Hintergrund gefällt sehr. Freue mich auf die Fortsetzung!
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Fortsetzung 24

Irgendwann waren die 1980er gekommen und Mitte des Jahrzehnts gab es 1985 in London im alten, heute längst durch einen Neubau ersetzten, Wembley Stadion die große Wohltätigkeitsveranstaltung LIVE AID (Feed the world), von Musikern zugunsten der Hungerhilfe für Afrika. Es war eine weltweite Spenden-Sammel-Veranstaltung, die gleichzeitig in London und im John F Kennedy Stadium in Philadelphia in den USA stattfand. Die Konzerte wurde weltweit per Satellit im Fernsehen und Radio live übertragen und erreichte nach Wikipedia 1,5 Milliarden Zuhörer und Zuschauer. 200 Millionen DM sind als Spenden zusammengekommen und kamen der Hungerhilfe in Afrika zugute.

LIVE AID (Feed the world) ging zurück auf das 1971 von dem ehemaligen Beatle George Harrison organisierte Concert for Bangla Desh von 1971, dem ersten weltweit groß beachteten humanitären Event von Musikern und Künstlern. Dies war der Vorläufer aller späteren humanitär und politisch intendierten musikalischen Mega-Events, wie dem Peace Sunday 1982 in Pasadena, California, Farm Aid 1985, Band Aid, das Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert 1988 in London und den vielen Rock-Against-Racism-Aktivitäten und eben LIVE AID. Globale Großereignisse von menschlicher Hilfsbereitschaft und politischem Engagement.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhangt ist, dass Phil Collins bei LIVE AID an einem und demselben Tag gleichzeitig auf zwei Kontinenten aufgetreten ist, zuerst in London und dann in Philadelpia. Dort trat er mit Led Zeppelin und Eric Clapton auf. Ein Flug mit der Zeitmaschine Concorde machte es möglich. Selbstverständlich spielte er seinen Song In the air tonight

 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Fortsetzung 25

1973 waren Air France und British Airways als einzige Fluggesellschaften übriggeblieben, die Concorde Flugzeuge besaßen und betrieben. Der Linienverkehr fand im wesentlichen auf den Strecken Paris - New York (AF) und von BA von London LHR nach Washington und New York sowie auf der Route London - Barbados statt.

(Anmerkung: wenn jemand aus dem Forum noch Quellen zu den Concorde-Linienflügen hat ist ein Hinweis auf Quellen sehr willkommen.):)

Dazu gab es Charter- und Sonderflüge, auch ab Deutschland. Sogar in die DDR flog die Concorde:

Zitat aus Wikipedia: Am 18. März 1986 landete erstmals eine Concorde in der DDR. Anlässlich des an diesem Tage auf der Leipziger Messe stattfindenden Frankreich-Tages flog eine Concorde der Air France (F-BVFF) den Flughafen Leipzig-Schkeuditz an. Einen Tag später landete auch eine Concorde der British Airways in Leipzig. Dabei flogen die Maschinen einen Umweg über Nord- und Ostsee, einerseits um den Passagieren einen Überschallflug zu ermöglichen, andererseits weil der Überflug der innerdeutschen Grenze aus politischen Gründen nicht möglich war. Normalerweise war der Flug mit Überschallgeschwindigkeit über dem europäischen Festland nicht gestattet, doch beim ersten Einflug in die DDR durfte die Concorde der Air France über dem nördlichen Teil der DDR mit Mach 1,5 fliegen. Dieses Gebiet wurde auch sonst von Militärflugzeugen regelmäßig mit Überschallgeschwindigkeit durchflogen. Die Concorde war in den folgenden Jahren ein regelmäßiger Gast im Leipziger Messeflugverkehr.

Zitat aus Wikipedia: Vom 15. bis 17. August 1995 gelang einer Concorde der Air France, Flugnummer AF 1995, mit 31 Stunden, 27 Minuten und 49 Sekunden der schnellste Flug mit Passagieren um die Welt. Der Flug wurde vom US-amerikanischen Rechtsanwalt Donald Pevsner organisiert und im Rahmen einer Werbeaktion zusammen mit einer Brauerei durchgeführt. Gemessen wurde hierbei die gesamte Zeit, die vom Start in New York bis zur Landung auf dem Ausgangsflughafen vergangen war, inklusive sämtlicher Zwischenstopps in Toulouse, Dubai, Bangkok, Guam, Honolulu und Acapulco. Auf der 36.784 Kilometer langen Flugreise konnten die Passagiere je zwei Sonnenauf- und -untergänge miterleben.

Und noch einige kurze Minuten historisches Material: Eine Concorde in Sidney




Und aus dem Caribbean Journal:

2. A certain times of the year when there’s a four-hour time difference (Barbados doesn’t observe daylight savings time) if the pilots made good time and arrived in less than four hours, Concorde would appear to land in Barbados before it left London!
 
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SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
5.018
56
Nordpfalz
Anmerkung: wenn jemand aus dem Forum noch Quellen zu den Concorde-Linienflügen hat ist ein Hinweis auf Quellen sehr willkommen.

Gepriesen seien die Freuden eines analogen Archivs :) Hatte "Flight International" seit den frühen Siebzigern abonniert, teilweise sogar in (als Buch) gebundener Form aufbewahrt (bedauerlicherweise anlässlich eines Umzugs entsorgt...). Seit ca. einem Jahr verzichte ich dankend auf den Bezug der Zeitschrift, da die teilweise nurmehr digitale Ausgaben veröffentlichen.

Interessante Hefte habe ich über die vergangenen 20 Jahre "lose und ungeordnet" im Regal herumfliegen. Für Dein Anliegen langt es :)

Aus Band 184, Nr. 5412 aus dem Oktober 2013, mit dem Titel "Return of the Mach":

Eine Zeitleiste zeigt die wesentlichen Daten auf; beginnend mit dem anglo-frz. Regierungsabkommen zur Entwicklung eines Überschallflugzeugs am 29.11.62 - lange vor dem EWG-Beitritt des VK - und die den Januar 63 als den Zeitpunkt nennt, zu welchem der Concord(e)-Name erstmals verwendet wird.

A minor but perplexing problem was the spelling of the aircraft’s name, with the UK originally opting for the British spelling without the final “e”. Dieses "e" steht, sagte Technologieminister Tony Benn bei der Vorstellung der ersten Maschine 1967 in Toulouse, für "England, excellence, Europe and entente".

1975 – Lufttüchtigkeitszeugnisse erteilt (Frankreich - 9. Oktober, VK – 8. Dezember; es gab ja noch keine JAA / EASA ;-)

Erstauslieferung AF – 19.12.75; BA 14.1.76.

Dezember 1975 – Das US-Abgeordnetenhaus verbannt die Concorde für sechs Monate aus dem US-Luftraum.

21.1.76 - AF eröffnet kommerzielle Dienste nach Rio, BA nach Bahrain.

24.5.76 – Erste kommerzielle Dienste nach Dulles (16-monatige Ausnahmegenehmigung für „Erprobungsflüge“).

Februar 1977 – Das Flugverbot wird seitens der US-Bundesebene aufgehoben, aber die Hafenbehörde von New York (Betreiber von JFK) verbietet einseitig die Concorde.

22.11.77 – Nachdem Präsident Giscard d’Estaing und Premier James Callaghan bei Präsident Carter interveniert hatten und das Oberste Gericht den Entscheid der Hafenbehörde im Vormonat überstimmt hatte, fanden erste kommerzielle Einsätze nach JFK statt.

Dezember 1977 – BA und SQ betreiben gemeinsame Dienste nach Paya Lebar (dearie me - wenn ich mich der dort in den späten 60ern verbrachten seligen Tage beim Spotting mit dem Fahrrad erinnere...). Diese werden nach dreimaliger Durchführung aufgrund malaysischer Einwände supendiert.

Januar 1979 bis Mai 1980 – Die selige BN betreibt gemeinsame (Unterschall-) Dienste mit BA und AF zwischen IAD und DFW (wo die Concorde lt. Wiki angeblich anlässlich der Eröffnung im September 1973 ihre erste Landung in den USA hatte).

Weitere Routen mit SSC-Linienbetrieb sind in der Quelle nicht aufgeführt. Aber in "The Concorde Story" von Ch. Orlebar finden sie sich (leider schlechtes Lektorat, sehe gleich zwei Fehler auf Seite 129...):

- Over the winter months, a once, sometimes twice, weekly service to Barbados.

- In 1982, AF ceases SSC-flights to Rio, Caracas, Mexico City and Dulles.

- In Oct 1994, after 18 years, BA dropped their LHR-IAD service, the Miami extension to that route having been discontinued by March 1991 (saving six hundred supersonic secotrs per year and thus prolonging SSC's useful years of service).

- Mit der Aufgabe der 3/7-Verbindung nach IAD wurde der Morgenflug von JFK nach DCA verlängert.

Zu dem in diesem Kontext zwischen @concordeuser und mir einmal diskutierten „Ruck“ und das „Beben“ unterm Kabinenboden beim Einschalten der Nachbrenner zum Überschreiten der Schallgrenze findet sich in „Flight International“ Band 189, Nr. 5522 vom Januar 2016 eine Aussage. Rd. 40 Jahre nach Beginn des kommerziellen Einsatzes Was doch ein analoges Archiv wert ist :) Hatte "Flight International" seit den frühen Siebzigern abonniert, teilweise sogar in (als Buch) gebundener Form aufbewahrt (bedauerlicherweise anlässlich eines Umzugs entsorgt...). Seit ca. einem Jahr verzichte ich dankend auf den Bezug der Zeitschrift, da die teilweise nurmehr digitale Ausgaben veröffentlichen.

Zu dem in diesem Kontext zwischen @concordeuser und mir einmal diskutierten „Ruck“ und das „Beben“ unterm Kabinenboden beim Einschalten der Nachbrenner zum Überschreiten der Schallgrenze findet sich in „Flight International“ Band 189, Nr. 5522 vom Januar 2016 eine Aussage. Rd. 40 Jahre nach Beginn des kommerziellen Einsatzes zitiert Murdo Morrison in einem mit „Days of Speed“ betitelten Beitrag den früheren Herausgeber Mike Ramsden folgendermaßen:

...with the Alps in view, at 12.59 the captain announced the start of transonic acceleration. “The surge is noticeable but I cannot detect, from where I am riding, the expected nudge of the reheat”, wrote Ramsden. “Noise level, or rather pitch, increases slightly and the now livelier airframe tells us that Concorde is in her supersonic element.”

Es handelte sich um den kommerziellen Erstflug von London nach Bahrain, der mit einem „Houston-style countdown“ gleichzeitig mit jenem von Paris nach Rio abhob. Nach Bahrain hatten Länder aus Osteuropa und des Mittleren Ostens grünes Licht für einen Überschallüberflug gegeben.

Ich selbst stand der Entwicklung der SSC durchaus skeptisch gegenüber ("Umweltsau"), habe die Flüge mit ihr aber doch genossen. Einfach eine fantastische Erfahrung.
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Fortsetzung 26


Ab Mitte der 1980er und in den 1990ern war ich nun richtig viel in Flugzeugen unterwegs, noch mehr als vorher, beruflich und privat, ganz oft von Hamburg nach Berlin, innerhalb Deutschlands, in Europa sowie Reisen nach USA und Asien. Dazu viele Kurzurlaube und Städtetrips. Auch hatte ich angefangen, regelmäßig zu Konzerten von Bob Dylan zu fliegen. (y)

In einer Stadt Leben, in einer anderen arbeiten, vielleicht ein wenig die Vorwegnahme von einem mobilen globalen Lebensstil. Auch waren Flugtickets, gemessen an der Zeit als ich begann ein Vielflieger zu sein, deutlich günstiger geworden, meist verbunden mit den heute bekannten Restriktionen.

Anfang der 1990er begann die Zeit der Meilenprogramme zur Kundenbindung. Zu Beginn boten für sie den vielfliegenden Kunden einen großen und echten Mehrwert, also ohne die mittlerweile üblichen Einschränkungen, Verschlechterungen und Entwertungen. Lange Zeit war ein Gratisticket eben wirklich gratis, ohne den heute üblichen Kunden-Beschiß etwa durch Fantasie-Taxes und -Gebühren. Fast Jahrzehnte war ich bei Lufthansa als Senator unterwegs, bei BA hatte ich lange einen Silberstatus, zeitweise auch bei AF/KLM und später bei Air Berlin. Längst Vergangenheit. Heute bin ich nur noch bei SAS mit Eurobonus als Silber unterwegs. Schnell hatte ich auch raus, wie man bis Anfang dieses Jahrtausends seine Meilenkonten durch etwas Nachdenken und Gestaltung prall füllen konnte. Auch die Altpapierfliegerei habe ich mitgenommen. Und jedes Jahr bei Bang und Olofson in der Hamburger Innenstadt den Katalog abgeholt, wofür es dann jedes Mal 1000 Miles gab. Gimme gimme more, gimme miles. Es war wie ein Spiel, wie eine Sucht, selbstkritisch gesagt.

Auch die ganz ganz schmutzigen Tricks kannte ich, und haben sie einige wenige Male auch mitgenommen, aber die darüber schweige ich hier lieber. Heute bin ich nicht sonderlich stolz darauf. Erinnert sei nur an den Siemens-Manager in München, der dabei erwischt wurde wie zur selben Zeit auf drei Kontinenten gleichzeitig im Flieger gesessen hat und dafür Meilengutschriften beim Miles & More verlangte. Tatsächlich arbeite er in seinem Münchner Büro. Später hat er deswegen vor Gericht gestanden. Noch immer interessierte mich Luftfahrt, aber wenn ich heute zurückblicke, war ein Flug in der Concorde komischerweise bis zu meinen ersten Supersonic Flug 1995 immer weit außerhalb meines Blickwinkels und meiner Träume. Ich war ja nun auch nicht mehr in dem Alter, in dem ich davon träumte, Astronaut zu werden oder als europäischer Fidel Castro die Welt zu verändern. :cool:

Ende der 1980er entdecke ich im Londoner Flughafen LHR in einem Büchershop die Logbücher für Vielflieger und begann meine Flüge aufzuzeichnen. Die Digitalisierung sollte ja noch einige Jahre auf sich warten lassen und so erfasste ich meine Flüge analog. Leider gibt es auch Lücken und irgendwann um 2008 hat mich das Interesse daran wieder verlassen. Einige dieser Hefte habe ich gefüllt und da passte schon vieles an Legs hinein.


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Fortsetzung folgt
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
1.806
Hamburg
Fortsetzung 27

Bevor ich auf meinem ersten Concorde Flug zusteuere, werde ich noch etwas sowohl von meiner persönlichen Reisegeschichte und an Zeitgeschichte in den Bericht einfügen. Anfang 1993 hatte ich in Hamburg einen neuen Job als Angestellter übernommen, der eigentlich kaum mit Flugreisen verbunden war. Da er mich aber nur wenig forderte und ich auch große zeitliche Freiheiten hatte, intensivierte ich mein nebenbei betriebenes freiberufliches Beratungsbusiness. Zusätzlich war ich mehrere Jahre an einem Patent beteiligt und kümmerte mich auch aktiv um die Vermarktung. Im Ergebnis war ich sehr viel mehr in Flugzeugen unterwegs als je zuvor, was wie nebenbei auch zu meinen prall gefüllten Meilenkonten führte. Dazu entdeckte ich auch den Nutzen des Ansammelns von vielen Kreditkarten, deren Beantragung immer mit einem erheblichen Zuwachs an Meilen verbunden war. Wenn ich richtig erinnere gab es irgendwann in den neunziger Jahren für die Beantragung einer Air France/KLM American Express Kreditkarte in Gold ein innereuropäischen Freiflug und zusätzlich noch eine Meilen Gutschrift auf dem Konto. Es waren die goldene Jahre der Meilenjagd.

Einige der vielen Reisen erinnere als herausragend: einmal habe ich mir in Athen, wo ich gerade einen Termin hatte, am Lufthansa Schalter ein erste Klasse Ticket für die Strecke nach Hamburg und zurück gekauft, was aufgrund des damaligen Weichwährungsunterschiedes mehr als „schweinebillig“ war. Am Lufthansa Schalter im Hamburg dann gab es dann einen freundlichen Mitarbeiter, der mir in das Ticket ohne größere Zuzahlung noch einen Ausflug von Hamburg nach Dublin, ebensfalls in der First, eingerechnet hat. Wenn ich mich richtig erinnere musste ich dafür nur 18 DM zusätzlich auf den Tisch legen. Auf den Flügen zwischen Athen und Frankfurt saß man in einem Airbus A 300, die erste Klasse war mit sechs oder acht Sitzen im vorderen Bereich noch vom Rest der Kabine abgetrennt. Es gab keinen MDC (Mobile Class Divider), sondern noch eine richtige fest installierte Trennwand. Unterwegs bekam man aus einem größeren silbernen Eimer-ähnlichen Gefäß eine Portion Kaviar auf den Teller, der natürlich aus Porzellan war.:)

Die Coupons nach Dublin ergaben dann einen weiteren schönen Wochenendausflug.

Ein anderes Wochenende nutzte ich am einem Freitagmorgen für einen Wochenendausflug nach San Francisco, am Montagmittag saß ich dann wieder in Hamburg an meinem Schreibtisch. Unterwegs trank ich in der Sonne am Pazifik Kaffee mit Freunden und kaufte mir in einer Shopping Mall neue Laufschuhe, die in Kalifornien um ein vielfaches günstiger als in Deutschland waren. Genutzt hatte ich ein Miles & More Ticket in First Class. Tatsächliche Kosten waren Null DM, den in Abwandlung des historischen Zitats eine Rose ist eine Rose ist Rose aus dem Gedicht von Gertrude Stein galt damals, ein Gratisticket ist ein Gratisticket ist ein Gratisticket.





Eine weitere herausragende Kurzreise war 1994 kurz vor Mitte des Jahrzehnts ein Trip nach Taiwan und Hongkong. Eine Freundin war von der nationalchinesischen Regierung zu einem wissenschaftlichen Kongress nach Taipeh eingeladen und benötigte eine männliche Begleitung. Sofort schrie ich hier. =;

Vier Tage waren wir Gäste der Regierung. Während meine Freundin an dem offiziellen wissenschaftlichen Programm teilnahm, ich verbrachte meine Zeit mit dem Damenprogramm, dem Programm für die Begleitungen, wie es genannt wurde, tatsächlich waren wir fünf Ladies und zwei Gents aus unterschiedlichen Ländern. Neben viel an Sightseeing gab es sogar einen kurzen Empfang für uns Damengruppe beim chinesischen Präsidenten Lee Teng-hui, natürlich nicht der Präsident der Volksrepublik China, sondern von Nationalchina, formerly known as Formosa. Wir sieben Personen wurden auf den schweren Sesseln in einem kleinen Raum im Halbkreis platziert, dann kam Lee Teng-hui herein und machte mit jedem von uns einige Sätze Smalltalk und bedankte sich für den Besuch. Dazu übergab ein kleines Geschenk. Die Fotoapparate klicken und die Kameras liefen. Nach einer halben Stunde war alles vorbei. In meiner Erinnerung war es ein würdevolles und beeindruckendes Erlebnis. Der Präsident wirkte gut vorbereitet, wusste zu uns genau, aus welchen Ländern wir “Damen“ kamen, sprach jeden mit seinem Namen an und machte passenden, persönlichen Small Talk. Er hatte einen angenehmen und festen Händedruck und guckte einem dabei die Augen. Ich fand ihn höchst professionell, beeindruckend und durchaus sympathisch. In Deutschland regierte damals noch die Birne noch für einige Jahre als Bundeskanzler, bevor sie Ende des Jahrzehnts in Schimpf und Schande wegen Schwarzer Kassen und ihrer Geldgeber als persona non grata in der politischen Versenkung verschwinden musste. In meinen Augen und denen vieler anderer war Birne nicht gerade ein Politiker, auf den man stolz sein konnte. Ich war es jedenfalls nicht und fand den Typ eher peinlich.

Auf dem Rückflug von Taipeh gab es noch zwei Tage in Hongkong und einen Tagesausflug nach Mainland China. Eine tolle Reise.
 
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