8. Tag; 2. Winterreise 2017/18
Am heutigen Tag war es an der Zeit LaLaLand zu verlassen, wir hatten alles gesehen und hielten auch das Frühstück im Hotel nicht mehr aus. Zudem hatten wir die Nacht sehr schlecht geschlafen, denn die Wände sind hauchdünn, unser Nachbar hatte geschnarcht wie ein ganzes Sägewerk.
So ging es zuerst zum Frühstück, zur Abwechslung statt ‚Bacon’ bzw. ‚kein Bacon’ gab es heute gebratene Wurstscheiben zu Spiegelei und getoastetem Graubrot.
Auch beim Internet Abwechslung: statt tagsüber zu funktionieren und nachts nicht, funktionierte es heute tagsüber nicht. Öfter mal was Neues!
Taschen gepackt, ins Auto geschmissen und über Girne in Richtung Nicosia. Am Eingang von Nicosia aus Grine kommend, am großen Kreisverkehr, die Überraschung: ein riesiger NIKE-Store, 3 Etagen plus Fitness-Center. So unterbrachen wir unsere Fahrt, suchten den Store auf.
Selten haben wir einen so hilfsbereiten, geduldigen und freundlichen Verkäufer erlebt, welcher perfekt Englisch und ein paar Brocken Russisch sprach. Am Schluss kauften wir 2 Paar Nike-Air und ein Paar Stiefel, zu zusammen EUR 260.
Wir setzten unsere Fahrt fort, tankten kurz vor der Grenze den Mietwagen randvoll und kamen innerhalb von Sekunden durch die LaLaLand-Grenzkontrolle. Die Grenzerin war sehr freundlich, fragte wie es uns gefallen hätte, erklärte noch dass alle Flaggen auf Halbmast seien, da es der Todestag von Atatürk sei.
Nach kurzer Fahrt kamen wir zur Grenzkontrolle der Republik Zypern (der Echten), wo die Freundlichkeit leider ein Ende fand. Zuerst die Frage weshalb wir im Nordteil der Insel gewesen, wo wir nach Zypern eingereist seien. Die Dame wies mich an das Auto abzustellen, dann wieder zu ihr zu kommen. So stand ich eine Weile dumm rum, bekam dann wortlos unsere Pässe ausgehändigt. Die Dame hatte wohl nicht ihren besten Tag.
Was uns in Südzypern sofort auffiel? Weniger Müll und ältere, kleinere Autos, vorbei mit Massen an Range Rovern, BMW X5/6 & Mercedes E/S-Klasse.
Unser Hotel, das ‚The Classic Hotel’,
fanden wir schnell, wenige Meter von der Grenze entfernt, fußläufig zur Altstadt. Gebucht hatte ich über booking.com, mir war klar, dass es ein ordentliches aber kein Tophotel ist, denn diese (Hilton) lagen mir zu weit vom Zentrum entfernt.
Obwohl erst 13 Uhr war unser Zimmer bereits bezugsbereit. Dieses jedoch zu finden gestaltete sich schwierig, denn das Hotel ist ein einziges Labyrinth aus verschachtelten Treppen und Gängen. Auch sollte man keine 2 Meter groß sein, denn die Decken hängen sehr tief.
Schnell die Sachen im Zimmer abgestellt
und gleich wieder hinunter, Hauptziel des heutigen Tages war das Erlangen eines EU-Rezeptes für Malaria Prophylaxe-Tabletten. Jetzt denkt ihr ‚wo liegt das Problem?’. In der Ukraine gibt es nur ‚Lariam’, ein Produkt das zwar billig ist, dafür aber sehr starke Nebenwirkungen hat. Auch auf Zypern war unsere Suche erfolglos. So mussten wir uns ein EU-Rezept besorgen, um bei einer Online-Apotheke in Deutschland ‚das gute Präparat’ bestellen zu können.
Die Fahrt führte uns zum Appolion-Krankenhaus,
wo wir direkt in die Notaufnahme gingen, unser Anliegen erklärten. Nach wenigen Minuten kam eine Deutsche Ärztin, nahm sich unserer an und stellte das benötigte Rezept aus, kostenlos!
Wieder zurück ins Hotel, Auto geparkt und zu Fuß in die Altstadt, wir hatten Hunger. Beim Laufen durch die Stadt waren wir doch geschockt über den Zustand einer EU-Hauptstadt: Gebäude stehen leer, verfallen, Graffiti überall. Als wir die Haupteinkaufsstraße erreichten wurde es auch nicht besser – aber wir fanden das Restaurant ‚Piatsa Gourounaki’,
in TA die #1 für Nicosia, laut Hotel eine hervorragende Adresse, welche immer voll mit Gästen sei, Einheimische wie Touristen.
Wir bekamen noch einen Tisch im Außenbereich, nahmen Platz und studierten die Speisekarte. Unser Kellner war, welch Überraschung auf Zypern, russischstämmig, beriet und auf Russisch. Während wir zwei eisgekühlte Coke Zero tranken erschien nach kurzem Warten unser Mittagessen, relativ ähnlich der Kost in LaLaLand.
Zuerst Salat,
dann mit Käse gefüllte und Honig übergossene Teigtaschen
und Kebab vom Lamm und Huhn, dazu Pommes Frittes.
Naja, geschmacklich war das Kebab sehr neutral, kein Vergleich zu ‚Jan’ in Paphos oder ‚Ali-M’ in Girne.
Dafür war der Service überaus freundlich, wir bekamen noch ein kleines Dessert
und einen Verdauungsschnaps aufs Haus, bezahlten inkl. Trinkgeld EUR 24.
Da der Faneromeni Platz mit seiner orthodoxen Kirche (erbaut 1872) sehr nahe lag, suchten wir diesen zuerst auf, besichtigten die Kirche.
Weiter ging es an einem hübschen Platz vorbei
nach Osten, vorbei an der als ursprünglich gotische Kirche erbauten Omeriye-Moschee zum Archibishop’s Plalast,
Nicht schlecht wie der Herr haust(e). Auch sein Auto, nicht von schlechten Eltern.
Heute muss der Herr aber wohl sparen, denn wir sahen sein aktuelles Auto hinter dem Zaun geparkt.
Auf dem Gelände befindet sich eine schöne Kirche
mit den wohl schönsten und besterhaltenen Fresken, welche wir auf Zypern gesehen haben. Fotos konnte man leider nicht machen, keine Chance.
Nun ging es wieder zurück durch die heruntergekommenen Gassen der Nicosias. Valentyna merkte an, dass wenn dies ‚Europa/EU’ ist, Odessa schon lange zum Beitritt zur EU bereit ist. Denn heruntergekommener/zerfallener/dreckiger sieht es auch bei uns in keinem Fall aus.
Unser nächster Stopp war der ‚Shacolas Tower, Museum & Observatory’,
am einfachsten zu finden wenn man nach H&M fragt.
Wir nahmen den Aufzug ins 11. Stockwerk, zahlten je EUR 2,50 Eintritt und durften in den rundum verglasten Raum, von welchem man einen 360 Grad Blick auf Nicosia hat.
In jede Himmelsrichtung sind entweder Tafeln oder interaktive Displays (Sprache wählbar) angebracht, welche einem die einzelnen wichtigen Gebäude und Strukturen der Stadt erklären.
Ich kann jedem Besucher von Nicosia dieses Observatory nur ans Herz legen, dieses als allererstes zu Besuchen, um einen Überblick zu bekommen.
Da sich die Sonne in den dem Weste zugeneigten Fenstern spiegelte, öffnete die Museumsdame die Fenster für mich, so dass ich Fotos von zerfallenen Gebäuden der Pufferzone
und dem ehemals luxuriösesten Hotel Zyperns, dem ‚Ledra Palace’,
erbaut ab 1949 im zypriotisch-gotischer Form mit venezianischen Anklängen an der Fassade. 1974 musste das Hotel schließen, dass es in der Pufferzone liegt, wird heute von den Vereinten Nationen als Hauptquartier verwendet und kommt langsam herunter. Hier finden auch die Treffen der Politiker beider Seiten Zyperns statt, wenn es mal wieder zu Verhandlungen kommt.
Nachdem wir alles zur Genüge besichtigt hatten fuhren wir wieder hinunter, gingen zu H&M, besorgten uns was wir für unsere Dezemberreise benötigten, liefen dann zurück zum Hotel, wo wir den ‚herrlichen Ausblick’ aus unserem Zimmer
und den ‚Duft’ des Abzugs der Hotelküche genossen, der unser ganzes Zimmer erfüllt.
Um kurz nach 20 Uhr liefen wir los, vorbei an der Stadtmauer aus venezianischer Zeit,
Ziel was das angeblich beste Fischrestaurant Nicosias, wenn nicht ganz Zyperns, wo wir für 20:30 einen Tisch reserviert hatten. Schon der Parkplatz des Restaurants machte klar, dass hier die wohlhabenderen Zyprioten gastieren.
Pünktlich kamen wir am Restaurant ‚Pyxida’ an,
liefen an der Fischauswahl vorbei,
durchs Restaurant,
bekamen einen Rauchertisch im Wintergarten.
Die Servicekraft war ziemlich unfreundlich, nahm unsere Bestellung für einen Weißwein und Coke Zero auf, knallte uns die Speisekarte hin.
Ein anderer, freundlicherer Kellner fragte uns dann nach unseren Essenswünschen, wir entschieden uns für die hochgelobten Fischmeze.
Zuerst wurde eine Fischsuppe serviert,
welche man selbst mit reichlich Zitronensaft und Croutons verfeinerte, bzw. dieser überhaupt Geschmack gab.
Schon kamen die üblichen Verdächtigen, Tarama, Tzatziki, Tahini, Auberginenmouse, ein Fischsalat, Salat mit Gurken & Tomaten sowie grüne Oliven.
Wie üblich war alles sehr geschmacksneutral, selbst das Tarama. Dafür war der Fischsalat sehr sauer, dem Salat fehlte Salz & Pfeffer vollständig, nur die Oliven überzeugten.
Weiter mit allen möglichen frittierten Meerestieren, Krabben, Tintenfisch, Krevetten, kleinen & großen Fischen sowie Fischkroketten. Und wieder, wie immer, alles ohne Geschmack, einfach nur ‚Fisch in die Fritteuse geschmissen’, lieblos, teilweise auch viel zu trocken.
Das was wirklich in Ordnung war, war der Tintenfisch vom Grill.
Zwar auch ohne jegliche Würze, dafür aber mit Grillgeschmack.
Wir hatten echt genug, brachen die Speisezufuhr ab, sagten dem Kellner er soll den Rest der Meze behalten und den Katzen geben. Uns tut es einfach nur Leid wenn Geschöpfe, auch wenn es ‚nur’ Fische sind, ihr Leben lassen müssen und dann von einem ‚Koch’ zu einem geschmacksfreien Etwas verarbeitet werden.
Okay, wir gaben dem Laden noch eine Chance, bestellten Baklava
und türkischen... ähhh ‚zypriotischen Kaffee’.
Der Kaffee war echt gut, der Höhepunkt des Abendessens – was man vom furztockenen Baklava nicht behaupten konnte.
Nachdem uns von der ersten unfreundlichen Kellnerin die Rechnung hingeknallt wurde, bezahlten wir EUR 65 und traten den Rückweg zum Hotel an, wo unser Zimmer nach Frittenfett roch, die Lüftung nicht funktionierte.
Eines wissen wir jetzt mit Sicherheit: das war es mit ‚griechischer Küche’ für uns. Dies war auch zum Glück unser letzter vollständiger Tag auf Zypern, somit sollte uns dies auch gelingen.
P.S.: Im Anschluss an unseren Aufenthalt in der RoNC stellt sich mir die Frage, wie ein ‚Land’ ohne großartige Industrie, welches dermaßen sanktioniert ist, dass es nur aus der Türkei importieren und auch nur dorthin exportieren kann, zu einem doch recht ordentlichen Wohlstand kommen kann, sich eine dermaßen gute Infrastruktur leistet. Fast alles was man anfasst, egal ob Toilettenpapier, Möbel, Autos, Baumaterial usw. kommt über die Türkei aus der ganzen Welt. Die Kasinos und die, im Vergleich zum Südteil, paar Touristen können das alles ja wohl kaum bezahlen. Entweder ist dieses ‚Land’ ein riesiges Drauflegegeschäft der Türkei oder die Jungs müssen eine mir unerschlossene Einnahmequelle erfunden haben (deshalb ‚LaLaLand’ – denn hier muss etwas faul sein).