Hebelt die Bahn diesen Mindestlohn wieder irgendwie aus?
Ab Mai ein deutschlandweit gültiges 49-EUR-Ticket einführen und damit drohen die Bahn wochenlang lahmzulegen, das passt prima zusammen. So bekommt man die Menschen ganz sicher vom flexiblen Auto in den Zug auf die Schiene.
Da gibt es noch ganz andere Probleme. Beispiel Fernverbindung. Bei meiner Zugreise letzte Woche von der Schweiz nach Spanien über eine interessante Route. Hinfahrt:
Tag 1: Mit dem ersten Zug Anschluss in Mailand verpasst. Aufgrund der spärlichen Verbindungen 5 Stunden später am Ziel = 5 Stunden rumsitzen.
-> Lange Schlangen vor den Schaltern, hilf dir selbst, denn dir hilft niemand.
Tag 2: Mit dem ersten Zug in Marseille Anschluss verpasst. Ziel konnte nicht mehr erreicht werden. Ergab so richtig teure Übernachtung in Barcelona und insgesamt 5 Stunden rumsitzen an mehreren Bahnhöfen.
-> Lange Schlangen vor den Schaltern, hilf dir selbst, denn dir hilft niemand.
Rückfahrt:
Mit dem zweiten Zug Anschluss in Brüssel verpasst. Kam 3 Minuten nach Abfahrt Anschlusszug an, ICE war wohl weg, habe ihn zumindest nicht gesehen, aber selbst wenn nicht, im Bahnhof - ich konnte nur staunen, wie kann man Bahnfahren so kompliziert machen - Brüssel werden internationale Züge nur auf speziellen Abfahrtstafeln angezeigt (wo liegt denn hier der Sinn darin, denn sie fahren ab allen Gleisen und nicht nur ab dem internationalen Bereich). Ich brauchte eine Zeit, bis ich die Orientierung hatte, denn wer sich nicht auskennt, der sucht und sucht. Riesenlange Schlange vor den Schaltern und Toiletten, selbst hier haben sie ein System, bei dem man sich fragt, wer sich denn sowas ausdenkt, Internetzugang scheiterte an der Registrierung, ging einfach nicht. Funktioniert hier überhaupt etwas einfach einfach? Hilf dir selbst, denn dir hilft niemand. Kam 2 Stunden später, kurz vor Mitternacht, zu Hause an, denn - das darf auch mal gesagt werden - auf die DB war verlass.
In Spanien und Frankreich waren die Züge sehr voll, wer kurzfristig buchen will, muss damit rechnen, dass es keine Tickets mehr gibt (darum der Umweg über Brüssel). Wer einen reservierungspflichtigen Zug verpasst, muss damit rechnen, dass es im folgenden Zug keinen Platz hat ... undundund. Ich fahre oft Zug und bin reichlich desillusioniert, wie kommen Leute zurecht, die mit dem Zug reisen wollen und umsteigen müssen und die nicht so versiert sind? 3x Langstrecke, 3x hat es nicht funktioniert.
Mein Fazit: Die Streiks sind bezüglich Umsteige-Effekt Flug/Zug und ich behaupte auch Zug/Auto egal. Für Umsteiger ist das Zugsangebot Europas einfach zu wenig zuverlässig und bei Schwierigkeiten, z.B. Zugausfälle, zu kompliziert. Das Auto ist nach wie vor zu attraktiv, ausser es geht in die Innenstädte, will die Bahn das Fliegen konkurrieren, muss sie zuverlässig sein und "einfacher" werden vor allem in Bezug Umbuchung.