24. Tag; 3. Winterreise 2017/18
Zuerst allen alles Gute für 2018, dass es noch weniger Flugzeugabstürze und Tote gibt als 2017. Interessant fand ich die Tatsache, dass in 2017 Fliegen und Nicht-Fliegen eine ähnliches Todesrisiko barg: Von 73 Toten 35 am Boden durch den Flugzeugabsturz ums Leben kamen.
Aber nun zurück zum Reisebericht:
Der finale Tag des Jahres 2017 wartete leider nicht mit dem erhofften Wetter auf, statt Sonne gab es diese Aussicht:
Aber mich wunderte dies nicht wirklich. Als ich vor einigen Jahren mit -1 für 3 Tage in Kapstadt war, sahen wir nicht ein einziges Mal den Tafelberg, so schlecht war das Wetter die ganze Zeit.
Wegen der Wasserknappheit duschten wir so schnell wie möglich, hängten unsere Handtücher, entgegen unseren Gewohnheiten, an die Haken, damit diese nicht gewechselt werden.
Da dies unsere Pläne im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen ließ, entschieden wir in aller Ruhe in die Club Lounge zum Frühstücken zu gehen.
Dort wurde wir angenehm überrascht, denn unsere Erwartungen nach den ‚Dinner-Snacks’ vom Vorabend waren nicht besonders hoch. Was uns dann jedoch an Auswahl & Qualität beim Frühstück erwartete übertraf alle unsere Vorstellungen von einem Lounge-Frühstück.
Nicht nur bekamen wir den besten Espresso der letzten 3 Wochen, wir mussten auch keine Eierspeisen essen, um irgendwie satt zu werden. Von hervorragenden Früchten (inkl. Blaubeeren) über hausgemachtes Granola,
gebeiztem Lachs in sehr guter Qualität, rare gebratenem Thunfisch und sogar Zungen-Aufschnitt war wirklich alles vorhanden was das Herz (und die Geschmacksknospen) nach 3 Wochen Namibia begehrt.
Obwohl die Lounge aus allen Nähten platzte sorgte das Personal zeitnah für Nachschub, auch neuer Espresso kam ungefragt mit wirklich heißer fettarmer Milch. So hielten wir uns in der Lounge für über eine Stunde auf, genossen das Ganze in vollen Zügen – Alternativen gab es bei diesem Schmuddelwetter eh wenige.
Gegen 12 Uhr hellte es sich etwas auf, wir ließen das Auto vorfahren, wollten dem Bell-Boy die 10 Rand geben, welche wir gestern bei Autoabgabe im Becherhalter gelassen hatten. Überraschung! Die 10 Rand waren verschwunden. Valentyna war stinksauer, dass selbst vom Hotelpersonal, das dauernd Trinkgeld für die Wagenvorfahrt bekommt, Geld aus dem Auto stielt. Mir war dies ganz recht, denn so hatte sie anhand von US$ 0,75 gelernt wie in Südafrika der Hase läuft, dass sie verdammt aufpassen muss.
Wir fuhren in Richtung Bo-Kaap, dem islamischen Viertel der Malaien in Kapstadt. Dieses Viertel ist wegen seiner Moscheen, der bunt gestrichenen Häuser (übrigens überwiegend in gutem Zustand) und der steilen Kopfsteinpflasterstraßen eine Touristensehenswürdigkeit.
Auto abgestellt, alles von Wert in Valentynas Rucksack verpackt, und durch die engen Straßen gelaufen.
Natürlich war besonders viel los, erstens weil aktuell besonders viele Touristen in der Stadt waren, zweitens weil man bei dem Wetter ansonsten nicht viel unternehmen konnte.
Nach 20 Minuten des Herumlaufens hatte man aber auch schon alles gesehen, wir setzten uns wieder ins Auto, verließen das Viertel und fuhren zum Signal Hill, von wo man eine tolle Aussicht auf Kapstadt haben soll. ‚Soll’, denn das Wetter zog sich wieder zu, wir drehten auf halben Weg um, fuhren wieder hinunter zum Wasser,
etwas der Uferpromenade entlang.
Aber auch hier war es eher grau, nichts zu sehen.
Valentyna fühlte sich zudem zunehmend unwohl, extrem viele Bettler an den Kreuzungen, auf den Grünstreifen. Alles nicht sehr beruhigend wenn man schon beim Verlassen des Hotels gewarnt wird, man sollte die Seitenfenster im Auto nicht öffnen, immer schauen dass die Türen verschlossen sind, sich umschauen bevor man aussteigt. Wir wohnen wahrlich in keinem reichen Land, wahrscheinlich mit einer ähnlichen Armutsrate wie in Südafrika – aber eine solche Kriminalität kennen wir, trotz nicht funktionierenden Polizeisystems, nicht.
Valentyna wollte wieder ins Hotel. Da eh nichts zu sehen war erfüllte ich ihr diesen Wunsch. Im Zimmer angekommen stellten wir zu unserer Überraschung fest, dass die wieder aufgehängten Handtücher und auch die Bettwäsche gewechselt wurden – soviel zum Wassersparen!
Nun hatten wir Zeit das Gym des WESTIN zu testen, fuhren ins 19. Stockwerk, wo sich dieses befindet.
Für ein Hotel dieser Größe ist dieses Gym ein absoluter Witz, viel zu klein, die Geräte zu eng stehend, man stört sich gegenseitig beim Training.
Trotzdem zog ich 45 Krafttraining durch, ging für 30 Minuten aus Laufband, Valentyna mühte sich auf dem Cross-Trainer und Laufband ab. Nach dem Duschen hingen wir artig unsere Handtücher zur Wiederbenutzung auf, mit dem Ergebnis, dass diese noch am Abend gegen frische ausgetauscht wurden.
Um 17 Uhr verspürte wir etwas Hunger, die Snacks wurden heute im Erdgeschoss in der Lobby-Lounge serviert.
Dies ist die Portion für 2 Personen! Ich fragte die Dame wie wir dieses Glas mit dem grünen Püree teilen sollten – worauf wir ein zweites bekamen.
Wir wollten nun 1 ½ Stunden schlafen – aber wie das so ist, wenn man etwas will, dass klappt es nicht.
Um kurz nach 20 Uhr fuhren wir los, ich hatten schon vor Monaten für 20:30 einen Tisch im Restaurant ‚La Mouette’ reserviert. Das Restaurant befindet sich in einem Haus im Kolonialstil,
die Security am Eingang überprüfte unsere Reservierung, wir wurden eingelassen uns zu unserem Tisch geführt. Der Innenraum war rustikal aber edel ausgeführt, alle Tische in beiden Stockwerken besetzt.
Unsere Servicedame stellte sich vor, wir erhielten die Speisekarte
sowie zweierlei hausgemachtes Brot mit flüssigem Rinderfett, welches mit Schalotten, Knoblauch und anderen Gewürzen parfümiert war.
Nach einigem Warten, Kir Royale für Valentyna (dabei blieb sie auch den ganzen Abend) und Coke Zero für mich, erschien unsere erste Vorspeise, drei verschieden ‚Snacks’,
hervorragende Austern, geschmacksintensive Trüffel-Kroketten an Aioli und etwas langweilige Rinder-Short-Ribs.
Weiter ging es mit Panna Cotta vom geräucherten Sellerie.
Wirklich interessant wurde dieser aber erst durch die Topping,
obwohl teilweise etwas schwer zu beißen, da sehr hart (fast wie grober Sand).
Als Pastagericht servierte man uns Kräuter-Gnocchi auf Erbsenpüree und einem angeflammten, leicht säuerlichen Baby-Chinakohlblatt.
Normalerweise ist Valentyna kein Gnocchi-Freund, aber die gingen durch – mir war es durch den Kohl etwas zu säuerlich.
Das Fischgericht kam als kurz angebratener Thunfisch mit gepufftem Reis und Mangostückchen.
Sah toll aus, war aber mit Sicherheit das unharmonischste Gericht des Abends.
Das Fleischgericht war dafür perfekt,
hier passte alles, die Kombination der einzelnen Komponenten, der Garpunkt wie auch die Qualität des Fleisches. Ein Genuss!
Das erste Dessert war gewöhnungsbedürft – aber sehr, sehr interessant,
Eingelegte, leicht säuerliche Karottenstreifen (erinnerten stark an ‚koreskaja markovka’ – für den, der sich mit russischer Küche auskennt) mit einem hausgemachten, knusprigen Fladenbrot, welches in einer cremigen, leicht käsigen Mousse steckte.
Ein Traum war die Süßspeise, ein geliertes Blaubeerensorbet, etwas an japanische ‚Mochi’ erinnernt.
In Verbindung mit den ganzen anderen Komponenten hätte ich mich reinsetzten können. Zum Glück ist Valentyna keine ‚Süße’, und so bekam ich noch etwas von ihrer Portion ab.
Nun war es auch schon kurz vor Mitternacht, wir bestellten noch einen Kir Royal sowie eine Coke Zero, gingen nach draußen auf die Veranda und begrüßten zusammen mit den anderen Gästen sowie dem Personal das Neue Jahr.
Gegen 00:30 waren wir wieder im Inneren, bekamen zum Espresso noch diese süß-säuerlichen Maronen,
bezahlten die Rechnung und fuhren im dicksten Stau zurück zum Hotel.